Analog vs. Digital Photography

Ein Foto mit der Spiegelreflex Kamera knipsen, Speicherkarte auslesen, Bild auswählen, bearbeiten, umwandeln, das Foto ist fix fertig. So sieht heute meistens der Workflow eines Fotografen oder einer Fotografin aus. Doch wie war es früher, zur Zeit, als es nur Analogkameras gab? Was für ein Arbeitsaufwand hatte man? Wie sah der Workflow aus? Auf was musste geachtet werden?

Die Analogaufnahmen sind bis nach der Entwicklung eine Überraschung. Die Fotos können nicht im Handumdrehen gelöscht und bearbeitet werden. Für all das musste man bezahlen. Dazumal konnten kein Pickel wegretuschiert werden. Nein, man hatte das Foto in der Hand, so wie es war. Heute liegt die Kunst darin, von einer Unmenge von Bildern die Besten auszusuchen. Mittlerweile kann dank der Post Production aus einem «schlechten» Foto ein gutes gemacht werden. Früher war dies praktisch nicht möglich.
Seht selbst, was analog und was digital ist.

Analoge-Belichtungsreihe-MODEL

analoge Belichtungsreihe (NIKON FE)

Digitale-Belichtungsreihe-MODEL

digitale Belichtungsreihe (NIKON DF)

Analoge-Belichtungsreihe-PUSTEBLUME

analoge Belichtungsreihe (NIKON FE)

Digitale-Belichtungsreihe-PUSTEBLUME

digitale Belichtungsreihe (NIKON DF)

Hier die NIKON FE (analog)
für die Aufnahmen arbeitete ich mit der NIKON DF (digital).

Hier die NIKON DF (digital)
für die Aufnahmen arbeitete ich mit der NIKON FE (analog)


Der Workflow in wenigen Aufnahmen dokumentiert

(fs)

Kritik
von Melanie Zanga

Idee und Motivation
Da bei uns zu Hause mehrere analoge Kameras herumliegen und mein Stiefvater vermehrt zur Analogen greift, weckte dass das Interesse in mir, und ich wolle es selbst ausprobieren. Vor diesem Projekt habe ich nur digital mit verschiedenen NIKON Spiegelreflexkameras fotografiert. Zurzeit arbeite ich mit den NIKON DF, D750 und D600.

Mich nahm es Wunder was der Unterschied zwischen dem analogen und digitalen fotografieren selbst und der Einstellung ist. Aber auch, wie der Workflow vom Filmeinsetzen, entwickeln bis hin zum Digitalisieren aussieht. Und schlussendlich natürlich das Endresultat. Letzten Endes ist die Analogfotografie immer noch eine Überraschung. Kurzerhand habe ich mir das analoge Handwerk von meinem Stiefvater beibringen lassen. Und hab es selbst ausprobiert.

Workflow
Zuerst musste ich mich fragen, mit was für einem Film ich fotografieren möchte. Ich entschied mich für einen Kodak 400 Portra. Diesen besorgte ich mir in einem Fotofachgeschäft. Kostenpunkt knapp CHF 15.-. Um diverse Unterschiede aufzuzeigen wie bspw. Tiefenschäfte, (Be)Licht(ung) und Indoor/Outdoor- Aufnahmen, entschied ich mich für eine Belichtungsreihe. Denn diese Unterschiede kann man darin sehr gut erkennen.

Das Model. Für die Outdoor-Aufnahmen entschied ich mich für eine Pusteblumen-Deko. Es war ein schöner Frühlingstag, perfekt dafür. Für die Indoor-Aufnahmen, dachte ich an wenig Licht. Denn ich möchte die Grenzen ausreizen. Deshalb setze ich mein Model in einen komplett Dunklen Raum und belichtete sie mit nur einem Spot, welchen ich auf die linke Seite platziere. Ich arbeitete mit einer NIKON FE (analog) und NIKON DF (digital). Die beiden Kameras sind praktisch identisch. Der einzige Unterschied liegt darin, dass die Eine analog und die Andere digital ist.

Die Motive sind ausgewählt, ran an die Arbeit. Da ich jeweils den gleichen Bildausschnitt haben wollte, verwendete ich ein Kamerastativ. Dies erleichterte mir die ganze Arbeit.

Mit folgenden Einstellungen und Equipment habe ich die Aufnahmen gemacht:

  • Analog: Film Kodak 400 Belichtungszeit 1/125
  • Digital: ISO 400 Belichtungszeit 1/125

Blenden Outdoor

  • F 5.6
  • F 8
  • F 11
  • F 16

Blenden Indoor

  • F 1.4
  • F 2
  • F 2.8
  • F 4
  • F 5.6
  • F 8
  • F 11
  • Analog Kamera
    • NIKON FE (1978) mit einem NIKORR 50mm 1:1.4 und einem Kodak 400 Portra Film
  • Digital Kamera
    • NIKON DF (1. Produktion 2013/14) mit einem NIKKOR 50mm 1:1.4
  • Spot für Indoor-Aufnahmen
  • Kamerastativ
  • NIKON SUPER COOLSCAN ED 9000

Die Aufnahmen waren im Kasten. Das Auslesen der digitalen Kamera war für mich tägliches Handwerk, und ich konnte die Fotos gleich anschauen und auswählen. Im Gegensatz dazu, musste der Kodak Film zuerst in das Fotofachgeschäft für die Entwicklung. Kostenpunkt CHF 8.90. Einen Tag später hatte ich den Film wieder zurück. Er war wie ich ihn wollte, nur entwickelt. Weder geschnitten noch digitalisiert. Denn das zuschneiden und digitalisierten mache ich zu Hause selbst, mit dem NIKON SUPER COOLSCAN ED 9000. Da ich auch hier noch keine Erfahrung hatte, zeigte mir mein Stiefvater den ganzen Arbeitsprozess des Digitalisierens. Auch hier musste ich einige wichtige Sachen beachtet. Bspw. Baumwollhandschuhe tragen, sodass es keine Fettflecken auf dem Negativstreifen gibt.

Der Film kam als erstes unters Messer. Alle sechs Bilder gab es einen Schnitt. Dass es kein Durcheinander gibt, ordnete ich die zugeschnittenen Streifen in ein dafür geeignetes „Mäppli“. Anschliessend legte ich dieses zum Pressen bereit. Als die Negativstreifen genügend flach waren, hiess es ab in den Scanner. Dies geht jedoch nicht so schnell wie man es sich sonst gewohnt ist. Für 12 Aufnahmen benötigt man 90 Minuten. Wie lange ich für 36 Bilder (ganzer Film) gebraucht habe, kannst du dir selbst ausrechnen. Ziemlich lange. Als der Scanvorgang abgeschlossen war, konnte ich dann endlich die Fotos anschauen und die von der Belichtungsreihe auswählen.

Die Aufnahmen sind praktisch nicht bearbeitet. Ausser zuschneiden und bei allen digital aufgenommenen Fotos den gleichen Weissabgleich. Ich schätze es, wenn die Aufnahmen so authentisch bleiben, wie sie entstanden sind.

Erkenntnisse
Die Analogfotografie verwählt sich im Gegensatz zu der Digitalen ganz anders. Sie eignet sich gar nicht für eine Belichtungsreihe. Den Weisspunkt habe beim Model im Auge gesetzt und bei der Pusteblume links im Hintergrund. Zu solch Erkenntnissen zu kommen war gerade eben auch ein Ziel. Obwohl ich es Anfangs nicht verstanden habe, wie es jetzt so ist. Das Projekt war sehr lehrreich.

Fazit | Selbstreflektion
Was ich in diesem Projekt vermitteln will ist, dass der Workflow der Digitalen Fotografie viel schneller geht als der Analoge. Die Fotos können nicht einfach direkt angesehen und bearbeitet werden. Nein, sie müssen zuerst einige Arbeitsschritte hinter sich bringen. Ich finde dass die Digitale Art der Fotografie, das heutige Leben widerspiegelt. Alles soll so einfach und so schnell wie möglich sein. Und bestenfalls ganz ohne Makel. Obwohl es das eigentlich gar nicht sein muss. Fotografie ist eine Leidenschaft. Die Bilder werden bewusst gewählt und in Szene gesetzt. Und dies braucht nun mal seine Zeit. Schlussendlich egal ob analog oder digital.

Anfangs war es ein komisches Gefühl, das Foto nach dem Abdrücken nicht anschauen zu können. Ich befand mich im ungewissen, und hoffte dass aus den Aufnahmen auch etwas wird. Doch ich war zuversichtlich. Im Grossen und Ganzen bin ich ganz zufrieden mit den Aufnahmen. Ursprünglich wollte ich den Film selbst entwickeln. Da im Studium aber gerade viel los war, konnte ich den Film aus zeitlichen Gründen leider nicht selbst entwickeln. Dies hätte ich jedoch sehr gerne gemacht. Beim Weissabgleich bearbeiten merkte ich, dass sich die analog Aufnahmen im Gegensatz zu den Digitalen total anders verhalten. Die Aufnahmen sind Qualitativ gut, aber ich war dennoch ein wenig enttäuscht, dass sie zum Teil wie beim Model ein Grünstich haben. Hätte ich länger Zeit gehabt, hätte ich mich mit dem Weissabgleich intensiver beschäftig.

Trotzdem ist mein Interesse geweckt, und ich werde nun vermehrt zur analogen Kamera greifen. Denn es macht wirklich Spass. Ich schätze den Arbeitsprozess, bis das Foto zu sehen ist. Es ist eine ganz andere Qualität von Fotografie. Einfach toll.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar