Wandererlebnis Gelmersee

Der Gelmersee – ein wahrer Geheimtipp, versteckt in der Grimselwelt im Berner Oberland. Die steilste offene Standseilbahn Europas führt hoch zum türkisblauen Stausee, der von schroffen Felswänden umgeben ist. Ein wahrhaft magischer Ort, welcher eher im Sommer zu Wanderungen lockt. Wir haben uns bereits im April aufgemacht, um die Schönheit der Gegend in einem Stimmungsvideo festzuhalten.

Durch die Quarantäne wuchs die Sehnsucht uns zu treffen und einfach wieder einmal eine tolle Zeit miteinander zu verbringen immer mehr. So hatten wir die Idee, zu zweit eine Wanderung durchzuführen. Destination: Gelmersee. Da kam uns die ausserordentliche Lage gerade recht, denn dank dem Coronavirus waren kaum Menschen in der Gegend – die perfekte Gelegenheit ein Moodvideo über dieses schöne Fleckchen der Schweiz zu filmen.

(bae)

Kritik
von Selina Schneider und Selin Tabak

Idee

Die Idee entstand aus einer gemeinsam geplanten Wanderung, um etwas in die Natur zu kommen. Wieso den Ausflug also nicht gleich mit Kamera und Drohne begleiten und ein kleines Wandervideo daraus schneiden? So waren wir uns schnell einig, ein ästhetisches Moodvideo als weitere Übung fürs Filmen und Video schneiden zu produzieren.

Ziele

  • Drohnenfertigkeiten aufbessern, Sicherheit gewinnen, fliegen & filmen lernen
  • Filmen üben und verbessern
  • Filmschnitt üben und verbessern
  • Neue Transitions lernen, sowie Intros und Outros
  • Color Grading ausprobieren & lernen

Umsetzung

Inspirationssammlung & Shotlist

Zur Inspiration schauten wir uns Natur- & Wandervideos auf Youtube an und machten Screenshots der Szenen, die uns besonders ästhetisch dünkten und welche wir ähnlich in unser Video aufnehmen wollten.

Anschliessend arbeiteten wir eine genaue Shotlist aus, auf der wir uns auch die Kameraführung notierten und uns bereits überlegten, wie wir den Shot idealerweise filmen sollten, um spätere cinematische Transitions einbauen zu können.

Wir wollten einen Mix aus Aufnahmen mit der Canon mit hoher Tiefenschärfe sowie lebhaften Drohnenshots. Selin soll als Hauptperson immer wieder auf den Aufnahmen vorkommen und sich mit einem knalligen roten Pullover von der Naturumgebung abheben. Im Nachhinein waren wir sehr froh um die Farbauswahl, da sie sowohl zu den grünen Szenen beim Hochwandern passte und sich auch von der blauen Farbe des Wassers schön abhob.

Location

Den Ort für unsere Wanderung haben wir sehr schnell gefunden. Zum Gelmersee soll es gehen, dem Selina bereits letzten Sommer einen Besuch abgestattet hatte und davon nur schwärmen konnte. Allerdings fand der letzte Ausflug im August statt, wo es nicht nur Sommer war, sondern auch die berühmte steile Gelmerbahn in Betrieb war.

Unser Ausflug fiel auf Ende April. Das bedeutete, dass wir vom Parkplatz zum Stausee hochwandern mussten. Bereits bei der Planung sahen wir dies als kleine sportliche Hürde, die durch das schwere Kameramaterial verstärkt wurde. Zudem stellte sich das Filmen als anspruchsvoller heraus, da wir durch den anstrengenden Aufstieg natürlich zittriger als normalerweise waren.

Die Rundwanderung sollte uns in 7.4km, ca. 3h Wanderzeit und 500m Höhenunterschied von der Postauto-Haltestelle Chüenzentennlen hoch zum Stausee führen. Diesen wollten wir umrunden und anschliessend auf selben Weg wieder zum Parkplatz hinunterwandern.

Problem: Jahreszeit & Wetter

Zwar war uns bewusst, dass April nicht gerade die Hochsaison für diesen Ausflug bedeutet, jedoch verdrängten wir die Tatsache, dass zu dieser Jahreszeit auf 1900m noch Schnee liegt.

In der Woche, in der wir die Wanderung durchführen wollten, schwang unglücklicherweise das Wetter um und kündigte Regen im Grimselgebiet an. Die Livewebcam des Gelmersees zeigte zudem weisse Berge und Eisschollen auf dem See an. So hatten wir uns die Location eigentlich nicht vorgestellt. Da aber auch jegliche Alternativen dasselbe Problem aufweisen, forderten wir das Wetter heraus und planten unsere Wanderung trotzdem auf den Sonntag 26. April, da Selina sonntags jeweils das Auto ihrer Tante zur Verfügung steht.

Schliesslich erwischten wir herrliches Wetter und Gewitterwolken zogen erst gegen den späteren Nachmittag auf. Die Seeumrundung war allerdings nicht möglich, da die Hälfte des Weges noch komplett verschneit war. Auf der anderen Hälfte wanderten wir so lange der steilen Klippe entlang, bis die stellenweise mit Schnee bedeckten Wege schliesslich zu riskant wurden und wir zum umdrehen gezwungen wurden. Von den geplanten Wasserfallaufnahmen erhielten wir somit nur einen Drohnenshot, der uns den halben Akku kostete. Der See mit seinen Eisschollen bot jedoch ein wunderschönes Videomotiv. Zudem begegneten wir kaum Leuten und hatten das sonst sehr beliebte Tourismusgebiet beinahe für uns alleine, was das ungestörte Filmen natürlich förderte.

Dreh

Den kompletten Dreh führten wir während des ganzen Tages auf der Wanderung durch.

Material

Viel Material auf einer Wanderung ist definitiv ein Sportakt. So verzichteten wir auf Stativ & Gimbal und beschränkten uns auf folgendes Material:

  • DJI Mavic Pro mit 2 Akkus
  • Canon 5d Mark III
  • Teleobjektiv Canon EF 70-200mm 2.8L IS
  • Sennheiser Richtmikrofon MKE 600

Aufgrund der ausserordentlichen Situation durch Corona waren wir gezwungen, uns an die reduzierten Öffnungszeiten der Technikausleihe zu richten (nur Montags & Donnerstags). So leihten wir das Material für eine ganze Woche aus, planten entsprechend die Wanderung ein und hatten trotz schlechter Wetterprognosen Glück, einige Sonnenstunden erwischt zu haben und ohne Regentropfen die Drohne starten zu können.

Da Selin als Protagonistin auf den Shots zu sehen sein soll, verteilten wir das Material auf unsere beiden Wanderrucksäcke und Selina trug die Drohnentasche sowie Kameratasche. Die Canon selbst trugen wir abwechselnd um den Hals, um bei jeder Gelegenheit bereit zum Filmen zu sein.

Postproduktion

Materialsichtung

Die Aufnahmen sicherten wir auf einem gemeinsamen OneDrive um mit der identischen Ordnerstruktur zu arbeiten. Die Aufnahmen ordneten wir nach Kameratyp und benannten sie chronologisch mit Kamerakürzel(D oder C)Aufnahmenummer_Inhalt.

Audio

Musik

Ein Stimmungsvideo lebt von der Begleitmusik. Da auch die Shots genau auf den Rhythmus geschnitten werden sollen, mussten wir vor Beginn des Schnitts ein passendes Lied finden. Wir wollten das Video durch die Musik dramatisch gestalten und dadurch die tollen Drohnenaufnahmen untermalen. Der Sound sollte also episch klingen, eine dramatische Steigerung haben sowie 1-2 Pausen, um die Shots auf schwarz auszublenden. Gegen Ende sollte das Lied abflachen um Ruhe in das Video zu bringen und die schönen Naturszenen noch mehr wirken zu lassen.

Über Artlist.io suchten wir nach epischer Musik und entschieden uns schliesslich für Meteor by Roman-p.

Geräusche

Ursprünglich wollten wir zusätzlich zum Lied Naturgeräusche mit einbauen, wie wir es in anderen Videos gesehen hatten. Dafür leihten wir uns ein Richtmikrofon aus. Auf dem Dreh entschieden wir uns dann doch dafür, nur mit dem Kameramikrofon aufzunehmen, da das Getrage durch das Mikrofon noch zusätzlich erschwert worden wäre. In der Postproduktion bemerkten wir dann, das die Aufnahmen meist durch Windgeräusche oder unser eigenes Atmen nicht gerade brauchbar waren und wir entschieden uns, auf die Naturgeräusche zu verzichten, da die Musik selbst dem Video bereits genug Leben einhauchte.

Programme

  • Adobe Premiere Pro
  • Adobe After Effects
  • Teamviewer
  • Photoshop
  • Lightroom

Schnitt

Den Rohschnitt machten wir komplett gemeinsam, indem wir zuerst das ganze Material ins Premiere Pro zogen und durchschauten. Den Aufnahmen wiesen wir Labels in verschiedenen Farben zu: Rosa = unbrauchbar, gelb = ins Video einbauen, grün = bereits ins Video eingebaut. Dies ermöglichte uns einen besseren Überblick über die gemachten Aufnahmen zu haben.
Es stellte sich heraus, dass sich Teamviewer nicht nur für den gemeinsamen Schnitt auf Distanz super eignet, sondern auch sehr praktisch ist, wenn man im selben Raum sitzt und einen besseren Blick auf den Bildschirm haben möchte. Zudem kann so jeder seine Lieblings-Arbeitsposition behalten und man kann sich stundenlang dem Schnitt widmen, ohne am Ende des Tages mit Nacken- & Rückenschmerzen ins Bett gehen zu müssen.

Outro

Auf ein Intro verzichteten wir, da es zum Lied passte, sofort mit dem Video zu beginnen.

Allerdings wollten wir uns an einem cinematischen Outro ausprobieren. Dafür speicherten wir uns bereits während dem erarbeiten der Shotlist einige Ideen ab. Schliesslich entschieden wir uns für einen schlichten Blur Effekt, welchen wir mittels Youtube Tutorial in After Effects hinkriegten. Der Effekt ist so gut aufgebaut, dass wir ihn für zukünftige Videos immer wieder einbauen könnten, denn der Text lässt sich anpassen, ohne die Keyframes zu verhauen.

Anleitungsvideo: Create a BLURRY LETTER Title in After Effects! Von DOD Media.

Transitions

Dank der gut ausgearbeiteten Shotlist war unsere Kameraführung bereits beim Filmen sehr gut und brachte eine schöne Dynamik ins Video. In der Postproduktion bauten wir schliesslich noch folgende Effekte ein:

  • Stabilizer auf fast jeden Clip. Nachteil: Geschwindigkeit lässt sich nicht mehr verändern. Es gilt entweder Stabilisierung oder Anpassung der Geschwindigkeit. Beim nächsten Mal würden wir deshalb doch einen Gimbal mitnehmen.
  • Intro: Von schwarz ins Video einblenden (Opacity Verändern auf dem Clip)
  • Schwenker vom Busch zu Selin
  • Zoom mit verändertem Verschlusswinkel auf Hand bei Drahtseil
  • Geschwindigkeitsanpassung mit Speed Curve bei der Drohnendrehung über den Eisschollen
  • Timelapse mit leichtem Zoom
  • Schwarze Balken oben und unten (Crop von je 10%)

Color Correction & Grading

Aufgrund der beiden Kameras, sowie dem sichtbaren Wechsel der Wetter- & Lichtverhältnisse über den Wandertag, war eine aufwändige Color Correction nötig. Um dem Gesamtvideo eine eigene cinematische Stimmung zu verleihen, zogen wir ein selbst erstelltes Grading auf einer Einstellungsebene über alle Clips.

Thumbnail

Zu einem Video darf natürlich ein Thumbnail nicht fehlen. Für dieses nutzten wir Screenshots aus den Aufnahmen aus dem Video und fügten es mit Selins Silhouette und Schriften in Photoshop zusammen. Die Farbkorrektur machten wir in Lightroom. Für das Thumbnail verplemperten wir einiges an Zeit, da wir uns einfach nicht zwischen zwei verschiedenen Varianten entscheiden konnten und einiges Ausprobierten, um die schlichte Schrift besser lesbar vom Hintergrund abzuheben.

Fazit & Learnings

Mit dem Endprodukt sind wir sehr zufrieden. Das Video entspricht unseren Vorstellungen eines cinematischen Wandervideos. Wir konnten unsere Filmskills definitiv aufbessern und die Endaufnahmen haben unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Die ausführliche Recherche und Planung der Shots hat sicherlich zum Erfolg beigetragen und wird auch bei zukünftigen Videos unsere Vorgehensmethode sein. Wir sind der Meinung, dass das Video gut die Stimmung der Natur einfängt und die wunderschöne Landschaft der Region besonders durch die Drohnenshots eingefangen wurde. Wir waren überrascht, wie viel wir bereits aus dem im Unterricht gelernten anwenden konnten und wie gut die Bildkomposition mit verschiedenen Tiefenschärfen geklappt hat. Da Selin als Person für den Film herhalten musste, hat es leider nicht so gut geklappt, ihr das Drohnenfliegen von Grund auf beizubringen. Auch die teils starken Winde und Nähe zur Felswand hemmten uns davor, unter diesen Bedingungen zu üben. Allerdings konnten beide vom Ausprobieren verschiedener gleichzeitiger Flug- & Kamerabewegungen profitieren. Zudem war das Fliegen in der Region eine gute Übung, da der Wanderweg für Start & Landung teils sehr schmal war und der aufkommende Wind in Kombination mit der ständig präsenten Felswand eine gefährliche Kombi darstellte.

Wir waren ein super Team besonders was die Shotideen betrifft, da unsere Vorstellung für Ästhetik und der gewünschten Shots sehr zusammenpasste und wir einander so Inputs geben konnten.

Beim nächsten Mal würden wir mit mehr Frames filmen, um in der Nachbearbeitung mehr Möglichkeiten für Verlangsamung der Shots zu haben, ohne dass diese stocken.

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