Vertigo Effekt

Was ist das?
Viele hören wohl zum ersten Mal vom Vertigo Effekt, obschon ihm die meisten bereits in verschiedenen Filmen begegnet sind. Das berühmteste Beispiel dafür ist Hitchcocks gleichnamiger Film „Vertigo“ aus dem Jahr 1958. Aber auch in „Der weisse Hai“, „GoodFellas“, „Herr der Ringe“ oder in Michael Jacksons berühmtestem Musikvideo „Thriller“ ist dieser Effekt zu sehen.

Vertigo kommt aus dem Lateinischen und ist der medizinische Fachausdruck für Schwindel. Dies ist sehr passend, da der Vertigo Effekt die natürliche Wahrnehmung unserer Umgebung täuscht und so den Zuseher verwirrt. Normalerweise ändern sich bei der Veränderung der Perspektive auch die Grössenverhältnisse (z.B. sich von einem Objekt wegbewegen). Nicht so beim Vertigo Effekt. Hier bleiben die Grössenverhältnisse konstant, nur die Perspektive verändert sich.

Wie geht das?
Für die Realisation dieses Phänomens braucht man eine Kamera mit optischem Zoom und einen Dolly (Kamerawagen). Man visiert durch die Kamera ein Objekt an, und während der Dolly sich samt Kamera davon wegbewegt, zoomt man an das Objekt heran. Natürlich funktioniert dies auch umgekehrt. Klingt einfach, ist es aber nicht! Die Kamerafahrt und der optische Zoom müssen absolut synchron und auf derselben Ebene verlaufen. Nur so bleibt das Objekt in gleicher Grösse im Bild, wobei der Ausschnitt des Hintergrundes sich vergrössert und ein optischer Sog entsteht. Dies ist nur vor Ort und mit grossem Aufwand realisierbar. Heute kann man zwar mithilfe von Motion-Control alle Parameter am Computer steuern, dennoch wird der Vertigo Effekt immer noch eher selten und nur von sehr erfahrenen Regisseuren eingesetzt.

Wie haben wir das gelöst?
Obwohl wir weder erfahrene Regisseure sind noch über das hochmoderne Equipment verfügen, haben wir uns an die Umsetzung dieses Effekts herangewagt. Ausgerüstet mit Filmkamera, Stativ und einem eher improvisierten Dolly, sind wir losgezogen. An verschiedenen Drehorten versuchten wir den Effekt umzusetzen. Wir fungierten abwechselnd als Schauspieler, Kameraoperator und Motor für den Dolly. Der Kameraoperator und die Kamera wurden auf dem Dolly platziert und jemand schob oder zog den Wagen. Es war wirklich sehr schwierig den Zoom der Kamera und die Bewegung der Kamera zu synchronisieren. Dass der Wagen zudem nicht auf Schienen war und in regelmässigem Abstand seine Räder verlor, machte die Aufgabe nicht einfacher. Der Fahrer musste nicht nur darauf achten, das Tempo konstant zu halten, sondern auch versuchen, auf einer Linie zu bleiben. Nach einigen vergeblichen Versuchen ersetzten wir den Dolly durch den Kofferraum unseres Equipmentautos. Wir filmten mit offenem Kofferraum aus dem fahrenden Auto heraus und mussten neben schlechten Aufnahmen auch noch die Polizei fürchten. Schnell gaben wir wieder dem Dolly den Vorzug.

Die Umgebung spielte auch eine wichtige Rolle. Wir fanden heraus, dass besonders enge Gassen oder Orte mit vielen Gegenständen im Vordergrund geeignet sind. Offene Flächen eignen sich dagegen überhaupt nicht. Auf einer Dollyfahrt von bis zu 50m entstanden meist nur einige Sekunden brauchbaren Materials, wenn überhaupt. So verbrachten wir den Tag an verschiedensten Locations und probierten unterschiedliche Techniken aus. Von den unzähligen Aufnahmen wählten wir die besten aus und schnitten sie für euch zu einem kurzen Clip zusammen.

Doch seht selbst!