Parfümspot – «Intense» von Hugo Boss

Schliesse deine Augen. Nimm einen tiefen Atemzug durch die Nase. Was riechst du? Sind es die natürlichen Aromen der unmittelbaren Natur, die vor dir liegt? Oder handelt es sich dabei um undefinierte Stoffe, die du nicht zuordnen kannst? Vielleicht riechst du den himmlischen Duft eines Parfüms, dass von einer vorbei gehenden Person kommt.

Es sind die Millionen Duftstoffrezeptoren in unserer Nase, die es uns Menschen überhaupt erst ermöglicht, einen Geruch wahrzunehmen und einzusaugen. Mit jedem Geruch verbinden wir unbewusst Erinnerungen und Personen. Ein ganzes System entsteht so, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen.

Bereits in den alten Hochkulturen von Ägypten und Indien haben Menschen gelernt, wie sie kostbare Duftstoffe verarbeiten können. Die aromatischen Substanzen galten damals vor allem als Quelle der Inspiration. Es waren die Priester, die spezialisiert auf den Umgang mit Harz, Balsam und Salben waren, welche die Duftmischungen herstellten. Es waren die Ägypter, die Düfte auf ihren lebendigen Körpern anwendeten.

Heutzutage ist es die Parfümerie, die sich das Entwickeln von Duftstoffen zur Lebensaufgabe gemacht hat; gut riechende Düfte zu verbreiten. Mittlerweile gibt es unzählige Riechstoffe und Duftkombinationen, die man in den Läden in Form von wunderschönen Fläschchen kaufen kann.

Viele Parfümerien versuchen, ihren Duft mittels einem Werbespot zu visualisieren.
Hier seht ihr die Version von Naomim und mir – ein Werbespot für das Hugo-Boss-Parfüm «Intense»:

(Beachte, dass der Spot Kennwort* geschützt ist)

*Kennwort = hugoboss

(lhu)

Kritik
von Milena Suter und Naomi Wirth

Idee
Vergangen Sommer konnte ich während zwei Monate ein Praktikum bei der Firma AVP Media Design im Kanton Zug machen. Geführt von Tobias Rothenfluh und Lukas Schnurrenberger sind sie seit 2010 in den Bereichen Werbe- und Imagefilm und Fotografie erfolgreich tätig. Während meines Praktikums konnte ich mir viel Wissen im Sound Design, Post Production, Konzeption, Filmen und Fotografieren aneignen. Die spannendste Erfahrung, die ich machen konnte, war, das Filmen mit der RED Epic Dragon 6K Cinema Kamera.

Technische Vorteile:

  • 4 Megapixel CMOS Sensor
  • 90 mm x 15.77 mm (Diag: 33.80 mm)
  • 60 fps at 8K Full Format (8192 × 4320)
  • 75 fps at 8K 2.4:1 (8192 × 3456)

Da nicht vielen Studenten den Zugang zu einem solchen Meisterwerk gegönnt ist, wollten Naomi und ich unbedingt ein Digezz Projekt mit dieser Kamera machen. Als wir unsere Absichten Tobias und Lukas mitteilte, waren sie sofort dabei und sagten zu, uns in unserem Vorhaben mit ihrer Technik und Erfahrung zu unterstützen. Ihnen war es jedoch wichtig, dass das Projekt unser Projekt ist. In der Planung, Umsetzung und nachträglichen Bearbeitung wollten sie uns freie Hand lassen.

Die Idee ein Parfümspot zu drehen entschieden wir gemeinsam. Wir wollten ein Projekt starten, in welchem wir in der Kreation und Umsetzung völlig frei sind. Die unzähligen Spots über irgendwelche Parfüms sind oft völlig aus dem Kontext gegriffen. Erst am Ende der Werbung wird den Zuschauer klar, dass es sich dabei um eine Parfümwerbung handelt.

Die Werbung soll für das Männerparfüm «Intense» von Hugo Boss sein. Wir haben uns für dieses Parfüm entschieden, weil die Marke sich in den Jahren zu einer der bekanntesten deutschen Modemarken etabliert hat und uns das Design der Flasche sehr gefallen hat.

Story
Zuerst wollten wir eine Geschichte erzählen, die am Ende anfängt. Der mittlere Teil sollte rückwärtslaufen. Wir entschieden uns jedoch dagegen, da es beim Test filmen in der Umsetzung haperte und nicht unseren Vorstellungen entsprach.

Nach langem Brainstormen entschieden wir uns für eine Geschichte, die durch ästhetische Bilder wirken soll. Im Spot sollen zwei Geschichten erzählt werden. Die vom Kellner und die des Hotelgastes. Durch jeweils kurze Detail Bilder soll ihre Story parallel erzählt werden und am Ende ineinanderfliessen.

Drehort
Für uns war schnell klar, dass für den Drehort eine luxuriöse Umgebung hermusste. Aus diesem Grund erstellte Naomi eine Liste mit Hotels zusammen, die unseren Vorstellungen gerecht wurden, und kontaktierte diese:

  • The Dolder Grant
  • Atlantis by Giardino
  • Baur au Lac
  • Eden au Lac
  • Park Hyatt
  • Alden Suite Hotel
  • Park Hotel Vietznau
  • Kameha Grand

Viele der angefragten Hotels gaben als Grund für ihre Absage an, dass das Kamera-Team und die ganze Filmproduktion unangenehm für die Gäste sein könnte. Andere wollten ihre Räumlichkeiten nicht gratis zur Verfügung stellen und wieder andere hatten kein Interesse.

Es war das Parkt Hotel Vitznau, welches an unserer Anfrage interessiert war. Wir einigten uns darauf, dass wir für das Projekt eine Residenz von ihnen als Drehort nutzen dürfen und wir als Gegenleistung für sie ein Kurzfilm für ihre Social Media Kanäle machen.

Damit wir einen Einblick von der Location bekamen und eine Suite für den Dreh auswählen konnten, gingen wir einen Nachmittag nach Vietzanu und trafen uns mit Nadine Stämpfli. Von ihr bekamen wir eine Führung durch das ganze Hotel und sie zeigte uns mehrere unbesetzte Suiten und Residenzen. Die blauen warmen Farbtöne in der Residenz Newton (https://www.parkhotel-vitznau.ch/de/residenzen-suiten/residenzen/newton) gefiel uns sehr gut. Das Blau würde mit den goldigen Farben des Parfüms gut harmonisieren. Da wir einige Szene in der Badewanne planten, kam uns sehr gelegen, dass die Badewanne in diesem Zimmer frei stand. Es war klar, dass sie uns die Residenz nicht zu hundert Prozent zusagen konnte, denn die Gäste ganz klar Vorrang haben. Wir hatten jedoch Glück, die Residenz Newton war für den 19. September noch unbesetzt. 

Personen
Doch nicht nur der Ort musste organisiert werden. Für die Produktion benötigten wir ausserdem zwei Models. Wir wollte Models für das Projekt haben, die bereits eigene Erfahrungen mitbringen, aber keine grosse Entschädigung für den Drehtag verlangten. Ein Freund von mir Kevin Bicker stand für Hugo Boss schon einige Male vor der Kamera und auf dem Laufsteg. Ihn fragten wir als erstes für die männliche Filmrolle an. Aus schulischen und zeitlichen Gründen konnte er am Projekt jedoch nicht teilnehmen. Als Alternative übernahm ein Freund von mir seine Rolle. Das weibliche Model Karen Gabriel wurde mir von einer Freundin empfohlen. Karen hatte bereits schon vorher einige Aufträge vor der Kamera und freute sich sehr bei diesem Projekt dabei zu sein.

Equipment & Team
Wie bereits erwähnt stand uns die Firma AVP Media Design nicht nur mit ihrem Equipment zur Seite, sondern übernahmen diverse Aufgabe für den Spot. Tobias Rothenfluh hatte die Rolle des Art Directors, das heisst er filmte die geplanten Sequenzen. Während dem Filmen setzte Lukas Schnurrenberger extern den Fokus für ihn.

Damit die Models dementsprechend gut aussehen und während dem Dreh im Gesicht nicht glänzen, kam eine Freundin, die gelernte Coiffeurin und Visagistin ist, zur Hilfe.

Alle Requisiten, die wir für die Story benötigten, wurden uns vom Park Hotel zur Verfügung gestellt. Auch das Mittagessen wurde von ihnen organisiert.

Umsetzung
Nach langer Suche eines gemeinsamen Termins, an dem alle frei hatten, fiel der Drehtag auf den 19. September. Wir alle trafen pünktlich um 9Uhr vor dem Park Hotel in Vietznau ein. Die Models gingen als erstes in die Maske, während die anderen das Equipment bereitlegten und die ersten Abläufe durchgingen. Wir merkten schnell, dass das natürliche Licht von aussen für unser Dreh nicht sehr geeignet ist. Normalerweise ist es sehr praktisch, wenn es sich beim Licht um eine natürliche Quelle handelt. Da der Sonnenstand in Form von Schatten jedoch klar auf den Gesichtern der Models ersichtlich war, würden wir in der Post-Production in Gefahr laufen, dass wir in der Chronologie einen Fehler machen würden.  Wir planten eine Geschichte zu erzählten, die nicht über mehrere Stunden geht. Um dies zu vermeiden, zogen wir die Vorhänge im ganzen Zimmer und liessen keine Sonnenstrahlen durch.

Am Morgen filmten wir alle Bad-Szenen und am Nachmittag während Karen nochmals in die Maske ging, beschäftigten wir uns mit den Szenen mit dem männlichen Model. Bei diesen Szenen mussten wir gut darauf achtgeben, dass der Kameramann nicht in den silbrigen Gloschen zu sehen ist. Unglücklicherweise konnten wir es manchmal leider nicht verhindern. Auch die Szene im Lift, musste ganz im Nachteil für die Hotelgäste mehrmals gedreht werden. Doch die Szene, die am häufigsten wiederholt werden musste, war der lange One-Shot am Ende des Spots. Es war eine Herausforderung jedes Mal die perfekte Schärfe zu setzen, zumal die Tiefenschärfe auf einem niedrigen Wert war.

Post-Production
Das Erstellen des Rohschnittes zog sich wegen den vielen Clips ungemein in die Länge. Dass die Clips eine Menge Datenvolumen aufbrauchten, erschwerte das Material sichten manchmal. Sobald wir uns jedoch für die besten Sequenzen entschieden habe, war der leichte Teil erledigt. Die Herausforderung war den passenden Song für den Spot zu finden. Wir verbrachten eine grosse Zeit mit der Songsuche, vor allem auf Audiojungel. Zu Anfang gingen wir mit der Musik in Richtung Klassisches Piano. Da es jedoch zu episch war, verwarfen wir den Song wieder. Mit einem Techno Lounge Song, gingen wir definitiv in die Falsche Richtung. Da wir den Verlauf der Story durch den Rohschnitt bereits hatte, war es schwer einen Song zu finden der genau dazu passte. Der Song sollte langsam anfangen, sich im mittleren Teil steigern und eine Spannung aufbauen und plötzlich aufhören, um dann nochmals im langsamen Takt aufzuhören. Klar, Lieder kann man auch zurechtschneiden, jedoch ist es manchmal fast unmöglich mit den Bildern übereinzustimmen und zur selben Zeit im Takt zu sein. Was im Song ebenfalls enthalten sein sollte, war ein gewissen Grad an Sexyness. Schliesslich geht es beim Spot um das Verführen durch Geruch.

Dafür holte ich mir Inspiration über Youtube. Auf der Suche nach alten Klassikern kam ich auf folgendes Lied: Help me – NyLon

Nachdem wir eine neue Version vom Spot hatten, schickten wir dem AVP-Team die Version zu und baten um konstruktives Feedback.

Als wir ihre Verbesserungsvorschläge umgesetzt hatte, machte Naomi das Colorgrading für den Spot.

Herausforderungen
Die ganze Planung und Organisation war eine grosse Herausforderung für uns.
Da mehrere Personen an der Produktion beteiligt waren, war es um so schwieriger einen Termin zu finden, an welchem alle Zeit hatten. Wir mussten zwei Mal den Termin verschieben um den Drehtag dann definitiv auf den 19. September anzusetzen.

Ein weiterer Punkt, den einfach hätte vermieden werden können ist folgender: Die Visagistin Ramona legte sich im Sommer einen kleinen Welpen zu. Daher lag nahe, dass sie ihn auch beim Dreh dabeihaben wollte und fragte mich um Erlaubnis. Da ich den kleinen Hund bereits mehrmals gesehen hatte und ich wusste, dass er keine Schwierigkeiten machen würde, sagte ich ihr zu. Was ich jedoch vergessen hatte abzuklären war, ob Hunde im Hotel erlaubt waren oder nicht. Und prompt geltet ein striktes Hundeverbot auf dem ganzen Hotelareal. Eine passende Lösung wäre gewesen, wenn sie den Hund zu einer Freundin zurückbringen konnte. Eine Fahrrichtung nach Zug beträgt jedoch 40min und da die Models zu Beginn in die Maske mussten, damit wir mit dem Dreh rechtzeitig anfangen konnten, musste eine andere Lösung her. Zu unserem Glück war Nadine Stämpfli sehr zuvorkommend und bot uns an, in einem freien Mitarbeiter Zimmer im Haus der Angestellten unser Lager aufzuschlagen.

Das Equipment war ein anderer Punkt, der uns während dem Drehtag Schwierigkeiten bereitete. Mit Equipment ist das Ronin gemeint. Weil eine Menge Gewicht der RED darauf lag, stieg der Mechanismus, welcher die Balance elektronisch ausglich, ständig aus. Es war oft sehr mühselig und daraus resultierte, dass wir mit dem Drehplan in Verzug gerieten. Das Ronin war vorher bereits schon einige Male ohne Problem im Einsatz, daher kamen die Probleme damit sehr überraschend.

Fazit
Das Projekt Parfümspot hat uns extrem viel Spass bereitet. Es war eine sehr gute Erfahrung für uns. Es war Spannend, das ganze Projekt als Produzent zu planen und zu organisieren. Da es für mich das erste Mal war, war klar, dass Fehler passieren würden. Bei einigen Problemen handelt es sich jedoch um solche, die einfach hätten vermieden werden können. Wir war sehr froh, dass wir vom AVP-Team und Freunden Hilfe bekam und begleitet wurden. Vor allem der Drehtag selbst war sehr anstrengend. Es lag an uns alle bei Laune zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Zeitplan eingehalten wird.

Durch dieses Projekt haben wir sehr viel gelernt und hoffen, dass wir das Gelernte beim nächsten Projekt anwenden können. Mit de Resultat sind wir beide sehr zufrieden.

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