Märchentelefon Vol. 2

Mich packen fürs Ohr gemachte Geschichten. Als Kind hörte ich Kassetten zum Einschlafen oder hing am Hörer des Märchentelefons in der Kinderspielecke. Heute höre ich Podcasts oder Hörbücher, und: Ich möchte wieder ein Märchentelefon haben. Genauer gesagt, ich will eins selbst machen. Und dafür brauche ich Geschichten.

Ich habe zehn Geschichten in meinem Umfeld gesammelt, nur mit der Vorgabe, den Rahmen von zwei Minuten Erzählzeit nicht zu sprengen. In dem, was sie schreiben, sind die Autoren frei. Kurz darauf habe ich komplett unterschiedliche Texte erhalten – Märchen, Krimis, Poetry Slam-Texte, Gedichte, Komödien – und suchte für jede die optimale Tonalität.

Im Studium wurde uns eingetrichtert: Erzählen Sie Geschichten! Genau das ist nun passiert. Alle zehn Geschichten habe ich selbst vertont und sie sind auf einem alten Wählscheibentelefon zu hören (siehe Digezz-Beitrag «Märchentelefon Vol. 1»).

Und natürlich hier. Viel Vergnügen!

(lhu)

Kritik
von Stephanie Waldvogel

Vorbereitung

Je nach Story verändert sich die Tonalität eines Videos, eines Textes, einer Grafik. Die Tonalität einer Infografik ist vielleicht «klar, aufgeräumt, informativ». Ein Video, das an Kinder gerichtet ist, hat eine «aufmunternde, einfache» Tonalität. Egal was wir produzieren, die Tonalität passt zur Geschichte. Das gilt das auch für Geschichtenerzähler, die wortwörtlich erzählen.

Für die einzelnen Texte musste ich folgende Fragen im Voraus klären:

  • Ist die Geschichte überhaupt verständlich?
  • Welcher Kategorie gehört die Geschichte an und welche Tonalität verlangt diese?
  • Verlangt die Geschichte einen bestimmten Vorlesestil?
  • Wem hört man lieber zu: Mundart vs. Hochdeutsch?
  • Hat der Text Dialog?
  • Muss der Text umstrukturiert werden?
  • Wird er Ort beschrieben?
  • Braucht es weitere Audioelemente für das Verständnis oder den Unterhaltungswert?
  • Wie kann ich mich stimmlich optimal vorbereiten?
Umsetzung

"Bitte nicht länger als zwei Minuten Erzählzeit pro Text."

Diese Vorgabe war schwieriger einzuhalten als gedacht. Tatsächlich haben einige der zehn Geschichten den Zeitrahmen gesprengt. Für mich bedeutete das zwar mehr Arbeit aber das störte mich nicht gross.

An den Geschichten änderte ich wenig. Die eine transkribierte ich zu Mundart, die andere strukturierte ich etwas um, damit die Geschichte in der kurzen Erzählzeit etwas schlüssiger wirkt und bei einer auf Dialog basierten Geschichte löschte ich ein paar Zeilen des Erzählers heraus (z.B. ", erwiderte er." oder ", fragte sie verwirrt.").

Nebst den Vorarbeiten kam Folgendes hinzu:

  • 3 Nachmittage Aufnahmen in den Audio-Boxen der Education Zone
  • Schnitt in Adobe Audition
  • Intro/Outro-Musikschnipsel in Garageband
  • Zusätzliche Audioelemente von www.freesound.org
  • Skizzen von Hand
Fazit

Die Aufgabe hat mir enorm viel Spass gemacht, vor allem weil sie mir zum Märchentelefon verholfen hat, das ich schon immer einmal bauen wollte. Ich bin glücklich über die Vielfalt der Geschichten. Ursprünglich wollte ich zehn Kurzgeschichten selbst schreiben aber dafür hätte ich nie genug Elan gehabt, denke ich.

Durch dieses Projekt bin ich dem selten verwendeten Programm Audition wieder näher gekommen und beim Arbeiten sind mir einige Effekte ins Auge gefallen, die ich zwar nicht für meine Geschichten nutzen konnte, ich aber bereit bin, sie bei neuen Projekten anzuwenden.

Vielen, lieben Dank den Autoren: Chiara Lardelli, Pierre Lippuner , Silvy Kohler, Susanna Kälin Waldvogel, Oliver Schwager, Chiara Diener, Ivar Kohler, Fabian Engeler und Manuela Furger

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