Imagefilm für eine HERTZliche Dienstleistung

Wie bewirbt man eine Dienstleistung spannend, umfänglich und in kurzer Zeit?

Diese Frage hat sich uns (Lukas Fröhlich und Mirjam Bischof) bei der Umsetzung des Imagefilmes für die Autovermietung Hertz im Spätsommer 2015 gestellt. Die Veranschaulichung der Dienstleistung der Autovermietung Hertz, brachte eine enorme Komplexität mit sich: 12 Schauspieler unterschiedlichen Charakters und Alters an 17 verschiedenen Locations schweizweit mit 5 verschiedenen Automodellen und in 7 Drehtagen. Von August bis Oktober 2015 entstand schliesslich der 1.40 minütige Imagefilm und zwei Kurzversionen à 30 Sekunden, welche ab Mitte Oktober online gingen und ab Januar im Fernsehen und Kino gezeigt werden.

Folgend beschreibe ich vier Schwerpunkte, auf welche wir bei der Planung und bei der Umsetzung des Imagefilmes bewusst geachtet haben.

Verschiedene Zielgruppen und diverse Angebote innerhalb der Dienstleistung

Die Autovermietung Hertz möchte ihre Dienstleistung ganz verschiedenen Zielgruppen anbieten und hat dementsprechend verschiedene Angebote: Hier zur Flotte.

Unsere Umsetzung: Gemeinsam mit Hertz haben wir fünf relevante Zielgruppen ausgewählt und diese im Imagefilm vertreten lassen. Der Imagefilm erzählt daher fünf Geschichte: Fünf Personen oder Personengruppen mieten ein zu ihnen passendes Auto bei Hertz, welche sie in ihrem Vorhaben zum Ziel führt. Die Familie, die kein eigens Auto besitzt, mietet ein Familienauto bei Hertz, um damit in die Zeltferien zu fahren. Die Studenten aus Luzern geniessen einen Ausflug ins Tessin mit einem Cabrio. Der Businessmann fährt mit einer Limousine vor dem Prime Tower für ein Meeting vor. Für den Transport des selbst geschreinerten Holzschrankes mietet ein Senior einen Van, um den Schrank seiner Tochter als Geschenk vorbeizubringen. Und ein leidenschaftlicher Sportwagenfahrer gönnt sich eine wunderschöne Fahrt auf den Pässen der Schweiz mit einem aussergewöhnlichen Sportwagen.

Während der Suche nach den passenden Personen, waren wir stetig im Dialog mit Hertz. Da die Personen stellvertretend für eine gesamte Zielgruppe stehen, musste diese sorgfältig und bewusst ausgewählt werden. Da das Budget für die Schauspieler beschränkt war, mussten wir teilweise auch Abstriche machen und die aufgrund des Budgets bestmögliche Person finden.

Bestehende und professionelle Werbung von Produkten, die Teil der Dienstleistung sind

Wenn Produkte, die an sich selbst beworben werden, Teil einer Dienstleistung sind, ist es wichtig, aber auch schwieriger eine Werbung für die Dienstleistung zu gestalten, die sich davon abhebt. Autowerbung ist wohl eine der am häufigsten zu sehenden Werbung. Uns stellte sich die Frage, wie wir uns von den Autowerbungen der einzelnen Marken distanzieren können, damit nicht die Autos an sich, sondern die Dienstleistung von Hertz präsentiert und beworben wird.

Unsere Umsetzung: Die erste Abgrenzung war, dass wir bei den gewählten Automodellen für verschiedene Marken (Jaguar, BMW, Volvo, Fiat) entschieden. Weiter sind nur dann die Fahrzeuge zu sehen, wenn sich auch bedeutend sind: Das heisst wir haben uns vor allem auf das Losfahren, die Fahrt und das Ankommen beschränkt. In praktisch jeder Geschichte (ausschliesslich des Sportwagenfahrers) liegt der Fokus und damit auch die Anzahl Bildsequenzen auf dem eigentlichen Ziel der Person oder Personengruppe. Und zuletzt haben wir im Schlussbild bewusst auf ein Auto verzichtet und den Fokus auf die Dienstleistung zwischen Hertz und ihren Zielgruppen gelegt.

Dienstleistung als Prozess

Ein Produkt passend und interessant anzupreisen, empfand ich bisher einfacher, als für eine Dienstleistung zu werben. Im Gegensatz zu einer Produktwerbung mit einem Objekt, zeigt sich der Nutzen bei einer Dienstleistung in einem Prozess. Daher stellt sich die Frage, wie dieser Prozess spannend und nicht plump dargestellt werden kann.

Unsere Umsetzung: Der Prozess bei einer Dienstleistung von Hertz ist der folgende: Ein Kunde wendet sich an Hertz mit dem Anliegen an einem bestimmten Ort und Datum ein ihm passendes Auto für eine bestimmte Zeit zu mieten, worauf Hertz ihm dieses Auto am bestimmten Ort und Datum dem Kunden übergibt und der Kunde Hertz das Auto nach einer bestimmten Zeit wieder retourniert. Wir haben uns entschieden den Prozess auf das Fahren des gemieteten Autos und das Zurückbringen an die Hertzstation zu beschränken und damit eine Spannung aufzubauen. Am Anfang des Imagefilmes soll der Betrachter bewusst noch in Unklarheit gehalten werden, um was es geht. Am Ende löst sich die Geschichte dann auf und es wird klar, dass alle Personen ihr Auto bei Hertz gemietet haben. Stellvertretend für alle, sieht man aber nur eine Person, die den Schlüssel retourniert.

Darstellung der Dienstleistung der Konkurrenz

Die Darstellung der Dienstleistung muss sich von der Konkurrenz abheben. Für den Betrachter muss klar werden, um welchen Dienstleister es sich handelt. Dies muss aber nicht unbedingt sofort und plakativ geschehen, sondern kann auch sehr subtil und aufbauend umgesetzt werden.

Unsere Umsetzung: Im Imagefilm sind bis am Schluss lediglich das Hertzlogo auf den Autoschildern und dem Van zu sehen. Elegant haben wir auch einen Schattenwurf eines Hertzlogos beim Senior eingebaut. Gelb ist die Farbe von Hertz, mit welcher sie sich bewusst auch von der Konkurrenz abheben (Avis = Rot, Europcar = Grün). Ganz wichtig war daher, dass wir in der Auswahl der Kleidung und der Gegenstände kein Rot oder Grün verwenden. Bewusst haben wir in verschiedenen Szenen speziell gelbe Gegenstände/Locations eingesetzt, wie beispielsweise die gelben Kopfhörer, die gelben Säulen in der Garage, gelber Picknickkorbinhalt, gelbe Badetücher, gelbes Zelt, gelbe Badhose und der gelbe Wohnblock.

Kritik
von Mirjam Bischof

Idee

Nach bereits einer erfolgreichen Umsetzung eines Werbeclips für Hertz im Februar und März 2015, wurde anfangs Mai 2016 gemeinsam mit Hertz ein Imagefilm als Studentenprojekt initiiert. Im Mai und Juni wurde das Konzept und Drehbuch ausgearbeitet, sodass wir mit den Drehvorbereitungen Mitte Juni konnten.

Umsetzung

Location: Da sich Hertz als eine Schweizer Dienstleistung präsentieren wollte, war klar, dass wir bei der Locationauswahl die Vielfalt der Schweiz repräsentieren sollen und auch typisch schweizerische Wahrzeichen integrieren. Solche Wahrzeichen waren zum Beispiel der Prime Tower in Zürich, die Kapplererbrücke in Luzern oder der Alte Gotthardpass. Weiter dienten die Rebberge in Lausanne, die Maggia im Tessin, der Oeschinensee im Berneroberland, der Sustenpass und viele weitere Locations als Kulisse. Während der Vorbereitung haben wir im Internet nach spannenden Locations Ausschau gehalten und haben mit Google Street View die Gegend erkundigt. Schliesslich sind wir während 5 Tagen die Schweiz abgefahren und haben die Locations besucht, damit wir einen konkreteren Drehplan erstellen konnten. Ebenso mussten Drehbewilligungen in Luzern, Zürich und dem Oeschinensee eingeholt werden.

Schauspieler: Die Suche nach Schauspieler bei einem Studentenprojekt nahm viel Zeit in Anspruch, da man mit kleinem Budget keine Schauspieler einer Agentur anfragen kann. In unserem Umfeld haben wir die verschiedenen Charakteren zusammengesucht und angefragt. Schwierigkeiten hatten wir vor allem bei der Suche nach einer Familie. Da die Schulferien bereits vorbei waren, waren nur die Wochenenden möglich. Wir mussten eine Familie finden, die unkompliziert und bereit ist ein ganzes Wochenende mit uns für die Dreharbeiten unterwegs zu sein.

Autos: Die fünf verschiedenen Automodelle wurden von Hertz organisiert. Es handelte sich dabei um die neusten Modelle, damit der Imagefilm solange wie möglich aktuell bleibt. Der Van wurde extra für den Imagefilm gebrandet.

Dreh: Mit dem Dreh fand im August und September statt. Über drei Wochen verteilt, waren verschiedene Dreh- und Verschiebetage festgelegt, da wir bei jedem Drehtag auf gutes Wetter angewiesen waren. So stark vom Wetter abhängig zu sein, macht die Organisation eines so umfangreichen Imagefilmes sehr aufwändig und intensiv. Drei Drehtage mussten wir aufgrund des Wetters hintereinanderlegen, da das Wetter uns es nicht anders erlaubte. Während des ganzen Drehs wurden wird begleitet von Hertz, welche sich vorwiegend um die Koordination der Autos kümmerten. Ebenso waren auf jedem Set ein zusätzlicher Helfer und eine Visagistin dabei.

Dreh Senior: Mit dem Senior haben wir an verschiedenen Locations gedreht, auch wenn dies im Imagefilm nicht unbedingt auffällt. Ein Drehtag fand in der Nähe von Lausanne auf einem Weingut statt. Dort drehten wir das Einladen des Holzschrankes in den Van und das Fahren des Vans in den Rebbergen. Da wir am Morgen in Zürich mit einer Verspätung von drei Stunden erst losfahren konnten, weil der Van Schwierigkeiten machte, mussten wir die Dreharbeiten, welche wir in der Abendstimmung in Winterthur durchführen wollten, auf Freiburg verlegen. Geplant war, in Winterthur die Ankunft des Vans bei einem Wohnblock und das Ausladen des Schrankes zu filmen. Da diese Dreharbeiten nicht verschoben werden konnten, telefonierten wir mit einem Freund aus Freiburg, der uns darüber informierte, wo wir eine ähnliche Location finden könnten. Innert Kürze erhielten wir Bescheid und konnten nach einer einstündigen Fahrt von Lausanne nach Freiburg tatsächlich alle Dreharbeiten abschliessen. Das Handwerken am Schrank filmten wir zwei Tage später in einer kleiner Kellerwerkstatt und das Treffen des Seniors mit seiner Tochter und der Aufbau des Schrankes am selben Tag dann in Winterthur, in einer zum Wohnblock in Freiburg passender Wohnung.

Dreh Familie: Die Szenen im Zuhause der Familien drehten wir in Uttwil (Thurgau) an einem Samstagmorgen. Schliesslich brachen wir auf zum Oeschinensee (Berneroberland) wo wir alle weiteren Szenen filmten bis spät in die Nacht. Auch auf diesem Dreh stellten sich uns einige Schwierigkeiten. Leider hatte das Auto der Familie eine Panne wenige Meter vor dem Oeschinensee, so dass wir auch hier eine Drehplanverzögerung hatten. Doch schliesslich konnten wir kurz vor Sonnenuntergang alle Szenen filmisch festhalten.

Dreh Sportwagenfahrer: Mit dem Sportwagenfahrer haben die Dreharbeiten für den Imagefilm begonnen. Bei der Hertzstation in Bern haben wir an einem Abend bis früh in die Morgenstunden gedreht. Die Aufnahmen auf dem Susten- und Gotthardpass sind dann an einem weiteren Drehtag entstanden. Da die Pässe an den Wochenenden stark von Motorrädern befahren wurden, haben wir den Drehtag bewusst auf die Werktage verlegt. Ebenso konnten wir die Fahrt des BMW i8 zwischen kurzen Strassensperren filmisch festhalten. Den Sportwagen fahrend zu filmen war keine einfache Sache. Mit einem dem Sportwagen vorausfahrenden Auto mit Ronin konnten wir schliesslich spannende Aufnahmen kreieren.

Dreh Studenten: Schon früh morgens haben sich alle Studenten in Winterthur für das Styling eingefunden. Schliesslich trafen wir in der Luzerner Altstadt um 8.00 Uhr zum Filmen ein. In den Vorbereitungen haben wir nicht daran gedacht, dass um diese Zeit Güterumschlag war, so dass, obwohl in der Altstadt Fahrverbot herrscht, enorm viele Vans um den Drehort platziert waren. Nach einigen Gesprächen und Abwarten konnten wir schliesslich unter Beobachtung einiger japanischer Touristen alle Szenen drehen. Daraufhin filmten wir die Fahrt über die Brücke mit der Kappler Brücke im Hintergrund. Da die Brücke zweispurig war, fuhren das Cabrio rechts und wir links auf gleicher Höhe mit. So gelang uns trotz starkem Verkehr und ohne Strassensperre diese Aufnahme. Nach der Fahrt ins Tessin drehten wir dort vor Ort an den verschiedenen Locations und kehrten spät abends zurück.

Dreh Businessmann: Dieser Drehtag war im Vergleich zu den anderen, ein ruhiger. Am Sonntagmorgen trafen wir beim Prime Tower ein, denn dort durfte ebenfalls nur am Wochenende gedreht werden. Die einzige Schwierigkeit waren die vielen Spiegelungen, so dass wir immer gut darauf achten mussten, dass wir mit der Kamera nirgends zu sehen waren. Für die Aufnahmen im Parkhaus sind wir nach Winterthur zurückgekehrt. Wir haben bewusst ein Parkhaus gewählt, dass wenig genutzt wird, sodass wir ohne Umstände die Aufnahmen tätigen konnten.

Technik: Den Film haben wir mit der 5d Mark III in RAW gedreht, da eine andere Kamera für die Anzahl Drehtage das Budget sprengte. Eine Ronin, ein Kran, ein Slider, ein Rig und Autostative wurden eingesetzt.

Postproduction: Die Postproduction lief wie gewöhnlich ab: Rohschnitt, finaler Schnitt, Grading, Tonproduktion und letzte Anpassungen bis der Imagefilm und dessen zwei Kurzversionen fertig waren. Schliesslich mussten Suisarechte eingeholt werden und die Filme für die verschiedenen Endgeräte korrekt herausgegeben und angepasst werden. Von den Privatsendern erhielten wir genaue Angaben zur Filmanlieferung welche wir über ein Interface dann ihnen zustellen mussten.

Fazit

Dieses Projekt war das bislang zeitintensivste und spannendste Projekt, das ich bisher gemeinsam mit Lukas Fröhlich durchführen durfte. Ich bin so viele Erfahrungen reicher geworden und habe einiges dazugelernt. Hier einige Punkte, auf die ich in Zukunft bei der Vorbereitung bewusster achte:

  1. Die Locationssuche war einiges zeitintensiver als gedacht. Ebenso müssen Drehbewilligungen früh eingeholt werden und auf Verkehr, stattfindende Events, Güterumschlag und Baustellen geachtet werden.
  2. Pro Location ein Drehtag! Wenn irgendwie möglich, wäre dies bestimmt ein Ziel und schliesslich auch eine Möglichkeit, den Dreh angenehmer zu gestalten.
  3. Filmen mit Autos ist schwierig, besonders dann, wenn sie fahren sollen. Für Filmaufnahmen, welche bewegende Objekte zeigen, plane ich in Zukunft mehr Zeit ein.
  4. Die Suche nach Schauspieler ist das Erste, dem ich mich nach der Erstellung des Konzeptes stelle. Dies ermöglicht mir eine bereitere Auswahl zu haben.
  5. Auf einer Fahrt zu einer Location kann es Pannen geben. Diese konnten wir dank der Hilfe von Hertz gut lösen. In Zukunft machen wir uns ebenso Gedanken dazu und können so schneller reagieren oder den Drehplan umstrukturieren.
  6. Für wetterabhängige Filmprojekte mit mehr als 2 Drehtagen plane ich in der Schweiz eine grössere Zeitspanne mit mehreren Verschiebedaten ein. Beim Imagefilm haben wir darauf geachtet, aber mit all den Einschränkungen (z.B. Prime Tower und Oeschinensee, wo nur am Wochenende gedreht werden konnte) war die Zeitspanne von drei Wochen im Spätsommer zu kurz.

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