Vorurteile – Keiner mag sie, jeder hat sie

Die geschwätzigen Italiener. Die arroganten Franzosen. Die reichen Schweizer. Klischeebilder? Mit Sicherheit. Dennoch werden solche Stereotypen schon seit Jahrhunderten mit den jeweiligen Ländern assoziiert und es scheint sich diesbezüglich in naher Zukunft auch nichts zu ändern. Doch welche Eigenschaften verbinden wir eigentlich mit den einzelnen Nationen?

Ich habe mich genauer mit den Vorurteilen gegenüber der Schweiz und deren Nachbarländern befasst. Zumindest mit fast allen. An dieser Stelle sorry Liechtenstein! Ich hab’s wirklich versucht, doch selbst ein Mitteleuropäer hat seine Mühe, gross etwas über dieses Land zu sagen. Ist aber sicher schön dort! Wie auch immer: Zu jeder Nationalität gibts zudem eine Illustration, die zeigen soll, wie wir uns den dazugehörigen Bürger vom optischen Erscheinungsbild her vorstellen. Bevor es losgeht noch ein kleiner Hinweis: Die Texte wie auch die Illustrationen sind mit Humor zu nehmen. Es ist klar, dass keine Nation sich zu einem Bild verallgemeinern lässt. Hinter welchen Stereotypen aber vielleicht tatsächlich ein wahrer Kern steckt, überlasse ich dem Leser selbst.

SCHWEIZ

Stets mit einem Sackmesser ausgestattet, achtet der vorstellungsgetreue Schweizer auf Ordentlichkeit und Pünktlichkeit. Bezüglich des zweiteren Punktes heisst es schliesslich nicht umsonst «pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk». Aber auch weniger schmeichelhafte Charaktereigenschaften werden mit den Schweizern assoziiert: Kalt, ruhig und reserviert sollen sie sein. Und reich. Wirklich, wirklich reich. Kein Wunder, denn die Schweiz soll nicht zuletzt auch ein Bankenparadies sein. Gemäss dem Eindruck Aussenstehender bläst jeder Schweizer fliessend Alphorn und hat seinen eigenen Bernhardiner. Zudem steht die Schweiz wie das Amen in der Kirche für gute Schokolade, delikaten Käse sowie Berge. Und nicht zu vergessen den Begriff «Chochichästli», an dem jeder Nicht-Schweizer gerne seine Schwizerdütsch-Skills übt. All die Vorurteile spielen aber eigentlich keine grossen Rolle, da die Schweiz für die meisten Nicht-Europäer sowieso Schweden ist. So sieht jede Unterhaltung, mit jedem Amerikaner, jemals so aus: «Where are you from?» «I’m from Switzerland…» «Aaaah Sweden! I’d love to go there one day!»

ITALIEN

Bei Italien handelt es sich gut möglich um eines der am meisten mit Vorurteilen gestraften Ländern überhaupt. Listig, aber ungefährlich sollen sie sein. Elegant im Auftreten, wobei sie gerne auch mal die Modepolizei spielen. Dinge wie die Kombination von Pünktchen- und Streifenmuster oder Leggins als Hosen – alles absolute No-Gos, fast schon Todsünden. Pünktlichkeit ist in den Augen der Italiener eher ein dehnbarer Begriff. Sich immer für die Verspätung zu rechtfertigen, ist jedoch kein Problem, denn die Italiener gelten als gute Geschichtenerzähler. Allgemein hören sie sich gemäss Stereotyp gerne selbst reden. Das Autofahren in Italien als Ausländer kommt einem Kamikaze gleich. Verkehrsregeln gibt es zwar, sie werden jedoch nicht speziell ernst genommen. In Erinnerung an den dehnbaren Begriff der Pünktlichkeit: So verhält es sich auch mit den Bussgeldern. Es gibt kein Problem, das man bei einem gemeinsamen Grappa nicht aus der Welt schaffen könnte. Aber natürlich dürfen auch die guten Eigenschaften nicht vergessen werden. Die Italiener gelten als äusserst herzlich sowie gesellig und geniessen den Ruf, eine der besten Küchen überhaupt zu haben.

FRANKREICH

Bekleidet mit einem gestreiften T-Shirt, einer Baskenmütze auf dem Kopf und einem Baguette unter den Arm geklemmt – so stellt man sich den Franzosen gerne vor. Modebewusstsein und gutes Essen. Beides oft mit Frankreich assoziierte Eigenschaften. So verhält es sich auch mit ihrem Lebensmotto à la «C’est la vie» und das «Savoir-vivre»-Bewusstsein. Frankreich – das Land der hoffnungslosen Charmeure (um nicht zu sagen Schürzenjäger), die dem Objekt der Begierde mit ihren Komplimenten die Röte ins Gesicht schiessen lassen. Die Französinnen wiederum gelten als spannende Frauen, die in eine Duftwolke von Chanel Nr. 5 gehüllt, immer perfekt zurecht gemacht sind. Wer dem Französisch nicht mal un petit peu mächtig ist, wird jedoch gerne belächelt. Dieses starke Nationalbewusstsein zieht eine gewisse Sicht als Elite mit sich, weshalb die Franzosen oft auch als hochnäsig und reserviert gesehen werden.

DEUTSCHLAND

Zu den deutschen Qualitäten gehören in erster Linie: Zuverlässigkeit, Fleiss, Sparsamkeit. Aus kulinarischer Sicht sind allem voran Würste und Bier heimische Spezialitäten. Aber weil schliesslich auch jedes Land sein Fett wegkriegt: Für ihr Stilbewusstsein sind die Deutschen mit Sicherheit nicht bekannt. Wenn sie nicht gerade Dirndl und Lederhose tragen, stellen sie sich viele Nicht-Deutsche als eher gewöhnungsbedürftig gekleidet vor. Als Paradebeispiel hierfür dient bspw. das Tragen von Socken in offenen Schuhen. Bei diesem Anblick beginnen die Italiener oder Franzosen vermutlich auf der Stelle zu weinen. Die Deutschen selbst scheint das jedoch herzlich wenig zu interessieren.

ÖSTERREICH

Österreich – das Land von Exporten wie guten Skifahrern und DJ Ötzi. Letzteres findet besonders darin eine Begründung, dass die Österreicher für volkstümliche Musik und Schlager bekannt sind. Was jedoch dabei gesungen wird, versteht aber leider niemand. Oida? Griawig? Rean? Bezüglich ihres Vokabulars gelten die Österreicher als eher eigenwillig. Zudem stellen sich viele unter Österreich eine einzige weite Berglandschaft vor. Die Bewohner selbst sitzen gemäss Stereotyp ganz gerne in Kaffeehäusern und essen dabei Mehlspeisen. Zudem ergeht es den Österreichern ähnlich wie den Schweizern. Für viele Amis gibts sowieso nur Australien. Austria/Australia – ach Haarspalterei. Ist doch dasselbe.

(le)

Kritik
von Loredana Di Fronzo

Die Idee

Wenn wir an ein spezifisches Land denken schwebt uns unwillkürlich ein bestimmtes Bild im Kopf vor. Sei es der typische Deutsche, Schweizer oder Italiener. Unvermeidlich verbinden wir gewisse Eigenschaften, ob innere oder äussere, mit  den einzelnen Nationalitäten. Im Rahmen dieses Projekts habe ich die jeweiligen Charakteristiken aufgearbeitet, um sie schliesslich kurz und knapp zu einem kompakten Überblick zusammen zu fassen. Um auch dem Auge etwas bieten zu können, habe ich versucht das typische äussere Erscheinungsbild der Nationalitäten mittels Zeichnungen aufzuzeigen.

Die Umsetzung

In einem ersten Schritt ging es darum die Vorurteile der einzelnen Länder zusammenzutragen. Dabei orientierte ich mich an der folgenden Fragestellung: Welche Charakteristiken werden mit welchen Nationen in Verbindung gebracht? Die zahlreichen bereits publizierten Artikel zu dieser Thematik erleichterten die Recherche. In der anschliessenden Phase folgte schliesslich die Gestaltung der Figuren. Dafür habe ich zuerst verschiedene Listen mit den individuellen Merkmalen angefertigt. Die Italiener haben in den Vorstellungen der meisten Leute eher einen dunkleren Teint, Deutsche stellt man sich dafür eher blond vor, etc. Schliesslich habe ich mithilfe dieser Notizen die einzelnen Stereotypen von Hand gezeichnet. Weil ich leider nicht das grösste Talent in Sachen Skizzieren bin, habe ich es mir zum Ziel gesetzt mithilfe dieses Projekts meine Fähigkeiten etwas zu verfeinern. Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise ist die Abwechslung. Im Rahmen unseres Studiengangs arbeiten wir sehr häufig am Laptop, weshalb ich den Drang verspürte wieder mal etwas nach „alter Schule“ zu skizzieren. Nachdem die Zeichnungen soweit fertig waren, habe ich sie zum Schluss eingescannt und im Photoshop bearbeitet.

Die Herausforderungen

Was die Vorgehensweise anbelangt, stellte es sich als anspruchsvoll heraus sich lediglich auf die gängigsten Stereotypen zu beschränke. Ständig stiess ich innerhalb meiner Recherche auf neue, mir bis dahin unbekannte Vorurteile. Deswegen war es ab einem gewissen Punkt notwendig Prioritäten zu setzen. Zu Beginn war ich in Sorge, dass mir auf diese Weise einige Punkte entgehen könnten. Jedoch glaube ich mich jetzt tatsächlich auf das Wichtigste fokussiert zu haben. Als weitere Schwierigkeit erwies sich der gestalterische Aspekt. Das Bild des typischen Deutschen, klassischen Schweizer, etc. ist schlussendlich auch immer noch von einem individuellen Gesichtspunkt geprägt. Mit Sicherheit werden einige nicht dieselben Vorstellungen gewisser Nationalitäten teilen. Gleichwohl hoffe ich, dass mir die Illustrationen im Grossen und Ganzen gelungen sind. Zudem halten sich meine zeichnerischen Fähigkeiten, wie bereits erwähnt, in Grenzen. Aus diesem Grund achtete ich auf eine für mich möglichst machbare Gestaltung. Somit habe ich nach dem Vorbild der 2016 sehr beliebten Bitmojis gearbeitet habe. Deren relativ simple Gestaltung und dennoch gutes Erscheinungsbild haben mir als ideale Vorlage gedient.

Fazit

Mir hat das Projekt viel Freude bereitet und ich bin mit dem Endergebnis zufrieden.  Besonders in Anbetracht dessen, dass ich bezüglich des gestalterischen Faktors lange meine Bedenken hatte. Doch für meine Verhältnisse empfinde ich das Endprodukt als mehrheitlich gelungen, was mich wiederum motiviert das Skizzieren weiterhin zu vertiefen. Man hätte die Thematik sicherlich noch weiter ausführen können. Bspw. mit der Fragestellung, was tatsächlich an den Stereotypen dran ist. Dafür hat mir jedoch leider schlichtweg die Zeit gefehlt. Trotzdem wäre dieser Hintergedanke sicherlich eine gute Grundlage für ein weiteres Digezzprojekt. Zudem hoffe ich mit den Vorurteilen niemandem zu nahe getreten zu  sein und dass die Leser das Endergebnis als den humorvollen Beitrag nehmen, der er ist.

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