Der heute 54-jährige Frank Bodin startete als Quereinsteiger in die Werbebranche. Zuvor hatte er das Jurastudium an der Universität Zürich begonnen, jedoch nicht beendet. Er habe sich für dieses Studium entschieden, weil er dachte, es würde ihm genug Freizeit für seine wirkliche Leidenschaft übrig lassen: die Musik. Am Klavier fühlt er sich heimisch.
Es waren die Leute, die er kennengelernt hatte, die seine Faszination für die Werbung entfachten, meint er. Durch seine damalige Partnerin, die bei «Aebi und Partner» arbeitete, machte er ihre Bekanntschaft: Reinhold Weber, Martin Denkeche oder Jean Etienne Aebi. Seine Werbekarriere startete er 1992 in der Zürcher Werbeagentur GGK als Texter. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Er war Chef der amerikanischen Agentur McCann-Erickson und arbeitete später bei Euro RSCG für ein französisches, weltweites Netzwerk.
Heute ist er Geschäftsführer einer der renommiertesten Werbeagenturen der Schweiz, Havas Worldwide in Zürich und Genf. Zudem ist er zum Werber des Jahres 2009 gekürt worden, ist Präsident des ADC (Art Directors Club) Schweiz, im Kommunikationsrat des Dachverbands der kommerziellen Kommunikation und im Beirat sowie als Gastdozent an der HWZ Zürich tätig.
Kreativ aber gleichzeitig analytisch und pragmatisch: Er selbst beschreibt sich als einen «kreativen Unternehmer» oder «unternehmerischen Kreativen».
Die Zukunft der Schweizer Werbe- und Kommunikationslandschaft
Wir befinden uns laut Frank Bodin noch auf der Schwelle zu einer neuen Ära der Kommunikation und Werbung. Die elektronischen Medien würden unsere Entwicklung massgebend prägend, auch wenn in einigen Unternehmen der Fortschritt noch zögerlich vorangehe. Dies liege aber an der älteren Generation, die momentan noch das Steuer in der Hand habe, und werde sich mit der neuen Generation ändern, ist er überzeugt.
«Print- Titel mit Tagesaktualitäten werden als Medium früher oder später zu dem, was für die Römer einmal Steintafeln waren.»
Alte Medien würden verschwinden, doch was an ihrer Stelle hervorgehe, seien neue Geschäftsmodelle und Chancen. Diese Entwicklung hat eine laut Bodin eine immense Auswirkung auf die Werbung und wie sie heute und in Zukunft konsumiert wird.
Das Problem: Die Profitabilität in den digitalen Medien ist sehr klein. Nicht nur Werbeagenturen, sondern auch Verlage haben mit diesem Umstand zu kämpfen. Die Folge davon sei die Kompensation in Arbeitsplätzen. Es sei aber durchaus möglich, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Digitalisierung als positiven Faktor zu sehen, meint Bodin. Einige Werbeagenturen hätten das auch bereits erfolgreich geschafft.
Das wichtige in dieser Zeit sei, dass die Werbeagenturen sich ihrer Aufgabe und Haltung bewusst seien. Werbeagenturen seien keine Schraubenlieferanten, sondern Berater und Ideengenerierer. Dies dürfe auch in diesen Zeiten nicht vergessen werden. Ausserdem sei es von Bedeutung, dass die eigentliche Dienstleistung der Werbeagenturen – die Idee – nicht vom Preis des finalen Produktes abhängig gemacht werde. Durch die heutige Technik würden Filme kostengünstiger produziert und Anzeigen müsssen nicht mehr tausendfach gedruckt werden – deswegen dürfe die Idee, die dahinter steckt, nicht im gleichen Mass an finanziellem Wert verlieren.
«Das Kapital einer Werbeagentur sind die Ideen und dieser Wert muss honoriert werden.», sagt Bodin. «Wie viele Stunden es brauchte, um eine Idee zu entwickeln, wie viel Manpower, dies ist schliesslich unerheblich, wenn man den Mehrwert achtet, den aussergewöhnliche Werbung einem Unternehmen bringt.»
Zudem sei die Globalisierung der Marken ein grosses Thema. Immer mehr Kampagnen werden in Europa für eine übergreifende Sprachregion angedacht und gemacht. Das Ziel sei es, die Unternehmen zu überzeugen, in den Schweizer Werbeagenturen zu produzieren. Dies sei eine Herausforderung, der man sich stellen müsse, so Bodin.
Havas Worldwide
Havas Worldwide ist, was Werbung angeht, eines der grössten weltweiten Netzwerke überhaupt: Insgesamt gehören 316 Standorte in 75 Ländern und über 10000 Angestellte zum Unternehmen.
Als CEO des Zürcher und Genfer Standortes steht Frank Bodin hinter einigen der bekanntesten Werbekampagnen der Schweiz. Zu Havas Worldwides Kunden gehören der Brezelkönig, Coop, Evian, Credit Suisse, Peugeot und noch viele weitere national und inaternational bekannte Marken.
Nebst ihren Referenzen ist auch zum Thema Markenführung interessantes auf ihrer Website zu finden: Im jährlichen Brand Predictor sagen sie die Entwicklung der grössten Schweizer Marken voraus. Der Trend zeichnet sich deutlich ab: Digitale Marken werden von Jahr zu Jahr dominanter.
Do it, with love
Frank Bodin nutzt gerne Twitter und teilt dort seine Ansichten mit der Welt. In einem Buch verpackt, sind diese in seinem Werk «Do it, with love» zusammengeführt. In 100 «Creative Essentials» verrät er seinen Lesern, was hinter seiner Philosophie steckt.
«Change the order: Order the change.»
«Explain your idea in one sentence.»
«A mistake: The fear of making a mistake.»
Doch am Ende des Buches fordert er den Leser auf:
«Create your own creative essentials.»
Für jeden Medienschaffenden oder Werber eine Auffordung, der man nachgehen sollte: Denn Kreativität ist einer der Grundstein für den Erfolg.
Am 17. März 2016 war Frank Bodin an einem «Kamingespräch» im Waldhaus Flims zu Gast. In einem persönlichen Rahmen erzählte er von sich, seiner Arbeit und seinen Erfahrungen.
(fs)