Wie macht man eigentlich Radio? Ein Gespräch

Ein Online-Radio einfach mal selber machen. Doch wie geht das eigentlich? Was für Herausforderungen stehen an?

Radio: Ein traditionsreiches Medium, welches immer mehr an Bedeutung verliert. Vor allem junge Menschen hören immer weniger Radio. In einem Gespräch berichten zwei Studenten von ihren Erfahrungen beim Aufbau eines Online-Radios, Pandemie-Probleme inklusive.

(bae)

Kritik
von Linus Küng und Elena Oberholzer

Idee

Wir sind zwei von vier Studierenden, die im Moment mit finanzieller Unterstützung von der Fachhochschule ein Online-Radio aufbauen. In den Diskussionen zu Beginn des Projekts kristallisierte sich schnell heraus, dass wir uns selber Richtlinien machen sollten: Ein Konzept musste her. Elena übernahm den Lead für den optischen Auftritt vom «chopfhörer», während Linus sich den Fragen der Kommunikation widmete. Beim grafischen Teil ging es vor allem darum, die wichtigsten Fragen zu Farbe, Logos und Typografie zu beantworten. Endprodukt sollte ein grafisch einheitliches Erscheinungsbild sein.

Beim «Kommunikations»-Teil des Konzepts ging es um den ganzen Rest: Positionierung, Werte, Zielgruppe, Inhalte. In den Diskussionen zu diesem Teil wollten wir das inhaltliche «Framework» unseres Radio aufbauen.

Bei beiden Teilen war es uns von Anfang an wichtig, das Einverständnis der anderen Teammitgliedern zu haben. Nur so, da waren wir uns sicher, könnten wir ein gestalterisches und inhaltliches Konzept erstellen, welches nachhaltig «verheben» würde.

Prozess

Am Anfang standen enorm viele Brainstorming-Sitzungen an. Damit unser Radio erst einmal Form annimmt, gab es einiges zu diskutieren. Zu Beginn waren wir uns stark uneinig, was die Richtung des Radios angehen soll. Die einen waren der Meinung, dass wir zu 100% auf Radio und somit auf auditive Inhalte setzen sollen, während die andere Hälfte sich für einen stark multimedialen Auftritt aussprach. Die Argumente für beide Seiten waren stark: Bei einem Fokus auf multimediale Inhalte, so die Gegner, bestehe die Gefahr am Schluss «gar kein Radio» mehr zu machen. Auf der anderen Seite stand die Gefahr, dass bei einem ausschliesslich linearem Radio-Programm die Zuhörer fernbleiben würden.

Auch bei der Auswahl der Kanäle gab es am Anfang Streitigkeiten: Ein Teil der Gruppe wollte auf Mund-zu-Mund-Propaganda und analoge Kommunikation setzen, während der andere Teil stark auf Soziale Medien setzen wollte. Die Diskussion war hitzig: Es gab Powerpoints, stundenlange Zoom Meetings und überfüllte Gruppenchats. Im Zuge der Pandemie waren wir auch nicht in der Lage uns persönlich zu treffen, was die Diskussion noch erschwerte. Wir machten die Erfahrung, dass kreatives Arbeiten über Webcam-Feed einfach nicht dasselbe ist.

Zu den internen Meinungsunterschieden kam noch eine weitere Hürde: Die Zeit.

Mit Start Anfang April war es unser Plan innerhalb von vier Wochen das erste Mal live zu gehen. Während des ganzen Planungszeitraums hatten wir also stets noch die Zeit im Nacken.

Grafisch ging es schnell voran: Elena hatte nach einigen Tagen bereits erste Entwürfe vorzuweisen, über die auch intensiv diskutiert wurde. Stand am Anfang ein verspieltes, rein handschriftliches Logo zur Auswahl, entwickelte sich daraus ein handgezeichnetes «CH» mit einer sauberen, serifenlosen Schrift.

Bei der Erstellung des Konzepts ging es auch vorwärts. Ein kurzer Einblick:

Exemplarisch hat Linus die Social-Media-Präsenzen von mehreren Radios verglichen. An den Beispielen von SRF Virus und NRJ wurde klar, dass Social Media eine wichtige Rolle spielt. Beide Radios posten täglich Content. Mit dem eigentlichen Radio-Betrieb haben beide Präsenzen wenig bis nichts zu tun. Interessant war auch, die unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte zu sehen. Bei SRF Virus liegt der Fokus stark auf gesellschaftlichen Themen, während NRJ hauptsächtlich «Memes» und Comedy-Sketches produziert. SRF Virus scheint sich vermehrt auf Information, NRJ auf Unterhaltung zu spezialisieren. Diese Einsichten wurden mit einer Powerpoint kurz vorgestellt und in der Gruppe diskutiert.

Nach dem ersten Festlegen einer Zielgruppe haben wir eigene Personas erstellt. Dazu haben wir mit Bekannten und Freunden aus unserer Zielgruppe (18-25 Jährige) Interviews geführt. Daraus sind zwei Personas entstanden, welche man unter diesem Link einsehen kann.

Konstant war vor allem die Veränderung: Erste Impulse und Ausrichtungen wurden schnell wieder verworfen. In ersten Live-Sendungen merkten wir was funktioniert und was eher nicht. Darum änderte sich das Konzept von Tag zu Tag, wir hielten nicht lange an einer Idee fest. Das machte es schwierig, am Schluss zu einem gültigen Endresultat zu kommen. 

Produkt

Am Ende haben wir ein Radio entwickelt. Nach den ersten Sendungen merkten wir, das wir gut recherchierte, spannende Beiträge machen und hitzige Diskussionen führen wollen. So haben wir uns auch inhaltlich ausgelegt. Social Media versuchen wir regelmässig zu bespielen, sind aber dort noch stark im Aufbau.

Hier sollte nun eigentlich ein fertiges Kommunikationskonzept stehen.  Wie oben erwähnt, war es aber schwierig ein endgültiges Resultat zu finden. Deshalb steht das Kommunikationskonzept auch noch nicht in endgültiger Form. Das Konzept ist in seiner derzeitigen Form erst intern verfügbar. Wir sind zum Entschluss gekommen, das Konzept fortwährend zu updaten, um möglichst flexibel zu bleiben.

Fazit

In zwei Sätzen: Kürzere Sitzungen, schneller vorwärts machen. Weniger planen, mehr machen.

Zu Beginn haben wir uns in der Planung total verloren. In elend langen Diskussionen fielen zwar viele Wörter – doch wenige Entscheidungen. Das effektivste Gegenmittel war einfach anfangen zu senden. Der Rest ergab sich dann ziemlich schnell. Bei einem nächsten Mal würden wir auch öfter Feedback einholen, von Zuhörern, Dozierenden oder Aussenstehenden. Wer will, kann unten in eine unserer Sendungen reinhören.

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