Color Drums

Sphärische Musik erklingt, eine dunkle Gestalt mit leuchtender Maske erscheint aus dem Nichts. Lichter leuchten auf und rhythmisches Trommeln durchbricht die Stille der Nacht. Mystische Nebelschwaden ziehen vorbei und leuchtendes Wasser explodiert auf den Fellen der Trommeln. Das Projekt „Color Drums“ ist in vollem Gange.

Drei Studenten der HTW Chur in einer kalte Garage irgendwo in St.Gallen. Trotz der Kälte sind sie emsig dabei, alles für den Dreh herzurichten. Lichter werden installiert, Kameras aufgestellt und Wasserschläuche montiert. Inspiriert von einem Webclip der „Blue Man Group“, versuchen sie diesen nachzustellen. In dem Video sind drei trommelnde Männer zu sehen. Wasser spritzt bei jedem Schlag auf, während es von unten mit farbigem Licht beleuchtet wird. Ein Feuerwerk der Farben entsteht.

Doch die drei Studenten wollen nicht nur das Gesehene nachstellen, sondern auch ihre eigenen Ideen einbringen. Deshalb werden zusätzlich Masken und Drumsticks mit fluoriszierender Farbe angepinselt, ein Schwarzlicht aufgestellt und eine Nebelmaschine installiert. Ihr Clip soll noch mystischer Wirken als das Original.

Doch seht selbst…!

Kritik
von Martin Lustenberger, Marcel Eberle und Tim von Arx

Konzeptgedanken

Als Marcel Eberle im Internet einen Clip der „Blue Man Group sah, war er sofort fasziniert vom Gesehenen. In dem kurzen Clip trommeln drei Männer auf Fässern. Auf den Fässern befindet sich eine Flüssigkeit, welche bei jedem Schlag aufspritzt. Da sie von unten beleuchtet wird, entsteht ein toller Lichteffekt.

Als Drummer der Band Superjam packte Marcel der Ehrgeiz und wollte es der „Blue Man Group“ gleichtun. Da so ein Projekt nicht alleine zu bewerkstelligen ist, kamen noch Martin Lustenberger und Tim von Arx hinzu. Zusammen analysierten wir die Funktionsweise der „Color Drums“ und tüftelten an der technischen Umsetzung. Das Projekt “Color Drums” war geboren.

Medienwahl

Es war uns von Anfang an klar, dass wir ein Video machen wollten. Auf einem anderen Medium würde das Projekt nicht funktionieren und auch nicht die gewünschte Wirkung erzielen.

Produktionsweise

Die Produktion an sich war sehr aufwendig. Alles musste gut durchdacht werden. Trotz der guten Vorbereitung, standen wir vor einer grossen Herausforderung. Bei eisiger Kälte suchten wir nach den richtigen Kamerapositionen und versuchten einen gleichmässigen Wasserfluss auf die Trommeln hinzubekommen. Auch Ton, Bildauschnitt, Rauch und Licht waren schwer zu koordinieren. Da der Hauptteil des Video an einem Stück aufgenommen wurde, war höchste Präzision gefragt.

Workflow Vorbereitungsphase

Die Vorbereitung war sehr zeitintensiv. Zuerst haben wir das Video der „Blue Man Group” analysiert. Wir wollten dieses jedoch nicht einfach nur nachstellen, sondern etwas eigenes machen. So haben wir uns dafür entschieden, Wasser und nicht Farbe als flüssiges Mittel zu verwenden. Damit bestimmte Elemente besonders hervorstechen, organisierten wir fluoreszierende Farbe und ein Schwarzlicht. Neben diversem Filmequipment, brauchten wir noch einen Hazer (Nebelmaschine), zwei tongesteuerte LED Par 64, schwarzen Molton und diverses Kleinmaterial. Die Organisation dieses Materials war kompliziert da unser Budget beschränkt war. Netterweise stellte uns das Dynamo Zürich den Hazer, das Volkshaus Zürich die Par’s und ein St.Galler Eventtechnikverleiher das Schwarzlicht zur Verfügung. Die fluoreszierenden Schläger waren eine Eigenproduktion, für welche ein Besen dran glauben musste. Als schwierig stellte sich auch die Wahl der Location heraus. Zuerst wollten wir auf dem Dach der HTW Chur filmen. Im Nachhinein waren aber sehr froh, dass wir uns dagegen entschieden haben. Die Strom- und Wasserversorgung wäre zu kompliziert ausgefallen. In einer Garage in St.Gallen, fanden wir schlussendlich die optimale Location. Ein dunkler Raum, Strom und natürlich Wasser. Ebenfalls eine grosse Herausforderungen war, wie das Wasser gleichmässig auf die beiden Trommel fliessen lassen konnten. Nach vielen kreativen Ideen und Versuchen, haben wir uns schlussendlich für einen einfachen Gartenschlauch entschieden. Dieser wurde mittels einer Verzweigung zweigeteilt und an einem Trommelständer befestigt. Um einen gleichmässigen Wasserfluss auf die Felle der Trommeln zu gewährleisten, war es enorm wichtig, dass die zwei Schläuche auf exakt gleicher Höhe liegen.

Drehtag

Der Drehtag begann um 16 Uhr und endete um 2 Uhr in der Nacht. Jetzt bezahlte sich die gute Vorbereitung aus. Wir hatten Profimaterial vor Ort. Die Garage wurde in Beschlag genommen, der Molton gespannt, die Trommeln waagerecht ausgerichtet, der Schlauch an den Trommeln angebracht und die LED Spots Wasserdicht unter den Trommeln verpackt. Die Rauchmaschine und das Schwarzlicht sorgten für die richtige Stimmung. Es waren drei Kameras gleichzeitig im Einsatz. Eine fest installierte GoPro, eine Canon 5D auf einem Stativ und eine 5D welche von Hand geführt wurde. Wir waren bereit für den ersten Take. Anfangs lief noch nicht alles rund und wir mussten laufend Dinge anpassen und den Aufbau verändern. Nach dem geschätzten zehnten Durchgang, hatten alle Ihre Aufgabe im Griff und das Team war perfekt aufeinander eingespielt. Die grösste Schwierigkeit war das Timing von Aufnahme, Licht und dem Starten und Regulieren des Wassers. An dieser Stelle hätten wir gut eine vierte Person brauchen können, um die Koordination zu erleichtern. Es brauchte einige Takes bis wir mit dem Ergebnis restlos zufrieden waren. Und trotz der weit fortgeschrittenen Zeit - mittlerweile war es etwa ein Uhr nachts - liessen wir es uns nicht nehmen, noch etwas mit der Rauchmaschine zu experimentieren. Wir haben die ganze Garage in Rauch gehüllt und mit den beiden LED-Spots ausgeleuchtet. Die Maske, Stöcke und Handschuhe des Drummers wurden anfangs mit dem Schwarzlicht beleuchtet. Durch das Abschalten des Schwarzlichtes schufen wir den Effekt, dass der Drummer plötzlich nur noch als schwarze Silhouette zu sehen war. Das Ergebnis hat es schliesslich als Abspann in das fertige Video geschafft.

Nachbearbeitung

Zuerst wurde ein Rohschnitt angefertigt, der uns jedoch nicht überzeugte. Uns sind während des Schnitts immer wieder kleine Dinge aufgefallen, welche man noch ändern konnte. Mit dem Colorgrading versuchten wir die Farben und den Schwarzlichteffekt zu verstärken. Mit Audition holten wir das Beste aus dem Ton der Trommeln heraus. Dazu mussten einige Tutorials gesichtet werden. Nachdem der Schnitt fertig war, fehlte uns aber immer noch das gewisse Etwas. So beauftragten wir den Gitarissten von Superjam, eigens für unser Projekt, einen sphräsischen Klangteppich einzuspielen. Die Gitarrenklänge werten das Video noch einmal auf und verleihen dem Trommelsound etwas Boden.

Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit hat wirklich gut funktioniert. Durch die Zusammensetzung des Teams, wusste jeder was seine Kernaufgabe war. Obwohl jeder eine etwas andere Vorstellung des Projekts im Kopf hatte, konnten wir uns stets auf einen gemeinsamen Nenner einigen.

Kritik

Trotz der Guten Vorbereitung gab es einige Aspekte, die nicht wie geplant funktioniert haben und uns Schwierigkeiten bereiteten:

Wasser und Kälte:
Für unser Projekt haben wir definitiv die falsche Jahreszeit ausgewählt. Es war eiskalt in der freistehenden Holzgarage. Vor allem Marcel, der Drummer, hatte mit der Kälte zu kämpfen, da er sich ständig mit Wasser bespritze. Zudem war der Ablauf in der Garage verstopft, weshalb das Wasser bald mehrere Zentimeter hoch stand. Wir mussten die ganze Technik und die diversen Stromkabel erhöhen und wasserdicht verpacken. Zwischen Strom und Wasser funkt es bekanntlich gerne.

Technik:
Wir waren nur mit dem Besten ausgerüstet und hatten durch das Band nur professionelles Material vor Ort. Jedoch scheiterte das ganze Projekt fast an einem Audiokabel für fünf Franken. Die Technikausleihe hatte uns ein falsches Kabel eingepackt, was wir leider zu spät bemerkten. Wir mussten die halbe Nachbarschaft auf den Kopf stellen um Ersatz zu finden. Fanden dann aber zum Glück ein passendes Kabel. Wir lernten daraus, dass wir das Material immer doppelt prüfen

sollten. Ebenfalls merkten wir, dass das Mikrofon für die Trommelaufnahmen nicht optimal war. Studiomikrofone, die man direkt an den Trommeln befestigen könnte, wären qualitativ noch viel besser gewesen. Jedoch dürfen solche Mikrofone keinesfalls nass werden.

Fazit

„Color Drums“ war ein genauso aufwendiges, wie spannendes Projekt. Es war nicht immer leicht, aber wir denken das Endprodukt entschädigt uns für die Mühen. Besonders die Teamarbeit hat super funktioniert. Es war eine schöne Erfahrung und jeder von uns hat daraus seine eigenen Learnings gezogen.

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