local choices chur

«Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt» – Dieses Zitat von Perikles, einem griechischen Staatsmann aus der Antike, beschreibt die Idee des Local Choices Magazins für die Alpenstadt Chur treffend. Das Magazin ist ein Versuch, die Charakterzüge, das Leben und die Menschen einer Stadt in reiner Form darzustellen. Es ist ebenfalls der Versuch, in einer digital geprägten Zeit ein haptisches Medium für junge Erwachsene zu veröffentlichen.

Aus der Idee, einen Stadtguide mit persönlichen Tipps zu gestalten, ist das Local Choice Chur-Magazin entstanden. Doch die Geheimtipps eines Autors, welcher seit 15 Jahren in Chur lebt, sind nur auf den ersten Blick spannend, denn oftmals besteht eine «Betriebsblindheit» bezüglich der Stadt, in der man lebt. Um einen differenzierten Blickwinkel zu erhalten, berichten vier «locals» über ihre gesammelten Eindrücke, ihre Meinungen und Ansichten zum Lebensmittelpunkt Chur. Diese vier «locals» sind hiergeblieben, neu dazugekommen, fortgegangen oder heimisch geworden. Somit erhält man ein breites Spektrum an Auffassungen aus verschiedenen Perspektiven über die Stadt Chur, kritisch, nostalgisch, heimwehgeprägt und geniesserisch. Die Vielfalt und die Einflüsse einer Stadt wiederspiegeln sich vielerlei in der Kulinarik, welche ebenfalls im Magazin aufgegriffen wird. Die Fotoserie offenbart neue Winkel der Stadt, welche den Entdecker-Geist anregen sollen.

Das Magazin dient nicht nur denjenigen, welche die Stadt entdecken und kennenlernen möchten, sondern soll auch als Lektüre für Einheimische gelten, indem es lokale Themen der jüngeren Generation aufgreift. Local Choices Chur ist somit nicht nur ein Stadtguide, sondern ein Magazin rund um, und für, Chur.

Die Printauflage des Magazins wird zur Bedarfabklärung zur Weiterführung des Projekts verwenden. Einen Einblick in digitaler Form gibt es hier: local choice chur magazin 001

(fs)

Kritik
von Lucas Nold

Idee

Die Idee, einen Guide für meine Heimat-Stadt kreieren, bestand seit geraumer Zeit. Doch sollte der Guide mehr bieten als Tipps rund um eine Stadt, sondern auch die Menschen, die in Chur leben ein Stück weit porträtieren und somit die Charakterzüge dieser Stadt Menschen eröffnen, welchen Chur als solches unbekannt ist. Die Idee, einen Stadt-Guide mit Porträts von Einwohner zu vermischen ist keine Innovation, doch bei der Auswahl der porträtierten Personen handelt es sich um vier Typen. Eine Person lebt seit der Kindheit in Chur, eine Person ist neu in die Stadt gezogen, eine Person hat Chur verlassen und eine weitere Person hat Chur für sein Schaffen ausgewählt. Mit dieser Mischung an Einwohnertypen habe ich versucht, ein differenziertes, vielfältiges Bild der Stadt zu schaffen. Der Leser des Magazins kann so in eine der vier Rollen schlüpfen und seine Wahrnehmung der Stadt vergleichen. Kennt der Leser die Stadt nicht, erhält er einen Einblick aus verschiedenen Perspektiven. Und für die in Chur heimischen Leser, ist es spannend zu lesen, was weggezogene und dazu gezogene über ihre Heimat denken.

Ein weiterer Aspekt zur Inhaltsgestaltung war die Generierung einer Plattform für Themen, welchen die jungen Erwachsenen der Stadt beschäftigen. Zu Beginn des Projektes spielte ich mit dem Gedanken, die erste Ausgabe konkret einem Thema zu widmen. Die fehlende Einführung in das Magazin liessen mich jedoch von dieser Idee abkehren. Daraus entstand die erste Ausgabe, welche sich allgemein um die Stadt Chur und ihre Eigenheiten handelt.

Für mich war gleich zu Beginn des Projektes klar, dass ich ein Printprodukt produzieren möchte. Für mich stellt ein Printprodukt einen haltbaren Wert dar. Man hat etwas in der Hand. Dieser Wert war mir auch für die anschliessende Bedarfsabklärung wichtig. Ich finde es schwierig, jemanden eine Idee ohne Prototypen vorzustellen. Das Printprodukt dient als Prototyp, welchen man einer Person in die Handgeben kann und dazu ein direktes Feedback erhält. Die Gestaltung des Magazins sollte schlicht ausfallen, mit viel Weissraum und dazu passenden Bildern.

Mit der Produktion eines Magazins stand für mich das Zusammenbringen von Recherchearbeit, Texten, das Führen von Interviews, die Layout-Gestaltung und das Fotografieren im Vordergrund. Ziel war es, mich in allen Tätigkeitsbereichen zu fordern und aus dem Projekt das Steigerungspotenzial aus den einzelnen Disziplinen mitzunehmen.

Vorbereitung

Interviews
Da die Zeit knapp war, kümmerte ich mich gleich zu Beginn um die Interview-Termine. Diese konnte ich in drei von vier Fällen relativ schnell fixieren. Die Suche nach einer Person, welche kürzlich nach Chur gezogen ist, stellte sich als schwieriger heraus. Nach dem alle Termine fixiert waren, stellte ich einen kurzen Leitfaden für das Interview zusammen. Mir war es wichtig, das Interview auf einer entspannten Ebene zu führen.

Eigene Texte
Nach der Planung der Interviews suchte ich nach Themen für die eigenen Texte, welche im Magazin enthalten sind. Dabei handelt es sich um den Intro-Text sowie die Rubrik „Bauch & Kehle“. Für die Gestaltung des Editorials und den Intro-Text suchte ich nach Inspiration im 11freunde-Magazin und in der Reiseführer-Serie Lost-in.

Layout
Parallel zur Vorbereitung der Interviews und den eigenen Texten skizzierte ich erste Layout-Entwürfe auf Papier. Als die Grundstruktur vorhanden war, übertrug ich diese ins Indesign.

Fotos
Um alle Beiträge des Magazins ausreichend bebildern zu können, suchte ich nach Unterstützung im Foto-Bereich. Ziel war es, eine Foto-Serie in das Magazin zu integrieren, welche sich ebenfalls um die Stadt Chur dreht.

Umsetzung

Die Umsetzung der Idee erfolgte in geänderter Reihenfolge. Aufgrund der Interviewtermine, welche zu einem späteren Zeitpunkt feststanden, kümmerte ich mich zuerst um die eigenen Texte. Als ich diese abgeschlossen hatte, folgte der erste Layout-Prozess und erste Anpassungen. Für den Text der Rubrik „Bauch & Kehle“ recherchierte ich zusätzlich in den Kochbüchern meiner Familie. Anschliessend standen die Interviews auf dem Programm. Diese verliefen reibungslos und ich konnte mich rasch mit der Aufbereitung der Texte für das Magazin beschäftigen. Nach Abschluss der Interviewtexte und das Übertragen ins Indesign folgte die erste grössere Überarbeitung des Layouts. Nach der Überarbeitung des Layouts kümmerte ich mich um die Bilder für das Magazin. Dies stellte sich als aufwändigster Schritt im Prozess heraus. Erste technische Probleme konnten überwunden werden. Daraufhin folgten witterungsbedingte Wartezeiten. Kurz vor Druckabgabe hatte ich alle Bilder zusammen und konnte das Layout definitiv abschliessen.

Fazit

Der Lerneffekt bei diesem Projekt war für mich persönlich umfangreich. Insbesondere im Bereich Fotografie und Gestaltung (Layout). Hier sehe ich auch noch grosses Entwicklungspotenzial. Mehr Erfahrung und praktische Anwendung in diesen Bereichen wären bezüglich Effizienz hilfreich gewesen. Die Effizienz ist einer der grösseren Kritikpunkte bei meinem Fazit. Diverse Prozessschritte hätten schlanker gestaltet sowie durch konkrete Deadlines terminiert werden können. Dies hätte Wartezeiten auf Bilder, Informationen oder Feedbacks deutlich verkürzt. Bezüglich dem Inhalt wäre es eine Vereinfachung gewesen, die erste Ausgabe des Magazins einem klar definierten Thema zu widmen. Mit dem Endprodukt bin ich grundsätzlich zufrieden, wobei ich bei mehreren Punkten Verbesserungspotenzial sehe. Auch bei der Druckqualität ist eine Verbesserung unter Anbetracht den finanziellen Mitteln möglich.

Fortsetzung

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der ersten Ausgabe des Magazins um einen Prototyp zur Abklärung, ob ein solches Magazin Anklang findet. Dazu werde ich die Auflage im Rahmen der Zielgruppe verteilen. Sollte das Feedback positiv ausfallen, ist eine Fortsetzung des Projektes durchaus denkbar.

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