Zum Wohl? «Alkohol am Arbeitsplatz»

An keinem Fest darf er fehlen, der Alkohol. Doch wie viel ist zu viel? Europa ist seit vielen Jahren Weltspitze, was den Alkoholkonsum betrifft – und die Schweiz ist da keine Ausnahme. Das Kauf- und Konsumverhalten der Bevölkerung hat sich mit der Zeit stark verändert: Alkohol wird zunehmend rund um die Uhr, 7 Tage die Woche und fast überall über die Gasse angeboten. Jährlich werden in der Schweiz rund 8 Milliarden Franken für alkoholische Getränke ausgegeben, das sind 900’000 Franken pro Stunde. Jeder zwanzigste Schweizer trinkt zu viel. Dies dürfte auch in der Berufswelt so sein.

Infografik Alkohol in der Schweiz

Infografik Alkohol in der Schweiz

Alkohol am Arbeitsplatz – (K)ein Problem?

Ein «feuchtfröhlicher Abend», wer kennt das nicht? Doch ein übermässiger Alkoholkonsum am Vorabend kann Auswirkungen auf die Arbeitsleistung am nächsten Tag haben. Wer um Mitternacht eine Blutalkoholkonzentration von 1,6 Promille hat, erwacht um sechs immer noch mit ungefähr einem Promille. Kater, Restalkoholgehalt und Schlafmangel können die Reaktionszeit verlängern, zu Konzentrations- und Bewegungsproblemen sowie unangemessenen oder riskanten Entscheidungen führen. Dies gefährdet die Sicherheit – die eigene und die der Anderen.

Die Stadtpolizei Zürich ist mit ca. 2’000 Mitarbeitern das drittgrösste Polizeikorps der Schweiz. Ihr Auftrag ist es, im Stadtgebiet für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Bei ihrer Polizeiarbeit ist sie beinahe täglich mit Drogen- und Alkoholkonsum konfrontiert, doch wie geht sie selbst intern mit der Thematik «Alkohol» um?

Durch das Tragen von Schusswaffen und lenken von Fahrzeugen, ist jeglicher Alkoholkonsum bei der Polizei besonders problematisch. Deshalb führt die Stadtpolizei Zürich seit Jahren eine eigene Arbeitsgruppe zu diesem Thema. Die Gruppe Alkohol- und Suchtprävention setzt sich aus verschiedenen Mitarbeitern aus allen polizeilichen Tätigkeiten zusammen. Sie bietet Betroffenen eine Anlaufstelle und betreibt aktiv Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Wir durften in ihrem Auftrag einen Informationsfilm zum Thema «Alkohol am Arbeitsplatz» produzieren, welcher sich an die Mitarbeiter der Stadtpolizei richtet.

Verhaltenstipps im Umgang mit betroffenen Mitarbeitern

Welche Symptome deuten auf eine Alkoholsucht bei einem Mitarbeiter hin?

  • Unzuverlässigkeit
  • Fehlzeiten vor und nach Wochenenden
  • kurzfristiger Bezug von Freitagen
  • erhöhte Unfallgefahr
  • Leistungsschwankungen über einen längeren Zeitraum
  • unmotiviertes Verlassen des Arbeitsplatzes
  • Ruf hoher Trinkfestigkeit
  • Vernachlässigung der äusseren Erscheinung
  • Stimmungsschwankungen, Streitsucht

Was tun, wenn ich mir Sorgen mache?
Wenn mehrere dieser Symptome über eine längere Zeit beobachtet werden, ist es wichtig, das direkte Gespräch mit dem Mitarbeiter zu suchen.

Sorgen äussern und Beobachtungen schildern

Es ist wichtig, einer betroffenen Person mitzuteilen, dass ihre Veränderung auffällt und man sich Sorgen macht.

Betroffene nicht schützen
Einen betroffenen Mitarbeiter nicht vor negativen Konsequenzen schützen, indem man Fehler ausbügelt und Fehlverhalten deckt. Für die betroffene Person kann dies den Eindruck erwecken, dass es für sie keine Konsequenzen hat, wenn sie zu spät zur Arbeit kommt, nachlässig ist oder weniger leistet.

Bei gefährdeter Arbeitssicherheit, den Vorgesetzten informieren
Bei Verdacht, dass Mitarbeiter nicht in der Lage sind, Verantwortung für beispielsweise die Bedienung gefährlicher Maschinen zu übernehmen, sollte man nicht zögern den Vorgesetzten darüber zu informieren. Es geht darum zu verhindern, dass die betroffene Person sich selbst oder andere gefährdet.

Kritik
von Patrick Vögeli und Federico Zanini

Was war gut?

Mit der Stadtpolizei Zürich hatten wir einen realen Auftraggeber, der uns ein Thema für eine Produktion gab, eine Plattform bot und uns in der Umsetzung kaum Schranken setzte. Durch unser Projekt kriegten wir ausserdem einen Einblick in die spannende filmische Polizeiarbeit, die sonst hinter geschlossenen Türen stattfindet.

Die Stadtpolizei Zürich besitzt ein eigenes Filmteam bestehend aus fünf Personen. Wir waren erstaunt wie offen und hilfsbereit uns das ganze Team begegnete. So standen sie uns für Fragen stets zur Verfügung und liessen uns an ihren professionellen Schnittplätzen arbeiten. Im Speziellen Florian Rüegg, der Chef des Filmdienstes, nahm sich immer wieder persönlich Zeit, uns bei Problemen zu helfen oder uns Ratschläge für die Umsetzung zu geben. Ein Informationsfilm zu produzieren war für uns Neuland. Mit seiner langjährigen Erfahrung zeigte er uns, wie man am besten an ein solches Projekt herangeht.

Wo gab es Schwierigkeiten?

Zeitmanagement
Das ein Staatsbetrieb anders funktioniert, als ein privatisiertes Unternehmen, mussten wir schon sehr früh feststellen. Es dauerte lange, bis wir die notwendigen Termine mit den verantwortlichen Personen vereinbaren konnten, um uns mit der Thematik und der Ausgangslage auseinanderzusetzen. Die langen Dienstwege der Stadtpolizei erschwerten uns die Kommunikation. Immer wieder blockierten fehlende Informationen oder erforderliche Entscheide unser Projekt und brachten unseren Zeitplan durcheinander.

Keine Vorstellung vom Endprodukt - gibt es nicht
Die Freiheit der Form des Beitrags war ebenfalls eine Herausforderung. Uns wurde die Art des Films freigelassen. Als wir dem Filmdienst dann eine Mini-Doku gezeigt haben, waren sie nicht so begeistert. Sie hatten also doch eine Vorstellung vom Endprodukt, nämlich einen Informationsfilm. Dieser Wunsch wurde uns jedoch nicht mitgeteilt. Wir mussten also den ganzen Film über Bord werfen und in den letzten zwei Wochen nochmals ein neues Schnittkonzept aufstellen, einen Off-Text formulieren und diesen von einem Profi sprechen lassen.

Lessons learnt

Situation realer Kunde
Hinter jedem Kundenauftrag stehen Vorstellungen, Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse, die es mit dem Endprodukt bestmöglich zu erfüllen gilt. Damit man nicht in eine falsche Richtung arbeitet, ist es wichtig, diese vorgängig mit dem Auftraggeber genau abzuklären. Auftragsdefinition mit Inhalt und Art des Produkts sollte man schriftlich festhalten.

In einem Grossbtetrieb wie der Polizei sind oft mehrere Personen in ein Projekt involviert. Das hat Auswirkungen auf das Produkt, weil es ab sofort mehreren Vorstellungen gerecht werden muss. So mussten wir unseren Film nebst vom Filmdienst auch von der Suchpräventions- und der Kommunikationsleitung abnehmen lassen.

Solche Überlegungen können bereits vor der Produktion hilfreich sein, indem man sich beispielsweise über die Vorgaben bezüglich Corporate Design bereits vor Drehbeginn bei der Kommunikationsabteilung informiert oder sich gewisse Arbeitsschritte von den entsprechenden Personen abnehmen lässt.

Personelle Ressourcen für den Dreh
Für unseren Film führten wir mehrere Interviews. Beim Dreh mit zwei Kameras kamen wir zu zweit an unsere Grenzen und mussten manchmal improvisieren. So musste eine Person alleine zwei Kameras und den Ton bedienen, während die Andere das Interview führte.

Genügend B-Roll Material bei Interviews filmen
Bei Interviews immer noch genügend B-Roll Material filmen, sei das der Blick aus dem Fenster, Close-ups der Hände oder Situationen, in denen der Interviewte zu sehen ist. Solche Szenen sind bei der Postproduction sehr hilfreich, um Schnitte einfach zu vertuschen.

Technik
Auf jedem Monitor sieht das aufgenommene Bild anders aus. So sah unser erster Export auf Vimeo extrem überbelichtet aus. Als wir aber auf dem kalibrierten Monitor des Filmdienstes schneiden durften, stimmte die Belichtung sehr gut. Für Bildkorrekturen bedeutet dies, dass man diese immer für das entsprechende Endgerät anpassen sollte, auf dem der Film schliesslich abgespielt wird.

Das nächste Mal würden wir mit einem externen Monitor filmen, da man sich auf die Farben und Helligkeit des kleinen Kamerabildschirms nicht verlassen kann.

Fazit

Insgesamt sind wir mit dem Endprodukt sehr zufrieden. Besonders erfreulich ist die hohe Resonanz im Intranet der Stadtpolizei Zürich und die zahlreichen positiven Rückmeldungen, die wir erhalten haben.

Durch die Zusammenarbeit mit dem polizeilichen Filmdienst der Stadtpolizei Zürich konnten wir sehr viel lernen. Vom Arbeiten im Auftrag über die Vorgehensweise bei einem Informationsfilm bis zur Postproduction mit der richtigen Tonbearbeitung und Animation von Grafiken. Alle «Learnings» hier aufzuzählen würde den Umfang dieser Reflektion fast schon übersteigen. Eines haben wir auf alle Fälle gelernt, nämlich dass man gewisse Fehler selbst in der Praxis begehen muss, um danach die nötigen Schlüsse und Erfahrungen daraus ziehen zu können. Alles in allem, hat uns das Filmprojekt sehr viel Spass gemacht. Es war eine tolle Erfahrung und wir konnten viele neue Kontakte knüpfen.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar