CASSIAN: Teil II – Cast & Location, Trailer

«Cassian» ist ein Studentenflimprojekt von vier ambitionierten Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur. In drei Episoden wird die Geschichte eines Ermittlers erzählt, der auf der Jagd nach einem Ritualmörder seine eigene Vergangenheit überwinden muss.

Der Trailer geht einen Schritt weiter als der Teaser. Dieser hatte die Absicht, eine Stimmung einzufangen und den Zuschauer neugierig auf den Film zu machen, aber noch nichts von der Story vorwegzunehmen.

Der Trailer hingegen schildert die Ausgangslage: Eine Leiche wird im Wald gefunden, nackt, die Augen zugenäht. Was hat es mit dem Mord auf sich? Arthur Laube und sein Partner ermitteln, kommen aber zu der Einsicht, dass sie allein dem Mörder nicht gewachsen sind.

Der Trailer ist – im Gegensatz zum kürzlich veröffentlichten Teaser – nicht auf eine einzige Episode beschränkt, sondern dient der Vorschau aller drei Teile und verwendet somit auch Aufnahmen aus allen Episoden. Der erste Wendepunkt wird angedeutet, und der Zuschauer erlebt die Charaktere erstmals am Beginn ihrer Reise.


 Teil II: Cast & Location

Ende Juli stand das Drehbuch. Es war eine Mischung aus Krimi, Thriller und Drama, angesiedelt in den Bündner Alpen. Die Dialoge waren geschliffen, die Szenen funktionierten auf Papier. Jedoch waren bloss wir vier – Johannes, Tobias, Sebastian und Jonathan – involviert. Das heisst, bis hierhin bestand stets noch die Möglichkeit, das ganze Projekt abzublasen. Denn es würde viel Zeit im Herbstsemester in Anspruch nehmen und für uns alle eine Herausforderung darstellen. Zweifel machte sich aber trotz des unsicheren Projektverlaufs nie breit. Bei keinem von uns.

So gingen wir es an und schauten uns nach Schauspielern um. Sie mussten gewisse Voraussetzungen erfüllen, hauptsächlich optische. Wir erstellten Steckbriefe zu den wichtigsten Figuren und suchten gezielt Personen, die rein äusserlich ins Profil passten. Dann war essentiell, dass die vier Hauptdarsteller bereits Erfahrungen sammeln konnten. Eine professionelle Ausbildung – sei es im Film-, Theater- oder Musicalbereich – war daher unerlässlich, um unseren Ansprüchen gerecht zu werden.

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Auf verschiedenen Studentenfilmplattformen, allen voran 451.ch, sind wir fündig geworden. Schauspieler und Crewmitglieder präsentieren sich dort für Low-Budget-Filmprojekte wie unseres. Wir beginnen mit den wichtigsten Figuren und schreiben Mails mit angehängtem Drehbuch und ungefährem Zeitrahmen. Der wichtigste, Patric Gehrig, unser titelgebende Hauptdarsteller, schrieb bereits nach wenigen Tagen zurück und erklärte sich bereit, mitzuspielen. Mit noch mehr Motivation arbeiteten wir unsere Liste durch und schrieben wie wild Leute an. Die Dreharbeiten sollten Ende September, also in zwei Monaten, beginnen. Für viele Schauspieler stellte dies ein Problem dar, da sie gerne dabei wären, ihr Terminplan für den Herbst jedoch schon zu voll war für mehrere Tage Filmdreh. Zu Beginn nahmen wir natürlich Rücksicht, schoben Drehtage hin und her, erstellten einen groben Drehplan, verwarfen wieder alles, planten erneut. Irgendwann ging unser Zeitrahmen mehr oder weniger auf, da kam wieder jemand und hatte unglücklicherweise genau an seinem Drehtag einen wichtigen Termin. Einige der Schauspieler waren im ganzen deutschen Sprachraum tätig und daher oft unterwegs –  wir mussten um ihren Terminplan herum koordinieren.

Es ist eine Arbeit, die nie aufhört. Auch kurz vor Drehbeginn, ja sogar während dem Dreh, kam es vor, dass gewisse Szenen verschoben werden mussten. Dabei ist es wichtig, auf alle Parteien genügend Rücksicht zu nehmen, was allerdings sehr mühsam und zeitaufwendig sein kann.

Mit dem Cast sind wir sehr zufrieden. Wir hätten nie gedacht, dass professionelle Leute, die ihr Geld damit verdienen wollen, jemand anderes zu sein als sich selbst, so umgänglich sind. Es herrschte ein völlig kollegiales, fast familiäres Verhältnis im Team. Auch das Alter schien nicht eine Rolle zu spielen, wenn es darum ging, Kompetenzen zu erspüren. Wir als Studenten können nie mit der Erfahrung eines Patric Gehrigs oder Joey Zimmermanns mithalten, und doch fühlt man sich auf einem Level der Zusammenarbeit mit ihnen.

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Ein anderer, ebenso wichtiger Punkt sind die Locations. Unsere Absicht war, dass sich der Film, insbesondere das Setting, authentisch anfühlt. Das hiess für uns, wir mussten ein abgelegenes Bergdorf suchen, das unserer Vorstellung entsprach. Auch in Chur und der nahen Umgebung benötigten wir Drehorte. Johannes und Sebastian fuhren also mehrmals durchs Bündnerland auf der Suche nach krimitauglichen Orten. Sebastian googelte nach kleinen, abgeschiedenen Dörfern und wurde im ganzen Kanton Graubünden fündig. Jedoch nur eine Handvoll davon war in Reichweite von Chur – für einen speditiven Tagesablauf und einen schnellen Transport unabdingbar.

Von Chur aus nur 20 Minuten in Richtung Arosa liegt das Dorf Tschiertschen. Nach einem Besuch im August erschien es uns perfekt. Es hatte alles, was wir benötigten: ein Cafe, einen Dorfkern mit Kirche, Chalets und ein wunderschönes Panorama auf die umliegenden Berhänge. Zudem stiessen wir per Zufall oberhalb von Tschiertschen auf die Alp Usser Urden, die direkt unter dem Urdensee liegt. Johannes und Sebastian fuhren den Berg hoch, im Fahrverbot, und fuhren, bis irgendetwas kommen würde. Denn irgendetwas musste da oben sein. Belohnt wurden wir mit der besten Location, die wir überhaupt finden konnten: eine einsame Jagdhütte oberhalb der Waldgrenze, altmodisch eingerichtet, mit Blick auf die kahlen Berge. Ein wunderschöner Ort auf über 2000 m.ü.M. Im Dorf erkundeten wir uns nach dem Eigentümer, der leidenschaftlicher Jäger ist und uns während den Dreharbeiten oben prompt einen selbstgeschossenen Hirsch zu Mittag auftischte.

Die Bewohner Tschiertschens leben in einer Welt für sich. Jeder kennt jeden. Familienfehden sind an der Tagesordnung, genau wie das Feierabendbier in der Dorfkneipe, aber auch tiefer Zusammenhalt. Zu unserem Erstaunen wurden wir aber überall mit offenen Armen empfangen. Die Leute waren sofort dabei und stellten uns ihre Lokalität zur Verfügung. Schliesslich kommt nicht jeden Tag ein Trupp Unterländer ins Dorf und dreht einen Krimi. Zum Schluss der Dreharbeiten – wir waren an 11 von insgesamt 15 Drehtagen dort – kannte uns das halbe Dorf.

Kritik
von Sebastian Klinger, Johannes Thüring, Tobias Imbach und Jonathan Jäggi

Idee, Konzept

Der Trailer ist das wichtigste Vermarktungsprodukt eines Filmes überhaupt. Er wird im Internet gezeigt, im Fernsehen, im Kino. Überall sehen ihn Leute, die durch ihn angesprochen werden und im besten Fall dadurch motiviert den Gang ins Kino wagen. Grosse Filmstudios drehen sogar extra Szenen, die bloss für den Trailer zusammengeschnitten werden. So weit sind wir nicht gegangen. Trotzdem hat der Trailer auch für unser Projekt einen hohen Stellenwert.

Wir schnitten den Trailer vor dem Teaser. Er sollte für uns eine bedrückende Stimmung vermitteln und die Ausgangslage der Geschichte darlegen. Deshalb beginnt der Trailer, ähnlich wie der fertige Film, mit der Leiche im Wald und dem Beginn der Ermittlungen. Durch schnelle Zusammenschnitte von Nebenhandlungen und Wendepunkten wird der Zuschauer auch an der Nase herumgeführt. Er tappt im Dunkeln und weiss nicht, was nach Beginn der Ermittlungen geschieht, geschweige denn was es mit dem Mord auf sich hat.

Die Schwierigkeit bestand für uns darin, dass der Trailer alle Episoden abdecken soll, wir aber nicht zu viele Szenen der letzten zwei Teile verwenden konnten. Die Spoiler-Gefahr war gross, viele Wendungen würden vorweggenommen werden. Deshalb entschieden wir uns, hauptsächlich Szenen der ersten Episode einzubauen. Dazu kamen harmlosere Ausschnitte der zweiten und dritten Episode, die nicht zu viel verrieten. So sollte sich beim Zuschauer nach der ersten Episode ein Gefühl der Unvorhersehbarkeit einstellen. Er weiss nicht, was kommt. Eine solche Neugier gilt es mit dem Trailer anzufachen und mit dem Film zu befriedigen.

Workflow

Der Rohschnitt der ersten Episode war zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt. Für den Trailer konnten wir zu Beginn also bequem Szenen aus diesem Premiere-Projekt rüberkopieren und anpassen. Parallel dazu suchten wir auf Audiojungle einen Soundtrack, der die visuelle Stimmung musikalisch untermalen würde. Wir waren uns einig, zwei Songs zusammenzuschneiden. Einerseits ein ruhigeres Stück zu Beginn des Trailers, das langsam beginnt, dann aber in einer ersten Klimax gipfelt. Danach sollte ein Lied folgen, das Drive hat und, unterstützt durch schnelle Schnitte und viel Bewegung, Spannung erzeugt. Nach langer Suche wurden wir fündig. Die Lieder erwiesen sich als perfekt, insbesondere der kindliche Gesang zu Beginn des zweiten Stücks gefiel uns sehr. Hier und hier sind die Lieder zu finden.

Es machte richtig Spass, Szenen aus dem ganzen Rohmaterial herauszupicken und so zusammenzustellen, dass mit wenig Erklärung und starken Bildern eine Story angedeutet wird. Wir verzichteten bewusst auf längere typografische Elemente, da diese die ganze Dynamik zerstören würden. Und wir wussten schlicht nicht, was schreiben. "HTW Chur präsentiert"?: nicht optimal. "Ein Krimi in den Bündner Bergen"?: unnötig. "Die Jagd beginnt"?: zu oft gebraucht. Nein, wir liessen es bleiben. Nur ein simples "2015" schaffte es schliesslich in den Trailer.

Vermarktung

Es war uns wichtig, den Trailer als Vermarktungsinstrument schlechthin möglichst weit zu verbreiten. So kündeten wir in Facebook-Posts auf einen baldigen Release hin, der zu der Zeit stattfand, an dem nachweislich am meisten Leute auf Facebook unterwegs sind: am Sonntagabend um 20 Uhr. Durch fleissiges Teilen und Liken, auch noch Tage nach der Veröffentlichung, konnten wir unser Publikum entsprechend auf die kommenden Episoden einstimmen.

Fazit

Einen Trailer zu schneiden, macht unglaublich Spass. Man nimmt hier eine Szene, dort eine andere. Irgendwann ergibt sich ein Gesamtbild, das ein ganzes Filmprojekt repräsentieren soll. Die Musik und das eingeschlagene Erzähltempo mittels Schnitt ist dabei entscheidend, dass der Trailer das Publikum anspricht. Wir haben ausschliesslich positive Rückmeldungen erhalten, die von "creepy" bis "fesselnd" reichen. Die Zuversicht ist gross, dass auch die Episoden so gut aufgenommen werden.

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