espresso contest 2021 – Trailer

Hört man «espresso contest», spielt sich im Kopf höchstwahrscheinlich ein Wettbewerb ab, bei dem es um Kaffee geht. Doch dieser Contest hat nicht viel mit Kaffee zu tun. Zwar wird auch Kaffee getrunken, aber es steht die Musik im Mittelpunkt. Brass Band Musik.

Was ist der «espresso contest»? Dies beantwortet dieser Trailer, insbesondere gemacht für an einer Teilnahme interessierte Brass Bands aus der ganzen Schweiz.

Für das breitere Publikum, hier eine ausführlichere Erklärung: Der espresso contest ist ein Brass-Band-Wettbewerb, der alle zwei Jahre jeweils Ende März im Zürcher Weinland, genauer in Flaach, über die Bühne geht. Organisiert wird er von der ortsansässigen Brass Band Posaunenchor Flaach. An diesem Contest messen sich jeweils verschiedene Blasmusik-Formationen aus der ganzen Schweiz und werden von einer Fachjury bewertet. Für die Bewertung zählen drei Stücke, die eine Band präsentiert: Eine sogenannte Hymne, ein Selbstwahlstück der Band und ein PrimaVista-Stück. Letzteres ist mitverantwortlich für den Reiz des espresso contests, denn die Brass Band erhält erst vor Ort dieses Stück, hat eine Stunde Zeit, dieses einzuüben und muss es im Anschluss auf der Bühne spielen.

Nebst dem Einüben und Präsentieren der Stücke gibt es für die Wettbewerbs-Besucher und die Musiker eine Festwirtschaft zur Verpflegung. Für gute Unterhaltung ist dank der neun Auftritte – man kann sie auch Konzerte nennen – der teilnehmenden Bands auch gesorgt.

Mit dem Trailer für den nächsten Wettbewerb, den espresso contest 2021 möchte die Brass Band Flaach interessierte Brass Bands aus der Schweiz akquirieren. Doch auch Greenhorns im Bereich der Blasmusik bietet dieser Trailer einen guten und kurzen Einblick in einen solchen Musik-Wettbewerb.

Trailer «espresso contest 2021» – deutsch

Ausserdem gibt es eine französische Version des Trailers, da die Szene der Brass Band besonders in der Romandie sehr gross ist.

Trailer «espresso contest 2021» – französisch

(spu)

Kritik
von Manuel Haslebacher

Einen eintägigen Wettbewerb filmen. Auf sich alleine gestellt. Mit zwei Kameras. Und die ganze Postproduktion von A bis Y (Z wäre das Color Grading – siehe unten) selbst in die Hand nehmen. Wer macht so etwas? – Ich. Genau das habe ich getan vor rund einem Jahr. Daraus entstand ein Aftermovie und jetzt ein Trailer für den nächsten Wettbewerb in einem Jahr. Hier ein kleiner Einblick in meine Arbeit.

Idee

Alle zwei Jahre findet Ende März im Zürcher Weinland in Flaach der espresso contest statt. Dabei treffen Brass Bands aus der ganzen Schweiz aufeinander, um sich mit je drei Teststücken zu messen. Als ehemaliges Mitglied des Veranstalters, der Brass Band Posaunenchor Flaach, wurde ich im Dezember 2018 angefragt, ob ich diesen Wettbewerb filmen würde und einerseits die Impressionen in einen Aftermovie zusammenfügen, andererseits aber auch einen Trailer für den espresso contest 2021 machen würde.

Heute bin ich im 4. Semester im Studium Multimedia Production und habe bereits durch den Aftermovie im Frühling 2019 viel in der Postproduktion dazugelernt. Doch das Material ist nach wie vor viel zu viel, die Produktion eines Trailers eine ganz andere, wie die eines Rückblicks. Aber ich wagte mich daran, diesen Unterschied kennenzulernen. Mit der Möglichkeit auszuprobieren und doch etwas Zählbares zu produzieren.

Konzept

Mein Ziel der Produktion war, alles alleine zu machen. Von dem Führen zweier Kameras am Event selbst, über das Sichern und Visieren der Aufnahmen, bis hin zur kompletten Postproduktion eines Aftermovies und dieses Trailers. Dies, um in jedem Bereich meine ganz persönlichen Erfahrungen zu sammeln und zu vertiefen. Ausserdem merkte ich, dass es, auf sich alleine gestellt, sehr viel Aufwand mit sich bringt.

Der Trailer sollte mit Bildern des espresso contests 2019 die Erinnerungen wecken, den Event schmackhaft machen und mit Texteinblendungen die nötigen Informationen rüberbringen. Anders als der Aftermovie spricht dieser Trailer hauptsächlich interessierte Brass Bands aus der Schweiz an. Dennoch versuchte ich den Clip informativ und mit schönen Bildern zu gestalten, wovon auch der Besucher etwas hat beim Ansehen.

Der Umfang des Trailers sollte maximal eineinhalb Minuten sein und sowohl die Bands von der Vorbereitung im Probelokal bis hin zum Jurygespräch nach dem Auftritt zeigen, als auch einen Einblick in den Tag rundherum (beispielsweise Festwirtschaft) geben.

Vorbereitung (und Rückblick auf den Drehtag)

Die Arbeit vor dem Dreh unterschätzte ich. So bereitete ich mich sehr gemächlich auf den Dreh vor, reservierte mir mein Equipment in der Technikausleihe und wartete gespannt auf den Tag. Doch so einfach war es nicht.

Da ich einerseits eine fixe und stabile Kameraführung mit der Sony PDW X-70 und andererseits eine freihändige Kameraführung mit der Sony Alpha a7III wollte, brauchte es Übung. Ich entschloss mich, die Sony Alpha a7 iii mit dem DJI Ronin-S zu führen und so gleich auch noch neues Equipment der HTW Chur auszuprobieren. Wir als Technikausleihemitarbeiter hatten noch zwei Wochen vor meinem Dreh eine vierstündige Schulung auf die DJI Ronins inklusive dem neuen Ronin-S, weshalb ich dann Ende März den DJI Ronin-S einsetzen konnte und auch offiziell durfte.

Ausserdem fragte ich die Brass Band Posaunenchor Marthalen an, ob ich sie am Tag des espresso contests 2019 ein wenig näher begleiten und auch vorab bereits während einer ihrer Proben beiwohnen könnte, um dabei mit den Kameras in Gang zu kommen. Glücklicherweise waren sie damit einverstanden, weshalb ich am Mittwoch vor dem espresso contest den weiten Weg nach Marthalen unter die Räder nahm und mich ein erstes Mal mit dem Filmen einer Brass Band vertraut machen konnte. Dabei realisierte ich, dass ich auf der Sony Alpha a7III noch das falsche Objektiv (Sigma 24-105mm f2.8 inkl. Metabones-Adapter) montiert hatte, denn der Autofokus löste ein ständiges Rattern und Knattern aus. So konnte ich nach diesem Übungsdreh noch das Sony-Objektiv (24-70mm f2.8) montieren, mit welchem der Autofokus keine Komplikationen verursachte. Zudem stellte ich am Übungsdreh fest, dass gerade Nahaufnahmen von spielenden Bläsern sehr schön wirken und gut rüberkommen. Und bereits zu realisieren, wie ich mit Blende, Belichtungszeit, ISO und ND-Filter umgehen musste, half mir enorm im Ausblick auf den kommenden Samstag.

So war ich also ready für den espresso contest 2019.

Produktion

Equipment

  • Sony Alpha a7III (Objektiv: Sony 24-70mm f2.8)
  • zusätzlicher Akku Sony Alpha a7III
  • Sony PDW X-70 Set
  • 4 Speicherkarten
  • DJI Ronin-S Gimbal
  • Videostativ Manfrotto
  • Videostativ Manfrotto Einbein
  • Sennheiser Richtrohrmikrofon MKE 600
  • Funkset Sennheiser AVX
  • Audio-Kabel XLR
  • Zoom H5

Es galt ernst...

Mit dem oben genannten Equipment startete ich am Samstagmorgen früh die nach Flaach, ins Zürcher Weinland. Nach kurzem Hallo richtete ich meine Kameras ein und begann nach meinem persönlichen Zeitplan zu drehen. Auch wenn es nicht immer ganz aufging mit den vorgenommenen Zeiten, machte es Spass und ich kam gut voran. Ich filmte und filmte und filmte. Den ganzen Tag, von morgens um 08:00 Uhr bis abends um 21:00 Uhr. Hier Impressionen von Besuchern im Festzelt, da eine Band auf der Bühne während ihrem Auftritt. Und eben auch die Vorbereitungen der Brass Band Posaunenchor Marthalen.

Am Ende des Tages hatte ich knappe fünfeinhalb Stunden Material zusammengefilmt. Viel Spass beim Schneiden, dachte ich mir...

Einschub: Unfall

Am espresso contest geschah mir noch ein kleines Missgeschick. So wollte ich zur Mittagszeit mit der Sony PDW X-70, montiert auf dem Manfrotto-Videostativ, auf die Hinterseite des Festzeltes. Dazu musste ich an der Outdoor-Küche vorbei, wobei sie die Stromzufuhr von der Halle her unter einer zehn Zentimeter hohen Holzabdeckung verstauten. Und diese Holzabdeckung wurde mir zum Verhängnis, ich stürzte zusammen mit der Kamera auf dem Stativ zu Boden. Instinktiv warf ich mich nach der Kamera und konnte so noch grösseren Schaden vermeiden. Nebst ein paar Schürfwunden an der Kamera, jagte es das Audiopanel ab. Doch unter Mithilfe eines Helfers vor Ort konnten wir dieses Panel wieder einfädeln und befestigen. Die Sony PDW X-70 war zum guten Glück noch einsatzfähig.

Postproduktion

Schnitt

Die knapp fünfeinhalb Stunden Material hatte ich bereits für den Aftermovie einmal visiert, doch ich musste es vor dem Trailer-Schnitt nochmals auffrischen. Danach widmete ich mich dem Schnitt. Ebenfalls Neuland für mich, aus selbst gedrehtem Material einen Zusammenschnitt zu produzieren, der maximal eineinhalb Minuten lang sein soll. Und dieser Schnitt kostete mich Zeit. Zum Glück kannte ich Adobe Premiere Pro bereits besser als noch ein Jahr zuvor.

Texteinblendung

Da am espresso contest sowohl deutschsprachige sowie französischsprachige Brass Bands teilnehmen, erhielt ich den Auftrag, zwei Trailer zu produzieren. Heisst, ich musste den deutschen Text, welchen ich vom Auftraggeber erhielt noch übersetzen und im Trailer ersetzen. Doch dank gütiger Mithilfe einer Kollegin, die bilingual ist, gelang mir dieser Schritt sehr gut.

Color Grading

Was das Color Grading betrifft, bin ich als Mann mit Farbsehschwäche auf Hilfe angewiesen. (Mehr dazu findest du hier.) Deswegen zog ich mein Mitbewohner und guten Freund Timo Stump herbei, der sich bereit erklärte, mir während knappen zwei Stunden beim Color Grading zu helfen. Dabei konnte ich lernen, zusehen und staunen.

Musik

Als Musik im Aftermovie verwendete ich eine Studioversion des Brass Band Stücks «Fanfare In Jubilo», gespielt von der Black Dyke Band, arrangiert von Dr Nicholas J. Childs.

Sounddesign

Das Sounddesign des Aftermovies machte ich mit Adobe Audition.

Herausforderungen

  • Ganz auf sich alleine gestellt einen ganzen Tag zwei Kameras zu bedienen, ist etwas, das man nicht unterschätzen sollte. Obwohl ich mir den Tag relativ genau durchgetaktet hatte, und immer genau wusste, wo ich wann welche Kamera für welche Aufnahme haben wollte, war es sehr anstrengend. Und da ich mich vor allem auf den Einsatz der Kameras fokussierte, vernachlässigte ich teilweise die Einstellungen. Dadurch sind Aufnahmen überbelichtet, verwackelt oder ganz einfach unbrauchbar geworden.
  • Wenn man mit zwei Kameras einen Tag festhält, gibt es sehr viel Material. In meinem Fall rund fünfeinhalb Stunden brauchbares Material, welches ich im Nachhinein visieren und schneiden durfte. Ich hielt lieber die Kameras einfach drauf und liess sie durchlaufen, anstatt pointiert das aufzunehmen, was wichtig und brauchbar sein könnte.
  • Der oben erwähnte Unfall war ebenfalls sehr herausfordernd, da ich einen kurzen Moment die Kamera total kaputt glaubte.
  • Da ich, wie oben bereits erwähnt, eine Farbsehschwäche habe, ist das Color Grading für mich immer eine Herausforderung und wird es auch bleiben. Hierbei bin ich froh, habe ich Freunde in meinem Umfeld, welche mich tatkräftig unterstützen.

Fazit

Zu Beginn stürzte ich mich voller Elan in dieses Projekt, mit dem Wissen, ich kann einfach Ausprobieren und sehr viel Neues erlernen. Dies bereitete mir auch sehr viel Freude, so konnte ich den DJI Ronin-S sehr gezielt einsetzen und dabei auch mit zwei sehr guten Kameras arbeiten. Der mit dem Projekt verbundene Aufwand unterschätzte ich sehr, weshalb gerade die Vorbereitung und besonders die Nachbearbeitung, auch in Sachen Trailer viel mehr Zeit in Anspruch nahmen, als ich zuerst dachte.

Doch schlussendlich bin ich mit dem Trailer für den espresso contest 2021 sehr zufrieden. Viel mehr als noch mit dem Aftermovie. Und auch mein Auftraggeber, die Brass Band Posaunenchor Flaach hat grosse Freude am Rückblick auf ihren Wettbewerb im Frühjahr 2019. Ich bin froh und dankbar, hatte ich mit diesem Projekt die Möglichkeit, mich mit dem Filmen und der Postproduktion mehr denn je vertraut zu machen.

Das nehme ich mit ...

  • ... eine gute Vorbereitung ist das A und O.
  • ... lieber pointiert filmen anstatt durchlaufen zu lassen – gibt weniger Material, dafür mehr Qualität.
  • ... alleine solch ein Projekt filmen ist anstrengend – Hilfe entspannt und vier Augen sehen mehr als zwei.
  • ... rechne genügend Zeit für die Postproduktion ein.
  • ... zuerst einen Überblick über das ganze Material verschaffen und sich erst anschliessend in den Schnitt stürzen, hilft sehr viel weiter.
  • ... und letztlich: habe Freude am Projekt, das vereinfacht den Dreh, das Visieren und die Postproduktion.

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