Once upon a dream

Anfang des 19. Jahrhunderts machten sich zwei junge Männer aus Hanau in Hessen daran, Geschichten aus ihrem Bekanntenkreis zu sammeln und sie unter dem Titel „Kinder- und Hausmärchen“ zu veröffentlichen. Über 200 Jahre später werden die Märchen der Brüder Grimm überall auf der Welt gelesen und haben die Kindheit unzähliger Menschen geprägt.

Kein Wunder also, dass sie im Laufe der Jahre immer wieder Regisseuren, Fotografen und anderen Künstlern als Quelle der Inspiration gedient haben und es nach wie vor tun. Von der Walt Disney Company, dessen Kinoproduktionen die äussere Erscheinung der Märchen-Prinzessinen in unserer Vorstellung unwiderruflich geprägt haben, bis hin zu der Fotoserie der grossen Annie Leibovitz, die seit 2007 Berühmtheiten als Disney-Charaktere inszeniert, um damit für den Konzern zu werben. Dazwischen ganz viele Hollywood-Filme, die aus den Märchen Horrorgeschichten oder kitschige Liebesdramen machten und Merchandising-Produkte, die die Herzen kleiner Mädchen höher schlagen liessen.

Die Grimm-Märchen sind somit stets aktuell und in den Köpfen von vielen so verankert, dass etwa ein roter Kapuzenmantel stets an Rotkäppchen und eine schlafende Prinzessin sofort an Dornröschen erinnert (oder dann eben an die Prinzessin auf der Erbse).

Hier ein Versuch, mit möglichst wenig Hilfsmitteln und möglichst wenig Effekten die berühmten Märchen Dornröschen, Schneewittchen und Rotkäppchen fotografisch heraufzubeschwören.

Kritik
von Antonella Nicoli

Idee

Wie alle kleinen Mädchen war auch ich immer von den Grimm-Märchen (und besonders von den darin beschriebenen Prinzessinen) fasziniert. Nachdem ich im Frühjahr für Freunde einige Fotoshootings im Wald durchführen konnte, suchte ich nach neuen Motiven. Ich entschied mich schnell dafür, ein paar Märchen fotografisch umzusetzen, und dabei auf die Ästhetik des Waldes zu setzen. Ich wollte keine grossen Kostüme, Requisiten, oder Photoshop-Effekte verwenden, sondern etwas Einfaches mit wenigen Hilfsmitteln erschaffen.

Ich entschied mich für Schneewittchen, Dornröschen und Rotkäppchen, weil die Märchen durch die Kulisse des Waldes (in Dornröschens Fall ein verwildertes Schloss) gewissermassen verbunden sind. Ausserdem wusste ich sofort, dass ich diese drei am einfachsten würde umsetzen können, weil sie sehr spezifische Kleidungsstücke und Gegenstände enthalten (roter Mantel für Rotkäppchen, Apfel für Schneewittchen, etc.).

Vorbereitung

Als ich meine Models hatte, ging es vorallem darum, Kostüme und Locations zu finden. Schneewittchen fotografierte ich in einem Wald in Glarus, Rotkäppchen in Zürich. Schwieriger war es bei Dornröschen, da ich ursprünglich eine Burgruine suchte. Nach einem erfolglosen Location-Scouting schlug mein Model das Schloss Rapperswil vor, wo wir schliesslich einen geeigneten Platz fanden.

Die Kostüme waren weitaus aufwendiger, da ich die beiden Mäntel für Schneewittchen und Rotkäppchen selbst anhand eines Tutorials nähte. Den Rest der verwendeten Kleidungsstücke, Rotkäppchens Korb und Dornröschens Rosen konnte ich im eigenen Haus ausfindig machen. Und Schneewittchens Apfel ist schliesslich der Gewinner eines regelrechten Apfel-Shootings, für das ich drei Supermärkte nach dem „schönsten Apfel im ganzen Land“ absuchte.

Umsetzung

Die Shootings selbst fanden an drei verschiedenen Tagen statt und waren jeweils ein bis zwei Stunden lang. Bei Schneewittchen, dessen Erscheinung im Märchen sehr genau beschrieben wird, übernahm ich auch Hair & Makeup, bei den anderen beiden Shootings bat ich die Models, möglichst ungeschminkt zu erscheinen.

Post Production

Da an den Shooting-Tagen unerwartetes Sommerwetter herrschte, wurden die Bilder allgemein sehr hell. Geplant war eine etwas mysteriöse Stimmung, die durch das einfallende Sonnenlicht aber nicht zustande kam. Also versuchte ich bei der Bildbearbeitung, das Märchenhafte zu verstärken. Die Post Production wurde so zu einem grossen Teil der Arbeit.

Technik

  • Kamera: Nikon D3100
  • Objektiv: Nikon 50mm f/1.4G
  • Iso: 100
  • Blende: versch.
  • Verschlusszeit: versch.

Kritik

Da ich zum ersten Mal Fotoshootings in Angriff nahm, die eine gewisse Vorbereitung voraussetzten, lernte ich bei diesem Projekt vieles dazu. Meist mache ich 200-300 Bilder an einem Shooting, die ich dann in mehreren Durchgängen sortiere und bearbeite. Hier brauchte ich jeweils nur ein Bild, was die Sache aber erschwerte, statt sie zu vereinfachen. Während der Shootings wollte ich ständig noch mehr Bilder machen, obwohl ich wusste, dass ich eigentlich genug Material hatte. Weil ich jedoch durch die Kostüme so viel Aufwand vor dem Shooting hatte, erschien es mir stets als falsch, nach einer halben Stunde aufzuhören. So machte ich auch bei diesen Shootings zu viele Bilder, die mir später die Auswahl erschwerten. Eigentlich hätte ich mich auf die funktionierenden Posen/Kompositionen fokussieren und diese dann auch perfektionieren sollen.

Statt mich darauf zu verlassen, dass der Wald als Location märchenhaft genug sein würde, hätte ich die Shootings vielleicht auf bewölktere Tage verschieben sollen, um die erwünschte Lichtstimmung zu bekommen. Jedoch gefiel mir die Atmossphäre im Wald schliesslich bei allen drei Shootings gut und die Bildbearbeitung verfälschte das Endresultat kaum. Für ein nächstes Mal werde ich aber in dieser Hinsicht vorsichtiger sein und die Termine früher ansetzen, um genügend Ausweichmöglichkeiten zu haben.

Von diesem Dingen einmal abgesehen funktionierte das Projekt erstaunlich reibungslos und ich bin mit dem Resultat zufrieden.

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