Wandern mit Vater und Sohn

Wäre es nicht spannend, einmal wortwörtlich in die in die Fussstapfen eines Künstlers zu treten? Genau an jenem Ort zu stehen, an dem ein Gemälde gemalt wurde? Die gleiche Aussicht zu geniessen und alle Veränderungen in sich aufzusaugen? Man bemerkt plötzlich kleinste Details, die gleich geblieben sind, Motive, die damals noch nicht existierten und Dinge, die nicht mehr zu erkennen sind.

Carl August Liner (1871–1946) und Carl Walter Liner (1914–1997), Vater und Sohn, sind beim Publikum als Maler des Appenzellerlandes bekannt und beliebt. Als Menschen, die das Grandiose und das Sublime der Bergwelt – wenn nicht als Wanderer, so zumindest als Betrachter – liebten, haben sie immer wieder die Landschaften Appenzell Innerrhodens und Appenzell Ausserhodens ins Bild gesetzt. Damit haben die beiden Künstler im 20. Jahrhundert unsere Ansicht vom Appenzellerland in ästhetischer Hinsicht geprägt. Der akademisch ausgebildete Vater, Carl August Liner, gilt auch als bedeutender Porträtist, während der Sohn, Carl Walter Liner, seine Position in der Kunstgeschichte in der Hauptsache aufgrund des abstrakt-gestischen Œuvres behauptet. Im Laufe ihrer mehr als 100 Jahre umfassenden Künstlerleben zeichneten und malten sie ihren Blick auf jene Welt, die der aus St.Gallen stammende Vater zu seiner Heimat erwählt hatte.

Auf Liners Spuren
Die Faltkarte «Wandern mit Vater und Sohn» würdigt zusammen mit einer siebenteiligen Postkartenserie diesen besonderen Blick – und möchte ihn mit so viel Einheimischen und Touristen und Touristinnen wie möglich teilen. Dank einer fotografischen Spurensuche nach den Standpunkten der Künstler, können die Wanderer und Wanderinnen nun auf vier Routen sowohl das Werk von Liner, Vater und Sohn als auch die Landschaft erkunden.

Zwei Wege eignen sich als Spaziergänge, Lank und Kunstorte; die beiden anderen, Entlang der Sitter und Fernblick, sollte man als Tagesausflüge angehen. Die besonders mutigen Wanderer können auch mehrere Wege miteinander verbinden: Wie in der Kunst, ist auch beim Laufen der Fantasie keine Grenze gesetzt – wobei man immer auf den offiziellen Wanderwegen bleiben- und den Strassenverkehr im Augenwinkel haben sollte.

7-teiliges Postkartenset

Wanderkarte, Vor- und Rückseite, offenes Format

(lhu)

Kritik
von Alexandra Sutter

Idee
Als ich meinem Arbeitgeber Roland Scotti erzählt habe, dass ich in meiner Freizeit oft in den Bergen unterwegs bin, kam er mit der Anfrage auf mich zu, Liners Gemälde-Kulissen aufzusuchen und diese fotografisch festzuhalten. Ein ideales Angebot für mich, da ich Freizeit mit Arbeit verbinden konnte. Anfangs war die Rede von einem Postkartenset. Dabei wurde mir überlassen, wie viele Bilder entstehen sollten, und wie ich das ganze inszenieren wollte.

Fotografieren mit Wandern verbinden
Da die meisten Bilder auf typischen Wandertouren im Alpsteingebiet gemalt wurden, war es für mich kein Problem, diese aufzusuchen und zu fotografieren. Meine Wanderungen mit der Kamera zu begleiten bereitete mir grosse Freude und wurde schon bald zur Normalität. Mittlerweile betrete ich das Alpsteingebiet kaum noch ohne Fotoapparat.

Während des Arbeitsprozesses kam mir die Idee, jeweils die bereits bestehende Postkarte des Gemäldes vor die Linse und die Kulisse zu halten, so dass sich diese perfekt in die Umgebung anpassen kann. Meiner Meinung nach ist dies etwas spannender, als lediglich Landschaftsbilder aufzunehmen. Mein Chef stimmte dem zu und war ebenfalls begeistert.

Postkartenset
Von den rund 20 verschiedenen Bildern, wurden sieben mittels eines Postkartensets verwirklicht und bei der Appenzeller Druckerei AG in Herisau gedruckt. Das Set wird im Kunstmuseum Appenzell – mit meinem Namen auf der Rückseite abgebildet – zum Verkauf angeboten.

Wanderkarte
Um zum Postkartenset eine Erklärung liefern zu können, wurde zusätzlich eine Wanderkarte erstellt. Die Faltkarte vereint die sieben verschiedenen Ausgangsorte in vier Wanderrouten und schlägt dem Kunden eine Tour durch Appenzell vor. Meine Geduld wurde beim Zeichnen der Karte auf die Probe gestellt – dafür kenne ich jetzt jede Nebenstrasse und jedes Bächlein unseres Dorfes.

Software
Adobe Photoshop
Adobe InDesign
Adobe Illustrator
www.schweizmobil.ch
Google Maps

Equipment
Canon EOS 80d

Fazit
Der Prozess des gesamten Projektes war für mich sehr spannend. Mein Vorgesetzter hat mir die alleinige Koordination und Planung der Arbeit überlassen. Ein Projekt alleine zu betreuen bietet eine perfekte Vorbereitung auf das spätere Arbeitsleben. Nun hat sich auch der Tourismus Appenzell dem Projekt angeschlossen – dies ist aber noch in Arbeit und wird voraussichtlich erst im nächsten Jahr realisiert.

Das Postkartenset hätte sich noch etwas «perfekter» ausführen lassen können. Die Lichtverhältnisse sind nicht überall identisch, manchmal sind störende Schatten im Bild. Das Set hätte durch einheitliche Lichtverhältnisse und Wettersituationen noch schöner vollendet werden können. Nichts desto trotz bin ich mit dem Ergebnis sehr glücklich – und auch etwas stolz, meinen Namen auf den Erzeugnissen erblicken zu können.

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