Muse – gewohnt anders

Im Herbst diesen Jahres war es endlich soweit. Mit „The 2knd Law“ brachte die britische Kultband „Muse“ das wohl meist erwartete Album 2012 heraus. Wie man es von ihnen kennt, es ist das übliche, nur anders.

Wenn es eine Band gibt, die veröffentlichen könnte was sie will und immer gleich gefeiert wird, dann ist es mit Sicherheit die britische New Prog Muse. Fünf Alben haben sie bereits seit 1999 heraus gebracht, von denen „The Resistance“, ihr letztes, die Charts stürmte. Vor allem hier zu Lande kam das Album gut an und war im Vergleich mit den Nachbarländern am längsten auf Platz 1. der Albumcharts. Folglich war zu erwarten, dass sich die Band bei ihrem neuen Album an The Resistance orientieren würde. So war’s dann auch.

The 2knd Law

Schon bei dem Soundtrack von dem Albumtrailer, welcher gut vier Monate vor der Albumveröffentlichung auf Youtube gestellt wurde, war klar, dass „The 2knd Law“ ein ganz neues und trotzdem für Muse typisches Album werden wird. Bei „Supremacy“, dem Eröffnungstrack, merkt man auch, dass die Band es wiedermal geschafft hat, neues in alter Manier zu verpacken. Trotzdem weiss man noch nicht so recht, was man damit anfangen soll. Der Stimmungswechsel passiert aber bereits beim nächsten Track. Bei diesem handelt es sich um die erste Single, „Madness“. Madness kommt sehr erfrischend daher und liefert einen eingängigen Beat der zum mitwippen einlädt. Obwohl sich ein deutlicher Dupstep Einfluss herauskristallisiert, was ein wenig enttäuscht – wo gerade Muse dafür bekannt ist, gegen den Strom zu schwimmen – passt es wie die Faust aufs Auge. Ob der Track Band-untypisch ruhig für eine Singleabkopplung ist, sei dahingestellt. Wenn wir schon bei Dupstep und Beats sind: das Album überzeugt vor allem als Gesamtkunstwerk, da die Mischung zwischen sphärischen Tönen und knackigen Beats stimmt. Was den Dupstep angeht, dieser wird beim Lied „Madness“ wie erwähnt gekonnt eingesetzt und erreicht beim Track „Follow Me“ seinen Höhepunkt. Auch wenn letzteres eigentlich Ohrwurmpotenzial hat, der Dupstep verhindert definitiv das endgültige Abheben der Masse. Das gilt auch für den Olympia Track 2012, „Survival“. Dieser kommt sehr „Mika-mässig“ daher, was gegen Ende zum Glück durch mächtige Gitarrensoli relativiert wird.

Die schönste Überraschung erlebt man dort, wo man sie am wenigsten erwartet

Zwei Tracks auf The 2knd Law möchte ich besonders erwähnen. Wenn man sich das Album durchhört, gibt es einen Moment bei dem man nochmal ein bisschen mehr aufhorcht als sonst. Und zwar bei den zwei aufeinanderfolgenden Liedern „Save Me“ und „Liquid State“. Man merkt auf Anhieb: Da stimmt etwas nicht! Zuerst ist man der Meinung, es handle sich um eine andere Band, da der Style abweicht und der Sänger nicht Matthew Bellamy ist. Bei genaueren Recherchen stellt sich heraus, dass es sich hier um Songs handelt, welche vom Bassisten der Band (Christopher Wolstenholme) stammen und von ihm gesungen werden. In beiden Liedern verarbeitet er seine Alkoholsucht. Auch wenn seine zwei Beiträge das Album an sich nicht ergänzen, sondern eher markant herausstechen, sind sie sehr gelungen und bieten dem Hörer eine schöne musikalische Überraschung. Vielleicht haben wir ja das Glück, dass dies der Anfang zu einem zusätzlichen Soloalbum des Bassisten ist.

Fazit

Das neue Muse-Album ist, entgegen der iTunes-Splittungs-Gesellschaft von heute, ein Gesamtkunstwerk und sollte auch unbedingt als ganzes erworben werden. Die Band bleibt sich gewohnt treu und schafft es trotzdem, sich neu zu erfinden. Auch wenn sich der/die eine oder andere sicher gewünscht hätte, dass sie wieder einmal zu alten Werten wie „Origin Of Symmetry“ oder „Absolution“ zurückgefunden hätten. Ob der Erfolg von „The Resistance“ mit diesem Album weitergeführt werden kann, wird sich zeigen. Im Endeffekt ist es aber egal. Für Liebhaber des New Prog und Musefans wird „The 2knd Law“ mit Sicherheit keine Enttäuschung sein, auch wenn man vielleicht zuerst ein paar Mal reinhören muss, bis man das ganze Potenzial erkannt hat.