Unboxing – das Phänomen

Unboxing-Videos sind ein riesiger Erfolg auf YouTube: Menschen filmen sich dabei, wie sie neue Produkte auspacken. Millionen Teenager und Erwachsene sehen ihnen dabei zu. Sucht man auf YouTube nach «Unboxing», erzielt dies über 41 Millionen Treffer. Der Trend soll laut Google Trends und Wikipedia bereits im Jahr 2006 gestartet haben.

Einmal ist es ein schwebender Bluetooth-Lautsprecher, im nächsten Video eine iPhone-Hülle, die in einem Stück Holz verpackt ist, dazu ein cooler Kommentar aus dem Off. Nein, das ist kein Werbeclip von Apple oder einer anderen Marke. Die Produkte stammen aus den unterschiedlichsten Quellen und sprechen Menschen mit ganz unterschiedlichem Budget an.

Unboxing, also Auspacken, nennt sich dieser Trend, der dank YouTube möglich wurde. Gefilmt wird, wie hingebungsvoll ein Päckchen mit den neusten iPhones, ein Rasenmäher oder ein Lego-Star-Wars-Paket ausgepackt wird. Die Verpackung wird aufgerissen, das Füllmaterial entfernt und das ganze kommentiert. Schliesslich hält der Protagonist ein neues paar Kopfhörer, Sneakers oder ein Plastikspielzeug in der Hand. Das einzig wichtige ist, Millionen schauen dabei zu.

Unbox Therapy

Lewis Hilsenteger heisst der Kanadier, dessen Channel namens «Unbox Therapy» schon von über 4 Millionen Personen abonniert wurde. Berühmt wurde er mit dem «iPhone 6 Plus Bend Test», in dem er testet, ob sich das iPhone 6 tatsächlich von Hand verbiegen lässt. Dieser Clip wurde insgesamt über 68 Millionen Mal auf YouTube aufgerufen. Inzwischen ist Lewis längst Millionär und Schätzungen zufolge verdient er jährlich fast eine halbe Million dazu.

Dank Online-Shopping

Es gibt bis heute keine wissenschaftlichen Studien, wieso aus diesen Unboxing-Videos so ein grosses Phänomen wurde. Ein möglicher Grund liegt im Online-Shopping, denn es wird immer mehr online eingekauft und da fehlt uns die Möglichkeit, die Produkte auszupacken und zu fühlen. Ausserdem kann es ein schönes Gefühl sein, wenn das langersehnte Produkt vor einem ausgepackt wird und sollte man sich überlegen, es zu kaufen, erhält man auf bequeme Art und Weise alle wichtigen Infos.

Wie lange hält der Trend?

Wie lange sich der Trend noch hält, ist schwer abzuschätzen. Im Jahr 2014 hat der YouTube-Kanal «DC Toys Collecter» laut «The Guardian» mehr Umsatz erzielt als jeder andere Kanal auf YouTube. Der Kanal wird von einer anonymen Frau geführt, die Disney-Spielzeug auspackt. Im deutschsprachigen Sprachraum ist das Unboxing-Phänomen noch immer nicht so ganz angekommen.

Ein Beispiel eines solchen Videos auf Deutsch ist das Unboxing-Video vom Microsoft Surface Book.

Ausserdem hier noch ein weniger ernst gemeintes Video.

(fs)

Kritik
von Philippe Zuber

Motivation

Die Idee für das Projekt kam mir beim Schauen eines Clips von «Unbox Therapy». Mir viel auf, dass der Kanal ziemlich viele Views erzielt und ich keinen ähnlichen deutschsprachigen Kanal kenne. Das Konzept dahinter fand ich sinnvoll. Es leuchtet mir ein, dass die heutige medienaffine Gesellschaft an neuen Produkten auf dem Technikmarkt interessiert ist. Folglich beschloss ich es selbst auszuprobieren und ein eigenes Unboxing Video zu produzieren.

Produkte

Ein kurzer Artikel sollte zum Clip hinführen, denn ich befürchtete, dass doch noch viele noch nie von dem Unboxing Phänomen gehört haben. Zwei Unboxing Clips sollten es sein. Ein seriöser Clip, der tatsächlich von einem aktuellen und interessanten Produkt handeln soll. Dem Microsoft Surface Book. Es ist in der Schweiz noch nicht so lange auf dem Markt und besonders für Medienaffine Leute interessant. Der zweite Clip sollte weniger Seriös, beinahe satirisch sein. Er soll die typischen Elemente eines Unboxing Clips hervorheben.

Erfahrungen

So simpel sie auch scheinen mögen, sie sind es nicht. Die Unboxing Videos benötigen vorab Recherche und ein genaues Abklären der technischen Details. Diese Zeit darf man nicht unterschätzen. Ausserdem sind neue Produkte nicht so einfach zu bekommen. Des Weiteren hat ein Produkt immer einige spezielle Details, die es herausragend machen. Es ist wichtig auf diese genau einzugehen.

Man muss sich grundsätzlich immer entscheiden ob der Vorsteller des Clips sichtbar ist oder nicht. Es gibt beide Varianten und es gibt bei beidem Vor- und Nachteile. Im Nachhinein denke ich, wäre es besser, wenn der Auspacker des Produktes sichtbar ist.

Es ist sehr praktisch sind solche unboxing Videos so genau planbar. Dies kann aber zu übermässigem Perfektionismus führen. Man könnte natürlich immer noch ein Detail ändern, verbessern und hinzufügen. Genau das nimmt dem Video aber den spontanen Charakter, den die meisten Unboxing Videos innehaben. Man sollte sich genau überlegen, auf welchem Hintergrund man die Videos macht. Ich habe bei meinen bewusst auf einen fast schon sterilen Hintergrund gesetzt. Ausserdem ist zu beachten, dass man Spieglungen im Produkt vermeiden sollte. In meinem Raum gab es einen green Screen, der auf das Produkt schimmerte. Ich konnte den Schimmer grösstenteils herausarbeiten aber er wirkt dennoch vereinzelt.

Beim Knackerli Video habe ich den Ton während der Aufnahme gemacht und beim Surfacebook im Nachhinein. Auch hier hat es Vor- und Nachteile. Es ist aufwendig, wenn ein ganzer Clip nachvertont wird und die Kommentare danach punktgenau stimmen sollen. Dafür hat man noch Zeit genau zu entscheiden, welche Details man nun wie stark betonen möchte. Natürlich setzt dies voraus, dass zuvor genügend Bildmaterial zu allen Details erstellt wurde.

Selbstreflexion

Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Natürlich hätte ich im Nachhinein das eine oder andere besser machen können und dennoch sind es gelungene Clips. Den Knackerli Clip hätte ich vielleicht noch stärker überzeichnen sollen damit er wirklich als Satire rüberkommt. Beim Surfacebook hätte ich einige andere Details noch erwähnen können aber dann wäre das Unboxing Video möglicherweise zu lange geworden. Insgesamt könnte man noch mehr versuchen Details zum Produkt zu vermitteln, die sich jemand nicht so einfach über das Internet holen kann.

Ich denke der Beitrag macht Lust ein eigenes Unboxing Video zu machen. Die Möglichkeiten sind immens, weil die Produktepalette so riesig ist. Man könnte in Zukunft noch viele weitere solche Clips produzieren und sie auch auf experimentellere Art und Weise vorstellen.

Es wäre des Weiteren möglich noch eine Bildergalerie anzufügen oder eine Infografik zu erstellen. Mir ging es aber bei diesem Beitrag primär um das Unboxing Phänomen, weshalb ich dies bewusst weggelassen habe.

Equipment

  • Zoom H6
  • Canon EOS 60D Set
  • Canon EOS 70D Set
  • Richtmikrofon Rode NTG-1
  • Mikrofonständer
  • 2x Videostativ
  • Lichter von Studio im Medienhaus

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