Fragments of Berlin

Berlin – eine Stadt mit vielen Facetten. Alt und verfallen, modern und neu, versprayt und farbig, grau und steril – je nach Viertel, wo man sich aufhält, kann alles auf die deutsche Hauptstadt zutreffen. Eine Stadt wie ein Kaleidoskop: Zusammengesetzt aus einzelnen Bruchstücken, erhält sie erst im Ganzen betrachtet ihr unverwechselbares Gesicht.

Berlin lebt. Schon bei Ankunft am Hauptbahnhof fällt einem auf: Die Stadt zieht alle an. Vom gepflegten Geschäftsmann, der schnellen Schrittes vorbeieilt, über junge Erwachsene mit zu knappen Jeans und Jutebeuteln auf den Rücken geklemmt, zu asiatischen Touristen mit Sonnenbrillen und Schirmkappen. Von schwarz angezogenen Teenager mit bunt gefärbten Haaren, über Currywurst-Verkäufer mit dickem Schnauz, bis zu gelangweilt drein blickenden Beamten in altmodischen Uniformen.

Das Bild bleibt, wenn man in der Stadt auf Erkundungstour geht. Ein Gemisch aus Farben, aus Architektur von verschiedenen Epochen, aus Moderne und Fortschritt. Doch trotzdem stösst man überall, mal offensichtlich, mal versteckt und unbewusst, auf die Erinnerung an vergangene, düstere Zeiten, wo Not und Leid herrschten. Berlin ist modisch und im Trend, und trotzdem kaputt. Die Stadt pulsiert und wühlt auf. Sie schafft Neues und hat doch so vieles noch zu verarbeiten.
Es ist tatsächlich, also würde man durch ein Kaleidoskop blicken: Die Eindrücke vermischen sich in einem und hinterlassen ein nicht fassbares Chaos, das doch auf eine Weise von einem roten Faden durchzogen ist. Berlin und Kaleidoskope – ein passendes Paar.


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Bikini-Gebäude Kaleidoscope

 

Galerie: Originalbilder vs. Kaleidoskope

Kritik
von Sarah Vettori und Yasmine Sihite

Konzeptgedanke:
Unser Beitrag sollte den Besuchern einen nicht alltäglichen Eindruck von Berlin vermitteln, der die verschiedenen Facetten der geschichtsträchtigen Stadt aufweist. Dabei stand im Fokus, etwas Neues zu wagen und nicht die üblichen touristischen Bilder zu zeigen.

Die Lösung liegt für uns in der Zusammensetzung aus beliebten Timelapse-Aufnahmen, welche zu Kaleidoskopen arrangiert werden. Unseren Fotos liegen reale Aufnahmen zugrunde, welche stilisiert und somit der Realität entfremdet worden sind. Bunt und vielgestaltig entstehen neue Formen, in welchen beim genauen Betrachten noch immer Berlin zu erkennen ist.

Lessons learned:
Das Konzept war bis zum Beginn der Postproduction noch etwas vage. Es war schwierig, den Beitrag zu planen, da wir nicht wussten, wie viel Zeit uns nebst dem Projekt für das Modul Foto/Film in Berlin für die Aufnahmen blieb. Wir empfehlen in solchen Situationen, im Voraus eine Liste mit Drehorten zu erstellen, die man sicher abdecken möchte. Uns hätte dies geholfen, mehr Struktur in das Projekt zu bringen.

Wir hatten jeweils vor Ort spontan zu entscheiden, ob sich die Lage für eine Timelapse-Aufnahme eignen würde. Zudem standen wir stets unter Zeitdruck, weshalb die Aufnahmen für das Video kürzer ausfielen als gewünscht. Dies spricht erneut für ein gut vorbereitetes Location Scouting, denn so kann man effizient von Standort zu Standort reisen und filmen.

Medienwahl:
Für das Kaleidoskop-Video wurden Timelapse-Aufnahmen als Grundbild eingesetzt. Timelapse-Aufnahmen entstehen durch Intervallphotos eines Ortes oder Gegenstandes, welche in der Postproduction aneinandergereiht werden, woraus ein Film entsteht. Mithilfe von Timelapse-Aufnahmen kann deutlicher dargestellt werden, wie die Zeit während einer Aufnahme vergeht.

Der Beitrag umfasste somit bereits die Medien Foto und Film. Um ihn zu erweitern, wurde der Beitrag durch Fotos im Kaleidoskop-Stil ergänzt. Denn mit dem Adobe Photoshop können Fotos ebenfalls in ein Kaleidoskop verwandelt werden, jedoch lässt Photoshop andere, geometrisch divergierende Manipulationen zu.

In einem dritten Schritt hätte es sich gelohnt, für das Projekt eine eigene Webseite zu bauen und mit der Digezz-Website zu verlinken. Die Bilder wirken eindrucksvoller, je grösser sie angezeigt werden. Diesen Anspruch hätte eine separate Webseite erfüllen können. Leider reichte die Zeit dafür nicht.

Produktionsweise:
Die Aufnahmen wurden mit einer Canon 5D realisiert. Die Kamera wurde auf einem Manfrotto Videostativ montiert und ein Bild-Intervall wurde festgelegt. Der Intervall betrug im Normallfall zwischen zwei und zehn Sekunden. Da uns kein Intervalometer zur Verfügung stand, setzten wir Magic Lantern ein.

Wo es die Umgebung erlaubte, ersetzten wir das Stativ mit einem Slider. Die Kamera schoben wir mit dem eingestellten Intervall übereinstimmend immer ein Stückchen weiter vor. Dadurch wird beim anschliessenden Aneinderreihen der Bilder am Computer eine Kamerafahrt erzeugt.

Lessons learned:
Will man eine Kamerafahrt miteinbauen, braucht es eine ruhige Hand, um die Kamera zu bewegen. Erschütterungen fallen auf und machen das Bild unruhig. Diese Erschütterungen können zwar grösstenteils in der Postproduction stabilisiert werden, stellen aber einen zusätzlichen Aufwand dar.

Ausserdem wirkt es schöner, wenn man bei solchen Aufnahmen einen Fixpunkt im Bild behält. Das kann zum Beispiel ein Objekt wie eine Strassenlampe sein, welche an einem Bildrand angeschnitten wird. So fällt die Kamerafahrt später besser auf.

Workflow:
Vor unserer Fahrt nach Berlin recherchierten wir in einem ersten Schritt auf Vimeo nach Videos, in welchen ebenfalls Timelapse-Aufnahmen zu Kaleidoskopen zusammengefügt wurden. Ausserdem galt es, das benötigte technische Material zu reservieren.

In Berlin setzten wir die Aufnahmen um. Wir versuchten, sowohl berühmte Orte wie auch unbekannte Stellen in Berlin zu filmen.

Lesson learned:
Da wir während der Berlin-Woche noch andere Filme zu realisieren hatten, wurden die Drehorte für dieses Projekt nicht festgelegt. Das stellte sich als etwas unglücklich heraus, denn uns fehlte die Zeit, einfach mal einen Nachmittag durch die Stadt zu fahren und nach schönen, unbekannten Orten zu suchen. Wir hatten die Kamera oft dabei, aber manchmal fehlte sie uns genau in den Momenten, wo wie per Zufall während dem Pendeln auf interessante Orten stiessen. Gegen Ende der Woche gerieten wir etwas unter Zeitdruck, denn wir brauchten noch mehr Timelapse-Aufnahmen. Bei einem nächsten Mal werden wir uns mehr Zeit dafür reservieren. Ausserdem lohnt es sich, im Voraus so gut wie möglich nach interessanten Drehorten zu recherchieren.

Zurück in der Schweiz fügten wir die Timelapse-Aufnahmen zusammen. Zunächst wurden alle Fotos in dem Programm Adobe Premiere Pro zu einem Timelapse-Film zusammengesetzt. Die Filme wurden gleichzeitig stabilisiert und farblich korrigiert. So entstand ein Fundus von Timelapse-Aufnahmen, die wir für das Kaleidoskop-Video einsetzen konnten. Das endgültige Video wurde im Programm Adobe After Effects zusammengesetzt. Als Grundlage für den Kaleidoskop-Look diente uns vor allem der CC Kaleida Effect.

Zudem verarbeiteten wir von jeder Timelapse-Szene ein Foto separat mit dem Adobe Photoshop zu einem Kaleidoskop. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst verschiedene Varianten auszuprobieren und unterschiedliche Formen entstehen zu lassen. Die Bilder sollten “einheitlich sein durch ihre Vielfalt”. Unserem Konzept entsprechend wollten wir Berlin in unterschiedlichen Facetten und Farben darstellen.

Mit dem Endprodukt sind wir zufrieden. Die Aufnahmen hätten jedoch umfassender sein können. Zusätzlich hätte man noch mehrere Fotos zu Kaleidoskopen verarbeiten können. Doch in Anbetracht dessen, dass wir ohne grosse Planungsmöglichkeiten nach Berlin reisten und die Timelapse-Aufnahmen oft unter Zeitdruck umsetzen mussten, sind wir glücklich mit dem Ergebnis.

Für zukünftige Projekt in demselben Stil empfehlen wir zu überdenken, ob Personen in den Timelapse-Aufnahmen vorkommen sollten. Timelapse-Aufnahmen ohne Passanten generierten schlussendlich ruhigere Kaleidoskop-Bilder, da Personen oft nur kurz durch das Bild laufen und so dem Bild einen flirrenden Effekt aufdrängen.

Zusammenarbeit:
Die Zusammenarbeit verlief reibungslos. Die Planungsphase und die Aufnahmen vor Ort in Berlin erledigten wir gemeinsam. Danach teilten wir uns aus Effizienzgründen auf: Yasmine Sihite übernahm die Postproduction des Films und Sarah Vettori erstellte die Foto-Kaleidoskope sowie den Beitragstext. Diese Aufteilung erwies sich als vorteilhaft. Durch das selbständige Arbeiten konnte Zeit eingespart werden. Ein reger Austausch sorgte zudem dafür, dass die Fotos und der Videoclip im gleichen Look und Feel erscheinen.

Im Nachhinein stellen wir fest, dass die Kommunikation bei Projekten, wo unabhängig voneinander gearbeitet wird, von grosser Bedeutung ist für ein erfolgreiches Ergebnis. Bei uns war dies zum Glück kein Problem. Doch ist es essentiell, einander abzusprechen, damit das Endprodukt schliesslich eine Einheit bildet. Ohne regelmässige Rücksprachen hätten wir zum Schluss sehr viel zeitaufwendige Nachbesserungsarbeit leisten müssen.

Selbstreflexion Sarah:
Da ich noch nie zuvor Timelapse-Aufnahmen gemacht habe, war dieses Projekt sehr lehrreich für mich. Gerne hätte ich noch mehr Zeit gehabt, mich darauf zu konzentrieren und verschiedene Einstellungsmöglichkeiten auszuprobieren. Dafür reichte die Zeit in Berlin aber leider nicht.

Die Kaleidoskop-Bilder habe ich anschliessend in Adobe Photoshop erstellt. Dabei nahm ein Tutorial als Inspiration. Auch diese Arbeit empfand ich als lehrreich, denn ich konnte dadurch einige neue Funktionen im Photoshop kennenlernen. Ich versuchte die Bilder möglichst vielfältig zu gestalten und probierte unterschiedliche Formen sowie Stilelemente wie Schatten und Unschärfe aus. Da man Kaleidoskope durch Spiegelungen erzeugt, muss genau gearbeitet werden. Das fiel mir vor allem anfangs etwas schwer, war aber im Nachhinein eine gute Übung.

Um im Beitrag den Leser nicht lange von den Fotos und dem Video abzuhalten, sollte der Einleitungstext kurz bleiben. Die Schwierigkeit lag darin, mit wenigen Worten sowohl den Berlinbezug und unsere Idee auszudrücken, sowie das Gesamte in einen redaktionellen Text zu verpacken. Deshalb entschied ich mich dafür, Berlin mittels malerischer Bilder zu beschreiben und den Leser damit anzulocken.

Selbstreflexion Yasmine:
Wie auch für Sarah Vettori war das Erstellen von Timelapse-Aufnahmen etwas Neues für mich. Timelapse-Aufnahmen waren mir zwar schon im Voraus bekannt, vor allem die technischen Aspekte, jedoch hatte ich noch nie welche umgesetzt. Das Erstellen von Timelapses erfordert sehr gute Planung und Geduld, was uns zum Teil fehlte. Dies lag vor allem am fehlendem vorgängigen Zeit-Management. Jedoch waren wir mit den Timelapse-Aufnahmen an sich schlussendlich sehr zufrieden.

Das Kaleidoskop-Video habe ich mit Adobe After Effects zusammengesetzt. Als Grundlage dienten die bereits erwähnten Timelapse-Filme, welche mit Adobe Premiere Pro erstellt wurden. In einem ersten Anlauf versuchte ich mithilfe von Masken ein fragmentiertes Video herzustellen. Dies stellte sich als sehr arbeitsintensiv heraus, weshalb ich online nach einer besseren Lösung suchte. Ich stiess auf den After Effects CC Kaleida Effekt, welcher automatisch verschiedene Kaleidoskope generiert. Mithilfe dieses Tools konnte ich nun effizienter arbeiten und hatte für Versuche mehr Zeit. Einerseits habe ich mit verschiedenen Einstellungen des CC Kaleida Tools experimentiert, andererseits habe ich auch den Einsatz von mehreren übereinanderliegender Video-Layers ausprobiert.

Bei der Musik tendierten wir zunächst zu einem Ambiance-Electro Soundtrack. Da uns der Sound in Kombination mit dem Bild etwas unoriginell erschien, entschieden wir uns für einen Indie-Rock-Song. Im ersten Moment wirkt dieser vielleicht etwas unplatziert, aber gerade dadurch trägt er unsere Botschaft des facettenreichen Berlins noch besser.

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