Watchtower of Chur

Im Jahr 2014 hat Leonardo Dalessandri das Video „Watchtower of Turkey“ auf Vimeo geladen. Das Video feierte grossen Erfolg und schaffte es Ende des Jahres in die Top 10 der Vimeo Staffpicks.

Vom Original inspiriert entstand die Idee, der Stadt Chur Tribut zu zollen: im Stil eines Watchtowervideos. Fürs Erste hiess das, Storyboard weglassen und frei Schnauze mit Equipment beladen durch die Strassen Churs zu laufen und Eindrücke einzufangen. Völlige Freiheit klingt zunächst toll, kann aber auch Ratlosigkeit mit sich bringen. Denn: Wie filmt man Szenen, wenn man noch nicht genau weiss, wie das Ganze zusammenspielen soll?

Zwar stecken in diesem Projekt viele kalte Drehtage, leider blieben alle davon schneelos. Chur als Wintertraum zu zeigen, hätte dem Video noch ein cinematographisches I-Tüpfelchen verliehen. Aber Petrus lässt sich auch mit MMP-Studenten auf keine Verhandlungen ein. Trotz Ausbleiben des Schnees, der die ganze weihnachtliche Zeit untermalen hätte, kamen am Ende genügend gute Shots zustande, die in der Postproduction zum Watchtower gepuzzelt wurden.

Übrigens: Wer “Watchtower of Turkey” nicht gesehen hat, sollte auf diesen Link klicken, bitte gern Geschehen.

Kritik
von Lucia Kind und Samantha Di Cosmo

Die Idee
Eine Hommage an den “Watchtower of Turkey”, welcher 2014 eines der Top 10 Videos auf Vimeo war. Das Werk überzeugt mit wunderschönen Aufnahmen, guter Musik und interessanten Übergängen.

Konzept
Es wurde bewusst auf ein Storyboard verzichtet, um technisch und konzeptionell möglichst viel Freiraum zu haben. Die Situation war für uns beide sehr ungewohnt, da in vorherigen Projekten immer eine Geschichte mit Storyboard oder eine Interviewsituation gegeben war.

Analyse
Der erste Schritt war es, die Videos von Leonardo Dalessandri anzusehen. Dann suchten wir nach Analysen seiner Arbeit oder Interviews, in denen er schildert, wie er bei seinen Videos vorgeht. Dabei stiessen wir auf eine Seite, die in ihren Erklärungen beides kombiniert: http://www.fcp.co/final-cut-pro/articles/1582-watchtower-of-turkey-a-stunning-piece-of-cinematic-editing-and-sound-design-created-in-final-cut-pro-x-gets-nominated-best-of-vimeo-2014

Diskussion
Wir sammelten, diskutierten und verwarfen potentielle Ideen und Locations - einigten uns dann darauf, das Video an der Weihnachtszeit zu orientieren. Der Charme der Altstadt, die Lichterspiele auf den Strassen und die Menschen auf dem Weihnachstmarkt waren nur einige Szenen, die wir einfingen. Während der Produktion haben wir darauf geachtet, ein Wechselspiel zwischen Tag und Nacht zu erzeugen.

Dreh
Wir filmten an Locations, die wir im Vorfeld definiert hatten. Um die Atmosphäre einzufangen, versuchten wir, von konventionellen Aufnahmen wegzukommen.

Auch bei diesem Arbeitsschritt haben wir uns am originalen Watchtower orientiert.
Wir hielten Ausschau nach sich ähnelnden Objekten und Farben, um diese im Schnitt zu kombinieren. Beispielsweise filmten wir das Stadtwappen von Chur, das sich in der Stadt in verschiedensten Formen wiederfinden lässt. In der Post-Production konnten wir im Schnitt so Übergänge kreieren, die zwar die Einstellung aber nicht die Thematik ändern. Neben den üblichen Pans und Slides haben wir unterschiedliche Bewegungen auch aus der Hand gefilmt, um so spontanere Einstellungen zu erzeugen.

Equipment
Canon EOS 5D Mark III Set
Objektiv Canon EF 28 mm f1.8
Objektiv Canon EF 70-200 mm f4.0
Objektiv Canon EF 24-105mm
Objektiv Samyang 24mm f1.5
Objektiv Sigma 70-200mm f2.8
Videostativ Manfrotto

Post-Production
Vor der Post-Production dieses Projekts hatten wir viel Respekt: Wir waren nie sicher, ob wir genügend Material hatten und die verschiedenen Moods miteinander vereinbar waren. Die Musik wurde passend zum Schnitt integriert und die Sequenzen auf den Beat geschnitten. Beim Color Grading wollten wir eher auf einen simplen Look setzen und liessen dieses daher eher dezent ausfallen. Man hätte natürlich mehr rausholen können, da die Aufnahmen aber an verschiedenen Tagen - und viele davon in der Nacht gemacht wurden, hatten wir mit Differenzen in den Farbstufen zu kämpfen.

Bereits bei der ersten Sequenz wurde die schwierigste Korrektur vorgenommen: Der Himmel über den Bergen musste auf den Himmel in der Stadt abgestimmt werden. Diese Farbkorrektur hatte Auswirkungen auf die folgenden Einstellungen. Die Farben liessen sich nur noch schwer mit der Atmosphäre in der Altstadt abstimmen.

Problematik
Schnee macht bekanntlich einen grossen Teil des Winter- Weihnachtsgefühl aus. Vor allem in einem Video wie diesem hätte es die Stimmung nochmals unterzeichnet.

Die Timelapse des Sonnenuntergangs erwies sich ebenfalls schwierig, da es oft nebelig war und wir wegen des schwachen Akkus der GoPro nur einen beschränkten Zeitraum festhalten konnten. Auch ist der Übergang von der Dämmerung zur Nacht nicht klar ersichtlich, obwohl es sehr dunkel wurde.

Fazit
Natürlich benötigt es noch Übung, um auf einem ähnlichen Niveau wie das Original zu agieren. Für ein weiteres Projekt dieser Art würden wir wohl mehr Zeit einplanen und gegebenenfalls einen exotischeren Ort als Chur wählen, der mehr und aussergewöhnlichere Locations zu bieten hat. So hätten wir in der Post Production schneller und vielfältiger schneiden können. Das Musikstück hingegen hat gleich perfekt gepasst, jedoch hätten weitere, reale Hintergrundgeräusche das Video zusätzlich abgerundet. Gleichzeitig überrascht uns unser erster Versuch sehr positiv, wir sind mit dem Endresultat zufrieden.

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