Run

Schnelle Beine reichen nicht mehr aus. Hindernisse werden mit Eleganz überwunden. Parkour ist nicht bloss eine einfache Sportart, sondern eine Lebenseinstellung.

Jeder von uns kennt diese Situation: Man erwacht zwei Stunden später als geplant und hat einen eminent wichtigen Termin. Man rennt ungeduscht aus dem Haus und versucht, die nächste Tramverbindung zu erwischen.

Parkour-Läufer gehen diese Problematik etwas anders an. Die Stadt ist ihr Territorium und jedes Hindernis eine Möglichkeit. Es wird gerannt, gesprungen und geklettert. Regeln gibt es keine. Es geht einzig und alleine darum, sich so schnell und elegant wie möglich einen Weg durch das urbane Gefilde zu bahnen.

Unser Protagonist zeigt euch seine Interpretation.

(fms)

Kritik
von Mauro Sutter, David Giorno und Morris Müller

Idee

Parkour war schon in unserer Jugend eine für uns faszinierende Form von Extremsport. Bei dieser Faszination blieb es aber auch und darum widmeten wir uns der Kamera. Wir wollten ein actionreiches Video machen, welches die Skills der Läufer aufzeigt und dies in eine packende Geschichte zu packen.

Die Story

Dass es ein actiongeladener Kurzfilm wird war uns klar, doch was für eine Geschichte erzählt wird war zunächst noch offen. Es wurde über eine SciFi-Version mit Teleportation-Portalen, über eine Polizei-Verfolgungsjagd durch die Stadt und vieles mehr diskutiert. Am Ende entschieden wir uns für die Geschichte des Bräutigams, der nach einer durchzechten Nacht zu spät an seine Hochzeit kommt. Unser Ziel war es die Geschichte spannend, jedoch auch mit einer Portion Witz zu erzählen.

Suche nach Protagonisten

Als wir nach geeigneten Parkour-Vereinen suchten, waren wir überrascht wie viele Leute diesen Sport betreiben. Die Palette war sehr gross. Von hochprofessionellen Internetauftritten einer Gruppe mit internationalen Erfolgen, über ein paar Freunde mit einer Facebook Seite gab es praktisch alles. Zuerst zielten wir vielleicht etwas zu hoch, da wir teils direkt an die Marketingabteilungen verwiesen wurden oder eine Offerte mit Preisen, die ausserhalb unserer Möglichkeiten lagen, zugesandt bekamen.

Mit der Parkour Family St. Gallen fanden wir schliesslich den idealen Partner. Sie sind schon seit Jahren aktiv und mit einer immer grösser werdenden Community sind sie auf dem besten Weg zu einem der landesweit grössten Parkour-Vereinen zu zählen. Ihre Videos zeigen zwar beeindruckende Stunts, waren jedoch selten von sehr hoher Qualität. Da sie grosses Interesse an einem professionellen Kurzfilm hatten, war es einfach sich zu einigen.

Als der Partner feststand, war auch klar dass in St. Gallen gefilmt wird. Da wohnen und trainieren die Protagonisten.

Umsetzung

Vor dem Dreh

Erstes Treffen & Location Scouting

Am ersten Wochenende wurden die verschiedenen Spots und Drehorte mit der Parkour Family besichtigt, um ein Bild der entstehenden Aufnahmen zu bekommen. Basierend auf diesen Eindrücken wurde dann ein Storyboard konzipiert, eine akribisch genaue Shotliste und einen durchterminierten Drehplan, welche uns beim Dreh das Leben gerettet hat.

Storyboard

Nachdem die Drehorte bestimmt waren konnten wir uns ans Zeichnen setzten. Das Ziel des Storyboards war es, eine bildliche Vorstellung über den Film zu bekommen. Die Fotos, die während der Sichtung der Drehorte geschossen wurden, dienten als Vorlage für die Zeichnungen. Es wurden die Schlüsselszenen, d.h. etwa jede dritte Einstellung gezeichnet.

Shotliste

Die Shotliste zu erstellen war sehr zeitintensiv und fade, sie stellte sich jedoch als ungemein wichtig für uns heraus. Aufgrund dieser konnten wir die zwei notwendigen Drehpläne erstellen und während des Drehs immer den Überblick bewahren.

Drehplan

Den Drehplan zu erstellen war dank der ausgearbeiteten Shotliste kein Problem mehr. Unser Leben wurde lediglich durch Terminkollisionen erschwert, welche zur Folge hatten, dass die Drehpläne dreimal umgeschrieben werden mussten.

Während dem Dreh

Während zwei vollen Drehtagen wurden die Szenen mit jeweils drei verschiedenen Kameras gefilmt. Der Verfolger rannte mit der DJI Ronin dem Läufer nach, eine stationäre C100 filmte meist die Totalen auf dem Stativ und mit der Osmo von DJI konnten wir dank der kleinen Grösse auch näher ran oder auf Dächer, um gewisse Einstellungen zu filmen. Zusätzlich zu den zwei Drehtagen hatten wir auch noch einen Reservetag eingeplant, welchen wir aber zum Glück nicht brauchten.

Nach dem Dreh

Postproduction

In der Postproduction wurde das Video geschnitten und gegradet. Der Schnitt war insofern wichtig, als dass die Schnelligkeit der Bilder hätte verloren gehen können. Wir denken aber, dass der Schnitt diese Hektik geradezu unterstreicht.

Geschnitten wurde mit Premiere Pro. Als der Rohschnitt stand ging es darum die passende Musik zu finden. Im Vorfeld hatten wir bereits ein paar Beispiel-Songs gesucht um uns eine Vorstellung vom Stil machen zu können. Am Ende entschieden wir uns für den Track «Demon Dance». Als dann auch der Feinschnitt stand ging es ans Color-Grading. Dies machten wir mit Davinci Resolve, da es gerade für das Normalieseren der verschieden Bilder sehr geeignet ist. Trotzdem war es eine zeitrintesive Arbeit, Bilder von drei verschieden Kameras gleich aussehen zu lassen. Mit der Canon C100 und der DJI Osmo filmten wir im jeweiligen Log-Modus. Obwohl die Bilder zunächst sehr ähnlich (flat) aussahen, gab es beim Korrigieren der Farben erhebliche Unterschiede. Die Canon 5D Mark III kann nicht im Log filmen und da sie unsere Hauptkamera (Ronin) war, gab sie den Look etwas vor. Wir wussten dass es aufwendig sein wird, jedoch hatten wir es dennoch unterschätzt. Das Normalisieren alleine nahm sicher zwei Arbeitstage in Anspruch, noch bevor man sich um den Look des Films kümmern konnte.

Animation

Als der Film langsam aber sicher fertig wurde, beschlossen wir ein animiertes Intro und Outro zu erstellen. Das Intro dient zur Auflockerung und als Eyecatcher zu Beginn und das Outro als Bogen zurück zum Anfang. Diese Arbeit kostete sehr viel Zeit, und dass nur für ein paar Sekunden Animation. Die grösste Schwierigkeit bei der Animation war, die Figur im 3D-Raum zum Rennen zu bringen. Allgemein war es schwierig eine flüssige Animation hinzubekommen. Wenn wir uns aber das Endergebnis anschauen, müssen wir uns eingestehen, dass es den Aufwand auf jeden Fall wert war.

Herausforderungen

Der Freitagnachmittag vor dem ersten Drehwochenende wurde eingeplant, um das Equipment zu testen und Testshots zu machen. Stattdessen rannten wir jedoch den ganzen Nachmittag den wichtigsten Einzelteilen hinterher. Die Montageplatte für das Ronin war in Zürich, der Motor für den Slider wurde versehentlich zeitgleich jemandem anderen ausgeliehen und somit hatten wir alle Hand voll zu tun, um all diese Komponenten zu uns zu bringen.

Die zweite Hürde war der gesundheitsbedingte Ausfall eines Team Members am ersten Drehtag. Somit waren wir lediglich zu zweit. Wir konnten diese Bürde tragen, jedoch musste die Qualität ein wenig darunter leiden, da wir schlichtweg keine Zeit hatten, um Feineinstellungen analog durchzuführen. Wir wurden aber von den netten Jungs der Parkour Family unterstützt beim Verschieben des Equipments.

Die dritte grosse Hürde war das Symposium an der HSG, welches zwischen den zwei Drehwochenenden stattgefunden hat. Wir wollten ursprünglich eine Szene bei der HSG drehen. Es wurde uns jedoch relativ schnell klar, dass das nicht möglich ist, da die Abbauarbeiten des Wirtschaftsevents in vollem Gange waren.

Fazit

Wir sind zufrieden mit dem Endprodukt und es entspricht zu 90% unseren Vorstellungen.

Ohne die genannten Hürden wäre es sicherlich qualitativ noch ein Quäntchen besser geworden aber wir sind nichtsdestotrotz glücklich mit dem Resultat.

Aufgabenverteilung

David Giorno:

  • Idee / Konzeption   
  • Story
  • Storyboard
  • Dreh
  • Rohschnitt
  • Feinschnitt
  • Colorgrading
  • Audio
  • Blogbeitrag

Mauro Sutter:

  • Idee / Konzeption   
  • Story
  • Shotlist
  • Drehplan
  • Dreh
  • Rohschnitt
  • Audio
  • Animation
  • Blogbeitrag

Morris Müller:

  • Idee / Konzeption   
  • Story
  • Dreh
  • Audio
  • Blogbeitrag

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