rahelmusic – Ein multimedialer CD-Release

Die Schweizer Musikszene hat einen neuen Leckerbissen am Pophimmel. Ein Geheimtipp von frischer Musik in Mundart und Englisch: Rahel Temperli-Donnabauer ist eine Berner Sängerin und veröffentlichte Ende 2014 nach zwei erfolgreichen Singles ihr Début-Album mit den Produzenten von Mixart Records. Der multimediale CD-Release wurde von Tobias Grimm und Roy Stahl umgesetzt.

Ein musikalischer Vorgeschmack auf das neue Album «Underwägs zu dir» gibt der Album-Teaser mit Bewegtbildern vom Fotoshooting:

Passend zum Titel der CD «Underwägs zu dir» hat in der Location von Campagne Oberried in Belp das Fotoshooting mit den Songwritern des neuen Albums stattgefunden. Campagne Oberried – Eine Location mitten in der Natur mit einer pompösen Baum-Allee. Dabei ist eine stimmige Fotoserie entstanden. Eine Auswahl davon wird an dieser Stelle publiziert:

Aus dem Fotoshooting mit den vier Songwritern entstand das CD Booklet für das neue Album, welches es an dieser Stelle als PDF zum Download gibt: rahelmusic CD Booklet

rahelmusic Booklet

Nach der Vorproduktion der Songs im Studio, wurde das neue Album von der ganzen Band und einem 12-köpfigen Chor Live aufgenommen. Aus diesem Recording im Herbst 2014 in Schwarzenburg entstanden drei Videoclips – drei Singles aus dem neuen Album. Tobias Grimm und Roy Stahl haben die Clips geschnitten und mit Hand-Typo-Designs von Stefan Kunz ergänzt. Die stimmigen Motion-Designs wurden von Sarah Vettori animiert und die Bilder der Live-Aufnahmen von Kohler Films geliefert.

Die erste Single erschien am 6. November 2014 und nennt sich «Lehr mi Herr»:

Die zweite Single «The Highest King» wurde von Janik Temperli geschrieben und feierte am 23. November 2014 Premiere auf Youtube:

Die dritte Single heisst «Lueg uf ihn» und wurde am 11. Dezember 2014 veröffentlicht:

Mehr von rahelmusic gibt es unter diesen Links:
Website

Youtube
Facebook
iTunes

Kritik
von Tobias Grimm und Roy Stahl

Konzept

Das Projekt «rahelmusic» startete verhältnismässig bescheiden mit dem Auftrag für die Umsetzung eines Booklets für die neue CD «Underwägs zu dir», welche Ende 2014 auf den Markt kam. Aus dem ursprünglichen Auftrag für das CD Booklet entstand im Verlauf des zweiten Halbjahres 2014 ein Projekt, das beispielhaft für die in heutigen Produktionen gefragte mulitimediale Konvergenz steht. Für das grafische Design des Booklets durften wir ein Fotoshooting Outdoor und im Tonstudio realisieren. Ebenfalls kam der Schnitt von Filmaufnahmen während den Live-Aufnahmen im Tonstudio hinzu. Zusätzlich produzierten wir einen kurzen Teaser für die Ankündigung der CD via Social-Media. Dankbar für den Auftrag, die Möglichkeiten uns weiterzubilden und die grossen Freiheiten in der Umsetzung, nahmen wir das multimediale Projekt in Angriff.

Medienwahl

Folgende Endprodukte wurden erstellt (siehe auch Beitrag):

Booklet
– CD-Booklet, CD-Inlay und CD-Label für Druck und Digital (PDF)
Genutzte Tools: Canon DSLR-Kameras, Photoshop, InDesign, Illustrator

Videos
– Schnitt der Videoaufnahmen von den Live-Recordings im Tonstudio
– Trailer für die CD-Release Ankündigung via Social Media
Genutzte Tools: Canon DSLR-Kameras, PremierePro, AfterEffects, Illustrator

Produktionsweise

Wie dieses Projekt vom ursprünglichen CD-Booklet-Auftrag zum Filmauftrag gewachsen ist, bestätigt die Erkenntnis, dass dieses Studium «Multimedia Productions» die Zeichen der Zeit absolut korrekt erkannt hat:

1. Konvergent Produzieren macht Sinn
Multimedial und konvergent zu produzieren macht Sinn und spart Zeit. Wir können mit den technischen Mitteln der heutigen Zeit und unserem breiten, generalistischen Wissen viele identische Produktionsschritte eines Fotoshootings und eines Videodrehs kombinieren. So entstand beispielsweise der kurze Teaser Clip während dem eigentlichen Fotoshooting. Für die Künstler völlig unbemerkt fotografierte der Eine während im selben Augenblick der Andere filmte. Die Zeitersparnis und Belastung der «Protagonisten» nimmt massiv ab.

2. Ein Full-Service-Provider ist gesucht
Ein Kunde nutzt die gebotene Produktvielfalt, wenn er diese aus einer Hand kriegen kann. Als Multimediaproduzenten in Ausbildung haben wir das grosse Glück, als generalistisch geprägter Full-Service-Dienstleister aufzutreten – und auch wenn wir diese Vielfalt erst als «Lernende» anbieten können, so wird sie doch geschätzt und als Alleinstellungsmerkmal gesehen.

Workflow

Ideenfindung im Team
Für alle grafischen Inhalte rund um die CD hatten die Künstler einige vage Vorstellungen. Auf diverse Vorschläge zu Stil, Farbkonzept und möglichen Foto-Locations von unserer Seite folgten kreative Gespräche mit den beteiligten Künstlern. Die Ideensammlung war dabei sehr spannend und äusserst kreativ. Dass viele an der CD beteiligte Künstler Mitspracherecht erhielten, war für den kreativen Prozess schön, verlängerte diesen aber auch. Nach einigen Brainstormings ergab sich der Wunsch nach einem Fotoshooting im Freien in einer durch uns organisierten Location.

Locationscouting
Die durch uns vorgeschlagene Location wurde vorab noch besucht, um deren aktuellen Look einzufangen. Obwohl wir die Location bereits aus einem früheren Projekt kannten, war das erneute Locationscouting für uns ein wichtiger Bestandteil einer sauberen Vorbereitung. Nicht nur weil unschöne Überraschungen reduziert werden, sondern auch weil man sich persönlich mit dem Ort vertraut machen konnte, ohne den Kunden zu langweilen. Diese Sicherheit wurde am Tag des Shootings für uns als Fototeam, als auch für den Kunden zum Kapital des Tages – diente einer relaxten Stimmung auf dem Shooting. Wenn ein professioneller Auftritt vor dem Kunden auch als Laie garantiert sein soll, empfehlen wir ein Locationscouting in jeder Hinsicht. Jede Eventualität die vermieden werden kann, gibt Sicherheit und ermöglicht einen klaren Kopf – Probleme wird es noch genug zu lösen geben vor Ort.

Fotoshooting
Für das Fotoshooting organisierten wir ein Fahrzeug um unabhängig, schnell und mit allem Material vor Ort zu kommen. Eine geregelte Logistik ermöglicht erst die Einhaltung eines Zeitplans. An Equipment hatten wir zwei Canon DSLR’s mit dabei. Eine Canon 60d und eine Canon 5d. Objektivseitig waren wir mit einem Ultraweitwinkel 8-16mm, einem 50mm und einem 24-70mm Objektiv ausgerüstet. Wir hatten sowohl Einbein- als auch Dreibein-Stative mit dabei, dessen Einsatz jedoch nicht von Nöten war. Die sonnigen Wetterbedingung und die lichtstarken Objektive und Sensoren liessen ein Shooting aus der Hand zu und ermöglichten es, uns frei und ungezwungen zu bewegen. Auch auf Blitzsystem verzichteten wir vollends.

Die Abstimmung der zwei Kameras in Sachen Weissabgleich wäre hilfreich gewesen. Da wir ausschliesslich in RAW fotografiert haben, war es jedoch kein Problem die Fotos in der Postproduction aufeinander abzustimmen. Videoaufnahmen haben wir bewusst auf eine Kamera beschränkt. Ebenfalls sinnvoll wäre eine Absprache unter uns gewesen, wer welche Blickwinkel und Bildausschnitte fotografiert. So hätten viele ähnliche Fotos vermieden werden können und die Datenflut am Ende des Shootings wäre ein wenig überschaubarer gewesen. Auch in Anbetracht der unterschiedlichen Objektive und Sensorgrössen hätte dies absolut Sinn gemacht. Da die Canon 60d einen APS-C Crop-Sensor und die Canon 5d einen Full-Frame-Sensor hat, haben die zwei Kameras je nach Objektiv sehr unterschiedliche «field of views» (Sichtbereiche) und jeder Sensor zeichnet unterschiedlich schöne «bokeehs» (Tiefenunschärfe).

Videoaufnahmen Live-Recording
Die audiotechnische Pre-Production der CD fand im kleinen Rahmen im Tonstudio statt, bis die Songs und Arrangements standen. Für die Aufnahmen mit über sechs Musikern und einem 12-Köpfigen Chor zog die ganze Produktions-Crew über ein Week-End in einen grösseren Raum in Schwarzenburg, welcher zum Interims-Studio umfunktioniert wurde. In diesem Raum wurde anschliessend die ganze CD Live aufgenommen. Dieses «Live-Feeling» wollten die Künstler rund um Initiantin Rahel Temperli nicht nur musikalisch, sondern auch in Bewegtbild festhalten. Ein Laien-Kamerateam realisierte mit 6 Kameras diese Video-Aufnahmen am besagten Recording-Weekend.

Sinn und Zweck war es, nicht ein klassisches Musikvideo zu erstellen, sondern die CD-Aufnahmen in bewegtem Bild festzuhalten – als Erinnerungsstück für alle Mitwirkenden. Diese Art von Film war für uns im Schnitt schwer zu fassen. Für uns ist das Endprodukt ein Zwitter, weder Fisch noch Vogel. Kein schönes, kunstvoll bebildertes Musikvideo mit einer Story und auch kein klassisches Making-of, dessen dokumentierenden Charakter und Hintergrundinfos hier komplett fehlen. Erschwerend kam hinzu, dass an besagtem Wochenende aus gesundheitlichen Gründen vom Produktionsteam kein Regisseur gestellt wurde und von unserer Seite aus terminlichen Gründen keiner am Dreh mit dabei sein konnte (man bedenke dass das Projekt organisch gewachsen ist). Dies führte dazu, dass wir keinen direkten Einfluss auf die Videoaufnahmen hatten, während sie entstanden. So konnten weder kreative noch steuernde Inputs von unserer Seite Live einfliessen, was für das Endprodukt durchaus wichtig gewesen wäre. Ein etwas halbherzige Entschuldigung. Denn es wäre durchaus im Bereich des möglichen gelegen, den Kameramännern vorab einige «Regieanweisungen» und Ideen zu vermitteln. Ihnen die «does» und «don’ts» zu erklären, hätte sicherlich die Eine oder Andere Szene gerettet.

Da wir dies nicht taten und selber auch nicht vor Ort waren, war die Postproduction sehr aufwändig. Wir mussten zuerst das gesamte Bildmaterial sichten, um einen Eindruck zu haben, wie die Stimmung und die räumlichen Verhältnisse waren. Das Sichten des Materials erstreckte sich auf einen grösseren Zeitraum als gedacht, weil sechs Kameras während jedem Song-Take filmten. Heute würden wir die Anzahl auf maximal drei Kameras reduzieren, wovon eine bis zwei fliegend ist und eine auf dem Stativ unterschiedliche Totalen filmt (ganze Drum, ganzer Chor, ein Sänger, etc.). Viele Aufnahmen der sechs Kameras waren in Sachen Bildausschnitt eher im Bereich der weitwinkligen Totalen als im Bereich der spannenden Nahaufnahme. Dadurch ergaben sich mehr Weitwinkel-Ansichten als close-ups, was ein spannenden Schnitt und eine schrittweise Etablierung des Raums sehr schwer macht. Weniger ist also manchmal doch mehr – und obwohl genügend Bildmaterial immer hilft, ist zu viel Bildmaterial ein wahrer Killer-Faktor. Besonders wenn es darum geht, Veröffentlichungstermine einzuhalten. Weiterhin lernen wir daraus: jeder Dreh braucht einen Regisseur mit einem Konzept, wie das Endprodukt aussehen soll. Alles andere führt zu unnötig grossem Aufwand und zu Kompromissen im Endresultat – die niemand gerne will und der Qualität des Endresultats schadet.

Videoaufnahmen Teaser-Recording
Der Teaser-Clip wurde während dem Fotoshooting gefilmt mit dem Zweck, das entstehende Album in einem kurzen Einblick in Snippet-Audioversionen der drei Singles aus der neuen Scheibe zu zeigen. Die Filmaufnahmen haben einen künstlerischen Stil und erinnern stark an eine Musikvideo-Produktion. Das heisst konkret: Es wirkt verwirrend, dass die Musik im Hintergrund nicht zusammenpasst mit den gezeigten Bildern. Diese Verwirrung wäre vermeidbar, wenn die Filmaufnahmen wie ein Musikvideo aufgenommen würden. Die Künstler sollten zu einem Playback ab Band spielen und Singen. Diese Aufnahmen würden später in der Postproduktion wiederum mit der Original-Version synchronisiert und die Problematik wie sie in diesem Video auftritt wären beseitigt.

Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit funktionierte in unserem Zweier-Team gut. Spannend war zu beobachten wie der Entscheidungsprozess im kleinen Team beflügelt werden kann. Auf der anderen Seite trafen wir auf die durchaus herausfordernde Situation mit mehreren Künstlern ein Produkt zu realisieren. Da mehrere Künstler der CD-Produktion auch am Design- und Film Mitspracherecht erhielten, waren die Änderungswünsche für die Bilder und Video-Rohschnitte teils sehr ausführlich und manchmal sogar Gegensätzlich. Mit diesen diversen Anforderungen umzugehen und den Kundenwunsch über das Eigene Gutdünken zu stellen, kann manchmal echt hart sein. Aber wie sagt man so schön: Der Kunde ist König!

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar