Der Equalizer (EQ)

Geht es darum, Filmaufnahmen zu machen, gehört eine gehörige Portion an technischem Knowhow dazu, um dies auch auf einem angemessenen Level zu tun. Im Verlaufe der letzten Jahre, in denen ich mich auch vermehrt mit der filmischen Seite der heutigen Audio-Technologien zu befassen begann, fiel auf, dass sehr viel Wert auf die Bildästhetik gelegt, der Audiobereich jedoch vernachlässigt wird. Dabei bietet sich mit dem Equalizer ein Tool an, welches es auch Menschen mit weniger Kenntnissen im Tonbereich ermöglicht, Tonspuren und deren Ausgabequalität zu optimieren. Dieser lässt sich in der Adobe Creative Suite auf zwei Wege ansteuern. Dieses Tutorial zeigt dir wie. Viel Spass!

Der Equalizer – was ist das?
Mit dem Equalizer lassen sich Tonsignale direkt im Frequenzbereich ansteuern. Tonsignale bestehen aus hohen (hoher Tonbereich), mittleren (mittlerer Tonbereich) und tiefen Frequenzbereichen (tiefer Tonbereich). Ein feines Rauschen im Hintergrund einer Sprachaufnahme befindet sich im hohen Bereich, das Brummen eines stehenden Lastwagens eher im tiefen Bereich. Der Equalizer kann genau diese Bereiche (z.B.: 2 kHz bis 4 kHz) ansteuern und somit auch genau diese Bereich ändern. Alle sich nicht in diesem Hertzspektrum (Hertz = Anzahl Schwingungen pro Sekunde. Viel Hz = hoher Ton, wenig Hz = tiefer Ton) befindenden Bereiche, bleiben unverändert. Dies erlaubt es also, eine Tonspur zu bearbeiten. Dabei wird die Amplitude (Lautstärke) der jeweiligen Bereiche vergrössert, resp. verkleinert.

Wo finde ich den Equalizer (EQ)?
Dieser befindet sich in zwei Programmen der Creative Suite: Premiere Pro und Audition. Es ist jedoch vor allem der Übersicht wegen ratsam, Audiospuren nicht in Premiere Pro, sondern in Audition vorzunehmen. Da die beiden Programme per Default verknüpft sind, wird die bearbeitete Version von Audition direkt in Premiere Pro eingegliedert. In Audition findet man den EQ unter Effekte -> Filter und EQ. Ich empfehle, zu Beginn nicht die parametrischen, sondern die grafischen EQs zu benutzen. Die Funktion ist grob gesagt dieselbe, die Bedienung jedoch ist beim grafischen EQ einfacher. In Premiere Pro findet man den EQ (grafisch) unter Audioeffekte -> EQ.

Wie ist ein (grafischer) EQ aufgebaut?
Es gibt verschieden grosse EQs, je nachdem, wie detailliert die Bearbeitung werden soll. In diesem Beispiel, behandle ich einen 10-Band-EQ (es könnte aber auch ein 30- oder 50-Band-EQ sein). Dieser gibt uns 10 verschiedene kHz-Bereiche (kHz = Anzahl der Tausend Schwingungen pro Sekunde) zur Auswahl, um Anpassungen vorzunehmen. Die Abbildung zeigt einen grafischen Band-EQ. Kurz zu den Begriffen im unteren Feld: Die Option Bereich erhöht den Spielraum der Verstärkung (+), resp. der Verstummung (-). Unter Präzision kann die Genauigkeit der Angleichungen eingestellt werden. Die Master-Lautstärke ist die Lautstärke der Endausgabe.

Bildschirmfoto 2013-09-23 um 11.18.49
Audition übernimmt die Bearbeitungen stets in Echtzeit. Es ist ratsam, den gewünschten Bereich in der Audiospur zu markieren und in in der Endlosschleife wiederzugeben. Weiter ist es notwendig, gute Kopfhörer zu benutzen oder die Ausgabe über eine gute Anlage zu steuern. Laptoplautsprecher sind tabu. Unter jeder Spur ist per Default die Verstärkung mit Null angegeben (gelbe Ziffer).

Beispiele
Bei dem verwendeten Audiofile handelt es sich um eine einfache Sprachaufnahme. Bearbeitet   wurde mit einem grafischen 10-Band-EQ.
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Original:

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Version 1:
Mehr Bässe, gleiche Mitten, mehr Höhen.

EQ, Version 1____________________________________________

Version 2:
Wenig Bässe, viel Mitten, wenig Höhen (Cheap Speaker-Effekt).

EQ, Version 2

Der EQ im Sound Design
Der Equalizer sollte nicht primär als Korrektur-Tool angesehen werden, sondern als Ästhetik-Tool. Man kann atmosphärisch arbeiten, mehr in Richtung Sound Design. Denn eine Aufnahme, die bearbeitet werden muss, wurde grundsätzlich falsch aufgezeichnet.

Ein Beispiel, in welchem der EQ als Sound-Design-Wekzeug eingesetzt wurde, findet man auch bei Arbeiten von HTWlern, beispielsweise bei diesem Spot für die Ringier-Journalistenschule. Man beachte die sich aufbauende Stimme im Hintergrund, verbunden mit dem Szenenwechsel (ab 00:53). Auch darin kann eine EQ-Anwendung glänzen.