Zwischen zwei Welten

Innerliche Zerrissenheit, nicht hier und nicht dort zu sein, nicht zu wissen wer, was und wo man ist. Manchmal möchte man da nur noch laut los schreien und die unsichtbaren Fesseln loswerden. Wobei diese nicht komplett unsichtbar sind, sind sie doch sichtbar als kleine farbige Dinger, die man mit Müh, Not und viel Wasser in seinen Körper schwemmt. – Eine fiktive Kurzgeschichte über eine junge Frau, die zwischen zwei Welten pendelt.

Diese kleinen bunten „Helferchen“ wollen zu einem normalen, der Gesellschaft angepassten Mitmensch verhelfen, dass die eigene Persönlichkeit möglicherweise auf der Strecke bleibt, beachtet dabei niemand. Sie stauchen die Schluckenden zusammen, man hat einen grauen, emotionalen Nebel um sich, genau so, wie wenn immer Winter ohne Schnee, dafür mit viel Nebel, wäre. Einmal keine dieser Dinger genommen, brechen die Wolken im Kopf auf, ein heller klarer Himmel erscheint, das dumpfe Gefühl verschwindet.

Sie ist abgehauen, aus der Klinik, aus den dumpfen, bedrückenden Gedanken. Doch langsam holen sie sie ein, die Gestalten mit grossen Spritzen und bunten Smarties. Sie hatte es noch nie leicht. Die verschiedenen, zeitgleichen Gedankenströme in ihrem Kopf machen es ihr nicht einfach. Doch trotz aller Verwirrtheit helfen ihr die Gedanken all die schlimmen Ereignisse zu vergessen. Von den dunkelsten Ecken helfen sie ihr an die schönsten Orte zu reisen und so einen feinen Sicherheitspanzer um ihre Seele zu schmieden.

Es ist kalt, meine Zehen sind schon blau angelaufen, spüren tu ich sie kaum mehr. Diese doofen kleinen Pillen haben mir meine ganze Kreativität und Fantasie geraubt, jetzt fühle ich mich als wäre ich aufs Übelste zugerichtet worden. Mein ganzer Körper schmerzt, bewegen kann ich mich nur noch langsam.

Ohje, da kommen Schritte näher, ich muss weg hier, schnell! Warum macht nur mein Körper, meine weltliche Hülle, nicht mit? Merkt er denn nicht die Gefahr?!? Schnell, sie werden immer lauter!

Ein Strudel erfasst sie, wirbelt sie durch die Luft und setzt sie sanft, weit weg von der dunklen Nacht, auf einer bunten Blumenwiese ab. Die Spannung in ihrem Körper löst sich sofort, endlich kann sie sich etwas erholen.

Wie schön es hier ist! Überall sind wunderschöne, riesige weisse Blumen, und wie die duften! Und was für ein hübsches Kleid ich anhabe, über und über mit Blumen geschmückt! Ein Traum!

Huch, was ist das für ein Knistern? Oh, wie schön und elegant der ist! Sein Geweih, gross und stolz thront es auf seinem Haupt. Ob er mich ihn streicheln lässt? Ich könne ja schon etwas Zuneigung gebrauchen, es will mich ja sonst niemand schützend in die Arme nehmen.

Der Hirsch zuckt leicht unter ihrer Berührung zusammen, bleibt dann aber ruhig stehen und schaut sie mit seinen grossen, gütigen Augen an. Für beide scheint die Zeit still zu stehen. Doch jäh wird die Zweisamkeit gestört. Der Hirsch macht verschreckt einen Satz nach hinten und verschwindet im Dickicht. Sie bleibt alleine zwischen den Bäumen zurück.

Hey, warum springst du so plötzlich davon? Warte auf mich, nimm mich mit!

Und dann läuft es mir kalt den Rücken hinab. Die feinen Härchen auf meinen Armen stellen sich auf, mein Körper ist in Alarmbereitschaft.

Leise und sanft hat er sich angeschlichen, der Wolf. Nur noch ein paar Schritte hinter ihr, setzt er zu einem Satz an, landet, pack sie und schleift sie mit sich mit.

Wieder erfasst sie ein Strudel, wirbelt sie durch die Luft und reisst sie zurück in die Nacht. Erschrocken erkennt sie, dass sie nicht der Wolf gepackt hat, sondern die Realität.

Kritik
von Noemi Bertet und Rahel Vetsch

Idee / Motivation

Bereits zu Beginn des Semesters kam uns die Idee eine Geschichte zu schreiben und diese fotografisch zu unterstreichen. Als wir uns zusammen setzten und brainstormten kam uns erst die Idee Märchengeschichten neu zu schreiben bzw. bestehende Märchen miteinander zu kombinieren. So begannen wir nach den Merkmalen der Märchengeschichten zu recherchieren. Wir stellten fest, dass wir eigentlich lieber über eine Person schreiben wollten, die innerlich einen Kampf durchlebt, eine Geschichte ohne Happy End. Eine Heldenfigur welche Aufgaben lösen muss, sowie die genaue Aufteilung zwischen Gut und Böse bei den weiteren Figuren und ins ganze noch eine Moral reinzubringen, wie man es oft in Märchen findet, sprach uns weniger an. Daher warfen wir die Idee über Bord.

Innerlich einen Kampf durchleben, das kennen wir alle. Doch wie sieht es aus, wenn man zwei Persönlichkeiten in sich hat? Nun, wir wissen es beide nicht, aber wir haben es uns versucht, so gut wie es ging, vorzustellen und dies aufs Papier zu bringen. Für die Fotos entschieden wir uns mit dem Beamer Motive auf die Wand und eine Person zu projizieren. So wurden in der Gestaltung der Bilder, zumindest was die Motive anbelangt, fast keine Grenzen gesetzt.

Produktionsweise

Die Eckpunkte der Geschichte sowie die passenden Bildmotive dazu schrieben wir uns zuerst auf. Da die Hauptproduktionszeit auf die Feststage fiel, entschieden wir uns die Arbeit wie folgt aufzuteilen:

Noemi schrieb die Geschichte.
Rahel übernahm die Bildbearbeitung und das Setting.

Kurz vor Weihnachten machten wir einen Tag lang die Fotos, damit Rahel baldmöglichst mit der Bildbearbeitung beginnen konnte. Noemi fertigte auf dann bereits einen ersten Entwurf der Geschichte an. An diesem Tag entstanden rund 330 Fotos.

Da sich die Geschichte um eine junge Frau handelt, welche eine schyzophrene Persönlichkeit hat, haben wir uns entschieden auch zwei unterschiedliche Personen als Darsteller zu nehmen.

Rahel wählte die zehn Besten aus und gab sie Noemi, damit sie sich etwas an den Bildern orientieren konnte, während dem sie die Geschichte schrieb. Nach dem grossen Rummel der Festtage sassen wir uns nochmals zusammen. Die Bilder waren bearbeitet und die Geschichte stand. Nun sortierten wir nochmals einige Fotos aus, da sie für die Geschichte überflüssig waren.

Fazit

Im Gross und Ganzen sind wir mit dem Resultat zufrieden. Würde man aber richtig professionell solche Fotos von Beamerprojektionen machen wollen, müsste man einen besseren bzw. neueren Beamer zur Hand haben als wir einen hatten. Unser Beamer war schon ein etwas älteres Modell und so kamen die Pixel, der projizierten Bild, deutlich zum Vorschein. Dies kann man nun auch auf den Fotos sehen.

Noemi liess sich für die finale Version der Geschichte von einer düsteren Morgenstimmung inspirieren und verwarf kurzer Hand ihren ersten Entwurf. So ist es wohl mit dem Schreiben, wenn es einen packt, dann richtig.

Rahel konnte ihre Fähigkeiten im Adobe Photoshop vertiefen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freundet sie sich langsam mit ihm an.

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