von Sven Wüst, Philip Gadze, Reto Scherrer und Benjamin Baumann
Workflow und Erkenntnisse
Visuals: Die Bildsprache solcher Visuals wurde von uns zu Beginn ein wenig unterschätzt. Visuals können den Zuschauer extrem ablenken und den Konzertgenuss nachhaltig beeinträchtigen. Um geeignete Bilder generieren zu können, muss die Musik des Künstlers verstanden werden. Damit uns dies gelang, setzten wir uns mit dem Künstler auseinander und gestalteten so ein grobes Konzept für unseren Drehtag. Was uns die ganze Arbeit stark erleichterte, war die Tatsache, dass unsere Visuals nicht getimed sein mussten. Dies war aus zeitlicher und technischer Sicht nicht möglich. Zudem war dem Künstler wichtig, dass die kreative Freiheit auf der Bühne nicht verloren ging und er die Songs so spielen konnte, wie es gerade kam und nicht zeitliche Vorgaben einhalten musste.
Die Rollenverteilung am Drehtag bestimmten wir im vornherein, damit wir innerhalb kürzester Zeit genügend Bildmaterial für 60 Minuten Visuals zusammenbrachten. Timelapse, Drohnenaufnahmen, Close-Ups und Gimbalaufnahmen. Dies, galt es abzudecken. Schwierigkeiten bereiteten uns vor allem die Drohnenaufnahmen. Da uns nur zwei Akkus für die Drohne zu Verfügung standen, mussten wir zu Beginn zwei Locations zum Filmen ausmachen. Wir rechneten mit einer maximalen Flugzeit von 20 Minuten, wobei der leichte Wind an diesem Tag uns einen Strich durch die Rechnung machte. Somit waren zuletzt mehr Aufnahmen, die wir mit der Drohne im Wald gedreht haben, zu gebrauchen, als die, mit der wir über den Wald flogen. Der Wind ruckelte zu fest an der Drohne, als dass dies der eingebaute Stabilisator der Drohne hätte sauber ausgleichen können.
Die zweite Schwierigkeit am Drehtag machte uns der eigene Schatten bei den Gimbalaufnahmen. Während wir durch den Wald liefen, rannten oder schlichen, war je nach Sonneneinstrahlung unser Schatten in den Aufnahmen der GoPro zu sehen. Obwohl wir perfide darauf achteten, war es teilweise kaum zu verhindern. So wanderten viele Aufnahmen in den Papierkorb.
Einen weiteren Rückschlag mussten wir in der Post Production hinnehmen. Obwohl alles gut organisiert schien, brachten wir zuletzt keine 60 Minuten Visuals zusammen. Die Dauer wurde von uns total unterschätzt. Dies konnten wir leider nicht mehr geradebiegen, da uns schlichtweg die Zeit dafür fehlte, um nachzudrehen und wir zudem noch den Rahmen für die Projektionen anfertigen mussten. Somit einigten wir uns nach Absprache mit Pedro Lehmann dazu, die 30-minütige Version der Visuals einmal zu loopen und kleine Änderungen vorzunehmen, um so trotzdem über die gesamte Show Visuals laufen lassen zu können.
Projektionsfläche: Die Fertigung des Rahmens für die Visuals war ein langwieriger Prozess. Nicht unbedingt das Zusammenschrauben an sich, sondern eher der Prozess von der Ideenfindung bis hin zur Fehlerausmerzung des fertigen Produkts. Projektionen auf diese Art zu projizieren ist unseres Wissens nach neu und eine Erfindung von uns.
Damit wir den Zuschauern etwas Spezielles bieten konnten, kombinierten wir zwei bekannte Techniken zu Einer und fertigten eine Aufbauskizze an, die bis zum fertigen Produkt immer wieder angepasst werden musste.
Das Grundkonstrukt (Rahmen in 16:9) war schnell zusammengebaut, jedoch mussten wir uns immer wieder mit neuen Problemen herumschlagen. Beispiele: Der Rauch konnte nicht entweichen, was dazu führte, dass die Innenseite komplett beschlagen war vom Dampf und so das Bild nicht in gewünschter Qualität zu sehen war. Dies unterbanden wir mit zwei Löchern auf der Seite, wo der Rauch entweichen konnte. Oder, dass wir zu viel Folie um den Rahmen wickelten und so das Bild erst gar nicht mehr durch die Schichten dringen konnte.
Zudem bastelten wir lange am Anschluss vom Rahmen zur Nebelmaschine herum. Entweder entwich der Rauch frühzeitig aus der Leitung oder er fand den Weg dahin nicht mal. Mithilfe von genormten Teilen, die in jedem Baumarkt zu finden sind, konnten wir dies lösen.
Damit der Effekt erkennbar wird und das Bild mächtig wirkt, sollte der Rahmen so gross wie möglich gebaut werden. Was man aber unbedingt dabei beachten sollte, ist, dass an vielen Konzertlocations Platzmangel herrscht. Da wir uns vorgängig beim Palace über die Platzverhältnisse erkundigt haben, konnten wir unser Konstrukt nach diesen Vorgaben fertigen. So konnten wir gewährleisten, dass keine weiteren Probleme an diesem Abend entstanden. Zudem sollte unbedingt die Zeit vom Auf- und Abbau berücksichtigt werden. Oft herrscht Zeitdruck, was dazu führt, dass man innert kürzester Zeit solche Dinge auf- und abgebaut haben muss. Mit dieser Information im Hinterkopf kann man bereits bei der Konstruktion solcher Dinge darauf achten, dass alles möglichst einfach gehalten wird.