Emmental March Contest

Über tausend begeisterte Blasmusikfans, 23 Brass- und Windbands und eine Jury; das war der erste EMC – Emmental March Contest – in Oberburg. Angelehnt an den englischen «Whit Friday», spielten Bands aus der ganzen Schweiz am neu lancierten Wettbewerb in vier Kategorien um den Sieg.

Für die Brass Band Musik Frohsinn Oberburg, welche den Emmental March Contest lancierte, war die dreimalige Teilnahme am Whit Friday in England jedes Mal ein unbeschreibliches Erlebnis. In der Region von Manchester werden seit 1870 während des Pfingstfestes Brass-Band-Wettbewerbe durchgeführt, die jährlich tausende Musikbegeisterte anlocken. Die Freude an der Tradition, die Begeisterung für die Blasmusik und das wunderschöne Fest sei für jeden Blasmusikfan ein Highlight. Darum waren sie der Überzeugung, dass es etwas in dieser Form in der Schweiz für Brass Bands und Wind Bands auch geben sollte – so ist der EMC entstanden.

Damit dieser erstmalige Wettbewerb möglichst lange in Erinnerung bleibt und bereits Vorfreude für die nächste Durchführung weckt, habe ich alle Highlights in einem Film, sowie alle Auftritte in 23 kurzen Clips filmisch festgehalten.

Die Highlights

Alle Highlights vom ersten EMC – Emmental March Contest – sind im folgenden Video zu sehen.

Die Gewinner

Mit welchen Märschen sich die vier Gewinner-Bands zum Sieg spielten, seht ihr in den nachfolgenden Videos.

Emmental March Contest Champion Brass Band A: Brass Band Emmental

Emmental March Contest Champion Wind Band B: Stadtmusik Lenzburg

Emmental March Contest Champion Brass Band B: Musikgesellschaft Därstetten

Emmental March Contest Champion Wind Band A: Stadtmusik Biel

Alle restlichen 19 Clips zu den aufgetreten Bands findet ihr hier.

Der nächste Emmental March Contest wird am 5. September 2020 zum zweiten Mal in Oberburg BE durchgeführt.

Mehr Infos zum Event: www.emmentalmarchcontest.ch

(lhu)

Kritik
von Milena Steiner

Idee & Konzeption

Ein Bekannter von mir – ein leidenschaftlicher Brass Band-Musiker, kam vor einiger Zeit auf mich zu und bat mich, ein Film für einen neuartigen Brass Band Wettbewerb zu drehen. Seine Bitte weckte ziemlich schnell mein Interesse: Einerseits weil ich gerne dabei bin, wenn neue Events entstehen und miterlebe, wie sie sich fortan entwickeln. Andererseits, weil ich mich gerne in Gebiete begebe, die mir eigentlich ziemlich fremd sind – wie die Blasmusik. Ich bin zwar sehr musikbegeistert, besuche viele Konzerte und höre die unterschiedlichsten Musikrichtungen, für Blasmusik habe ich mich aber bisher kaum begeistern können. „Umso besser!“, dachte ich mir. Durch die Kameralinse entdecke ich die Dinge oft auf eine andere Weise – neue Blinkwinkel eröffnen sich, Emotionen und Geräusche werden festgehalten und bei der Suche nach dem besten „Shot“, stösst man oft auf die kleinen Besonderheiten des Gefilmten. Nebst dem, dass ich mich selbst mit einer neuen Musikrichtung und deren Kultur vertraut mache, habe ich durch meine filmische Arbeit auch die Möglichkeit, anderen jungen Menschen Einblick in diese Musikszene zu gewähren.

Aus diesem Grund sagte ich schlussendlich zu. Nun ging’s ums Konzeptionelle:  Was genau sollte denn in diesem Film sehen zu sein? Gibt es ein Film oder mehrere? Wie sich herausstellte, wünschte sich das Organisationskomitee der Veranstaltung nebst einem Film mit allen Highlights des Events auch ein Film von jedem einzelnen Bandauftritt – also insgesamt 23 Bandfilme und ein Aftermovie. „Phu!“, das ist dann doch mehr Arbeit als ich erwartet habe. „Schaff ich das überhaupt alleine?“, fragte ich mich. Denn die 24 Filme bedeuteten für mich, dass ich rein theoretisch an zwei Orten gleichzeitig filmen sollte. Denn währenddessen alle Bands zwischen 12 Uhr mittags bis um 19 Uhr abends fast ohne Pause nacheinander spielten, sollte gleichzeitig das ganze Event filmisch festgehalten werden – also die Festwirtschaft, das Publikum, die Bands beim Üben, Kinder beim Ausprobieren von Blasinstrumenten, Sponsorenapéro und Weiteres. Trotz dieser Herausforderung, entschied ich mich, das Filmprojekt alleine umzusetzen.

Vorbereitung & Dreharbeiten

 Da nun die Herausforderung darin bestand, an zwei Orten gleichzeitig zu filmen, entschied ich mich, zwei Kameras für den Dreh mitzunehmen. Eine davon wurde auf dem Dach des Jury-Häuschens / vor der Bühne befestigt, zu der ich nur mit einer kleinen Leiter gelang. Diese Kamera sollte jeden Beitrag der einzelnen Bands aus einer Totale, mit Blick übers Publikum, festhalten. Die andere Kamera diente hingegen dazu, alles andere respektive auf dem ganzen Festgelände zu filmen. Da ich aber ab und an die fixe Kamera trotzdem bedienen musste, war eine gute Organisation gefragt: Ich erstellte einen Zeitplan für das ganze Event, in dem ich auch die Startzeiten der einzelnen Bands berücksichtige. Darin trug ich alle wichtigen Ereignisse der Veranstaltung (z.B. das Musizieren der Kinder, Sponsoren-Apéro, die Rangverkündigung etc.) ein und versuchte daraus einen Plan mit Zeitspannen fürs Filmen der einzelnen Ereignisse zu gestalten.

Nebst den Ereignissen mussten auch die Pausen zwischen den Bands berücksichtigt werden. Diese Zeit wollte ich nutzen, um die Akkus und Speicherkarten bei der fixierten Kamera zu wechseln. Damit ich nicht nach jeder einzelnen Band aufs Jury-Häuschen klettern musste, startete ich die Aufnahme jeweils zu Beginn eines Startzeiten-Blocks und beendete sie erst, wenn wieder eine Pause war. Nur so war es mir möglich, mich währenddessen frei zu bewegen um alles andere filmen zu können.

Während den Dreharbeiten ging ich zwischendurch immer wieder ins Büro des OK-Teams, wo ich mein Equipment stationiert hatte. Dort sicherte ich fortlaufend die Daten und begann bereits – sofern es zwischendurch die Zeit erlaubte, das Material zu sortieren. Insgesamt war ich zwölf Stunden vor Ort – ich begann 10 Uhr morgens zu filmen und beendete meine Dreharbeiten 10 Uhr abends währenddessen die Afterparty gerade erst richtig begann.

Die Videoaufnahmen wurden alle mit 50fps in Full HD und S-Log aufgenommen. Das sollte mir in der Postproduction einerseits ermöglichen, einige Szenen in Slow-Motion wiederzugeben und andererseits ein vielfältigeres Color-Grading zu gestalten.

Equipment

  • DJI Ronin S
  • Sony FS5 (für Stativ und Freihand)
  • Sony Alpha 7 III (für Ronin)
  • Sony PXW-X70 (fixierte Kamera auf Dach)
  • Stativ
  • Richtmikrofone inkl. XLR-Kabel
  • ND-Filter
  • Zusätzliche Speicherkarten und Akkus

Postproduktion

Was bei den einzelnen Bandvideos eher reine Fleissarbeit war, schien beim Aftermovie viel komplizierter: Die Postproduktion.

Wie bereits erwähnt, filmte ich für die einzelnen Bandvideos jeweils einen ganzen „Band-Block“ durch. Daher bestand der erste Schritt darin, die zum Teil stundenlagen Filmaufnahmen in die einzelnen Teile (pro Band) zu zerschneiden und kürzen. Danach synchronisierte ich die einzelnen Aufnahmen mit externen Tonaufnahmen. Nach dem ColorGrading erstellte ich in Adobe After Effects für jede Band ein Intro mit Titel des vorgetragenen Stückes und dem Namen der Band, sowie einen Abspann – klingt ziemlich simpel, doch das Ganze war dennoch ziemlich zeitintensiv. Insgesamt 23 Videos zu erstellen und synchronisieren bedarf einer guten Ordnerstruktur, Kontrolle und vor allem Geduld. Besonders das Rendern dieser vielzähligen Filme hat einige Stunden gedauert.

Beim Aftermovie hatte ich zwar das Glück, nur ein einziger Film schneiden zu können, dennoch gab es hier einige Herausforderungen. Mein Bekannter wünschte sich, dass das Video mit Marschmusik unterlegt wird. Ich sah darin die Schwierigkeit, dass nicht dieselbe Stimmung sowie Spannung erzeugt werden kann wie ich es mir bei bisherigen Aftermovies gewohnt war. Mein Plan war ursprünglich, im Video mit Speedramps zu arbeiten. Mit Marschmusik war das aber eher schwierig, da der Rhythmus zwar meist schnell ist, es aber innerhalb des Songs oft an Dynamik fehlt. Darum durchforstete ich ziemlich viele Marschmusikstücke, bis einen Titel fand, der genügend Dynamik beinhaltete.

Wie sich im Verlauf zeigte, hatte die Titelauswahl einen ziemlich grossen Einfluss auf den Schnitt und dessen Story: Da das Stück unterschiedlich schnelle Teile hatte, versuchte ich bei den schnellen Teilen die geplanten Speedramps einzufügen, sodass sie eine Einheit mit der Musik bildeten. Bei den langsameren Teilen versuchte ich, ruhige Bilder, teils in Slow-Motion zu verwenden, welche die ausgelassene und fröhliche Stimmung wiederspiegeln sollten. Zum Schluss hin wird das Stück lauter und pompöser – aus meiner Sicht passend für den späteren Teil der Veranstaltung, bei der die Preisverleihung und die ausgelassene Stimmung der Afterparty gezeigt werden. So ergab sich aufgrund der Musikwahl eine chronologische Erzählung innerhalb des Films.

Nebst den Speedramps versuchte ich auch alle restlichen Clips auf den Takt zu schneiden. Das beanspruchte einige Zeit, bis ich einen einheitlichen Schnitt erarbeitet hatte. Oft hatte ich auch Schwierigkeiten, aus den unzähligen Clips die passende Aufnahme auszuwählen – nach vielen Stunden Dreharbeit hatte sich Einiges an Material angesammelt.

Auch das ColorGrading hatte seine Herausforderungen: Während der Dreharbeiten war mir leider nicht bewusst, dass ich teilweise einige Aufnahmen überbelichtet habe. Erst beim Sortieren der Aufnahmen stellte ich fest, dass ich wohl im Stress zu wenig darauf geachtet habe. Diese überbelichteten Aufnahmen wieder zu normalisieren, hatte somit seine Tücken. Schlussendlich klappte es dennoch, alles zu normalisieren um anschliessend dem Film noch einen passenden Look zu verleihen.

Am Schluss habe ich das Video für Youtube, Facebook und Instagram in den passenden Formaten (16:9, 1:1) bereitgestellt und zusätzlich noch eine Kurzversion in Hochformat für die Instagram-Story erstellt.

Fazit & Learnings

Das Nach zwölf Stunden vor Ort gab’s zuerst mal müde Arme und Beine: So oft die kleine Leiter hoch und runtergehen um die Kamera zu überprüfen und unzählige Stunden die Ronin zu stemmen – das war zwar kräftezerrend aber schlussendlich auch erfreulich. Denn gelernt habe ich bei diesem Projekt vieles. Eine gute Planung ist bereits die halbe Miete, denn dadurch gelangt man während des Drehs nicht unnötig in Stress. In meinem Fall hat das beim Zeitplan zwar ziemlich gut geklappt, hingegen hätte ich die Shots besser planen können, anstatt ziellos unzählige Stunden zu filmen. Auch beim Schnitt habe ich mit der eher ungewohnten Musikwahl Einiges dazu gelernt.

Das Highlight-Video hat auf Facebook bereits über 5’000 Aufrufe generiert, die einzelnen Bandvideos auf Youtube zwischen 80 und 500 Views. Das ist aus meiner Sicht eine eine gute Bilanz. Das Filmprojekt war jedenfalls – trotz anfänglicher Berührungsangst mit Blasmusik – sehr spannend und hat mich dazu motiviert, dass ich auch den zweiten Emmental March Contest filmisch festhalten werde.

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