Der Winter ist in vollem Gange, doch schon bald wird es auch im Tal des Alpenrheins Frühling – mit dem Frühling kehren die Zugvögel zurück. Mit der Rückkehr beginnt das grosse Vogelsterben am Todesbunker aus weissem Sichtbeton erneut.
Für die Zugvögel ist die Spiegelung in den riesigen Fensterscheiben des 30 Millionen teuren Medienhauses nicht von der umliegenden Natur differenzierbar.
Auf Anfrage bestätigt Herr Hans Schmid von der Vogelwarte Sempach, dass das Gebäude und die Scheiben der riesigen Fensterflächen, eine Todesfalle für Vögel darstellt. Traurig, wenn man bedenkt, dass die Vogelwarte Sempach grundsätzlich eine umfassende Broschüre über vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht öffentlich zur Verfügung stellt. Zusätzlich hinterlegt die Vogelwarte Sempach bei allen Gemeinden ein gekürztes Merkblatt zum Vogelfreundlichen Bauen mit Glas und Licht, welches der Öffentlichkeit gratis zur Verfügung steht.
Maurus Frei, Geschäftsführer der maurusfrei Architekten AG, beschwichtigte Ende Oktober, die Problematik sei lange nicht bekannt gewesen. Das Architekturbüro, welches auf seinem Portfolio gross mit dem Medienhaus wirbt habe den Vogelzug entlang der Tallinie eingeschätzt und nicht in der Quere des Tales. Dass die Vögel vogelfrei ziehen, in der Länge und Quere, entlang des Alpenrheintales sei „nicht vorhersehbar“ gewesen.
Auf die Frage, wieso das vorhandene Merkblatt nicht in die Planung mit einbezogen worden sei, antwortete Frei schnippisch: „Wir können nicht alles beachten, sonst kommt jede Anspruchsgruppe mit Ihren Merkblättern, etwa die Insekten- oder Eidechsenfreunde“.
Befremdend, besonders dann, wenn man sich auf swiss-architects.com das Profil der maurusfrei Architekten AG anschaut, wo sich Frei mit dem Slogan „Smart. Authentisch. Herz und Verstand“ präsentiert. Interessant an dem Portfolio ist allerdings, dass die maurusfrei Architekten AG mit grossen Fensterfronten Erfahrungen zu haben scheint. Müssen dank der undurchdachten und wenig smarten architektonischen Meisterleistung Frei’s nun in ganz Europa unschuldige Vögel sterben?
Maurus Frei beschwichtigt: „Wir prüfen zur Zeit Massnahmen auf der Calanda-Seite des Gebäudes, um zukünftige Kollisionen der Vögel mit dem Gebäude zu verhindern.“
Wenn man sich nun fragt, wann diese Massnahmen umgesetzt werden, ist dies berechtigt. Bisher zumindest geschah diesbezüglich nichts. Schade, dass diese Tragödie gerade im Kanton Graubünden nicht mehr Beachtung findet. Wirbt der Kanton doch ständig und bei jeder Gelegenheit mit der wunderschönen Natur und benutzt ebendiese als Lockmittel – sowohl für externe Arbeitskräfte als auch den Tourismus.