77 Bombay Street, D-10115 Berlin

Eine Schweizer Band auf Reisen: 77 Bombay Street produziert in Berlin ihr neues Album. Mirjam Bischof, Simon Reinker und Tobias Grimm haben die Songwriter von «Up In The Sky» im Bandraum in Berlin getroffen. In dieser Kurz-Dokumentation erzählen die vier Bündner Musiker von ihrem neuen Album.

Kritik
von Tobias Grimm, Mirjam Bischof und Simon Reinker

Zusammenarbeit
77 Bombay Street ist eine der aktuell erfolgreichsten Schweizer Bands. Nachteil: Automatisch sind sehr viele verschiedene Parteien involviert. Beispielsweise die einzelnen Bandmitglieder, das Management und die Plattenfirma der Band. Für die erfolgreiche Durchführung dieser Kurz-Dokumentation war aus diesem Grund eine zeitgerechte Kontaktaufnahme nötig. Rund drei Wochen vor dem Drehtermin wurden mit dem Management konkrete Details über Treffpunkt, Drehlocation, Informationen über alle Beteiligten und Kontaktdaten ausgetauscht für eine reibungslose Kommunikation vor Ort. Und doch – eine gute Vorbereitung ist nicht alles, unvorhersehbares an der Tagesordnung. Eine Herausforderung auf dem Dreh war schliesslich, trotz detailgetreuer Planung, das knappe Zeitbudget. Für die gesamte Produktion waren vor Ort im Bandraum in Berlin nur gerade mal 45 Minuten vorhanden. Grund dafür waren einige unglückliche Umstände: 1.) Die Kommunikation vom Management der Band war mangelhaft: Der Filmcrew wurde eine falsche Adresse der Drehlocation mitgeteilt, was bereits zu einer Verzögerung des Drehstarts führte. 2.) Die Kommunikation zwischen dem Management und den Bandmitgliedern war mangelhaft: Nicht alle Bandmitglieder waren über das Interview informiert, was zu Beginn des Drehs zu kleinen Unstimmigkeiten der Musiker geführt hat. 3.) Die Bandmitglieder hatten für den Dreh sehr beschränkte Zeit zur Verfügung, da bereits weitere Termine anstanden. Diese Tatsache war der Filmcrew im Voraus nicht bekannt. Eine weitere Herausforderung stellte sich auf dem Dreh heraus, dass die Filmcrew vor dem Dreh noch nie in der Drehlocation war. Das Interview mit 77 Bombay Street hat in ihrem engen Bandraum mitten in einem Berliner Komplex mit über 50 Bandräumen stattgefunden. Diese Tatsache stellte uns vor Lärm-Herausforderungen, da andauernd aus einem benachbarten Bandraum Klänge zu hören waren. Aus zeitlichen und gestalterischen Gründen, wurde jedoch die Entscheidung getroffen tatsächlich im und nicht vor dem Bandraum zu drehen. Zudem waren die Platzverhältnisse sehr eng, was vom dreiköpfigen Filmteam (Interviewer, Audio, Video) einiges an Unkompliziertheit und Improvisation abverlangte. Fazit: Nicht unterkriegen lassen von jeglichen äusseren Umständen! Ein eingespieltes Filmteam ist in solchen Situationen von grossem Vorteil, um auch in brenzligen und unvorhersehbaren Situationen die Ruhe zu bewahren und gute Bilder nach Hause zu bringen. Ebenfalls von Vorteil wären eine Besichtigung der Drehlocation vor dem Dreh, wie auch ein allfälliges Vorgespräch zwischen dem Interviewer und den Interviewten.

Equipment
Für den Dreh dieser Kurz-Dokumentation mit 77 Bombay Street am 17. Oktober 2014 in Berlin wurden zwei DSLR-Kameras verwendet. Eine Canon 5D sowie eine Canon 60D. Beide Kameras waren mit 50mm Objektiven (Festbrennweite) ausgestattet. Vor dem Dreh wurden bei beiden Kameras die selben Kelvinwerte an das Licht im kleinen Bandraum angepasst. Diese Massnahme hat das Colorgrading in der Postproduktion massiv vereinfacht. Als Lichtquelle diente auf dem Dreh das Deckenlicht des Raums (Neonröhren), sowie zwei Fenster mit Tageslicht. Um auf dem Bild ein ausgewogenes Lichtverhältnis zu erreichen, wurde zusätzlich ein mobiles LED-Licht mit verstellbarer Lichttemperatur und Lichtintensität auf die Band gerichtet. Die beiden Kameras wurden während dem Interview auf zwei Stative montiert. Ein Stativ behielt den unveränderten Ausschnitt auf die gesamte Band, das zweite Stativ wurde von der Filmcrew bedient und die Bilder von dieser mobilen Kamera lieferten interessante und dynamische Bilder mit unterschiedlichen Perspektiven und Bildausschnitten. Zusätzlich zu den Stativen war auf dem Dreh ein Dolly (Filmschiene) dabei. Damit wurden grösstenteils die dynamischen Schnittbilder aufgenommen, währenddem die Band einen Song performte. Die Audioaufnahmen wurden auf einen externen Audio-Recorder aufgenommen und in der Postproduktion wiederum mit den Filmaufnahmen synchronisiert.

Postproduktion
Eine Herausforderung in der Postproduktion war das Storytelling. Die zentralen Fragen: Was wollen wir mit dieser Kurz-Dokumentation eigentlich erzählen? Fazit: kürzen, kürzen, kürzen. Wichtig ist es, die Geschichte als ganzes zu kennen. So muss man sich in der Postproduktion eines Interviews nicht zwingend an die chronologische Reihenfolge der Antworten halten. Genau dies war auch in dieser Produktion der Fall und wir konnten von dieser Erkenntnis profitieren und lernen. Die Aussagen der einzelnen Bandmitglieder wurden in der Postproduktion neu aneinandergereiht um den Inhalt zu straffen, den interessanten Aussagen mehr Platz einzuräumen sowie den  Clip möglichst schnell, klar und spannend zu schneiden. Die Kunst dabei: Den Sinn und Inhalt der einzelnen Aussagen nicht aus dem Zusammenhang zu reissen. Ein Colorgrading wurde bei dieser Produktion nur minimal angewendet. Kritik: Das Gesamtprodukt dieser Produktion kommt eher als Musikvideo daher, als eine Dokumentation. Die Schnittbilder haben einen künstlerischen Stil und erinnern stark an eine Musikvideo-Produktion. Das heisst konkret: Es wirkt verwirrend, dass die Musik im Hintergrund nicht zusammenpasst mit den gezeigten (Schnitt-)Bildern. Diese Verwirrung wäre vermeidbar, wenn die Schnittbilder wie ein Musikvideo aufgenommen würden. Die Band sollte zu einem Playback ab Band spielen. Diese Aufnahmen würden später in der Postproduktion wiederum mit der Original-Version synchronisiert und die Problematik wie sie in diesem Video auftritt wären beseitigt.

Rechtliche Aspekte
Eine Dokumentation über und mit Musiker ohne Musik macht keinen Sinn und ist nicht authentisch. Aus diesem Grund wurde dem Interview in der Postproduktion einen Song ab dem aktuellen Album «Oko Town» hinzugefügt, um die Aussagen zu unterstreichen und dem Clip mehr Drive zu geben. Nach diversen rechtlichen Abklärungen kam es dabei zu einer sehr unkomplizierten Lösung, damit der Song rechtlich korrekt zum Clip verwendet werden darf. Alle rechtlichen Aspekte wurden vom Management der Band abgeklärt. Für die rechtlich korrekte Verwendung des Songs im Hintergrund waren dabei jedoch einzig die Zustimmung der Urheber nötig, sprich von den Bandmitgliedern von 77 Bombay Street. Zudem die Bestätigung und Zustimmung des Managements (Treelight Music) und dem Musiklabel (Gadget) von 77 Bombay Street. Eine Anmeldung bei der Suisa ist in diesem Fall laut Abklärungen nicht nötig, da es im Clip hauptsächlich um die Interviewteile geht und nicht in erster Linie um den Hintergrundsound.

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