Palais © Grand Resort Bad Ragaz

Das Palais – exklusiv, seit Generationen

Bad Ragaz, eine Ortschaft im oberen St. Galler Rheintal, existiert bereits im Jahre 845 als «Regaz». Damals gab es weder Bäder noch Hotels, lediglich einen Hof mit 80 Karren an Wiesen und neun Karren an Reben. Der nachfolgende Abriss der Entstehung des Grand Resort Bad Ragaz, eines der luxuriösesten Hotels der Schweiz, erzählt ein bedeutendes Stück Ortsgeschichte.

Das Benediktinerkloster in Pfäfers liegt oberhalb von Bad Ragaz am Rande des Taminatals. Die dort wohnhaften Klosterjäger Vils und Thuli entdecken ums Jahr 1040 die warme Quelle in der wilden Taminaschlucht. Rund 20 Meter oberhalb des Baches, der Tamina, die noch heute ihren Weg durchs Gestein nach Bad Ragaz bahnt, sprudelt rund 36,5°C warmes Wasser aus dem Felsen. Schon bald nach der Entdeckung erkennen die Mönche die heilende Wirkung der warmen Quelle und Klosteranwohner nutzen das Wasser erstmals. Warme, heilende Mineralquellen, sogenannte Akratothermen, zeichnen sich durch einen geringen Gehalt an gelösten Stoffen aus. Der Ursprung des Wassers liegt im Tödi-Gebiet; hier versickert das Wasser für zehn Jahre in die Tiefen der Gesteinsschichten, bevor es durch die Taminaquelle an die Oberfläche tritt.

Ab dem 13. Jahrhundert entstehen kleine hölzerne Badehütten, um die Badenden vor Gestein und Kälte zu schützen. Abt Johann II von Mendelbühren erstellt das erste Badehaus. Der Zugang vom oberen Schluchtende galt für lange Zeit als regelrechte Mutprobe. Erzählungen und Abbildungen zeigen, wie die Kurgäste in Körben, an langen Seilen befestigt, zwischen den Felsspalten abgeseilt wurden. In der nächsten Abbildung ist die Seilwinde eingekreist. An diesen halsbrecherischen Personentransport erinnert noch heute der Flurname «Windägüetli» bei Ragol, ein Weiler oberhalb von Pfäfers.

Bad Pfäfers um 1650; 1. Das Alte Bad, darin die Quelle 2. Wirtshäuser 3. Eine Kapelle 4. Frischerbrunnen 5. Die Brücke und der Weg zum Bad 6. Das neue Bad 7. Die Wasserleitung vom Alten Bad und Brücken 8. Das neue Wirtshaus 9. Taminafluss 10. Weg nach Ragaz; Quelle

Überregionale Aufmerksamkeit erlangt das Badehaus, das fortan Bad Pfäfers genannt wird, durch den Arzt Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim, der 1535 in einem medizinischen Ratgeber über das «Bad Pfeffers in Oberschwyz» Therapieformen in der Pfäferser Akrotherme veröffentlicht. Obwohl Paracelsus als Wissenschaftler selbst verschiedene Bücher schrieb, war er gegen die rein theoretisch basierte Medizin und für die Heilung mittels natürlicher Kräfte. Er gründete unter anderem die balneologische Wissenschaft, also die Heilung durch Badetherapien.

Rund hundert Jahre später wird ein schweres, für die Zukunft sehr bedeutendes Unterfangen in Angriff genommen: Die Quelle wird gefasst und in Holzrinnen auf einer Länge von 450m zum Schluchtausgang geleitet. Auf dieser Lichtung errichten 1716 Abt Bonifaz Tschupp und Abt Bonifaz zur Gilgen das heute unter dem Namen «Altes Bad Pfäfers» bekannte Badehaus. Fortan besitzt das Klosters Pfäfers eines der stattlichsten Badehäuser der Eidgenossenschaft, das auf dem Pferd erreichbar ist. Der Badetourismus blüht auf, sodass 1774 unter Abt Benedikt Boxler der feudale Verwaltungssitz und die Statthalterei in Bad Ragaz vor dem Eingang der Schlucht entstanden. Dieser Trakt soll das erste Gebäude des späteren Grand Hotel Hof werden. Der sogenannte «Palais» mit der Fürstensuite, dem Gourmetrestaurant IGNIV sowie der Äbtestube steht heute unter Denkmalschutz. Die Führung durch den Raum zeigt, wie exklusiv die Suite noch heute strahlt.

Als Folge der Säkularisierung, dem Entzug der umfangreichen Feudalrechte des Klosters Pfäfers, wird im Jahr 1840 das Thermalwasser über eine Strecke von 4km zur Statthalterei im Hof Ragaz geleitet. Unter Freudenschüssen und Glockengeläute begrüsst die Bevölkerung das Wasser am 31. Mai 1840 in Ragaz. Mit der Erschliessung des Rheintals durch die Eisenbahn wird 1858 ein weiterer Grundstein für das Aufblühen des Kurortes Bad Ragaz gelegt.

1868 erwirbt der international angesehene Schweizer Architekt Bernhard Simon die Domäne Ragaz und mit ihr die Nutzung der Thermalquelle während 100 Jahren. Im Vertrag verpflichtet er sich gegenüber dem Kanton St.Gallen, «einen grossartigen Gasthof samt Garten und Parkanlagen», eine Trinkanlage, ein Kursaalgebäude und neue Badeeinrichtungen spätestens bis zum Beginn der Saison 1870 zu errichten. Mit viel Weitblick und Erfahrung wurden diese Forderungen eingehalten.

Tamina Schlucht

Ein kleiner Weg führt durch die eindrückliche Taminaschlucht. Foto © Grand Resort Bad Ragaz

1869 errichtet Simon Bernhard das Grand Hotel Quellenhof, welches durch seinen prunkvollen Stil an seine früheren Bautätigkeiten für den russischen Adel in St. Petersburg erinnern lässt. Das Bad benennt er nach der Grossfürstin Helene Pawlowna «Helenenbad». Und zwei Jahre später wird das erste Thermal-Hallenbad Europas eröffnet. Das Bad wird innerhalb weniger Jahre zu einem der bedeutendsten Kurorte und gleichzeitig zum Treffpunkt der Schönen und Reichen dieser Welt. Auch während Krisen wird der Betrieb nie unterbrochen und selbst in Kriegszeiten badeten Gäste unterschiedlicher Nationen im selben Wasser.

Helenabad Bad Ragaz

Das Helenabad zeigt heute wie damals seine Pracht. Foto © Grand Resort Bad Ragaz

Vor seinem Tod im Jahr 1900 verkauft Bernhard Simon alle Besitzungen und Rechte seinen drei Söhnen und sorgt so für einen nahtlosen Führungswechsel. Zu den Anlagen kommt 1904 der heutzutage bekannte Golfplatz hinzu. Die Bad- und Kuranstalten stellten Golflehrer an, denn schon damals stellte Golf im Sommer ein Zeitvertrieb für Wohlbetuchte dar. Besonders die Engländer sollen Gefallen daran gefunden haben, denn als der Golfplatz in den «Heulösern» 1942 dem Anbau von Kartoffeln, Mais, Sommergerste und Karotten weichen sollte, wollte der «konservative» Golfclub den Golfplatz unberührt bewahren, bis zur Rückkehr der Engländer nach dem Krieg.

Nach der Wiedereröffnung des im Jahre 1939 geschlossenen Hotels Quellenhof übernimmt 1953 eine neue Trägerschaft die Bad- und Kuranstalten Ragaz-Pfäfers. Die Anlagen werden unter der Leitung von Architekt Otto Glaus umfassend erneuert und ausgebaut. Der Golfplatz lädt in neuer Pracht zum Spielen ein. Zwischen 1973 und 2000 werden die Anlagen abermals auf den neusten Stand gesetzt – mit viel Raum für Behandlungen und Luxus. Dazu gehören der neue Hoteltrakt des Grand Hotels Hof mit 57 Einzel- und 20 Doppelzimmern, vier Suiten sowie eine 2‘500 Quadratmeter grosse Wellness-Oase mit einem breiten Dienstleistungsangebot. Der Alte Teil des Grand Hotel Quellenhof wird 1996 wiedereröffnet. 2002 wird das Casino eröffnet und der Vertrag zur Nutzung der Tamina-Quelle bis ins Jahr 2067 verlängert.

Heute bildet das Medizinische Zentrum – seit 2004 mit Anerkennung als Swiss Olympic Medical Center – einen wichtigen Bestandteil des Angebotes. Weltberühmte Sportler beanspruchen hier die ärztlichen und therapeutischen Dienste. Bekannte Sportteams, etwa der FC Bayern München, residieren und trainieren regelmässig in Bad Ragaz. Die allermeisten Gäste suchen die Diskretion, sie schätzen die Freiheit, ungehindert und unerkannt die Ruhe zu geniessen, etwa im abgeschirmten und exklusiven Bereich des To B. Health Clubs. So ist es wenig verwunderlich, dass der Wellnessbereich des Grand Resorts zu den «Leading Spas of the World» aufgenommen wird.

140 Millionen werden 2009 in Um- und Erweiterungsbauten investiert: Neben der Zollstube sind neue Restaurants entstanden: Das asiatische Restaurant Namun, das mediterrane Restaurant Olives d’Or sowie der Salon Davidoff. Die neue Taminatherme ragt seit dem Umbau durch ihre elegante, weisse Architektur steil und hoch gegen den Himmel empor.

Taminatherme Bad Ragaz

Die neue Taminatherme ganz in Weiss gehüllt. Foto © Grand Resort Bad Ragaz

2018 feiert das 5-Sterne Grand Hotel Quellenhof sein 150-jähriges Bestehen. Mit dem geplanten Hotelumbau im Frühjahr 2019 verfolgt der Verwaltungsrat des Grand Hotels die Vision, auch in Zukunft den Platz des führenden Grand Hotels Europas zu bewahren. Architekt Claudio Carbon wird die 40 Millionen-schwere Rundum-Änderung leiten. Man darf gespannt sein auf die neue Pracht der Fürstensuite.

Sämtliche Quellen sind unter Kritik zu finden.

(lhu)

Kritik
von Fiona Tischhauser und Andrina Keller

Idee

Nachdem wir das Filmprojekt «Immer Mehr» abgeschlossen hatten, fühlten wir irgendwie eine Leere in uns. Wir hatten so viel investiert und so viele tolle Orte besuchen können, von denen im Kurzfilm nur wenig zu sehen ist. Wir haben uns deshalb entschlossen, den speziellsten oder zumindest exklusivsten Raum mit euch im Detail zu teilen. Dies auch deshalb, weil er im Frühjahr 2019 renoviert wird.

Das Spezielle an der Fürstensuite ist nicht die Pracht als solche, sondern mitunter seine Geschichte, die bis ins Jahre 1774 zurückreicht. Damals wurde das Gebäude unter Abt Benedikt Boxler als Verwaltungssitz erstellt.

Durch diese beiden Gegebenheiten wollten wir die Fakten rund um die spannende Entstehung bis hin zur nahen Zukunft des Grand Resort Bad Ragaz für die geschichtlich interessierten Digezz-Leser/-innen zusammentragen. Ein Stück Geschichte über eine Therme, in welcher manche Leserin und mancher Leser vielleicht schon selbst gesessen hat.

Video

Der Film vermittelt ein paar Mood-Aufnahmen der Fürstensuite des Grand Resort Bad Ragaz. Die Aufnahmen entstanden nach unserem Dreh für den Film «Immer Mehr». Für diese Aufnahmen benötigten wir nur die Canon FS5. Wir nahmen jeden Raum und jede Szene mit unterschiedlichen Schwenks auf. Zusätzlich suchten wir uns schöne Detailaufnahmen heraus.

Beim Schnitt wollten wir den Stil, welcher das Grand Resort in seinen anderen Videos hat, übernehmen.Es enthält sehr oft langsame Kameraschwenks und eine Einstellung wird über ein paar Sekunden lang gezeigt. Die Szenen wurden so angeordnet, dass das Gefühl eines Zimmerrundgangs entsteht. Damit wurde der rote Faden geschaffen und der Betrachter kann sich orientieren. Um Langeweile zu vermeiden, wird der Schnittrhythmus hin und wieder mit kurzen Einstellungen ergänzt. Zudem wechseln sich die Ausschnitte zwischen der Halbtotale und dem Detail.

Zum allerersten Mal machten wir das Colorgrading. Die Herausforderung sahen wir besonders darin, dem Betrachter die unterschiedlichen Licht- und Farbstimmungen zu vermitteln und somit auch diese barocke Innenarchitektur nachempfindbar zu machen. Dafür sahen wir uns fundierte Tutorials zum Lumetri Color Panel und Color Correction / Colorgrading an. Die Schwierigkeit bestand darin, einerseits die Qualität der Aufnahmen, welche ein leichtes Bildrauschen bei Veränderung der Helligkeit zutage brachte, anderseits, dass sich die teils gelbstichigen und teils rotstichigen Aufnahmen auf der empfundenen Lichttemperatur fanden.

Vergleicht man den fertigen Film mit den sterilen Fotografien auf der Webseite des Hotels, so sehen wir unsere Aufnahmen näher an den Impressionen, die wir vor Ort sammeln durften.

Text

Der Beitrag über die Therme hätte zuerst ein ausführlicher Bericht werden sollen. Durch die Umstände, dass die Renovationsvorbereitungen besonders die verantwortlichen Personen schon im November unter Druck setzten, war es ungünstig, sie zu interviewen.

Die privaten Kontakte aus den Bereichen des Medizinischen Zentrums, der Shops oder der Administration konnten uns keine Auskunft zum Palais oder dem für uns interessanten aktuellen Geschehen geben. So entschieden wir uns für einen faktenbasierten, gründlich recherchierten Bericht mit einem zeitlichen Aufbau. Wir informierten uns auf den Medienportalen und bei der Medienstelle des Grand Resorts über die neusten Gegebenheiten.

Fazit

Das Projekt bereitete uns von Anfang bis Schluss Spass. Zudem überraschte es uns vor allem bei den Recherchen immer wieder aufs Neue. Das Endresultat des Filmes ist gefällt uns und der Bericht entspricht letztlich doch unserem Wunsch, den Verlauf der Quellennutzung von den Ursprüngen bis in die nahe Zukunft zu dokumentieren.

 

Quellen:
http://www.badragaz.ch/de/portrait/geschichte/
https://de.lhw.com/collections/spa
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Simon_(Architekt)
https://www.gesundheit.de/lexika/medizin-lexikon/akratotherme
https://specials.resortragaz.ch/palais-hof-ragaz.html
https://www.golfclubragaz.ch/fileadmin/user_upload/_ALTE_BILDER/pdf/100_Jahre/Buch_100_Jahre_GCBR.pdf
https://www.nzz.ch/magazin/reisen/bad_ragaz_1242_-_2009-1.2819166https://www.presseportal.ch/de/pm/100055636/100810350
https://www.resortragaz.ch/est-1242/geschichte.html
https://www.taminatherme.ch/fileadmin/user_upload/Files/Thermalwasser/Lehrmittelheft_Thermalwasser_Internet_all.pdf
https://www.taminatherme.ch/thermalwasser-architektur/thermalwasser-seit-1242.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Paracelsus

Quelle Bilder:
http://www.badragaz.ch/de/portrait/geschichte/welcome.php?action=showinfo&info_id=6702
https://www.resortragaz-gruppe.ch/presse-media/pressebilder.html

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