Subjektivität

Subjektivität in Visualisierungen

Mit Informationsgrafiken verbinden wir häufig Objektivität. Doch was, wenn diese persönliche Geschichten erzählen? Subjektivität und ihre Rolle in Visualisierungen von persönlichen Geschichten.

Mein Plan schien wasserdicht zu sein. Die Idee für mein Lehrprojekt war eigentlich simpel. Ich wollte das Tagebuch von Anne Frank infografisch aufarbeiten. Ich mag Informationsgrafiken. Ich mag Geschiche. Der Fall war klar.

Denkste. Das Bachelorsemester kann einen dazu verleiten, alles Mögliche zu hinterfragen. Vielleicht mag es auch in meinem Naturell liegen. Wie auch immer. Ich begann meine eigene Objektivität in Frage zu stellen. Grund dafür war ein erster Entwurf der Informationsgrafik. Beim genaueren Betrachten fragte ich mich, was ich mir hier eigentlich erlaube? Ich bearbeite Annes Tagebuch, erfasse und sammle diesbezüglich Daten, visualisiere das Ganze und tadaaa, hier habt ihr eine Informationsgrafik über ihr Leben. Aber ganz richtig ist das nicht. Denn es ist die Darstellung von Anne Frank wie ich sie sehe. Wie ich sie durch das Tagebuch kennen gelernt habe. Ich habe die Daten aus dem Tagebuch rausgefiltert, Entscheidungen getroffen, was davon ich abbilde, was nicht, wie ich es darstelle… Es ist meine Sichtweise. Jemand anderes hätte womöglich ganz andere Daten erfasst und eine andere Darstellung gewählt.

Aus diesem Grund entschied ich mich, die Rolle der Subjektivität in Visualisierungen genauer zu betrachten.

An dieser Stelle muss ich noch kurz etwas ausholen. Der Zweck von Visualisierungen ist in dieser Bachelorarbeit per Definition die Kommunikation von Daten. Daten sind etwas Abstraktes. Daher sind Fotografien nicht als Visualisierungen zu verstehen.

Mittels einer Dokumentenanalyse untersuchte ich, wie Visualisierungen von persönlichen Geschichten Subjektivität ausdrücken können. Die Analyse veranschaulichte, wie andere Gestalter mit Subjektivität umgehen und diese in ihren Visualisierungsprozess von persönlichen Geschichten miteinfliessen lassen.

Die Informationsgrafik über Anne Frank ist dann übrigens doch noch fertig geworden. Es ist die visuelle Aufbereitung ihres Lebens. Anne – ein Mädchen, das trotz allen Widerständen immer an ein Morgen glaubte und von der Zukunft träumte.