Virtual Reality Workshop

Kaum jemand wird es bestreiten: Virtual Reality, kurz VR, wird in der Medienbranche immer wichtiger. Umso erstaunlicher, dass sich die wenigsten an die Möglichkeiten dieser Technologie heranwagen. Im Rahmen eines Workshops im Medienhaus der HTW Chur sollte dieser Umstand behoben werden.

Ende des Jahres 2015 brachte MozillaVR ein Framework mit dem Namen «A-Frame» auf den Markt und zum ersten Mal steht Medienschaffenden wie Designern ein Tool zur Verfügung, durch das einfaches Darstellen von VR-Content im Web möglich wird. A-Frame ist ein auf Javascript und three.js aufbauendes Open-Source-Framework, das sehr einfach und mit wenig Code den Aufbau einer Virtual Reality-Szene erlaubt. Ob 360°-Bilder oder -Videos, 3D-Modelle oder Animationen, automatische Kamerafahrten oder dynamische Musik: A-Frame bietet für verschiedenste Arten von Inhalt einen verhältnismässig einfachen Weg der Programmierung. Dank einer sauberen Dokumentation und einer flachen Lernkurve bietet es für jeden, der nur Grundkenntnisse im Bereich HTML und Javascript besitzt, einen leichten Einstieg.

Basierend auf den Möglichkeiten dieses Frameworks fand Mitte Dezember im Medienhaus der HTW Chur ein Workshop von und für MMP-Studierende statt, der den Besuchern ermöglichen sollte, ganz ungezwungen in die Welt der Virtual Reality einzutauchen und sich auf einfachem Weg mit dem Code vertraut zu machen. Zu diesem Zweck entstand eine einfache Demo-Website mit anschaulichen Beispielen zu den verschiedenen Möglichkeiten von Virtual Reality – programmiert mit A-Frame. Direkt vor Ort konnte diese sowie komplexere Anwendungen aus Online-Datenbanken schliesslich mit dem eigenen Smartphone und den zur Verfügung gestellten Cardboards getestet, erlebt und detailliert erklärt werden.

Wie die Besucher des Workshops staunten und was alles ausprobiert wurde, lässt sich in der fotografischen Dokumentation leicht erkennen:

Interessiert? Unsere Demo-Website steht nach wie vor zur Verfügung und kann nach Belieben mit einem eigenen Cardboard (die Cardboards von Google sind sehr günstig und erfüllen ihren Zweck vollkommen) oder einfach im Browser erlebt werden. Unter den Beispielen ist auch eine kleine Herausforderung: Ein Mini-Spiel, das Koordinationsfähigkeit fordert und zugleich die Einbindung physikalischer Gesetze veranschaulicht. Empfohlen ist dazu ein einfacher Controller, jedoch lässt es sich auch ganz leicht mithilfe einer Computertastatur spielen. Doch Vorsicht! Der Spieler kann schon mal eine neue Form der Seekrankheit erleben, auch bezeichnet als die «VR-Krankheit»…

Viel Spass!

(fs)

Kritik
von Beatrice Burkart, Lucia Plaen und Tobias Balmer

Warum ein Workshop?

Als angehende Multimedia Producer verfolgen wir täglich aufs Neue, welche Trends die Medienbranche aufmischen. Natürlich wollen wir alle am Ball bleiben. Ein idealer Zeitpunkt also, sich mit der rasanten Entwicklung der Technologien für Virtual Reality auseinanderzusetzen. Ursprünglich wollten wir mit diesem Projekt herausfinden, welche Möglichkeiten es für uns gibt, eigene Inhalte für Virtual Reality im Web aufzubereiten.

Bei der Recherche entdeckten wir anschliessend das Framework «A-Frame», welches von Mozilla 2015 zur Verwendung von Virtual Reality im Web entwickelt wurde. Ziel dieses Frameworks ist es, das Erstellen von Inhalten für WebVR einfacher, schneller und für Medienschaffende zugänglicher zu machen. Wir probierten es aus und staunten, wie einfach das Programmieren mithilfe von A-Frame tatsächlich funktionierte. Mit den Vorkenntnissen aus unserem Studium in HTML und Javascript, ist der Einstieg ein Kinderspiel. Dieses Erfolgserlebnis wollten wir unbedingt mit unseren Mitschülern teilen. So kam uns die Idee, einen Workshop von und für MMP-Studierende zu veranstalten, mit dem Ziel, ihnen den Umgang mit Virtual Reality im Web mithilfe von A-Frame näherzubringen.

Vorbereitung & Planung

Wir wollten unseren Mitschülern möglichst spielerisch vor Augen führen, wie einfach mit A-Frame Inhalte für Virtual Reality programmiert werden können. Dazu haben wir in einer Demo-Anwendung sieben kleine Beispiele entwickelt, welche die verschiedenen Möglichkeiten und Funktionalitäten von A-Frame zeigen.

Hier eine Übersicht über die sieben Beispiele in A-Frame und was sie demonstrieren:

1. Hello World:
Zeigt wie eine einfache Szene in A-Frame mit unterschiedlichen dreidimensionalen Formen wie Kugeln und Würfeln aufgebaut werden kann.

2. Cursor:
Veranschaulicht die Möglichkeit zur Verwendung eines Cursors im Web mit A-Frame.

3. Lights:
Stellt eine Szene dar, in der die Beleuchtung explizit gesetzt wird.

4. Sound:
Macht einen objektgebundenen Sound hörbar, der mittels A-Frame problemlos integriert und abgespielt werden kann.

5. Path:
Simuliert eine Kamerafahrt im virtuellen Raum (Achtung VR-Krankheit).

6. Terrain:
In diversen 3D-Programmen (beispielsweise in MagicaVoxel) erstellte Modelle können ganz einfach in A-Frame integriert und beliebig platziert werden.

7. Physics:
Ist ein kleines Spiel als Krönung, in welchem der Spieler von einem Podest zum nächsten hüpfen und sich in die Höhe vorarbeiten muss. Idealerweise natürlich ohne herunterzufallen. Bewegen kann sich der Spieler mithilfe eines Controllers oder der Pfeiltasten einer Tastatur. Demonstriert wird in diesem Beispiel der Einbezug physikalischer Gesetzmässigkeiten.

Organisation & Durchführung

Der Workshop sollte im Medienhaus stattfinden, zu einem Zeitpunkt, an dem möglichst viele Studenten anwesend wären. Also entschieden wir uns dafür, ihn am Mittwoch, dem 21. Dezember, zur Mittagszeit durchzuführen. Dazu haben wir eine Koje reserviert und die 15 Cardboards der Technikausleihe an verschiedenen „Testplätzen“ bereitgestellt. Die Mitstudenten wurden über Whatsapp frühzeitig informiert und zum Vorbeikommen eingeladen. Ausserdem organisierten wir einen mobilen WLan-Hotspot, um die Demo-Website direkt über ein eigenes Netzwerk bereitstellen zu können, sowie zwei Controller, die das VR-Erlebnis (besonders für das Physics-Mini-Game) zusätzlich aufwerten würden. Für ein paar Making-Off Bilder durfte zudem eine Kamera nicht fehlen.

Am Tag der Durchführung schliesslich, trudelten die Besucher erstaunlich zahlreich ein. Wir erklärten Ihnen, wie sie die von uns programmierte Demo-Website direkt über ihr Smartphone öffnen konnten und führten wenn nötig die Verwendung der Cardboards vor. Ursprünglich war angedacht, vor der Präsentation der Beispiele und dem individuellen Ausprobieren eine kurze theoretische Einführung zu VR allgemein und A-Frame im Speziellen zu geben. Das liessen wir jedoch bleiben, da wir feststellten, dass nur die wenigsten am Code interessiert waren. Denjenigen, die von sich aus Interesse zeigten, beantworteten wir natürlich trotzdem ihre Fragen, zeigten Codebeispiele und liessen sie selbständig den Code manipulieren. Zu diesem Zweck hatten wir nebst den Cardboards zwei Computer aufgestellt. Um die Möglichkeiten von VR auch ausserhalb unserer eigenen Demo zu zeigen, hielten wir Apps wie “Within“, „i2VR“ oder “BlickVR” (Sammlungen von bestehenden VR-Anwendungen) auf unseren eigenen Smartphones bereit.

Manche der Besucher haben durch diesen Anlass zum ersten Mal ein Cardboard ausprobiert und waren fasziniert, manche waren schon mehr mit VR vertraut und wollten spezifischer wissen, wie wir die Demo programmiert hatten, und wieder andere versuchten sich wieder und wieder am Mini-Game (Beispiel 7 der Demo). Einige standen auch nur belustigt daneben und beobachteten mit einem Schmunzeln diejenigen, die mit den Cardboards vor Augen lachend und wild umherblickend durch die Koje tapsten.

Fazit

Der Workshop war in unseren Augen ein Erfolg. Leider haben sich die Vorbereitung etwas hingezogen, sodass wir den Workshop erst in der letzten Woche vor der Weihnachtspause durchführen konnten. An diesem Tag waren weniger Studenten im Medienhaus als noch eine Woche zuvor. Zum Glück und zu unserem eigenen Erstaunen, waren trotzdem recht viele Besucher anwesend und die Verzögerung daher nicht allzu tragisch. Für ein nächstes Mal nehmen wir jedoch mit: keine falsche Scheu! Wir würden den Workshop heute noch früher und vor allem prominenter ankündigen.

Wir blieben schlussendlich viel länger im Medienhaus als ursprünglich geplant, da immer neue Besucher an unserem Workshop Interesse fanden, und haben am Ende auch selbst von denjenigen profitiert, die unseren Horizont mit ihren eigenen Inputs noch erweiterten. Alles in allem war es ein spannender Austausch auf Augenhöhe und die positiven Feedbacks der Mitstudenten bestätigen unseren Eindruck, dass das Projekt als Ganzes ein Erfolg war.

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