Die 10-Millionen Note für das Korruptopoly mit Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter.

Korruptopoly, ein Spiel für die ganze Familie

14. Juni 2016
von

Was lange gemunkelt wurde und worüber auch immer wieder Fetzen an die Öffentlichkeit gelangten, fand im Mai 2015 mit den Verhaftungen von hochrangigen FIFA-Funktionären seinen bisherigen Höhepunkt. Auch jetzt nach der Umstrukturierung schafft es die FIFA, immer wieder für Negativschlagzeilen zu sorgen. Zeit für eine humoristische Aufarbeitung.

Vom Zug aus habe ich ein Plakat gesehen, das mir später nirgendwo mehr begegnet ist. Deshalb kann ich den genauen Wortlaut nicht mehr wiedergeben, aber so in etwa stand dort: «Ein Spiel für die ganze Familie». Auch bin ich mir nicht mehr sicher, ob das FIFA-Logo auf diesem Plakat war oder auf demjenigen daneben. Zum Thema Familienspiel kam mir sofort Monopoly in den Sinn und in Verbindung mit dem FIFA-Logo war mir sofort klar, dass das wohl eine der besten Metaphern ist für die Skandale, die sich in den letzten 15 Jahren ereignet haben. Die Frage, ob mir die Idee womöglich zu spät gekommen sei, beantwortete mir der neue FIFA-Direktor Gianni Infantino in Windeseile. Nein, es war nicht zu spät. (Zu den neusten Unruhen bei der FIFA und somit zur Antwort auf meine Frage gehts hier).

Also habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die zugegeben riesigen News-Dossiers in einem Monopoly-Spiel zu verarbeiten.

Das Spielfeld ist statt mit Sehenswürdigkeiten von Städten oder Ländern mit Fussball-Weltmeisterschaftsstadien aus den Jahren 1994 bis 2022 bestückt und weiteren Zusatzfeldern, die mehr den Tätigkeiten und Verbindungen der FIFA entsprechen.

Das Spielbrett des Korruptopoli, ein Monopli-Spiel, dass die FIFA-Korruptionsfälle aufarbeitet. Die Lizenzen zu den verwendeten Bilder sind hier aufgelistet: Lizenzen für Stadion-Fotografien auf dem Korruptopoly Spielfeld

Auf den Kartenstapeln in der Mitte liegen die auf (Teil-)Wahrheiten und Verdachten beruhenden Geschichten. Zum einen auf dem Ethik-Kommissionsstapel:

Und zum anderen auf dem Elfmeterstapel:

Die Banknoten werden von diversen hochrangigen FIFA-Funktionären geziert, von denen derzeit viele hinter Gittern sitzen oder gegen welche Ermittlungen im Gang sind. Die Notenwerte sind in der Höhe leicht ans FIFA-Niveau angepasst.

Die Häuser und Hotels werden durch Tribünen und Stadien ersetzt, welche mit einem 3D-Drucker ausgedruckt werden können.


Das Ganze gibts natürlich auch zum Ausdrucken. Dafür werden Farbdrucker und eine Schere benötigt, optional ist ein 3D-Drucker. Wenn keiner vorhanden ist, kann auch mit den Originalhäuschen und Hotels von Monopoly gespielt werden. Auch gilt die Spielanleitung vom Orginal-Monopoly-Spiel, wobei alle Preise mal 1000 gerechnet werden müssen. Startkapital sind also 30 Millionen pro Spieler. Anzumerken gilt natürlich auch, dass bei allen Beteiligten bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt. Auf dem Laufenden bleibt man mit diesem News-Dossier.

Druckbögen

Spielfeld
Korruptopoly-Spielfeld

Ethik-Kommissionskarten
Ethik-Kommissionskarten

Elfmeterkarten
Elfmeterkarten

Grundstückkarten
Grundstückkarten

Noten
Eugenio Figueredo, 20’000er-Noten
Eduardo Li, 100’000er-Noten
Raphael Esquivel, 200’000er-Noten
Nicolas Leoz, 400’000er-Noten
Jeffrey Webb, 1-Million-Noten
Jack Warner, 2-Millionen-Noten
Sepp Blatter, 10-Millionen-Noten

3D-Objekte
Tribüne
Stadion

(fs)

Kritik
von Gawin Steiner

Von der Idee zur Umsetzung

Wie mir die Idee kam, habe ich ja bereits im Text oben geschrieben. Nach diesem Blitzgedanken, fragte ich mich, wie man ein so klassisches Spiel, das seit 1933 existiert, multimedial aufpeppen, den publizistischen Zweck der Plattform Digezz abdecken und das Spiel in möglichst vielen Belangen auf die FIFA und den Fussball abstimmen kann.

Banknoten

Bei den Banknoten habe ich mich von den real existierenden Banknoten, die oftmals Personen zeigen, inspirieren lassen. Sie decken aus inhaltlicher Sicht einen Teil, der im Zentrum der Ermittlungen stehenden Funktionäre ab, und bringen den Monopoly-Spielfluss, was die Höhe der Beträge angeht, in eine der FIFA nähere Sphäre. Ein kleines Manko hat dies aber leider: Weil die Zahlen im Spiel nun allgemein mehr Ziffern haben, sind sie auf die Schnelle schwieriger aufzufassen.

Spielfeld

Statt Sehenswürdigkeiten kommen hier naheliegenderweise Stadien zum Einsatz. Schwierig war dabei, lizenzfreie Bilder zu finden, auch von Stadien die nicht mehr oder noch nicht im Einsatz sind. Zudem musste ich die Bahnhöfe, das Wasserwerk und das Elektrizitätswerk durch etwas anderes ersetzen. Ich habe mich für eine Abwandlung des Ballon d'Or und zwei Sponsoren der FIFA entschieden.

Ethik-Kommissions-Karten und Elfmeter-Karten

Der journalistische Kern liegt in diesen beiden Kartentypen. Die Geschichten, im Spiel Belohnungen und Strafen, beruhen auf Wahrheiten oder Verdachten, müssen aber an das Spiel angepasst werden. Damit die Geschichten nicht verzehrt werden, ist jeweils ein QR-Code zum entsprechenden Online-Newsartikel eingefügt. Die QR-Codes sind jeweils mit Tracker versehen, damit ich die Resonanz messen kann.

3D-Objekte

Ich habe nicht wirklich die Erwartung, dass jemand die Stadien und Tribünen ausdrucken wird. Dies war eher der Versuch weitere Medienarten zu integrieren und mich auf ultrakomplexes Neuland zu bewegen. Dass ich zuvor noch nie 3D-modelliert habe, sieht man den Objekten leider auch an, was ich aber für ein erstes Mal in Ordnung finde. Eine Schwierigkeit war es auch, die Objekte nie wirklich testen zu können, weil mir kein 3D-Drucker zur Verfügung steht. Auch ist das Modellieren für eine Grösse von 9x17mm extrem schwierig, gerade auch, wenn man nicht weiss, wie präzise ein 3D-Drucker überhaupt drucken kann. Was sieht man ohnehin nicht und muss man also nicht gestalten?

Planspiele planen

Wie viel Geld braucht es im Umlauf, wie viel darf was kosten und wer gibt und nimmt von wem? Zu Beginn war mir diese komplexe Frage noch gar nicht bewusst und ich habe ziemlich schnell mit der Umsetzung begonnen. Erst als ich die erste Zahl hätte einfügen sollen, dachte ich über den Betrag nach. Ich kam zum Schluss, dass es den Rahmen sprengen würde, das Spiel wieder und wieder zu testen und übernahm Geldmenge, Zahlungen an Bank, Zahlungen von Bank und Zahlungen unter den Spielern mit dem Faktor 1000 vom Original-Monopoly.

Rechte klären

Monopoly, ein geschützter Name, aber keine geschützte Spielidee. FIFA, erwähnen oder nicht? Logo zeigen oder nicht? Eher nicht. Das Selbe für die Sponsoren der FIFA. Nahezu unverwechselbar darstellen, nur bloss keine Namen und Logos verwenden. Es war oftmals ein schmaler Grat zwischen was man noch darf und was nicht. Ich habe mich überall für den Ausweg des Abänderns entschieden, so dass zwar die meisten wissen was gemeint ist, und ich trotzdem nicht direkt formuliere.

Fazit

Duzende Illustrator, Photoshop, Indesign, SketchUp und Google Chrome-Stunden später, denke ich, ein Produkt kreiert zu haben, mit dem ich zufrieden bin. Bei den 3D-Modellen gibt es sicherlich noch starkes Verbesserungspotential und auch sind die Möglichkeiten der Multimedialität noch nicht ausgeschöpft. Ein Werbevideo im Stile von den zahlreichen Online-Games wie Age Of Empire zu produzieren, hätte mich ebenfalls gereizt, allerdings hätte dies den zeitlichen Rahmen massiv gesprengt.

 

 

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