How to type

In der Welt der Mediengestaltung ist die Wahl der richtigen Schrift von grosser Bedeutung für den Erfolg einer Publikation. Doch welche Schrift verwendet man am besten? Wie sieht es mit den Lizenzen aus? Und wie verwaltet man hunderte von Schriften auf dem Computer?

Das Verpacken von Informationen in Zeichen ist rund 5000 Jahre alt, als die ersten Hieroglyphen entstanden. Heute ist die Schrift neben der gesprochenen Sprache das Hauptkommunikationsmittel unserer Welt. Briefe, E-Mail, SMS, Bücher, Zeitungen, Inserate, Plakate – alles funktioniert dank der Schrift. Diese lässt sich je nach Kommunikationskanal mehr oder weniger anpassen und gestalten. Dementsprechend kann beim Empfänger eine bestimmte Wirkung erzielt werden. Gerade im Studium als Multimedia Producer, bei dem viele Botschaften in eine Form gebracht und gestaltet werden müssen, ist der Einsatz der Schrift entscheidend.

Typografie

Die Typografie, die ursprünglich die Kunst des Druckens mit beweglichen Lettern bedeutete, bezieht sich heute umfassender auf den Gestaltungsprozess mit Schriften, Linien, Flächen und anderen grafischen Elementen für Druck- oder elektronische Medien. Typografie lässt sich in Mikro- und Makrotypografie unterteilen.

Mikrotypografie bezeichnet die Schriftart, die Laufweite, die Wortabstände und die Anwendung von Satzzeichen. Makrotypografie hingegen umfasst das Seitenformat, den Satzspiegel, Zeilenbreite, -abstand und -anzahl, die Schriftgrösse, Schriftauszeichnungen sowie die Gliederung der Seite und des Textes.



1. Schaft, Stamm, Hauptstrich
2. Haarstrich
3. Serife
4. Schattierung, Achsenstellung bei Rundungen
5. Anstrich
6. Endstrich
7. Scheitel
8. Bauch
9. Schlinge
10. Innenform
11. Verbindung, Überlauf
12. Kehlung
13. Versalhöhe
14. Oberlänge
15. Mittellänge
16. Unterlänge
Quelle: http://werbedesign.at/bestandteile-der-letter

Natürlich lässt sich nicht das gesamte Wissen über ein Thema wie die Typografie in einem Artikel unterbringen. Grundlegend ist aber bei der Anwendung von Schriften, dass man die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale kennt. Das wichtigste ist wohl jenes, ob eine Schrift Serifen hat oder serifenlos ist. Serifenschriften sind eher klassisch und können wiederum unterteilt werden in verschiedene Formen von Serifen, betonter oder weniger betont, abgerundet oder eckig. Serifenlose Schriften hingegen wirken modern und schlicht. Daneben gibt es auch noch eher exotische Varianten wie beispielsweise Schreibschriften und gebrochene Schriften, die aber bedacht und sparsam eingesetzt werden sollten. Zudem gilt es zu beachten, dass die meisten Schriftfamilien auch verschiedene Schriftschnitte aufweisen. Schriftschnitte sind zum Beispiel «Light» (dünn), «Roman» (normal), «Bold» (fett) und «Italic» (kursiv).

Unterschiedliche Schriftarten

Auf jedem Computer, sei es Mac oder Windows, gibt es eine vorinstallierte Sammlung von Schriften. Arial, Times New Roman oder Verdana sind bekannte Vertreter davon. Daneben gibt es aber unzählige Schriften, die heruntergeladen oder gekauft werden können.

Im grafischen Bereich werden Schriften meistens gekauft. Jedes Unternehmen hat eine sogenannte «Hausschrift». Diese ist wichtig für das Corporate Design. Eine der bekanntesten Websites zum Kauf von Schriften ist www.linotype.com. Hier können professionelle und bekannte Schriften, wie die Helvetica, Frutiger oder Caecilia, sortiert nach den bereits genannten Unterscheidungsmerkmalen, angesehen und gekauft werden. Empfehlenswert ist ausserdem auch www.myfonts.com.


Bei Linotype können die Lizenzen für kostenpflichtige Schriften gekauft werden.

Nun können sich aber wohl die wenigsten Leute solche Schriften leisten. Bei der Neuen Helvetica blättert man beispielsweise pro Schriftschnitt zwischen 45 und 76 Franken hin. Bei den insgesamt 59 verschiedenen Schriftschnitten, die von «25 Ultra Light» bis «93 Black Extended» verfügbar sind, ergibt dies einen Betrag von fast 3000.– Franken, wenn man die ganze Schriftfamilie erwerben will – einen Preis, den ein Mediengestalter vielleicht lieber für ein neues MacBook Pro ausgibt.

Um aber trotzdem vielseitig und abwechslungsreich mit unterschiedlichen Schriften gestalten zu können, gibt es glücklicherweise zahlreiche Gratisschriften. Die wohl populärste Plattform dafür ist www.dafont.com. Hier findet man tausende Schriften kostenlos zum Download. Weitere Websites, die Schriften kostenlos zum Download anbieten sind www.fontsquirrel.com, www.1001freefonts.com und www.myfont.de. Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl.


DaFont ist eine der bekanntesten und umfangreichsten Sammlungen von kostenlosen Schriften im Web. Die Fonts sind übersichtlich in verschiedene Kategorien sortiert.

Die Verwaltung

Hat man erst mal einige schöne Schriften gefunden, wird man vor die nächste Herausforderung gestellt: Die Verwaltung. Wer nämlich alle Schriften in den Schriftenordner (MacIntosh HD\Library\Fonts unter Mac oder C:\Windows\Fonts unter Windows) zieht, wird bald feststellen, dass sich die Rechenleistung verschlechtert und der Computer langsamer wird. Deshalb ist es empfehlenswert, nur die verwendeten Schriften zu aktivieren.

Dazu gibt es seit Apple OSX eine im Betriebssystem integrierte Lösung: Das Programm «Schriftsammlung». Damit kann man Schriftarten anzeigen, installieren, gruppieren, suchen, deaktivieren und aktivieren. Zudem lassen sich Duplikate auffinden und löschen und installierte Schriften auf Fehler absuchen.


Die interne Software für Schriftenverwaltung von Mac OSX.

Trotzdem verwenden die allermeisten Grafiker und Typografen eine Schriftenverwaltungssoftware. Diese sind weit komfortabler und vielseitiger, als die integrierte Lösung von Apple. Schriften lassen sich ansehen, sortieren, katalogisieren, vergleichen, per Mausklicken aktivieren und deaktivieren und vieles mehr. Auch die automatische Aktivierung von Schriften in Layout- und Grafikprogrammen wie Adobe InDesign, Illustrator oder QuarkXPress sind äusserst praktisch. Jeder Anwender hat aber seinen persönlichen Favoriten.

Eines der bekanntesten Schriftenverwaltungsprogramme ist Suitcase Fusion von Extensis. Es ist sowohl für Mac als auch für Windows erhältlich und kann für 140 Dollar erworben werden. Wer nicht die Katze im Sack kaufen will, ladet sich die 30-Tage-Testerversion herunter. Mehr Informationen unter www.extensis.com/suitcase-fusion-4.

Eine sehr gute und etwas günstigere Alternative dazu bietet Linotype mit FontExplorer X Pro. Es bietet alle Features, die man sich als Grafik Designer wünscht und ist für 79 Euro erhältlich. Auch für dieses Programm gibt es eine 30-Tage-Testversion zum Download für Mac und Windows. Weitere Informationen unter www.fontexplorerx.com/pro.


FontExplorer X Pro von Linotype ist sehr übersichtlich und bietet viele Funktionen.

Lizenzen

Es gibt für alles rechtliche Bestimmungen – auch für die Verwendung von Schriften. Tatsächlich sind aber längst nicht alle Gestalter damit vertraut. Deshalb hier die wichtigsten Fakten.

  • Freeware: Als Freeware werden Schriften bezeichnet, die kostenlos sind. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Einschränkungen gibt. Das Copyright bleibt beim Schöpfer der Schrift. Hier gilt es vor allem zu unterscheiden, ob es sich um einen Free-Font oder einen «free for personal use»-Font handelt. Häufig ist auch die Bearbeitung oder Weitergabe verboten. Näheres erfährt man unter den jeweiligen Nutzungsbestimmungen.
  • Open-Source-Fonts: Bei einem Open-Source-Font handelt es sich um eine kostenlose Schrift mit einer offenen oder freien Lizenz. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke und die Bearbeitung sind erlaubt.
  • Erwerb von kostenpflichtiger Schrift: Ähnlich wie bei Software erwirbt man nur die Nutzungsrechte für die Schrift und ist nicht Eigentümer. Diese Rechte sind im End User License Agreement festgehalten und können sich je nach Anbieter unterscheiden. Was jedoch alle gemeinsam haben ist das Verbot für die Weitergabe der Schrift. Eine Schrift darf nur von den Lizenznehmern installiert werden. Ausnahme bilden Linotype und URW++, welche die Weitergabe der Schriften zur Ausbelichtung oder zum Druck erlauben. Bei Adobe Schriften hingegen ist dies ebenfalls untersagt und es müssen PDF-Dateien geliefert werden.

Das mit den Namen…

Was tun, wenn man im Zug sitzt und in einem Heft, in der Zeitung oder auf einem Inserat eine coole Schrift entdeckt und nicht weiss wie sie heisst? Ganz einfach: Fotografieren. Hat man die Schrift am Bildschirm, so hilft ein Screenshot weiter. Anschliessend Browser öffnen, WhatTheFont öffnen und das Foto oder den Screenshot hochladen. Im nächsten Fenster kurz angeben um welche Buchstaben es sich handelt und schon bringt WhatTheFont Licht ins Dunkel. Manchmal gibt es auch mehrere Resultate, sofern eine Schrift nicht eindeutig zugeordnet werden kann.


WhatTheFont: Hier kann man ein Bild der unbekannten Schrift hochladen und erfährt, um welche Schriftart es sich handelt.

Und jetzt?

Nun ist das Grundwissen rund um die Verwendung von Schriften vorhanden. Das nächste Ziel ist natürlich, mit neuen Schriften etwas richtig Schönes zu gestalten. Doch wo fängt man eigentlich an zu suchen? Eine Möglichkeit ist, einfach mal www.dafont.com zu öffnen und zu stöbern. Eine andere wäre googeln oder stumbeln. Wem das zu viel Aufwand ist, sei hiermit geholfen. Hier, hier und hier sind einige richtig schöne Fonts zu finden, die gratis heruntergeladen werden können, inklusive grafischer Beispielanwendung. Gutes Stöbern und Gestalten.