Zeig mal bitzli Gfühl

Wie riecht Freude? Was für eine Farbe hat Angst? Bei welchem Film kannst du die Tränen nicht zurückhalten und wofür hast du dich zuletzt so richtig geschämt?

Fünf Menschen im Alter zwischen 29 und 35 Jahren stehen Rede und Antwort zu einem durchmischten Fragenkatalog im Bereich der fünf Grundemotionen Angst, Freude, Trauer, Wut und Scham.

Die Website zu diesem Videoprojekt findest du hier.

(nsc)

Kritik
von Maria-Isabel Ochsner

Idee und Konzept

Mich interessieren und faszinieren Menschen und ihre Geschichten seit je her. Bereits im vergangenen Sommer wuchs in mir der Wunsch, eine Porträtreihe auf die Beine zu stellen und selbst zu produzieren. Doch was sollte ihr Inhalt sein?

Der Klebstoff, der uns alle verbindet und sowohl Fluch wie Segen zugleich sein kann, sind doch unsere Emotionen bzw. die Gefühle, die daraus/damit entstehen. Über diese dann auch noch zu sprechen, Einblick zu gewähren und zu versuchen, diese komplexe Thematik irgendwie in Bild und Ton zu verpacken, erwies sich als spannende Herausforderung: also, Challenge accepted.

Lange wusste ich jedoch nicht, wie ich die ganze Geschichte aufgleisen sollte: Menschen verschiedenen Alters à la "Querschnitt durch die Gesellschaft" befragen oder die gleiche Altersgruppe untersuchen und so mehr in die Tiefe gehen?! Welche Emotionen und/oder Gefühle wollte ich überhaupt behandeln? Was möchte ich wirklich erzählen?

Ein Entwurf ergab den anderen und so kristallisierte sich am Ende folgendes Konzept heraus:

5 Menschen, alle um die 30 Jahre alt (fand den Aspekt deshalb spannend, weil ich mich selber in diesem Lebensabschnitt befinde plus erachte ich diese Lebensstufe als faszinierend, weil man definitiv zu den "Erwachsenen" zählt, schon ein bisschen Erfahrung gesammelt hat, aber trotzdem noch nicht "zu verbraucht" ist) werden zu 5 der Grundemotionen des Menschen (Angst, Freude, Trauer, Wut und Scham) befragt. Dabei wird auf jede Emotion mit diversen Teilfragen eingegangen.

Ziel war es, das Projekt am Schluss auf einer eigenen Website zu präsentieren.

Vorbereitung

Stand das Konzept einmal, waren die Vorbereitungen relativ klar abgezeichnet. Ich musste fünf Menschen finden, die bereit waren, sich vor der Kamera einem Seelen-Strip hinzugeben und fand diese in einigen Bekannten und guten Freunden von mir. Leider sprang mir eine Protagonistin kurzfristig ab; sie sorgte allerdings für Ersatz.

Da meine Protagonisten alle aus dem Raum Zürich kommen, war für mich klar, den Dreh bei mir Zuhause in der WG durchzuführen. Da die Interviews möglichst schlicht und "roh" daher kommen sollten, musste ich irgendwie einen geeigneten Hintergrund generieren. Ich kaufte mir kurzerhand zwei Stative und ein grosses, schwarzes Tuch, das ich dafür verwenden konnte.

Der Fragenkatalog bestand für jede der 5 Emotionen aus jeweils drei gleichen Erörterungsfragen (Spontane Gedanken / Sinneseindrücke (Fühlen, Sehen, Riechen-Schmecken und Hören /  Aktuelle Situation) und fünf anschliessenden, auf die jeweilige Emotion konkret eingehenden Fragen. Dies sollte die Emotionen untereinander einerseits vergleichbar machen und decken die verschiedenen Wahrnehmungsstufen ab, andererseits bietet sich so die Möglichkeit auch auf die einzelne Emotion mit all ihren Facetten eingehen zu können.

Dreh

Für die fünf Drehs nahm ich mir jeweils einen halben Tag Zeit: zuerst einmal die Person ankommen lassen, ein wenig mit ihr reden, sich eingrooven, dann einleuchten, das Interview führen, Fragen klären und/oder wiederholen und abschliessen.

Equipment

Bild

  • Canon 70D
  • Canon 60D
  • Canon EF 50mm f/1.8
  • Canon EF-S 17-55mm f / 2.8 IS USM
  • 1 Fotostativ Manfrotto 190XB
  • kleines Kamerastativ

Ton

  • Zoom H5 Audiorekorder
  • Funkset Sennheiser EW-112P
  • Rode VideoMic Pro R

Licht

  • 3 x LED Foto- und Videoleuchte Cineroid (erste 2 Drehs)
  • 2 x Viltrox L132T (restliche 3 Drehs) LED Video Light

Postproduktion

Sämtliche Arbeiten in der Post wurden in Adobe Premiere Pro erstellt.

Selbstkritik

Trotz der ganzen Vorbereitungen und Gedanken, die ich mir gemacht habe, kommt es in der Realität dann meistens doch ganz anders.

So hatte ich beispielsweise Mühe auf dem Dreh, mich mit Bild, Ton, Licht und dem jeweiligen Protagonisten zu befassen. Besonders die Lichtverhältnisse habe ich etwas unterschätzt; die LED Lichter aus der Ausleihe stellten sich immer wieder selber aus, so dass ich die ersten beiden Interviews immer wieder unterbrechen musste, um Akkus zu wechseln und so den Fluss des Gesprächs unterbrach.Glücklicherweise konnte ich dann für die restlichen Drehs durch einen Bekannten zwei Leuchten, die direkt ans Stromnetz angeschlossen werden konnten, nutzen. Hier hätte ich mich vorher besser mit der Thematik auseinandersetzen müssen und sollte für die Qualität des Produkts tatsächlich für ein nächstes Mal einen Assistenten beiziehen.

Auch die Kamerawahl war nicht optimal gewählt, so dass ich beim nächsten Mal auf eine Systemkamera umsatteln werde, um ein besseres, knackigeres Bild zu erreichen.

Einige der Protagonisten bewegten sich auch ziemlich heftig während des Drehs, wodurch sie in den Bereich der Unschärfe kamen und ich durch meine Regie-Position beim Dreh dann nicht eingreifen konnte, bzw. es nicht bemerkt habe.

Auch ist der Bildausschnitt/die Bildaussage nicht gut gelungen, einige Einstellungen sind sich zu ähnlich (Front und Seiten-Kamera-Einstellung), was dann vor allem im Schnitt störend wirkt, plus passt die leicht untersichtige (low-angle) Einstellung nicht zur Thematik (besonders bei Trauer beispielsweise). Auch würde ich beim nächsten Mal die Protagonisten frontal in die Kamera sprechen lassen, gerade bei so einem persönlichen Thema.

Die Lavalier-Mikrofone waren nicht optimal positioniert, so dass ich bei einigen Interviews neben einem Rauschen auch Störgeräusche drauf hatte; bei einem nächsten Mal würde ich sogar versuchen, die Mikrofone ganz aus dem Bild zu nehmen, da sie die Ästhetik des Bildes zusätzlich stören und dafür sorgen, dass wir in einem ruhigen Raum (Studio) aufnehmen können, wo ein Shot-Gun-Mic sogar ausreichen könnte.

Da mir zu Anfang noch nicht ganz klar war, wie ich die Filme im Endeffekt zusammensetzen will (es war zuerst gedacht fünf 15-minütige Videos zu produzieren), habe ich nicht jede Frage bei jedem gestellt, besonders, wenn ich gemerkt habe, dass sich nicht viel "Fleisch am Chnoche" ergibt. Bei einem nächsten Mal würde ich versuchen, bereits im Vorfeld so konkret wie möglich ans Endprodukt zu denken und dann konsequent die Fragen durchzuziehen.

Zum Glück konnte ich dank der ergiebigen Aussagen auf die schlussendlich durchgeführte Methode zugreifen und 33 kurze Videostatements, bei der mehr oder weniger jede/-r Protagonist/-in zu Wort kommt, produzieren.

Das Erstellen der eigenen Website forderte mich zum Schluss noch einmal aufs Neue heraus. Hier möchte ich versuchen, beim nächsten Mal früher anzufangen bzw. noch mehr Zeit in die Herstellung zu investieren, um das Ganze noch individueller und eigenständiger ausführen zu können. So gibt es beispielsweise aktuell noch ein Problem mit dem Video-Karussell, das ich einfach nicht richtig lösen konnte (wenn das jeweils erste Video läuft, fährt die Slideshow weiter, sobald der Cursor nicht auf dem Videobild "liegen bleibt" bzw. wenn man ihn vom Videobild wegbewegt), da mir schlicht auch einfach die Kenntnisse gefehlt haben. Ich wollte so ein Video-Karussell jedoch unbedingt integrieren, weil mir das Layout/Design so einfach besser gefiel, anstatt 33 Videos einzeln auf die Website zu pflanzen. Für ein nächstes Mal wäre das Ziel, die einzelnen Komponenten wirklich von Grund auf versuchen zu programmieren.

Fazit/Erkenntnisse

Trotz all der vielen kleineren und grösseren Steine, die sich mir bei diesem Projekt in den Weg gelegt haben und den kurzzeitigen Versagensängsten meinerseits, bin ich mit dem Ergebnis, so wie es sich nun präsentiert, doch ziemlich zufrieden. Es war auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen möchte, denn ein solches Projekt alleine durchzuziehen, hat mir gezeigt, wo (meine) Mankos sind und wo ich für das Produkt im Endeffekt wirklich auch besser auf mehr "Manpower" zugreifen kann.

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