Unterwegs in Usbekistan – Reisen ins Unbekannte

Wie lebt es sich in Usbekistan? Wo ist das überhaupt? Das habe ich mich vor meiner Reise auch gefragt. Völlig unvoreingenommen begebe ich mich auf eine Reise ins Unbekannte und entdecke eine Kultur, deren Pracht meine Erwartungen mehr als übertrifft.

Reisen gehört in unseren Breiten quasi zur Kultur. Es dient oftmals dazu, sich zu entspannen, einmal abschalten zu können oder etwas Neues zu entdecken. Aus der Komfortzone auszutreten fällt einem dabei nicht immer ganz leicht.

2019 habe ich es gewagt und einfach einen Pin auf die Weltkarte geworfen, einen Flug nach Usbekistan gebucht und nach der Ankunft erst einmal gegoogelt, wo ich mich überhaupt befinde. Komplett unvoreingenommen erkunde ich eine Region, von der die meisten noch nie etwas gehört haben.

Im 1. Teil erkunde ich die Hauptstadt Taschkent:

Im 2. Teil lerne ich mehr über die Geschichte Usbekistans in Samarkand:

Im 3. Teil treffe ich auf alte Relikte der jahrtausend-alten Seidenstrasse in Khiva:

Im 4. Teil begebe ich mich ins Nichts, auf der Suche nach dem Aralsee, der immer weiter austrocknet:

(hil)

Kritik
von Samira Taghizadegan und Julian Lea

Ideenfindung (Julian)

Das Projekt ist Anfang 2019 relativ spontan entstanden. Mein guter Freund Kim und ich wollten wieder einmal zusammen verreisen. Wir teilen beide das Interesse an ungewöhnlichen Destinationen. Sein Vorschlag Usbekistan hat mich anfangs noch nicht wirklich überzeugt, war aber schlussendlich die beste Option. Ohne viel Vorwissen und wenig Planungszeit machten wir uns auf die Reise nach Usbekistan, um erst vor Ort zu planen, was es in diesem überhaupt zu sehen gibt.
«Unvoreingenommen» und «ungeplant» waren somit ein grosser Treiber dieses Projekts. Meine Idee war, meine Erlebnisse in einer sterilisierten Art wiederzugeben und dem Zuschauer ein Bild des Landes zu vermitteln, ohne dass er sich gleich eine komplette Meinung davon bilden kann. Der Film soll dazu anregen, selber unvorbereitet ein Land zu bereisen; das Interesse wecken, unbekannte Kulturen zu entdecken, denn die Welt hat so viel mehr zu bieten, als bekannte Massentourismusdestinationen.

Kamera (Julian)

Technisch habe ich ein Experiment gewagt:
Ich wollte mit wenig Gepäck unterwegs sein und entschloss mich deshalb ohne Laptop zu reisen, welches sich als machbar herausstellte.
Als Hauptkamera kam meine Sony A7iii zum Einsatz. Ein Objektiv und genügend SD-Kartenspeicher.
Für einige Szenen habe ich ein Ronin Mobile mit meinem iPhone 6s verwendet, welches meiner Meinung nach erstaunlich gute Bilder erzeugt hat.

Backups wollte ich natürlich auch machen. Vor der Reise habe ich mir einen Kartenleser für das iPhone besorgt, womit es möglich ist, Daten von einer SD Karte auf eine andere zu kopieren. Ich wünschte, ich hätte es vorher einmal getestet, denn die App kam mit solch Datenmengen nicht zurecht und ist gerne einmal abgestürzt. Ich hatte somit ein Backup, welches jedoch im Notfall viel Arbeit gewesen wäre zu kontrollieren.

Fazit Reisedoku ohne Laptop:
Es ist möglich, nur mit Kamera und Handy zu produzieren und Backups zu erstellen, jedoch ziehe ich, wenn immer möglich, wieder meinen Laptop zum Datensichern vor. In Zukunft werde ich einmal eine Backup-Harddisk mit SD-Kartenleser ausprobieren.

Vorbereitung und Themenfindung (Samira)

Das Projekt besteht aus zwei Personen: Julian und mir, Samira. Ich habe bis zur Übergabe des Kameramaterials an mich, noch nichts über Usbekistan gewusst. Auch konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie das Land bildlich aussieht. Als ich das Material durchgegangen bin, war ich anfangs etwas mit der Menge der Aufnahmen überfordert. Ich entschloss mich, die Daten Stadt für Stadt durch zu gehen und erst mal zu sichten. Dann zog ich die spannendsten, aussagekräftigsten, und interessantesten Videos in die Timeline. So konnte ich den Umfang schon mal reduzieren. Das fand ich dann noch etwas zu chaotisch, also entschloss ich die Aufnahmen nach Themen zu sortieren. Diese schrieb ich auf, und besprach mit Julian, ob die Themen passend sind, und so begann auch unsere Zusammenarbeit.

Text (Julian)

Nachdem wir uns auf die groben Themen geeinigt haben, hat Julian angefangen, den Erzähltext zu schreiben. Es war ein längerer Prozess und ein Abwiegen von Relevanz, um herauszufinden, was den Zuschauer wirklich interessieren könnte. Julian war es stets wichtig beim Schreiben den ruhigen Ton der Sprecherstimme mit einzuhalten. Nachdem der Text fertig geschrieben war, waren für die Aufnahme nur noch kleine Änderungen nötig.

Grobschnitt (Samira)

Der Erzähltext hat mir im Schnitt sehr geholfen genau zu wissen, wann welches Bild kommen soll. Ich habe mich dann schrittweise durch den Text gearbeitet und immer wieder auch Material, das ich vorher noch nicht vorbereitet hatte, weil ich es nicht so spannend fand, aus dem Rohmaterial gesucht. Bei manchen Textstellen wusste ich nicht genau, welches Bild dazu passen würde. Hier wurde das gemeinsame Google Drive Dokument, in dem der Text stand, zur grossen Hilfe für Julian und mich. Mithilfe der Kommentarfunktion blieben wir immer im engen Kontakt und konnten uns austauschen. Julian konnte mir anhand des Textes die Videos angeben, die er im Kopf hatte, und auch ich konnte im Drive Dokument Textstellen anpassen. Was mir bezüglich Schnitts auch sehr geholfen hat, war, dass ich den Text für den Grobschnitt selbst eingesprochen habe und provisorisch in den Schnitt miteinbezogen habe. Das gab mir eine gute Orientierung. Als es dann an den Feinschnitt ging, ist uns beiden dann aufgefallen, dass es vielleicht sinnvoller wäre, dass Julian ab hier den Schnitt übernimmt, da er das Projekt realisiert hat und auch seine Unterschrift haben sollte.

Feinschnitt (Julian)

Im Feinschnitt konzentrierte sich Julian mehr auf die Stimmung. Es waren hier und dort noch Anpassungen nötig. Die meiste Zeit ging dafür drauf, passende Musik zu finden. Die Musik macht in diesem Film die Stimmung aus und regt zum Nachdenken an.

Grafiken (Samira)

Parallel zum Feinschnitt machte ich mich an die Grafiken. Ich suchte auf Motion Array nach passenden Motion Graphics und wir einigten uns auf eine Kompassgrafik für den Titel. Zeitgleich kamen wir dann auch auf den Namen für unseren Film (anfangs wollten wir noch einen gesamten Film über das Land Usbekistan machen): unterwegs in Usbekistan. Den Kompass habe ich für eine passende Grafik gehalten, da der Kompass das Reisen symbolisiert. Um mehr Fokus auf die Grafik zu legen, wählte ich für das Video den gaussian Blur von Premiere Pro. Die einzelnen Kapitel, also Taschkent, Samarkand, Khiva, und Mo’ynak, waren etwas aufwendiger: Ich habe wieder den gaussian Blur für den Hintergrund benutzt, und in Illustrator die Umrisse von Usbekistan (aus der Landkarte) nachgefahren. Dann habe ich recherchiert, wo sich die einzelnen Orte befinden. Für die Pfeile habe ich auf Motion Array zugegriffen und die Positionen, Längen und Grössen angepasst. Beim Titel und den Kapitelnamen haben wir uns für das Rot entschieden, das auch in der Flagge von Usbekistan vorkommt. Das habe ich mit dem Pipetten Tool rausgefunden. Bei den Thumbnails der Videos haben wir auch wieder die Kompass Grafik gewählt.

Konzeptänderung

Irgendwann haben wir uns entschlossen aus dem grossen Film, den wir anfangs geplant hatten, mehrere Videos zu machen. Die Idee war eine Art Reiserundgang, bei dem man sich aber aussuchen kann, welches Kapitel man sich anschauen möchte und welches nicht. Das Video Taschkent stellt den Anfang des Reiserundgangs und Mo’ynak (am Aralsee) das Ende dar.

Herausforderungen und Erfolge

Ich denke, die grösste Herausforderung war für mich (Samira) am Ball zu bleiben. Das Projekt war sehr gross und zeitaufwendig. Es hat uns eigentlich das ganze Semester, fast von Anfang an, beschäftigt. Dabei musste ich mich immer wieder motivieren dran zu bleiben. Am Anfang gab es einen sehr grossen Berg an Material, mit dem ich mich erst mal in Ruhe auseinander setzen musste. Aber je mehr ich mich mit dem Projekt beschäftigt habe, desto mehr freute ich mich auf das Endergebnis.

Was meiner Meinung nach super funktioniert hat, war die Zusammenarbeit mit Julian. Sicher hatten wir mal zwischendurch im Semester beide andere Prioritäten als dieses Projekt, und dadurch blieb es etwas liegen. Aber ich finde, diese Pausen haben dem Endergebnis nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Toll war es, wie wir uns gegenseitig ergänzt haben: Manchmal habe ich eine bessere Idee für eine Textstelle, manchmal hatte Julian eine bessere Idee für einen Schnitt oder eine Grafik. So konnten wir letztendlich zum Ergebnis kommen, das gut durchdacht ist und mit dem beide zufrieden sind.

Eine Schwierigkeit, an die ich mich anfangs gewöhnen musste, war die Ordnerstruktur des Kameramaterials. Es war alles sehr ordentlich geordnet, aber da es sieben Aufnahme Ordner gab, habe ich beim Rohschnitt und Sichten der Videos ständig vergessen, alle Ordner zu berücksichtigen. Ausserdem war es nicht immer einfach, genau zu wissen, welches Video Julian am liebsten für eine Textstelle haben möchte, da ich selbst beim Dreh nicht dabei war und auch sehr wenig Kenntnisse über das Land Usbekistan besass – mittlerweile sieht das schon ganz anders aus. Aber eine grosse Herausforderung war das auch nicht, da Julian mir in solchen Fällen eine Auswahl an passenden Aufnahmen vorgeschlagen hat.

Fazit

Wir haben gelernt, wie eng man bei so einem Projekt in Kontakt bleibt, und wie wichtig es ist, Kritik zu äussern und sich auch gegenseitig zu motivieren, weiter zu arbeiten. Am Ende wurden wir mit einem schönen Film belohnt, der zum Nachdenken und Träumen anregt. Wir hoffen, dass einem in diesem Film bewusst, wird, dass wir das Privileg haben zu reisen und sollte, wenn immer möglich, die Chance ergreifen aus unserer Komfortzone auszutreten.

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