Videoclip: STREIT/WIRTH/KRIEG – Strangers in Paradise

STREIT/WIRTH/KRIEG – Ein Bandname, den man nicht alle Tage zu Ohren bekommt. Würde man die Band vom Namen eher in der Genre-Ecke des Rock oder Metall vermuten, müssen wir unsere lieben Zuhörer leider enttäuschen. Das Elektropop-Trio hat sich ganz dem Elektro und der Urban Music verschrieben. Die Jungs sind auch sehr friedlich und überhaupt nicht zum Streiten aufgelegt. Nein, sie wollen einfach gute Musik machen. Die Namensgebung hat keinen tieferen philosophischen Sinn und gibt auch keinen Anlass für Verschwörungstheorien. Denn stellt man die drei Nachnamen der Bandmitglieder in die richtige Reihenfolge, ergibt das eben STREIT/WIRTH/KRIEG.

Mit ihrem neuen Videoclip Strangers in Paradise lädt die Band die Zuschauer ein, mit ihnen in eine Welt der Träume einzutauchen. In ein Paradies jenseits von Eden erwarten den Zuschauer Bilder verzaubernder Schönheit, aber auch eine düster, sphärische, urbane Stimmung. Die mystisch, fast metaphysisch wirkenden Gestalten ziehen einen in den Bann wie in ein schwarzes Loch, um ihn im nächsten Moment dann gleich wieder völlig verdutzt in die Realität auszuspucken.

(le)

Kritik
von Remo Krieg

Die Idee
Die Idee für einen Videoclip entstand eigentlich schon bei der Entstehung des Songs und speziell beim Texte schreiben. Die Lyrics erzählen ja immer eine Geschichte. Für mich als visuellen Mensch werden Geschichten immer auch in Bildern erzählt. Der Text ist nicht klar strukturiert und erzählt eher fragmentarisch eine Geschichte, wie eben Träume auch nicht klar strukturiert erscheinen, sondern zum Teil als völlig wirre und zusammenhangslose Bildfetzen. Es war also klar, dass der Videoclip diese träumerische, mystische, sphärische Atmosphäre in Bildern wiedergeben sollte, um so die Emotionen und Gefühle des Songs bildlich zu verstärken.

Das Konzept
Um dieses Gefühl einer Traumlandschaft bildlich umsetzen zu können, eignete sich Slowmotion sehr gut als Stilmittel. Da der Song ein Gefühl von Verträumtheit vermittelt und diese durch die sphärischen Klangteppiche verstärkt, bietete sich Slowmotion optimal an, um diesen veträumten surrealen Zustand zu unterstreichen. Das violette Neonlicht sollte diese träumerische Sphäre zusätzlich unterstreichen und den Zuschauer in eine Traumlandschaft entführen. Es handelt sich aber nicht um ein fröhliches Lied, daher wurde es in der Nacht gedreht. Ausserdem ist die Nacht die Tageszeit der Träume. Mit dieser düsteren Stimmung und den dunklen Gestalten sollte zusätzlich diese fast unheimlich surreal wirkende Szenerie unterstrichen werden. Der langsame Song sollte nicht durch schnelle Schnitte und Bewegungen unnötig nervös gemacht werden. Im Gegenteil, er sollte dieses schwebende Gefühl in Bilder umsetzen und verstärken. Der Zuschauer sollte dabei zusammen mit dem Videoclip in höhere Sphären katapultiert werden.

Die Umsetzung
Die Auswahl der Location war einer der wichtigsten Punkte bei der Planung. Ohne gute Location kann auch kein guter Videoclip entstehen. Nach langer Suche fanden wir die perfekte Umgebung für den Videoclip. Es war eine Unterführung, welche in der Nacht nur durch violettes Neonlicht beleuchtet wurde. Dieses Licht diente als einzige Lichtquelle für den Videoclip. Als Voraussetzung für die perfekte Location galt, dass der Ort urban, düster, rau und surreal sein sollte.
Der ganze Videoclip wurde in Slowmotion gedreht, da die Stimme, sprich der Gesang aber normal sein sollte, damit er zur Geschwindigkeit des Liedes passt, mussten wir das Lied doppelt so schnell laufen lassen, also auch doppelt so schnell singen. Durch diesen Effekt erhält der Videoclip diesen speziellen Look, da die Bewegungen dann halb so schnell, der Gesang aber normal ist. Mit diesem Stilmitel wird das surreale Gefühl unterstrichen, welches der Zuschauer erfährt, wenn er die Bewegungen anschaut. Man hat fast das Gefühl, als würde man sich in einer Unterwasserwelt, einer fremden Welt befinden.
Um diesen Effekt zusätzlich zu verstärken, wurde im violetten Neonlicht gedreht, die einzige Lichtquelle. Die Bandmitglieder wurden mit Airbrush Farbe von Kopf bis Fuss schwarz angemalt. Die Kombination mit dem violetten Neonlicht und der schwarzen Farbe ergibt einen surrealistischen Effekt. Man hat nicht das Gefühl, dass es sich um menschliche Wesen handelt, sondern eher um Fabelwesen, es sieht wirklich ziemlich grotesk aus.
Der ganze Videoclip wurde am gleichen Ort gedreht, und zwar in einer Unterführung, einem Druchgang, welcher mit Graffitis vollgesprayt ist und als einzige Lichtquelle violettes Neonlicht besitzt.

Die Herausforderungen
Es gab verschiedene Herausforderungen zu meistern. Da der Videoclip in Slowmotion gedreht wurde, der Gesang aber zum Lied passen sollte, mussten wir das Lied doppelt so schnell abspielen lassen, damit es möglich war die Lippen mit dem Lied zu synchronisieren. Dies gestaltete sich viel schwieriger als erwartet. Denn wenn die Lippen nicht genau synchron zum Lied sind, erscheint der Videoclip wie ein Fremdkörper zum Lied. Wir mussten also einen Weg finden diesen ungewollten Effekt zu verhindern, was wir schliesslich auch schafften.
Eine grosse Herausforderung war es auch, dass Bild und Ton harmonisch miteinander funktionierten. Vor allem beim schneiden des Videoclips war der Rhythmus extrem wichtig, also wie der Rhythmus vom Lied mit dem des Videoclips funktioniert. Dabei war es wichtig, den Video nicht immer auf den Rhythmus des Songs zu schneiden, da es sonst schnell langweilig und vorausschaubar wird. Er sollte aber im Gegenzug auch nicht zu sehr gegen den Rhythmus des Liedes geschnitten werden, da es sonst zu nervös und verwirrend wirken kann. Es galt also die goldene Mitte zu finden.
Die ideale Location zu finden, war auch nicht gerade einfach. Zum einen mussten wir einen Drehort finden, welcher unseren Ansprüchen gerecht wurde. Zum anderen sollte er nicht zu stark von Fussgängern frequentiert werden, da sonst unsere Dreharbeiten zu sehr gestört würden.

Fazit
Es war ein steiniger Weg bis zum Ziel. Das Ergebnis aber hat sich auf jeden gelohnt. Es hat extrem viel Spass gemacht einen Videoclip zu drehen. Für uns war es eine komplett neue Erfahrung und wir sehen Videoclips jetzt mit anderen Augen. Es ist unglaublich, wie viel Herzblut und Arbeit zum Teil hinter der Produktion eines Videoclips stecken. Ein guter Videoclip gibt die Emotionen und Gefühle eines Songs in Bildern wieder. Diese Erfahrung hat uns sehr viel gelehrt und wir werden gut gewappnet sein für unser nächstes Projekt.

Werdegang
STREIT/WIRTH/KRIEG wurde 2008 in Solothurn gegründet. Zuerst widmeten sich die 3 Jungs in einem Lufschutzkeller im beschaulichen Nennigkofen nahe Solothurn ganz der elektronischen Musik. Da jeder der Bandmitglieder ein Instrument beherrschte, fanden je längers je mehr auch akkustische Klänge von Gitarre über Saxophon bis hin zum Synthesizer Einzug in ihre Musik. Später kam zu den rein instrumentalen Tracks Gesang dazu, zuerst auf Englisch, dann immer mehr auch auf Schweizerdeutsch. Der Band ist es wichtig, dass die Zuhörer sie verstehen. Dabei ist auch das jonglieren mit Wörtern und Metaphern sehr wichtig und das funktioniert halt alles immer noch besser in der eigenen Muttersprache. Ausserdem findet die Band, dass Schweizer Musiker einfach mehr Mut zur eigenen Sprache haben sollten. Die hiesige Szene sollte aufgemischt werden und die junge Generation sollte ihren Beitrag dazu leisten. So hofft auch STREIT/WIRTH/KRIEG in Zunkunft mit ihrer etwas anderen Art von Schweizerdeutscher Musik für Furore zu sorgen und sich Gehör zu verschaffen. Wir sind gespannt darauf!

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