Underwater

Thalassophobie – die Angst vor grossen Wassermengen und ihre Unkontrollierbarkeit. Viele Menschen leiden bewusst oder unbewusst unter ihr. Für diese Personen ist ein Sprung ins Meer, das Betreten eines Schiffes oder das Schwimmen im Ozean unvorstellbar. Aber was, wenn sie dadurch mehr verpassen, als sie denken?

Bilder von Haien, Meeresalgen oder Tieren aus der Tiefsee versetzen Menschen mit Thalassophobie bereits in Panik. Ihre grösste Angst ist, nicht zu wissen, was sich unter der Meeresoberfläche befindet. Ein Urlaub am Meer bringt für sie keine Erholung, sondern ist der reinste Albtraum.

In heftigen Fällen konzentrieren sich Thalassophobiker sogar auf Farbveränderungen oder auf den Wellengang, wenn sie sich in Meeresnähe aufhalten. Häufig ist ihre Paranoia so stark, dass sie gar nicht bemerken, welche Vorteile und Schönheit das Meer überhaupt bietet.

Die häufigste Ursache der Phobie ist ein traumatisches Erlebnis. Bereits die Nähe zu Seen und dem Meer, der Tritt auf Seegras oder der Gedanke an eine negative Erfahrung kann die Angst bei Betroffenen auslösen.

Selbst wenn es nicht die Phobie an sich ist, meiden immer mehr Menschen grössere Wasserflächen, weil ihnen das Unbekannte unter sich ein mulmiges Gefühl bereitet. An jene Personen richtet sich mein Video. Ihnen möchte ich zeigen, was die Unterwasserwelt wirklich zu bieten hat.

«There’s nothing wrong with enjoying looking at the surface of the ocean itself, except that when you finally see what goes on underwater, you realize that you’ve been missing the whole point of the ocean. Staying on the surface all the time is like going to the circus and staring at the outside of the tent.» – Dave Barry

(ae)

Kritik
von Lorena Beck

Idee:
Als Wasserratte und passionierte Taucherin liegt mir viel daran, meine Begeisterung mit anderen zu teilen. Die Idee, aus reinen Unterwasserkameraaufnahmen einen Film zu machen, hatte ich dementsprechend schon länger. Mit dem Wissen, eines Tages diesen Film zu machen, hatte ich seit dem Frühling 2016 mit meiner Kamera viele Momente festgehalten und somit sehr viel Material gesammelt. Doch der Film sollte nicht nur Impressionen zeigen, sondern mich auch herausfordern. Deshalb beschloss ich, jedes einzelne nur mögliche Geräusch nachzuvertonen.

Vorbereitung:
Diesen Sommer hatte ich in einem Konzept aufgeschrieben, wie mein Film aussehen soll, welche Szenen, Übergänge und Töne er beinhalten soll, an welchen Orten ich was aufnehmen muss und welche Gegenstände und Personen ich dafür benötige.

Durchführung:
Als erstes hatte ich alte Aufnahmen gesichtet und sortiert. Danach hatte ich aus zig verschiedenen Audiobibliotheken von dutzenden Internetseiten Geräusche, Soundeffekte und Musik heruntergeladen. Schlussendlich hatte ich mir meine eigene Unterwassersammlung angelegt, welche nun 96 verschiedene Audiofiles beinhaltet. Davon hatte ich etwa 80 % verwendet.
Bei den Videos ging ich so vor, dass ich mich nach folgenden Drehorten richtete: Pool, Badewanne, Baggersee, Walensee, Crestasee, Caumasee, das Meer in Kreta und das Meer in Australien. Bis auf die Aufnahmen in Australien, und einer an der Aare hatte ich alle diesen Sommer gefilmt. Mein Equipment bestand nur aus einer Nikon Coolpix AW130. Das ist eine wasserdichte Digitalkamera.
Während des Sichtens war mir schnell aufgefallen, dass ich mehr als genug Material habe und dass ich viele Shots nicht verwenden konnte.

Herausforderungen:
Das Zusammensuchen von qualitativ hochstehenden Audiodateien, die auch noch gratis und lizenzfrei sind, hat mich sehr viel Zeit und Nerven gekostet. Auch das Synchronisieren mit einem geeigneten Ton war sehr aufwändig. Mein Projekt hatte acht Video- und 12 Audiospuren. Das Colourgrading war insbesondere bei Aufnahmen unter 10 Metern unter Wasser sehr schwierig, da das schwindende Licht vieles in reinen Blautönen hinterliess. Aber die grösste Herausforderung war - wie auch sonst - mich zu entscheiden. Welche Aufnahmen verwende ich wann? Wie soll der Film genau enden? Auf welche guten Aufnahmen muss ich verzichten? Welches der zehn Wellenrauschen passt am besten zu meiner Welle?

Fazit:
Mit stolz kann ich behaupten, dass ich noch nie mit so viel Herzblut an einem Digezzprojekt rangegangen bin. Noch nie hat mir eine Aufgabe so Spass gemacht. Ich konnte meine Fähigkeiten in After Effects, Premiere Pro und Audition erweitern und meine Begeisterung für die Unterwasserwelt vergrössern.

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