Wer bist du? Was macht dich als Mensch aus, wenn alles Materielle wegfällt? Woran hältst du dich fest, wenn du das Gefühl hast, den Boden unter den Füssen zu verlieren?

Der Mensch in all seinen Formen, Farben und Facetten fasziniert uns. Wir wissen, dass jeder von uns einzigartig ist. Leider lassen wir uns alle aber oft durch unser Umfeld oder die Gesellschaft definieren und haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Nicht unser Aussehen oder unser Körper macht uns zu einem besseren oder schlechteren Menschen. Was uns besonders und wertvoll macht, ist unser Charakter! Unser Körper ist so wunderbar, dass er die ganze Wucht unseres Charakters tragen und schützen kann. Dafür sollten wir ihn lieben. Aber vor allem sollen wir uns als Menschen lieben, mit allem was uns ausmacht – mit unseren Stärken und Schwächen. Wer sich selbst kennt und weiss, wie wertvoll er ist, den kann so schnell nichts aus der Bahn werfen.

Wir stellen dir vier Menschen vor, die gelernt haben, sich selbst zu lieben. Wir sind «unter d Huut» gegangen und haben mit ihnen über mehr als nur ihre Hülle geredet. Über ihren Charakter und darüber, was sie selbst an sich schätzen. Wir durften erfahren, was sie an sich lieben, wie sie sich sehen und was sie glauben, dass sie als Mensch ausmacht. Wir durften Einblick in ihr Seelenleben erhalten und ihre unterschiedlichen Meinungen, Philosophien und Einstellungen über das Zusammenspiel zwischen Körper und Charakter hören.

Vier Menschen, die dich vielleicht dazu motivieren, dich selbst zu reflektieren, an deinem Charakter zu arbeiten und dich selbst zu schätzen.

Zeig was in dir steckt, um dein Umfeld zu inspirieren – «Zeig mal meh vo dir.»

(ae)

Kritik
von Jessica Kessler, Jennifer Müller, Marie-Cathrine Mosimann, Eva Schuler, Cécile Kühn und Aline Sloksnath

Idee

Zu einem ersten Meeting trafen wir uns mit einer noch wagen Idee. Wir wollten ein Akt-Video produzieren. Doch welche Botschaft wollen wir transportieren? Welchen Look sollen die Videos haben? Wollen wir nur Frauen, nur Männer, oder beide Geschlechter portraitieren? In der Anfangsphase gab es viel zu diskutieren.

Schnell kamen wir auf einen gemeinsamen Nenner. Nicht nur der Körper soll im Fokus stehen, sondern auch der Mensch dahinter. Wir stellten fest, dass Menschen viel schneller ihre intimen Körperteile zeigen, als dass sie das Innerste ihrer Seele preisgeben würden. So kam die Idee, das Akt-Video mit einem Interview zu kombinieren. In einem Teil zeigen die Protagonisten ihren nackten Körper, im Anderen sprechen sie über ihren Charakter und ihre Seele. Ein Striptease auf zwei Ebenen. Wir wollten aussagen, dass der Körper jedes Menschens gut ist, so wie er ist und vor allem auch genügt, der Charakter einen Menschen aber erst zu dem macht, was er ist. Wir waren uns schnell einig, dass wir sowohl Frauen als auch Männer zeigen wollen, weil unsere Aussage auf beide Geschlechter zutrifft.

Um den Videos einen Rahmen zu geben, gestalteten wir eine Webseite. Neben den Videos ist auf der Website auch unser Team zusehen. Wir dachten uns, wenn die Protagonisten über ihr Innerstes erzählen, können auch wir etwas über uns preisgeben. Neben den Fotos von uns, sind dort kurze Statements zu unserer Einstellung über unser Charakter und unseren Körper zu finden.

 

Vorbereitung und Planung

Die Planung und Vorbereitung nahm einen sehr grossen Teil der Zeit ein. In einem ersten Schritt stellten wir Inserate auf Ronorp, Facebook usw., um möglichst schnell passende Protagonisten zu finden. Die vielen Rückmeldungen überraschten uns positiv. Wir erhielten viele Mails und Nachrichten von Interessierten, die sich mit unserem Thema identifizieren konnten. Vor allem meldeten sich Frauen bei uns. Wir trafen uns im Vorfeld mit zehn der Interessierten zu je einem einstündigen Gespräch/Casting. Einerseits wollten wir den Menschen die Möglichkeit geben einen Teil des Teams zuerst kennen zu lernen bevor sie sich vor unsere Kamera ausziehen, andererseits konnten wir durch diese Gespräche eindeutig feststellen, wer für unser Projekt in Frage kommt und wer nicht. Wir entschieden uns, dass wir insgesamt fünf verschiedene Videos mit drei Frauen und zwei Männer drehen wollen. Die Frauen fanden wir schnell. Die Auswahl fiel uns jedoch nicht leicht, da wir mehr als drei passende fanden. Bei der Entscheidung war uns schlussendlich wichtig, drei möglichst unterschiedliche Frauen zu porträtieren. Die Männer, die wir trafen, passten leider nicht ganz in unser Konzept. Viele hatten zwar spannende Einstellungen, taten sich aber schwer, in der Formulierung ihrer Aussagen oder hatten sich noch nicht wirklich mit sich selbst auseinandergesetzt. Wir starteten noch einen Anlauf und suchten weiter. In dieser Runde hatten sich sehr viele Männer über 50 Jahre gemeldet, was uns per se nicht störte. Jedoch sind die drei Frauen, für welche wir uns entschieden haben, alle zwischen 20 und 30 Jahre alt. Damit die Männer nicht aus dem Rahmen fallen, begrenzten wir das Alter auf etwa 40 Jahre.  Nach weiterer Suche und fanden wir zwei Männer, mit denen wir uns diese Arbeit vorstellen konnten. Wie waren zufrieden mit unserer Auswahl und waren der Meinung, dass wir fünf sehr interessante und vielseitige Charaktere gefunden haben.

Neben diesen Gesprächen war an der Suche der Protagonisten vor allem der administrative Aufwand gross. Durch die vielen Reaktionen und E-Mails fiel einiges an Korrespondenz an. Dies nah viel Zeit in Anspruch. Ebenfalls sehr aufwändig war die Terminkoordination und das finden eines Drehtages, der jeweils für alle passend war. Zudem musste an diesen Tagen auch noch das Equipment zur Verfügung stehen. Diese Koordination stellte uns vor grosse Herausforderungen.
Weiter erstellten wir Briefings für die Protagonisten und formulierten Verträge, um uns sowie auch die Protagonisten abzusichern.

Ein weiterer Teil der Vorbereitung war, dass wir vor den eigentlichen Drehtagen einen Probedreh machten. Das stellte sich als gute Überlegung heraus. Wir konnten in diesem Probeshooting ohne Zeitdruck die Lichtpositionen testen, Einstellungen ausprobieren und uns mit der Technik vertraut machen. Jemand von unserem Team agierte bei diesem Probeshooting als Protagonistin. Mit den entstandenen Aufnahmen erstellten wir für die Shootings ein Mood- bzw. Storyboard mit den besten Einstellungen. Durch das Probeshooting wussten wir im Vorfeld bereits genau, welches Equipment wir benötigen und wie sich die Protagonisten bewegen oder nicht bewegen sollen.

Die Idee war, dass wir die Akt-Aufnahmen mit dem Gimbal drehen. Am Abend vor dem ersten Shooting trafen wir uns in der Eduzone, um den Gimbal auszuprobieren, denn niemand von uns hatte vorher mit einem solchen gedreht. Das stellte sich als schwieriger heraus, als gedacht. Nach langem Versuchen und Einstellen, hatten wir den Dreh immer noch nicht raus. Aus der Not entschieden wir uns, ohne den Gimbal zu drehen und die Aktaufnahmen aus der Hand zu filmen. Eine Entscheidung, welche unserer Auffassung nach die Qualität des Produktes nicht minderte. Im Gegenteil, zum Schluss fanden wir die natürlichen Kamerafahrten sehr passend. Sie gaben den Videos einen speziellen Look.

 

Umsetzung

Für die Drehs rechneten wir pro Protagonist etwas mehr als einen halben Tag ein, inklusive Aufbau, ein. Wir merkten dann, dass das ziemlich knapp berechnet war. Wir brauchten fast bei allen Drehs länger als geplant.  Zwei der Videos drehten wir in Eglisau im Studio von Céciles Vater. Für diese zwei Protagonisten war Zürich einfacher zu erreichen. Die anderen drei drehten wir im Fernsehstudio in der Eduzone. Wir drehten jeweils zuerst die Akt-Aufnahmen und anschliessend das Interview. Nach dem Interview gab es noch ein kurzes Foto-Shooting mit den Protagonisten. Dieses boten wir an Stelle einer Bezahlung an. Die bearbeiteten Fotos gab es dann später per Email.

Was fragt man jemanden, wenn man seinen Charakter kennenlernen möchte? Diese Frage stellten wir uns beim Entwickeln des Fragenkatalogs für die Interviews. Es stellte sich als schwerer heraus als gedacht. Nach langem Überlegen, mehreren Versionen und einem radikalen Streichen von Fragen hatten wir den fertigen Katalog für den ersten Dreh zusammen.

Von Anfang an war uns klar, dass unsere Videos einen positiven Nachklang bei den Zuschauern haben sollen. Sie sollen zum Nachdenken anregen. Zu unserer Überraschung stellten sich die Interviews als grössere Herausforderung heraus, als die Akt-Aufnahmen. Dadurch, dass wir in den Interviews nicht nur oberflächlich den Charakter zeigen, sondern etwas tiefer gehen wollten, war ein einstündiges Gespräch fast zu kurz. Auch fehlte uns die Erfahrung im Führen der Interviews. Von Vorteil war, dass wir uns dazu entschieden haben, dass eine Person vom Team alle Interviews durchführt. Durch ständige Selbstreflektion konnten wir das Interview bei den letzten Protagonisten schon viel besser führen als bei den ersten. Beim letzten Interview waren die Fragen im Katalog nur noch Anhaltspunkte für gewisse Themen, die wir mit jedem Protagonisten behandelt haben wollten.

Neben dem Inhalt bereitete uns auch die Cadrage Schwierigkeiten. Unser Konzept war es, weg von den traditionellen Einstellungen zu kommen und die Einstellung dem jeweiligen Charakter der Protagonisten an zu passen. Bei fünf Menschen mit jeweils zwei Interview-Einstellungen gehen schnell die Ideen aus.

Da das Projekt sehr individuell und persönlich ist, haben wir uns entschieden, die Videos auf einer eigenen Webseite zu präsentieren.

Das Ganze stellte sich schwerer heraus, als es am Anfang schien. Als Grundlage nahmen wir ein Template und bauten dieses nach unseren Belieben und unserem Geschmack um. Dazu nahmen wir andere Templates, w3schools und Bootstrap zur Hilfe. Die Schwierigkeit bestand darin, dass die ganzen einzelnen Webbausteine, die wir zusammenfügten, wieder miteinander funktionierten. Das kostete extrem viel Zeit und wäre mit etwas geringeren Ansprüchen an die Website schneller gegangen. Die Farben der Website, passten wir ungefähr dem Look der Interviews an. Uns schienen Hautfarben mit einem Mix von grauen und braunen Tönen am sinnvollsten. Es rundet die Website mit den Videos ab.

Beim Abschnitt über uns, wollten wir noch persönliche Texte, welche wir aufgenommen hatten einbinden, jedoch gelang es uns bis am Schluss nicht, den Fehler im Code zu finden, der veranlasste, dass die gesamte Audiodatei nicht angezeigt wurde. Wir versuchten zudem über mehrere Tag mit einem befreundeten Informatiker diese Audio-Bugs zu beheben. –Leider blieben wir dennoch erfolglos.  Ein weitere Punkt, an dem wir lange “herumpröbelten” war das Laden der Hintergrundbilder, die trotz sehr kleinem Datenvolumen nicht einwandfrei liefen. Im Nachhinein stellen wir fest, dass es noch enorm viel mehr Zeit brauchen würde, bis eine derartige Website einwandfrei läuft.

 

Equipment

Bild
2 x Canon EOS C100 MK1 Set (Shooting und Interview)
1 x Canon EOS 5D Mk1 Set (Portraitfotos)
1 x Objektiv Canon EF 50mm f1.4 (Portraitfotos)
2 x Focus Monitor
2 x Manfrotto Videostativ (Interview)

Audio
1 x Audio Kabel XLR
1 x Funkset Sennheiser AVX
1 x Mikrofonständer
1 x Richtmikrofon Rode NTG2
1x Zoom H6

Licht
2 x Faltreflektoren
1 x LED Panel SWIT
3 x Lichtstativ 3 Bein
2 x Profoto Off-Kamera Blitz Set
2 x Profoto Zubehör Akkus
2 x Profoto Zubehör Softbox RFi 30x120cm

 

Postproduction

Pro Video hatten wir bis zu drei Stunden Filmmaterial. Das bedeutete viel Aufwand in der Postproduction. Besonders schwer viel es uns, in ungefähr drei Minuten Videolänge eine Tiefgründigkeit zu kreieren. Es war ein langes hin und her bis wir die richtigen Aussagen zusammen hatten, um die Charaktere individuell und abgerundet vorzustellen. Erschwerend kam hinzu, dass die Protagonisten ihre Antworten oft so formulierten, dass man den Kontext nicht verstand. Je mehr die Interviewerin begann Gespräche statt Interviews zu führen, desto einfacher zu verarbeiten waren auch die Interviews. Schlussendlich mussten wir bei den meisten Videos sagen, dass wir zwar durchaus zufrieden sind, uns aber etwas mehr Tiefgründigkeit gewünscht hätten.

In der Postproduction kam dann auch die Reduktion von fünf auf vier Videos. Wir merkten, dass die Aussagen von unserem zweiten männlichen Protagonisten zwar spannend waren, aber überhaupt nicht mehr zu den anderen Videos passten. Das fertige Video fiel aus dem Konzept und wir mussten einsehen, dass er nicht zur Übermittlung unserer Aussage mithalf. Somit haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, nur vier Videos zu veröffentlichen. So haben wir zwar mehrere Tage Arbeit in den Sand gesetzt, dafür können wir aber hinter den fertigen Videos stehen.

Technisch war der Schnitt keine riesige Herausforderung, bis wir uns ans Colorgrading des dritten Videos machten. Wir hatten schon einen Look bestimmt, welcher bei den anderen Filmen gut funktionierte. Bei diesem wurde dann aber ein unschönes Bildrauschen sichtbar. Stundenlang probierten wir im Premiere und Aftereffects herum und merkten, dass uns schlicht und einfach das Knowhow fehlte, um das Problem zu lösen. Wir fanden dann einen Klassenkollegen, der den Film mit einem gekauften Plugin bearbeitete und können nun mit dem Resultat leben. Auslöser für das Problem war wahrscheinlich, dass die Protagonistin beim Dreh zu wenig ausgeleuchtet war oder wir einen Fehler bei der ISO-Einstellung gemacht hatten.

Ebenfalls viel Zeit haben wir in der Post in das Audio investiert. Bei den Aufnahmen war ein lautes Rauschen wegen der Lüftung im Studio leider nicht zu verhindern. Dieses Rauschen zu entfernen ohne die Stimmen zu verzerren war nicht so einfach, wie wir am Anfang dachten. So ist es uns teils gut, teils weniger gut gelungen. Zum Thema Musik hatten wir lange Zeit keine Einstellung, wir haben es nie gross diskutiert. Als das Thema aufkam, waren wir uns einig, dass zu viel Musik die Intimität und die Zartheit der Videos zerstören würden. Wenn Musik, dann ganz minimalistisch und genauso zart wie die Videos selber. Wir schickten Evas Bruder Luzius, er ist Pianist, einen ersten Rohschnitt und baten ihn, einen Score dazu zu spielen. Parallel probierte Eva selbst mit der Geige aus. Das Ergebnis passte sowohl mit dem Piano, als auch mit der Geige sehr gut. Wir entschieden uns für das Piano, da die Geige schlussendlich zu viel Raum einnahm.

 

Fazit

Ein Gedanke der immer wieder kam war, dass es nicht tiefgründig genug ist. Es ist nicht der Seelenstriptease den wir zu Beginn unseres Vorhabens im Sinn hatten. Und zugegeben, wenn ein Mensch nur von seinen positiven Eigenschaften erzählt und davon, was er an sich selber liebt wirkt das Ganze nicht so tiefgründig wie erhofft. Man bekommt beim Zuschauen nicht bei allen Videos Gänsehaut, wird nicht von Emotionen gepackt oder es kullern die Tränen. Doch man wird zum Nachdenken angeregt. Macht sich Gedanken darüber, was man an sich selbst liebt und was man denkt, macht einen selbst als Menschen aus. Es ist eine andere Art der Tiefgründigkeit entstanden, eine Positive.

Von einer flüchtigen Idee, uns ans Thema Nacktheit zu wagen, entstand eine Serie von Akt-Videos. Bei dem Projekt haben wir unglaublich viel gelernt. Oft standen wir vor scheinbar unlösbaren Aufgaben. Doch mit experimentieren, diskutieren und viel Geduld konnten wir alle Herausforderungen meistern. Wir sind sehr stolz auf unser Produkt.

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