Idee
Nach diversen Semesterarbeiten entdeckten wir plötzlich wieder das Potenzial von GIFs. Obwohl das ganze Internet mit lustigen Memes überfüllt ist, wollten wir dieses Format einmal anders einsetzen – eventuell sogar ein wenig sinnvoller.
GIFs etablierten sich in letzter Zeit zur Standard-Kommunikation auf dem Smartphone. Wer sich etwas «cooler» gibt und etwas zu melden hat, der greift nicht mehr auf seine Worte zurück, sondern auf Animationen. Die Abkürzung GIF steht für «Graphics Interchange Format». Dieser Dateityp wurde bereits im Jahr 1987 erfunden und ist somit fast 30 Jahre alt. In den Anfängen des Internet ging es hauptsächlich darum, Animationen und Farben überhaupt auf digitalen Geräten anzeigen zu können. Ein GIF enthält maximal 256 Farben, was im Vergleich zu neueren Formaten sehr wenig ist. Die einzelnen Farbabstufungen sind mit blossem Auge sehr gut sichtbar. Heute sind GIF-Dateien Minifilme in einer Endlosschleife, die in der Regel zwei bis fünf Sekunden dauern.
Im Minor «Markenführung» diskutierten wir über den Architekten, Künstler und Designer Max Bill. Wir beide kannten Werke des Schweizer Designers bereits aus dem Kunstunterricht, jedoch war eine Auffrischung ausschlaggebend für unser Digezz-Experiment. Denn Max Bill gilt als prominentester Vertreter der konkreten Kunst!
Max Bill erklärt seine Kunst (1965)
Somit war unsere Idee geboren ‒ und wir versuchten, diverse Werke von Max Bill an einer Wand als GIFs aufzuhängen.
Umsetzung
Wir haben uns für ein paar typische Werke Max Bills entschieden. Diese haben wir zuerst im Illustrator nachgezeichnet und vektorisiert. Während dieser Tätigkeit wurden uns einige Überlegungen, die Max Bill wohl bei seinem Schaffen hatte, erst recht bewusst. So scheinen beispielsweise viele Linien parallel zu sein. Doch der Schein trügt, denn in Wirklichkeit verlaufen viele Linien nicht exakt parallel zueinander. Die Werke von Max Bill erreichen deshalb eine optische Perfektion, sind aber streng geometrisch unpräzise.
Zu den ausgewählten Werken gehören das Plakat der Olympiade München 1972, die typischen, auf der Spitze stehenden Quadrate sowie die verschiedenen farbigen Kreise.
Die Erstellung der GIFs erfolgte in Adobe Photoshop. Mithilfe der Timeline-Funktion können Abläufe aneinandergereiht werden (wie eine vereinfachte Version von Adobe Premiere). Die einzelnen Flächen der Bilder konnten nun dupliziert und umgefärbt werden. Was eigentlich einfach tönt, stellte sich während der Arbeit als viel umständlicher ein. So erstellten wir alleine für das GIF des Olympide-Plakats 101 Ebenen, die korrekt angeordnet und eingefärbt werden mussten. Dies nahm ein Vielfaches der eingeplanten Zeit in Anspruch.
ScreenShot Photoshop – GIF erstellen
Herausforderungen
Mit unserer Idee standen wir schnell vor den ersten Herausforderungen: Wir beide hatten bis anhin noch nie selbst ein GIF erstellt. Dank des Internet und unseres Experimentierens haben wir die Technik dahinter schnell verstanden.
Uns war von Anfang an wichtig, dass wir ein GIF, bestehend aus vielen Einzelbildern, erstellen wollten ‒ und nicht eine Animation in After Effects. Dies wäre viel zu einfach gewesen: Video animieren ‒ in einzelne Bilder exportieren – fertig.
Die allergrösste Herausforderung war die aufwendige Photoshop-Arbeit. Diese hatten wir massiv unterschätzt. Die vielen verschiedenen Ebenen und das Timing der unterschiedlichen Farbänderungen machten das Ganze teils sehr komplex. Für unsere Galeriewand entstand eine Photoshop-Datei mit insgesamt über 400 einzelnen Ebenen.
Beim Export und bei der Komprimierung machte uns die relativ alte Technik von GIFs einen Strich durch die Rechnung. Weil ein GIF maximal nur 256 verschiedene Farben darstellen kann, sind mosaikartige Artefakte in den Bildern vorprogrammiert. Dies trägt wiederum zum typischen GIF-Look bei.
Fazit
GIFs kann man nicht nur als lustige Memes verwenden, sondern auch in einem anderen Kontext einsetzen. Bei komplexeren GIFs darf der zeitliche Aufwand nicht unterschätzt werden. Nur schon ein paar bewegliche Teile ergeben eine Vielzahl von Ebenen.
Die «animierte» Bildgalerie kommt einer Hommage an Max Bill gleich. Seine Bilder haben wir dank des Dateiformats GIF wieder zum Leben erweckt. Obwohl seine Werke zwischen 40 und 70 Jahre alt sind, wirken sie alles andere als verstaubt, denn seine optischen Perfektionen gelten noch heute.
Obwohl die GIF-Technik mittlerweile in die Jahre gekommen ist ‒ wie die Bilder von Max Bill auch ‒, haben beide durchaus ihre Daseinsberechtigung in der heutigen Zeit.