Idee
Ich wollte schon immer mal Hörbuchsprecher werden. Und da bot sich ein Digezz-Projekt geradezu an, um mich in diesen Gewässern mal ein wenig vorzuwagen.
Die Frage war nur, was für ein Buch vertone ich denn? Mein Ziel war etwas, das möglichst vielen Leuten nützen würde. Und so bin ich im ersten Semester auf Ruedi zugegangen. Er schlug mir sein Buch vor, da dieses Unterrichtsstoff für viele Schüler ist und in mehreren Richtungen genutzt wird.
Dann wollte ich aber auch noch etwas Neuartiges zum Thema Hörbuch machen. Und zwar hatte ich beim Hörbuch-hören oft das Gefühl, der Sprecher sei viel zu langsam oder viel zu schnell. Und die automatische Beschleunigungsfunktion vieler Apps lässt die Qualität stark absinken. Also habe ich mich für zwei Varianten entschieden, sodass man das Hörbuch entweder ruhig geniessen oder ein wenig vorwärts machen kann. Wie man es eben mag und braucht.
Vorbereitung
Dankbarerweise war Ruedi sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Er bot mir sogar eine Kopie seines Buches an. Und so konnte ich gleich mit den Vorbereitungen beginnen, also zuerst einmal das gesamte Buch lesen.
Es kam kurzfristig der Gedanke auf, dass die Kapitelintros von den beiden Autoren gesprochen werden, doch das wäre ein zu grosser Kontrast gewesen. Ausserdem wollte ich den ohnehin schon vollen Terminplan der beiden nicht noch weiter überlasten.
Leider wurde mir die Zeit im ersten und zweiten Semester zu sehr von anderen Projekten beansprucht, weswegen ich nur eine kleine Werbung dafür machen konnte. Aber im dritten Semester hatte ich endlich genügend Freiraum und so machte ich mich an die
Aufnahmen
Für die Aufnahmen wollte ich zuerst mein eigenes Zoom H6 und ein improvisiertes Aufnahmestudio (eine grosse, mit Schaumstoff ausgelegte Plastikbox) benutzen. Doch der Ton war zu dumpf und genau in diesem Zeitraum entschied der Bauer nebenan auch noch, die Kühe für ein paar Wochen direkt neben unserem Haus zu stationieren. Die Kuhglocken waren auf den Aufnahmen zu hören.
Also bin ich ins neue kleine Aufnahmestudio im SRF-Gebäude migriert, wo ich dann das Mikrofon direkt an meinen Laptop angeschlossen und mit Audacity aufgenommen habe. Das gab mir die Möglichkeit, schlechte Takes direkt rauszulöschen, anstatt später alles noch einmal durchzuhören und nie sicher zu sein, welche nun der jeweils finale Take war.
Ich nahm immer ein ganzes Kapitel auf und begann es dann für die schnellere Variante von vorn. Dadurch fühlte sich der Fortschritt nicht gerade ermutigend an, aber ich war mit dem Text vertrauter und stolperte weniger über Worte und Sätze. Aber gestolpert bin ich dennoch. Viele, viele Male. Da "Das Unternehmen, die Marke und ich" ein Fachbuch ist, sind viele Sätze darin ellenlang und mit Nebensätzen geradezu gespickt. Natürlich war ich mir dessen von Anfang an klar, Ruedis erste Worte bei der Vorstellung der Idee waren ungefähr: "Bist du dir sicher? Das Buch wurde definitiv nicht zum Vorlesen geschrieben." Dennoch wurde ich davon überrumpelt. Des öfteren sass ich mehrere Minuten sprachlos einfach da und versuchte festzustellen, was denn nun die korrekte Betonung für eine auch nur ansatzweise verständliche Satzstruktur war. Für jeden finalen Absatz hatte ich mich mindestens zwei Mal verhaspelt oder war mit der Qualität nicht zufrieden. Aber schlussendlich gelang auch das und die Aufnahmen waren nach knapp 30 Stunden im Kasten. So war es dann Zeit für die
Postproduction
Jetzt ging es ans Eingemachte. Alles noch einmal durchhören, Pausen, Schnaufer und übersehene Fehler rausschneiden, die Unterkapitel benennen und exportieren. Dann in Adobe Audition importieren um den Feinschliff zu verpassen. Rauschen weg, mit Equalizern die Stimmqualität hochschrauben und die Files erneut exportieren, diesmal mit den finalen Namen und Meta-Daten.
Nun kam noch das Coverdesign. Zuerst wollte ich die Sprechweisen ruhig (zu dieser Zeit noch "Zen") und energetisch mit Sport und Yoga in Verbindung setzten.
Doch Ruedi war (zu recht) skeptisch, da das fehlinterpretiert werden könnte und die Metapher nicht ganz passt. Also habe ich mich für eine ruhige Dampflock und einen energetischen Schnellzug entschieden. Die pinken Ränder auf dem Beitragsbild sollen dabei an das originale Buchcover erinnern.
Vertrieb
Für den Vertrieb habe ich zuerst den Haupt-Verlag angefragt. Sie führen allerdings keine Hörbucher, erklärten sich aber einverstanden damit, dass ich sie anderweitig verbreite. Der offensichtlichste Ort war meine bereits bestehende Internetseite, die ich sowieso in Zukunft für meine AnigamiArt Multimedia Bücher benutzen möchte.
Aber ich wollte es offiziell machen. So dass das Hörbuch auch im Handel erhältlich und bestellbar ist, mit ISBN und allem. Nach einigem Suchen habe ich in Xinxii einen Partner gefunden, der bei der Verbreitung hilft. Leider nehmen sie keine doppelten Hörbücher an, also habe ich mich für die gemütliche Variante entschieden und das Cover des Buches in Illustrator neu aufpoliert, damit es in höherer Auflösung verfügbar ist.
Fazit
Es war ein sehr langer Weg bis zum fertigen Hörbuch, aber ich bin so froh dass ich es gemacht habe. Ich hoffe, es bringt dem/der ein oder anderen Studierenden was ^^