Courtesan au Chocolat

Von Wes Andersons’ preisgekröntem «The Grand Budapest Hotel» inspiriert, versuchten wir uns an einem erzählerisch gestalteten Backtutorial. Verpackt in eine rührende Geschichte, erklärt das Tutorial, wie man «Courtesan au Chocolat» zubereiten kann.

Wie verpackt man ein Rezept zu einer berührenden Geschichte? Was muss man bei Tutorialvideos alles beachten? Und was braucht es, um den Filmlook des Regisseurs zu treffen? Fragen, denen wir uns gestellt haben und auf die wir während des Arbeitsprozesses Antworten fanden. Viel Spass beim Ansehen des Videos!

Hier ist das Rezept zu den «Courtesan au Chocolat», vielleicht probiert ihr es selbst einmal aus?



(mm)

Kritik
von Manuel Ramirez Ponce und Stephanie Waldvogel

Ziel

Mit unserem Projekt haben wir mehrere Ziele verfolgt. Wir wollten zum einen ein Tutorial produzieren, das zeigt, wie „Courtesan au Chocolat“ hergestellt werden. Zum anderen wollten wir bei der Produktion dieses Tutorials den Stil des Regisseurs Wes Anderson adaptieren. Ausserdem wollten wir das Tutorial in eine Geschichte verpacken.

Hintergrund

Die Idee für das Projekt hatte Stephanie Waldvogel, die ein grosser Fan der Spielfilme von Wes Anderson ist. Eines seiner Werke ist die mit vier Oscars ausgezeichnete Tragikkomödie „Grand Budapest Hotel“. In diesem Film erscheinen immer wieder Mendl’s „Courtesan au Chocolat“, die einen gewissen Kultstatus erlangt haben.

Wir wollten nicht nur diese Törtchen nachbacken, sondern in unserem Projekt auch auf den Regisseur Wes Anderson eingehen. Seine Filme haben alle einen bestimmten Stil. Zum Beispiel benutzt er schicke und originelle Titelsequenzen. Ausserdem kommen in seinen Filmen oft Briefe und andere handgeschriebene Schriftstücke vor. Zudem arbeitet er beim Colorgrading mit warmen Farbpaletten und er benutzt unverwechselbare und nostalgische Filmmusik. Und in seinem Fim „Grand Budapest Hotel“ arbeitet er mit mehreren Erzählebenen. All diese Eigenschaften wollten wir in unserem Projekt auch umsetzen.

Vorgehensweise

Zuerst haben wir uns eine Story überlegt, in der wir das Tutorial einbetten. Wir wollten mit zwei Erzählebenen arbeiten, da der Kurzfilm so unserer Meinung nach spannender und unterhaltsamer ist. In der einen Ebene wird gezeigt, wie die Törtchen hergestellt werden, in der anderen Ebene geht es um die Rahmengeschichte.

Daraufhin haben wir uns mit Regisseur Wes Anderson beziehungsweise seinem Stil befasst. Wir haben recherchiert, was seinen Stil auszeichnet und uns überlegt, wie wir die Eigenschaften seines Stils auf unser Projekt anwenden können. Konkret haben wir uns überlegt, wie wir einen Brief in die Rahmengeschichte einbinden können. Zudem haben wir Filmmusik gesucht, die zu Wes Andersons Stil und zu unserem Projekt passt.

Gleichzeitig haben wir im Internet nach Rezepten für die Törtchen gesucht und herausgeschrieben, welche Zutaten wir benötigen und diese anschliessend gekauft.

Des Weiteren haben wir uns überlegt, wie wir das Set einrichten wollen und wie die Protagonisten gekleidet sein sollen. Wir entschieden uns, dass nicht nur die Filmmusik, sondern unser ganzes Projekt nostalgisch sein sollte. Deshalb wollten wir das Set so einrichten und die Protagonistin, also die Grossmutter, entsprechend aussehen lassen.

Die Dreharbeiten fanden an zwei Tagen statt. Die Rahmengeschichte filmten wir mit einer Canon EOS 5D Mark II, Stativ und Mikrofon. Das Tutorial, also den Teil, in dem die Grossmutter in jungen Jahren zeigt, wie die Törtchen hergestellt werden, haben wir mit zwei Canon EOS 5D Mark II aufgenommen. Mit der einen Kamera haben wir amerikanische Einstellungen aufgenommen, die die Grossmutter und den Tisch zeigt, auf die Törtchen zubereitet werden. Mit der anderen Kamera haben wir alle Handlungen aufgenommen, die auf dem Tisch vorgenommen werden.

Set & Kostüme

Wie vorhin beschrieben, wollten wir, dass unser Kurzfilm nostalgisch wirkt. Dementsprechend haben wir das Set eingerichtet. Wir benötigten Vorhänge, die ausser Mode sind, für den Hintergrund, und Kleidung für die Grossmutter, die ebenfalls nostalgisch ist. Wir wurden im Brockenhaus fündig, wo wir das gesamte Material für wenig Geld ausleihen konnten. Konkret hatten wir eine Bluse, Vorhänge, eine Tischdecke sowie Koch- und Backutensilien ausgeliehen. Uns war wichtig, dass auch Messer, Schüsseln, Kochlöffel, die Herdplatte und weiteres Material „alt“ war.

Beim Einrichten des Sets und bei der Wahl der Kostüme achteten wir ebenfalls darauf, dass die Farben zueinanderpassen. Wir hatten bei der Planung einige Farben bestimmt, die zu Wes Andersons Stil passen und mit denen wir arbeiten wollten.

Das Kostüm des Enkels durfte moderner sein, da die Rahmengeschichte in der heutigen Zeit spielt. Wichtig war aber, dass seine Kleidungsstücke zu unserer Farbpalette passten.

Story

Wie vorhin beschrieben lässt sich unser Kurzfilm in zwei Ebenen einteilen. Die eine Ebene zeigt die Rahmengeschichte. Auf dem Sterbebett schreibt eine Grossmutter ihrem Enkel einem Brief, in dem sie ihm ein streng geheimes Familienrezept beschreibt. Der Enkel erhält den Brief per Post und liest ihn durch. Am Schluss backt er die Törtchen nach. Das sieht man aber nicht. Man sieht nur, wie er den Brief weglegt und danach in ein Törtchen beisst.

In der zweiten Ebene zeigen wir die Grossmutter, wie sie in jungen Jahren „Courtesans au Chocolat“ herstellt.

Film-Equipment

  • 2 Canon EOS 5D Mark II
  • 2 Stative (Manfretto)
  • 2 Mikrofon Rode VideoMic
  • 1 Yellowtec Flashmic iXm Recording
  • 2 Scheinwerfer
  • 2 Stative für Scheinwerfer

Stiladaption

Wes Andersons Stil haben wir folgendermassen in unser Projekt einfliessen lassen:
In seinem Film „Grand Budapest Hotel“ spielt Anderson mit mehreren Erzählebenen und einer Rahmengeschichte. Darum haben auch wir uns für eine Rahmengeschichte entschieden. In dieser haben wir mit einem Brief gearbeitet. Wir haben unser Set nostalgisch eingerichtet und auch die Protagonistin dementsprechend gekleidet. Wir haben darauf geachtet, dass in unserem Kurzfilm hauptsächlich warme Farben von unserer vordefinierten Farbpalette zu sehen sind. Dazu gehörte auch, dass wir einen Briefkasten finden, der zu unserer Farbpalette passt. Wir haben Filmmusik ausgesucht, die nostalgisch und speziell ist. Ausserdem haben wir in der Postproduction eine schicke und originelle Titelsequenz ausgearbeitet und beim Colorgrading darauf geachtet, dass die Bilder warm sind.

Audio

Wir haben uns entschieden, dass eine ältere Frau den Brief der Grossmutter an ihren Enkel vorliest und die Zuschauer so durch den Kurzfilm führt. Dem Zuschauer wird also der Brief sowie das Rezept erzählt. Die Stimme gab Manuels Grossmutter Gertrude Glavitsch der Grossmutter im Film. Die Aufnahme wurde in einem geeigneten Raum mit einem Yellowtec Flashmic iXm Recording durchgeführt.

Als wir nach passender Musik für unseren Kurzfilm gesucht haben, haben wir den Stil von Wes Anderson berücksichtigt. Wir suchten nach zwei auffälligen, verspielten und heiteren Musikstücken und wurden recht schnell fündig.

Ausserdem haben wir beim Dreh mit zwei Mikrofonen gearbeitet, mit denen wir Geräusche und Atmo (Raum- und Umgebungsgeräusche) aufgenommen haben.

Schwierigkeiten

Briefkasten

Der Kurzfilm beginnt damit, dass der Protagonist zum Briefkasten läuft und den Brief der Grossmutter rausnimmt. Da wir nur bestimmte Farben im Film zeigen wollten und der Film nostalgisch wirken sollte, hatten wir Schwierigkeiten, einen passenden Briefkasten zu finden. Unter einem nostalgischen Briefkasten, verstehen wir einen Briefkasten, dem man ansieht, dass er schon einige Jahre alt ist, der vielleicht eine spezielle Farbe hat und der auf einer Wiese am Rande einer Strasse oder eines Wegs steht. Unser Objekt der Begierde fanden wir dank eines Mitschülers, der auf seinem Weg zur Schule jeweils an so einem Briefkasten vorbeifährt.

Rezept

Uns bereitete unter anderem das Rezept, das wir verwendeten, Schwierigkeiten. Die Schokoladenfüllung wollte uns nicht gelingen. Sie wurde viel zu flüssig. Da wir an diesem Drehtag aber alle Aufnahmen rund um das Törtchen im Kasten haben wollten, haben wir entschieden, die Schokoladenfüllung durch Schokoladencreme aus dem Supermarkt zu ersetzen. Es hätte unästhetisch ausgesehen, wenn wir die sehr flüssige Füllung im Tutorial verwendet hätten.

Anordnung auf dem Tisch

Am meisten Mühe machte uns die Anordnung auf dem Tisch. Bei jedem Schritt mussten wir uns überlegen, was im Bild zu sehen sein soll und was nicht. Wir mussten also bei jedem neuen Backschritt überlegen, welche Schüsseln, Löffel, Zutaten, etc. wir zeigen und was nicht. Zudem musste wir darauf achten, dass keine Continuityfehler entstehen. Das zog den Dreh in die Länge.

Kamerakran

Ursprünglich wollten wir mit einem Kamerakran arbeiten, um die Anordnung auf dem Tisch von oben zu filmen. Auch dies ist ein Stilelement von Wes Anderson. Wir konnten den Kamerakran leider nicht verwenden, da die Installation zu instabil war. Eine Option wäre gewesen, mit einer GoPro zu arbeiten. Wir haben uns aber dagegen entschieden, weil wir mit dieser Kamera das Bild zu wenig hätten kontrollieren können und die Aufnahmen von der Qualität her deutlich schlechter gewesen wären als jene, die wir mit der Canon EOS 5D Mark II aufgenommen haben.

Colorgrading

Das Colorgrading nahm sehr viel Zeit und Nerven in Anspruch. Wir wollten den Bildern einen nostalgischen Look verpassen und unsere Farbwahl betonen. Dafür haben wir mit drei Effekten gearbeitet. („ProcAmp“, „Circle“, und „Color Balance (RGB)“) Herausfordernd war besonders, dass die Aufnahmen harmonisch wirken, also dass die Farben der Bilder, der Kontrast, die Sättigung und Helligkeit jeweils gleich sind. Das Problem war, dass wir aus zwei Perspektiven Aufnahmen gemacht haben, darum waren Kontrast, Helligkeit und die Farben teilweise unterschiedlich.

Bild dem Gesprochenen anpassen

Wir haben uns entschieden, dass eine ältere Frau den Brief der Grossmutter an ihren Enkel vorliest. So werden die Zuschauer durch den Film geführt. Es bedeutete, dass der Zuschauer hört, wie das Rezept umgesetzt werden soll und die entsprechenden Aufnahmen dazu sieht. Wir mussten viel Zeit investieren, damit die Bilder zum Gesprochenen passen.

Schnitt

Wie vorhin erwähnt, haben wir die Aufnahmen rund um das Törtchen mit zwei Kameras gefilmt. Da es aufgrund des engen Zimmers nicht möglich war, die Kameras so zu platzieren, dass keine im Bild der anderen ist, mussten wir immer vor den jeweiligen Handlungen entscheiden, was wir mit welcher Kamera filmen wollten. Teilweise haben wir Handlungen wiederholt, um sie auch mit der anderen Kamera aufzeichnen zu können.

Fazit

Wir sind mit dem Resultat unseres Kurzfilms sehr zufrieden. Wir haben unsere Ziele unserer Meinung nach erreicht. Wir zeigen den Zuschauern, wie sie selbst „Courtesans au Chocolat“ herstellen können, wir haben das Tutorial in eine Rahmengeschichte verpackt und wir haben den Stil von Wes Anderson in mehreren Punkten adaptiert. Ausserdem konnten wir an den Drehtagen den Zeitplan einhalten.

Wir haben gelernt, dass es sehr aufwendig ist, den Wes Anderson-Look herzustellen. Mit den Mitteln, die uns zur Verfügung standen, haben wir sicher eine Annäherung an seinen Stil geschafft, für eine perfekte Kopie braucht es aber einiges mehr.

Es hat uns grossen Spass gemacht, das Projekt umzusetzen. Trotz vieler Herausforderungen und Schwierigkeiten ist das Resultat unserer Ansicht nach sehenswert. Falls wir in Zukunft ein ähnliches Projekt umsetzten, werden wir darauf achten, dass wir ein Storyboard zeichnen. Bei den Backschritten hätte uns das sehr geholfen, da wir jeweils vor den einzelnen Handlungen überlegen mussten, was wir aus welcher Perspektive zeigen. Dasselbe gilt für die Anordnung der Zutaten, Schüsseln, etc. auf dem Tisch bei den jeweiligen Aufnahmen.

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