500 Franken Budget, zwei Firmen, tausend Vorstellungen und ein Team

Über die Entstehung eines Werbespots oder das tägliche Schicksal von Werbeproduzenten

Hinter der Realisierung eines Werbespots steckt mehr als nur eine gute Idee, ein passendes Storyboard und dessen inhaltsgerechte, technische Umsetzung. Es ist ein Prozess, in welchem Auftraggeber und Auftragnehmer einen gemeinsamen Nenner finden müssen.

In den vergangenen Wochen stellten wir uns dieser Herausforderung und realisierten für ÖKK und dessen Partner KIMI-Krippen einen Werbespot-Pilot. Als wir zu Beginn des Semesters das erste mal unsere Idee für den Spot zu Blatt brachten, ahntenwir noch nicht, dass sich diese noch gefühlte unendliche Male ändern würde.

Das Konzept

Bei der Konzeptausarbeitung orientierten wir uns an den Vorgaben des ÖKK-Briefings; es sollte ein Unternehmensfilm über KIMI mit Bezug zu ÖKK sein, wessen Zielpublikum sich hauptsächlich aus den Eltern bzw. der Mutter als „organisierendes Elternorgan“, potentiellen ÖKK-Kunden und der breiten „Internetbevölkerung“ zusammensetzte.

Zudem wurden folgende Ziele gesteckt:

Durch das Aufzeigen der Vorteile der familienergänzenden Betreuung am Beispiel des Krippennetzwerkes KIMI im Zusammenhang mit dem Engagement des Familienversicherers ÖKK soll beim Betrachter Vertrauen aufgebaut und das Image transferiert werden.

Nach dem Schauen des Werbespots soll der Betrachter zur Handlung motiviert sein und zum Beispiel in der KIMI oder bei ÖKK nach weiteren Informationen fragen

Mittels eines hohen emotionalen Unterhaltungs- und Sympathiewerts soll der Film sich viral verbreiten.

Inhaltlich soll ein Alltag in der Kinderkrippe gezeigt sowie über das Unternehmen informiert werden. Formal soll ein „Jöö-Effekt“ eingesetzt werden, welcher nicht nur die Eltern als Zielgruppe anspricht, sondern auch das Kind in ihnen berührt. Weiter sollen „hard facts“ subtil vermittelt werden. Was es nicht sein sollte: 0815.

Budget: CHF 500. –

Imagefilm oder Abenteuergeschichte?

Soweit so gut, unser Projektleiter traf sich mit dem ÖKK-Team um Konkreteres zu besprechen, woraufhin wir unsere erste Idee entwarfen. Für uns war von Anfang an klar, dass die Geschichte mehr Abenteuer- als Imagefilmcharakter haben sollte und einigten uns auf eine Geschichte mit Lucky Luke. Kaum die Idee und das Storyboard an ÖKK geschickt, kamen erstmal ein paar Änderungen. Ganz normal. Die Abenteuergeschichte bleibt bestehen.

Das Ganze ca. dreimal angepasst erhielten wir das Okay und schickten ÖKK einen Arbeitsauftrag zur Unterschrift, welcher just eine Woche später unterschrieben zurückkam. Wir atmeten gerade auf, als sich KIMI zu Wort meldete und mit dem Konzept nicht einverstanden war. Es war die Waffe von Lucky Luke, welche sie, verständlicherweise, im Zusammenhang mit den Kindern, störte. Es folgten zwei weitere Treffen bei KIMI, bei welchen klar wurde, dass sie mehr in Richtung Imagefilm tendierten und es gerne weniger “abenteuerlich” hätten. Wir zeigten ihnen auf, dass dabei die Gefahr für einen 0815-Film besteht und konnten es schliesslich so lösen, dass wir unseren Protagonisten Lucky Luke durch einen Indianer ersetzten. Daraufhin wurde ÖKK wieder laut, dass sie die Auftraggeber wären und das Konzept nicht ohne ihre Einwilligung zu ändern wäre. Und gerade als diese sich bei einer anderen Gruppe über ihre Sorge um unsere termingerechte Abgabe sorgte, lief auf einmal alles wie am Schnürchen; sogar die Sonne liess sich entgegen des schlechten Wetterberichts für die Aussenszene zeigen.

Hier nun das Resultat, mit welchem hoffentlich alle damit leben können, gefolgt von einigen Impressionen vom Dreh.   

Wen es interessiert, wie wir den Indianer animiert haben: www.digezz.ch/charakter-animation-mit-dem-aftereffects-puppet-tool/

Kritik
von Mirjam Ramseier, Luca Steiner, Johannes Thüring, Ramon Schneider und N. N.

Organisation: Die Kommunikation zwischen den zwei Firmen und unserem Projektleiter sowie zwischen dem Projektleiter und dem Team hat nicht immer einwandfrei funktioniert. Da dieser alleine zum ersten Treffen gegangen war, gingen gewisse Dinge, welche sich zu einem späteren Zeitpunkt als relevant erwiesen, beim Weiterleiten „vergessen”. Es kam zu einem Hin und Her zwischen den drei Parteien und das Konzept musste etliche Male angepasst werden.

Nachdem sich alle Beteiligten auf eine definitive Version einigten, hatten wir noch rund 10 Tage Zeit, um den Dreh zu planen. Das hört sich nach viel an, war es aber unter den Umständen und anderen Projekten nicht. Da die Krippenleiterin in der Woche zuvor zudem noch krank war, erhielten wir auf Fragen bezüglich Kostüm etc. erst einen Tag vor Dreh Antwort.

Cast: Da es schwierig war, einen 3-5-jährigen Jungen für die einzig uns zu Verfügung stehenden, möglichen Drehtage 5. und 6. Dezember (Samichlaustag) zu finden, nahmen wir sogar Kontakt mit zwei Agenturen für Kinderschauspieler auf. Da für ein über die Agentur organisierter Protagonist unser ganzes Budget aufgebraucht hätte, hängten wir zudem Inserate in ganz Chur auf und liessen den Eltern der Kinder in den Krippen Flugblätter zukommen. Schliesslich war es dann eine Klassenkollegin, wessen Bekannte einen Sohn hatte, der Schauspieler werden möchte. Es war Nevin. Und obwohl auch er die ganze Woche zuvor krank war, erschien er mit seiner Mutter pünktlich um 8.15 Uhr zum Dreh. Wir hatten ein riesen Glück mit ihm drehen zu dürfen. Er machte es uns extrem leicht, war geduldig und sprengte all unsere Erwartungen. Wir sind sehr zufrieden mit seiner schauspielerischen Leistung und finden, dass er sehr gut in den Spot passt.

Während dem Dreh konnten wir uns nicht immer an die Shotlist halten, da wir uns den Situationen mit den Kindern in der Krippe anpassen mussten und deshalb gewisse Einstellungen vor Ort anders umsetzen mussten als geplant. Beispielsweise war die Aussenszene (“Tippie”), nicht ganz so geplant. Da wir die Dynamik des Geschichtenerzählens nicht unterbrechen wollten, entschieden wir uns am Set, einfach die Situation so einzufangen, wie sie war. Solche spontanen Anpassungen werden immer dazu gehören.

Technisch sind wir mit der Umsetzung im Gross und Ganzen zufrieden. Bei der Szene, bei welcher der Junge zuhause am Tisch sitzt und malt, hatten wir etwas Probleme mit den Schatten, das könnte man wahrscheinlich noch besser lösen bzw. ausleuchten.

Kommentar (1)

Schreibe einen Kommentar