Früher war alles gleich – Max Wolfgang

Freiheit

Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Leben in einem russischen Gefangenenlager aussieht, noch habe ich je einen Menschen neben mir sterben gesehen. Ich bin ein behütetes Küken, dass die Leiden dieser Erde nur aus Erzählungen (oder den Medien) kennt.

Noch dazu geniesse ich Freiheiten, die sich Herr Wolfgang in meinem Alter wohl kaum hätte vorstellen können: Ich gehe in eine gemischte Schule und darf auch in meiner Freizeit frei mit dem anderen Geschlecht verkehren. Ich habe die Freiheit, das zu studieren, was ich will und kann überall auf der Welt wohnen, arbeiten und studieren.

Ich fühle mich tatsächlich frei und beinahe überfordert von so vielen Möglichkeiten und Chancen. Von jenen Dingen, die mich in meiner Freiheit einschränken, könnte ich mich befreien: Von gesellschaftlichen Zwängen, Normen und scheinheiligen Moralpredigen. Das alles ist beinahe unverschämt, wenn ich mir vorstelle, wie in anderen Teilen der Welt die Menschen um das kämpfen müssen, was ich habe.

Dennoch: Nutze ich meine Freiheiten wirklich aus? Jein. Viel zu oft halte ich mich zurück. Aus Angst, verurteilt zu werden oder mir die eigene Zukunft zu vermasseln. Denn Fehltritte werden nicht vergessen. Was früher im Dorf die Coiffeuse und der Wirt erledigten, verbreitet heute das Internet – auf der ganzen Welt. Kaum etwas, dass nicht mit dem Handy gefilmt, fotografiert oder anderweitig aufgenommen wird. 1940 unterscheidet sich von 2015 wie Vater Staat von Big Brother. Und doch sehe ich die Dinge positiv. Bald – das hoffe ich – werden wir einsehen müssen, dass jeder Mensch nun mal seine Fehler und Eigenheiten hat und uns auch im Internet nicht mehr bremsen lassen.

Kritik
von Isabelle Schwab und Anna Kreidler

Die Bildinszenierung ist uns bei Max Wolfgang nicht sehr gut gelungen. Auch beim Interview hatten wir, da er unser letzter Gesprächspartner war und wird entsprechend erschöpft waren, Mühe. Dennoch sind die Geschichten, die er zu erzählen hat sehr spannend.

Das nächste Mal planen wir längere Pausen und etwas frische Luft zwischen den Interviews ein oder   entscheiden uns von Anfang an für weniger Gesprächspartner. Doch dazu fehlten uns hier Zeit und Ressourcen.

Kommentar (1)

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