Früher war alles gleich

Liebe, Jugend, Erwachsenwerden: Themen, die uns alle durchs Leben begleiten. Doch: “Früher war alles besser”. Männer waren noch Männer, Frauen noch Frauen, so etwas wie Email oder Smartphones gab es nicht. Man redete direkt miteinander.

Aber unterscheidet uns wirklich so viel von den Menschen, die vor 80 Jahren gross geworden sind?

Anna Kreidler und Isabelle Schwab, zwei mustergültige Vertreterinnen der “Generation Y”, gehen in fünf Beiträgen dem Thema Jugend und seiner universellen Bedeutung nach. Ohne dabei den Zeigefinger heben zu wollen.

Begleitet auch ihr vier Senioren, wenn sie von ihren wildesten Jugendzeiten erzählen und ihre Sicht auf die Jugend von heute preisgeben. Und amüsiert euch über das schriftliche Gegenstück aus Sicht der Interviewerinnen.

Ab 13. Mai wöchentlich auf Youtube und Digezz.ch.

Kritik
von Anna Kreidler und Isabelle Schwab

Idee und Konzept
„Die Jugend von heute“ – eine abgedroschene Floskel oder ein widerkehrendes Motzmotiv gegenüber jungen Menschen? Dem wollten wir auf den Grund gehen. Betagte Menschen sollten uns Auskunft über ihre Jugend, ihre Abenteuer, ihre Fehler und ihre Freuden geben.

Für unser Projekt schrieben wir mehrere Altenheime in Deutschland (nahe der Grenze) an. Wir wollten deutschsprachige Protagonisten, um ein grösseres Publikum anzusprechen. Nach der Projektbesprechung mit Thomas Weibel wurde uns erst richtig bewusst, dass unsere Interviewpartner ihre Jugend im Krieg verbracht hatten. Würde unser Plan nach anekdotisch erzählten Jugendsünden hier scheitern? Oder mussten wir uns einfach auf ernstere Materie gefasst machen? Wir versuchten, uns mental auf beides einzustellen.

Das Maria Martha Stift in Lindau hat sich, übrigens als einziges der angeschriebenen Seniorenheime, gemeldet und sich für unsere Idee interessiert.

Drehtag
Fünf Interviews an einem Sonntag- das war unser Ziel. Unsere erste Interviewpartnerin zeigte sich zunächst kooperativ, als dann aber Worte wie „Internet“ und „online“ gefallen sind, wurde sie schnell abweisend und lehnte eine Aussage vor der Kamera ab. Ein Taktikwechsel war gefragt. Von nun an gingen wir das Thema sensibler an und gaben zum Teil auch Internet-Crash-Kurse. So konnten wir in den anderen vier Fällen die Bedenken der Senioren zerstreuen.

Pro Interview haben wir uns eine Stunde Zeit genommen. Das war etwas zu knapp berechnet. In allen Fällen beanspruchten Kennenlernen, Projekt erläutern und Setting mindestens 30 Minuten. Das heisst, wir interviewten ca. 25 Minuten lang, um dann zum nächsten Zimmer aufzubrechen.

Audio nahmen wir mit einem Rode VideoMic direkt auf die Kamera auf, da das Lightsetting, die Kameraeinstellung und das Protagonisten-bei-Laune-halten all unsere Aufmerksamkeit forderte. Wir ahnten, dass wir dadurch an Tonqualität einbüssen. Dies sollte sich in der Postproduktion bestätigen.

Die Aufgaben haben wir klar eingeteilt: Jemand hat die Kamera-, jemand die Interviewführung übernommen. Diese Strategie behielten wir den ganzen Tag bei. Es bewährte sich, keinen Wechsel vorzunehmen: Schnell hatten wir uns eingespielt und funktionierten als gutes Team.

Postproduktion
Schon während den Interwies merkten wir, dass sich das Projekt in eine andere Richtung entwickelt hat und wir den Rahmen etwas anders wählen mussten. Aus einer Reihe von Anekdoten zum Thema Jugend wurde jetzt das Projekt „Früher war alles gleich“, welches zwei Generationen gegenüber stellt und sie (immer mit einem Augenzwinkern) vergleicht.

Der Schnitt der vier Videos und dem Trailer hat sich über einen Monat gezogen. Nachträglich betrachtet wäre es vermutlich effizienter gewesen, diesem Projekt über ein paar Tage eine Prioritätenposition zu geben. So hätte es unter anderem den Workflow anderer Projekte nicht so oft unterbrochen.

Auf den mit dem VideoMic gemachten Tonaufnahmen war jeweils ein konstantes Rauschen zu hören, das sich aber (mit einigem Aufwand) beheben liess. Zum Teil wurden die Stimmen dadurch leider etwas dumpfer im Klang.

Kommunikation
Wir empfanden es als Herausforderung, den Kontakt nach Deutschland im richtigen Moment aufrecht zu halten. Weil ein Telefonat dorthin nicht ganz gratis ist, haben wir uns in erster Line auf den Email-Verkehr konzentriert. Es hat sich bewährt: unsere Kontaktperson im Maria Martha Stift zeigte sich stets offen und hilfsbereit. Ein weiterer Vorteil war, dass wir so alles schriftlich hatten, falls wir uns in einer Sache nicht mehr sicher waren oder etwas vergessen hatten.

Daraus gelernt
...haben wir vor allem in Sachen Zeitplan. In einem nächsten, ähnlichen Projekt würden wir uns mehr Zeit für die Protagonisten nehmen, dafür weniger Interviews führen oder an mehreren Tagen drehen. Weil wir stets unter Spannung standen, war es schwierig, sich in den gut zwanzig Minuten auf sein Gegenüber einzulassen und sich ihrem Charakter, Redensart und Ausdruck anzupassen und die richtigen Fragen zu stellen.

Obwohl wir im Bereich Audio Verbesserungspotential sehen, bereuen wir die Entscheidung, ohne externes Tonaufnahmegerät zu arbeiten, nicht. Denn wer hätte das alles halten sollen? Vielleicht der nette Pfleger mit den vielen Tattoos.

Kommentar (1)

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