Unsee

UNSEE ist irgendwie alles aber auch nichts, nichts Wirkliches. UNSEE sind eingefangene Erinnerungen, Vertrauen, Emotionen, Lachen, Tränen. UNSEE ist ein Sammelsurium wirrer Gedanken, Ideen, Wissen, das wir nicht brauchen. UNSEE ist Verständnis und Tiefgang. Das alles ist UNSEE.

Wir alle tragen Erinnerungen mit uns, haben Dinge erlebt, die wir nicht vergessen, oder nie mehr vergessen wollen. Diese Erlebnisse bilden unsere Persönlichkeit, formen unsere Einstellung und unser Wissen. Unsee geht der Frage nach, wieso wir diese Erinnerungen einfach nicht mehr loswerden.

In einer Porträtserie öffnen sich sieben Personen und erzählen von den Erinnerungen, die sie nicht mehr vergessen und welche Auswirkungen diese auf sie haben. Neben den Fotos findest du auf der Website noch mehr Wissenswertes, vielleicht aber auch nur unnützes Wissen.

(lhu)

Kritik
von Nathalie Müller

Idee
Täglich werden wir mit Reizen überflutet und vergessen das Gesehene schnell wieder. Es gibt aber Dinge, die wir nicht mehr vergessen. Wieso das genau so ist, dieser Frage wollte ich nachgehen. Dafür porträtierte ich 7 Personen, die mir IHRE Erinnerung anvertrauten. Sei es eine alltägliche Begegnung oder ein traumatisches Erlebnis. Dabei fotografierte ich nur ihre Augen, Gesicht und Identität bleiben anonym.

Die Porträtserie nimmt aber nicht nur die Haltung der Porträtierten ein. Auch wollte ich den psychologischen Aspekt ergründen. Daher führte ich ein Interview mit zwei Gedächtnisforscherinnen und sammelte zusätzlich unnützes Wissen, das man eigentlich gleich wieder vergessen kann.

Recherche & Konzeption
Als Grundlage der Arbeit widmete ich mich einer fundierten Recherche. Da der Sachverhalt für mich sehr kompliziert zu verstehen war, entschied ich mich, mich auf klar verständliche Zeitungsartikel und Interviews zu stützen. Anhand der Ergebnisse aus der Recherche erstellte ich das Konzept der Website. Ich teilte die Themenbereiche auf und entschied je nach Komplexität, ob das Thema in einem Interview verarbeitet wird oder ob ich es auf meine Fakten-Liste mit dem unnützen Wissen stelle.

Fotos & Stories
Für die Porträtserie suchte ich 10 Personen, die mir ihre Geschichte anvertrauen wollten. Ich fragte vorzugsweise in meinem Freundeskreis nach, damit das Vertrauensverhältnis bereits vorhanden war. Die Suche nach den Protagonisten dauerte sehr lange, viele wollten trotz der Anonymität nicht mitmachen oder wussten nicht, welche Erinnerung sie mir erzählen sollten. Schlussendlich habe ich sieben Leute gefunden.

Nun ging es darum, die Fotoshootings zu organisieren: Die Organisation der Fototermine war schwerer als gedacht, da mehr als die Hälfte meiner Protagonisten in Basel wohnt, wollte ich alle an einem Tag fotografieren, und damit mehrmaliges Reisen vermeiden. Da meine Protagonisten aber alle unterschiedliche Tagesabläufe hatten, ging diese Rechnung nicht auf und ich musste zweimal nach Basel fahren. Die Porträtierten fotografierte ich jeweils am Ort ihrer Wahl, meistens bei Ihnen zu Hause. Ich wollte, dass sich meine Modelle während dem Shooting aber auch während dem Interview wohlfühlten. Ich führte mit ihnen deshalb vor Ort Small Talk um die Atmosphäre zu lockern. Bei meinem ersten Shooting war ich vollbepackt unterwegs und hatte alleine Mühe das Equipment von A nach B zu bringen. Ich hatte Kunstlicht, Reflektoren, Stative und die Kamera dabei. Für die nächsten Fotos beschloss ich, mit weniger Equipment zu arbeiten. Dies erwies sich dann aber als Fehler, denn die Qualität der Fotos litt ohne das indirekte Kunstlicht.

Im Allgemeinen hatte ich während der Shootings mit der jeweiligen Lichtsituation zu kämpfen. Hatte ich bei einer Person das richtige Licht gefunden, stimmte es bei der zweiten schon nicht mehr. Die Modelle mussten also viel Zeit mitbringen, was die meisten leider nicht hatten. Deshalb sind mir nur drei von insgesamt vier Bildern wirklich zu meiner vollen Zufriedenheit gelungen.

In den Interviews liess ich mir die Erinnerungen genauso erzählen, wie sie die Porträtierten in Erinnerung hatten. Ich nahm bewusst auch Gedächtnislücken auf, denn auch diese Stellen waren für mich entscheidend. Oftmals wussten die Interviewpartner nicht, wie sie mir ihre Geschichten erzählen sollten. Dann bot ich ihnen Hilfestellung und wir versuchten gemeinsam die Erinnerung zu erarbeiten.

Dieser Teil meines Projekts hat mich besonders gerührt. Nicht nur vertrauten sich diese Leute mir an. Es entstanden intime Momente des Teilens. Es wurde gelacht, es wurde geweint. Ich freue mich diesen, in meinen Augen wunderschönen, Menschen in dieser Form begegnet sein zu dürfen.

Bildbearbeitung
Die Bilder der Augenpartien sollten authentisch wirken, weshalb ich auf grosse Retuschen verzichtete. In erster Linie korrigierte ich kleine Schönheitsfehler wie Rötungen oder dunkle Stellen unter den Augen. Die Bildbearbeitung war dennoch zeitaufwendiger als gedacht. Da ich beinahe alle Protagonisten in anderem Licht fotografiert hatte, waren die Bilder unterschiedlich eingefärbt. Mit Photoshop und Lightroom versuchte ich eine gesunde Farbe in die Gesichter zu bekommen und eine einigermassen einheitliche Porträtserie zu gestalten. Leider sind in einigen Augen Reflektionen zu sehen. Diese versuchte ich zu korrigieren, was mir aber nicht gelang, da die Augen ansonsten ihren natürlichen Glanz verloren hätten. Dies ist auch einer der Gründe, wieso ich mit meinem Projekt nicht zufrieden bin.

 

Interview Gedächtnisforscherinnen
Um dem Gedächtnis und dem Phänomen des Vergessens / Erinnerns tiefer auf den Grund zu gehen, bereitete ich ein Interview mit Psychologen oder Forschern vor. Dafür wählte ich drei spannende Themen aus der Recherche aus und erstellte einen Fragebogen. Für das Interview erhielt ich auf Anfrage zu Beginn viele Absagen. In einer zweiten Runde wurde ich auf die Gedächtnisforscher der Uni Bern verwiesen und erhielt die Zusage, mit zwei Doktorandinnen ein Interview zu machen. Eigentlich wollte ich die Interviews als Video aufnehmen, doch die Interviewpartnerinnen sagten nur für ein Textinterview zu.

Obwohl ich sehr froh war, dass mir die beiden für das Gespräch zusagten, war ich von dem Ergebnis etwas enttäuscht. Ich erhielt nur vage Antworten und ich konnte nicht viele neue Erkenntnisse sammeln, die ich nicht schon einmal in der Recherche gelesen hatte. Ob dies an den Interviewpartnerinnen oder am Forschungsstand liegt, darüber möchte ich lieber nicht spekulieren. Trotz diesem Dämpfer versuchte ich aus den Antworten ein spannendes, leicht verständliches Interview auszuarbeiten, was mir meiner Meinung nach gelungen ist.

 

Website
Ursprünglich wollte ich die Website mit einem Wordpress-Theme gestalten. Da wir aber in diesem Semester das CSS-Framework Bootstrap behandelt hatten, entschied ich mich dazu, die Website mit Bootstrap zu programmieren. Ich arbeitete vorzugsweise mit Image Cards, die ermöglichen, Bild und Text übersichtlich darzustellen. Nachdem ich für die Porträtfotos die Cards verwendet hatte, änderte ich meine Meinung und entschied mich, die Fotos als Slideshow einzupflegen. Dafür musste ich nun die Bilder erneut bearbeiten, denn die Unterschiede und Fehler in den Bildern waren durch die grosse Ansicht unübersehbar.

Für die Seite «Unnützes Wissen» gestaltete ich zusätzlich Illustrationen, die die Facts versinnbildlichen. Auch hier dauerte die Gestaltung länger als eingeplant, denn nicht immer gelang mir eine Zeichnung, wie ich sie wollte. Die Übertragung der Facts in eine Zeichnung war nicht immer sofort klar und erforderte sehr viel Kreativität und Geduld.

Da ich mit dem Programmieren sehr Mühe habe, war ich froh, mit diesem Framework gearbeitet zu haben. Ich merkte aber schnell, wo die gestalterischen Grenzen liegen. In meiner nächsten Arbeit möchte ich mehr Fokus auf eine attraktiv gestaltete Website legen.

 

Learnings:

  • Die Fotoshootings werde ich in Zukunft im gleichen Studio, mit den gleichen Lichtverhältnissen aufnehmen.
  • Trotz der Mühsale mit vollständigem Equipment arbeiten
  • Um eine Vertrauensbasis mit einer Person aufzubauen, muss man je nachdem auch viel von sich selbst preisgeben
  • In meinem nächsten Projekt lege ich höheren Wert auf eine attraktiv gestaltete Website, damit ich selber mit meiner Arbeit zufrieden bin.

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