Wenn Menschen verschwinden

Wenn Menschen verschwinden wird es ruhig. Im Bahnhof Chur herrscht selbst während der Adventszeit reger Betrieb. Viele Leute hasten durch die Unterführung und Besinnlichkeit wird hier kleingeschrieben.

Wie würde es wohl aussehen, wenn die Menschen – und mit ihnen ihre Geräusche – langsam verschwinden würden? Mit einigen Spielereien ist es möglich, Ruhe an Orten einkehren zu lassen, an welchen sonst ständig Bewegung herrscht. Da kommt schon beinahe ein bisschen weihnachtliche Stimmung auf.

Der Bahnhof Chur einmal menschenleer:

(ae)

Kritik
von Philippe Zuber

 

Das Funktionsprinzip

Um Menschen verschwinden zu lassen benötigt man zuerst ein Bild des leeren Ortes. Dies ist die grösste Herausforderung an einem Ort, der nie leer ist. Es existieren drei fotorealistische Lösungsansätze:

  1. Man fotografiert in der Nacht und nutzt die Langzeitbelichtung. In der Nacht sind weniger Menschen unterwegs und die wenigen Menschen, welche ins Bild laufen, werden nicht sichtbar, wenn die Belichtung lange genug dauert. Allerdings sieht ein Ort in der Nacht anders aus als am Tag und spätestens wenn der Himmel sichtbar ist, wird die Tageszeit klar.
  2. Man benützt einen ND-Filter und fotografiert am Tag mittels Langzeitbelichtung. Alle Menschen, die nicht stehen bleiben, verschwinden. Sollten sich an einer Stelle im Bild jedoch immer Menschen befinden, selbst wenn es unterschiedliche sind, geht diese Variante nicht mehr auf. Der Hintergrund muss bei einem Bild, welches 30s belichtet wurde, mindestens ca. 20 Sekunden sichtbar sein.
  3. Man erstellt in einem unbestimmten Abstand mehrere Fotos, bis man so viele Bilder hat, dass jeder Ausschnitt des Bildes mind. einmal «leer» ist. Danach werden alle diese Bilder geöffnet und in Photoshop zusammengesetzt. Diese Variante ist am zeitintensivsten, führt jedoch zum Originaltreusten Bild.

Sobald man nun das leere Bild hat, muss vom exakt selben Ort eine Aufnahme gemacht werden. Es ist wichtig, dass die Aufnahme und das Bild exakt übereinstimmen.

Um den Effekt des leeren, gefilmten Bildes zu bekommen, wird vom leeren Bild ausgegangen. Dann werden einzelne Teile des Bildes jedoch ausgeschnitten und der Film hinterlegt. Zum Beispiel die Bahnhofsuhr erweckt so den Schein eines Filmes.

Mein Vorgehen

Ich suchte Orte an denen sich Dinge bewegten, welche nicht laufend durch Menschen verdeckt werden. Also zum Beispiel eine erhöhte Bahnhofsuhr oder ein Werbedisplay. Um meine leeren Bilder hinzubekommen benützte ich am Bahnhof einen ND Filter und in der Stadt eine Belichtungsreihe. Zu Beginn experimentierte ich noch mit einer Kamerafahrt.

Equipment

DJI RONIN
Canon eos c100
Canon eos 50d
ND Filter

Fazit

Ich fand es sehr interessant, dieses Vorgehen zu testen. Es lässt sich natürlich ausweiten. Man kann auf diese Art und Weise auch ein bewegtes Bild erstellen, indem ein Element z.B. ein Fluss im Bild bewegt erscheint und man die Datei am Schluss als .gif exportiert. Ausserdem ermuntert es ganze Objekte in den Film hinein zu retuschieren.

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