Titelbild SRG Mediaplayer

SRG Mediaplayer

Während der letzten Prüfungsphase kam ein Aufruf über den MMP-Mailverteiler: Eine Zürcher Agentur sucht Studenten, welche mit ihnen einen Kurzfilm für das SRG erstellen. Das wär doch was, haben wir uns gedacht und uns beworben. Zwei Wochen später hatten wir den Auftrag. Zum ersten Mal mit einer Agentur zusammenarbeiten. Wie es uns dabei ergangen ist? Lest selbst!

BRIEFING & KONZEPTION

Nach der Zusage trafen wir als erstes Lorenz Ritzmann, unseren Ansprechpartner, in der Agentur in Zürich. In einer durchplanten und konstruktiven Sitzung wurde uns die Idee vorgestellt. Ein Erklärfilm für ein potentielles App der SRG sollte erstellt werden. Dabei standen der Sprechertext und die visuelle Idee für den Film eigentlich schon. Als Vorlage diente das Video «The Future Of The Book». Lediglich das User Interface sollte gestaltet werden sowie natürlich die eigentliche Produktion des Filmes stattfinden.

Zurück in Chur haben wir uns in den nächsten zwei Wochen regelmässig getroffen. Gerade die Entwicklung des User Interfaces des Apps hat zu einigen Diskussionen geführt. Ausserdem haben wir uns überlegt, wie wir das Filmkonzept noch verbessern könnten. Wir wollten uns natürlich an die Vorlage halten, aber eine zusätzliche Kamerafahrt einbauen: Die Unterlage, auf welcher das Handy liegt, sollte sich bewegen, während das Handy selbst immer in der Mitte des Screens fixiert bleibt.

Schlussendlich haben wir Lorenz ein überarbeitetes Storyboard sowie den Entwurf des User Interface via Google Hangout präsentiert. Die Google Hangouts funktionieren wie Skype. Man kann sich Einladungen dazu via Mail senden. Da sämtliche Dokumente, welche die Agentur und wir gemeinsam benutzten, sooderso schon via Google Drive ausgetauscht wurden, machte der Gebrauch von Google Hangouts Sinn.

Lorenz hat unsere Vorschläge positiv aufgenommen und sich gefreut, dass wir uns aktiv einbringen und ihre Ideen weiterentwickeln. Nun konnten die Drehvorbereitungen starten.

PRODUKTION & ENTWICKLUNG

Gemeinsam suchten wir in Brockenstuben und Baumärkten nach Material, welches wir für die verschiedenen Schreibtischszenen benutzen wollten. Lange haben wir auch darüber diskutiert, wie wir die Bewegung der Unterlage am besten filmen würden. Unsere Dozenten an der HTW haben uns netterweise auf Anfrage hin dazu beraten. Schlussendlich stand der Entschluss, ein Brett via Dolly zu verschieben und in der Nachbearbeitung ein Foto des Handys digital darauf zu setzen. Der Handybildschirm wurde in der Postproduction durch das animierte User Interface ersetzt.

Der für uns Idealtypische Aufbau des Sets

Der für uns Idealtypische Aufbau des Sets

Gleichzeitig suchten wir nach einem englischen Sprecher, denn der Film sollte auf Englisch gesprochen werden. Dank dem Tipp eines Kollegen konnten wir einen jungen Schauspieler aus London dafür gewinnen.

Auch den Green Screen-Raum reservierten wir im Voraus, wenn auch nicht ganz zu unserem Wunschzeit. Da er an unserem Drehtag bereits gebucht war, konnten wir die Aufnahmen erst ab 18 Uhr starten. Was folgte: ein Dreh bis um 6 Uhr morgens! Wir hatten den Zeitaufwand extrem unterschätzt, wie man sieht. Die Stimmung schwankte von lustig, motiviert, und ausgelassen zu müde, entnervt und gereizt. Doch bekannterweise findet alles irgendwann ein Ende – zum Glück, können wir nur sagen.

Der anstrengende Dreh hat sich immerhin gelohnt. Mit dem Filmmaterial waren wir zufrieden. Einzig die Aufnahmen der Hand, welche das Handy bedienen sollte, konnten nicht verwendet werden. Nach Diskussionen im Team haben wir schlussendlich diese Aufnahmen an einem Nachmittag wiederholt. Leider war der Aufwand umsonst, denn schlussendlich verzichteten wir auf eine bedienende Hand im Film. Warum? Einerseits war das Keying mühsam und das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Auf der anderen Seite merkten wir, dass der Fluss des Films besser funktioniert ohne ein weiteres Element im Bild.

Jetzt erfolgte das detaillierte Ausarbeiten des User Interfaces und die Erstellung der Animationen. Das App sollte zum Leben erweckt werden! Danach folgte der Schnitt, wobei die Animationen im realen Footage integriert wurden. Bald stand der erste Rohschnitt und konnte der Agentur gesendet werden.

Ein weiteres Google Hangout mit Lorenz folgte. Glücklicherweise erhielten wir ein positives Feedback. Natürlich war es gespickt mit Änderungswünschen. Es folgte ein endloses Pingpongsystem zwischen der Agentur und uns: Wir übernahmen Änderungen, sie sahen sich die neue Filmversion an und sendeten uns erneut Änderungswünsche. Hinzu kam, dass der Abgabetermin um zwei Wochen nach hinten verschoben wurde. Einerseits praktisch, andererseits hatten wir ja noch andere Studiumsprojekte nebenbei, die nun ebenfalls Zeit in Anspruch nahmen. Rechtzeitige Abgaben von neuen Filmversionen wurden immer schwieriger. Das wurde verständlicherweise nicht gerade positiv von der Agentur aufgenommen. Zusammengefasst waren vor allem folgende Sachen im Film verändert worden: Die Kamerafahrt mit dem bewegenden Tisch musste reduziert werden. Stattdessen wurden Zwischentitel eingefügt. Weiter sollten nun gewisse Teile im App auf Französisch und Italienisch sein. Zum Glück haben wir Freunde, welche diese Sprachen besser beherrschen als wir und uns die Übersetzungen liefern konnten. Auch haben wir neue Versionen beim Sprecher verlangt, um den Text wie gewünscht in einem „Happy Mood“ transportieren zu können. Das Abmischen von Sound und Sprecher wurde ebenfalls laufend verbessert.

Zu guter Letzt stand die endgültige Fassung. Zum Verdeutlichen wie viele neue Versionen erstellt wurden: Die letzte lautete „Endversion_07. Begonnen hatten wir mit „Filmschnitt_01“…

DEBRIEFING & LEARNINGS

Nach der finalen Abnahme des Films wurden wir durch Lorenz zu einem letzten Google Hangout eingeladen, um ein gemeinsames Debriefing durchzuführen. Das war eine gute Idee, denn für beide Seiten gab es Learnings. Das Schöne war ganz klar, dass die Agentur sehr zufrieden war mit unserer Arbeit und eventuell weitere Filmaufträge folgen werden. So hat sich die Mühe schlussendlich gelohnt.

Unsere Learnings möchten wir hier auflisten. Wir hoffen, dass sie für unsere Kollegen in ähnlichen Situationen hilfreich sein werden:

Nach der finalen Abnahme des Films wurden wir durch Lorenz zu einem letzten Google Hangout eingeladen, um ein gemeinsames Debriefing durchzuführen. Das war eine gute Idee, denn für beide Seiten gab es Learnings. Das Schöne war ganz klar, dass die Agentur sehr zufrieden war mit unserer Arbeit und eventuell weitere Filmaufträge folgen werden. So hat sich die Mühe schlussendlich gelohnt.

Unsere Learnings möchten wir hier auflisten. Wir hoffen, dass sie für unsere Kollegen in ähnlichen Situationen hilfreich sein werden:

  • Die Arbeit mit dem Greenscreen war Neuland für uns alle. Aufpassen sollte man mit Reflexionen. Fast alle Oberflächen reflektieren und strahlen Licht ab. Man sollte auf optimale Lichtbedingungen, Kameraeinstellung und – platzierungen Achten. Da ansonsten der Aufwand bei der Postproduction massiv erhöht wird.
  • Nehmt Vorgaben von Agenturen nicht einfach hin. Einerseits freuen sie sich, wenn man sich aktiv einbringt und Ideen weiterentwickelt. Andererseits ist das zum Teil aber auch notwendig, da eine Agentur mit wenig Filmerfahrung ihre Ideen nicht immer optimal für Filme interpretieren können. Bei uns hätte beispielsweise der Sprechertext bestimmt noch etwas flotter daher kommen können. Gelesen klang er toll, doch gesprochen für den Film war er viel zu sachlich und langwierig. Es war schon ein Stück Arbeit, unsere Ansprechpartner davon zu überzeugen, gewisse Stellen umzuschreiben oder zu kürzen. Der schmale Grat zwischen genug Information und Spannung. Man sollte sich genug Zeit im Voraus einplanen, um einen passenden Monolog auszuarbeiten und sich nicht vom Kunden einschüchtern lassen. Denn schlussendlich wird das Endprodukt darunter leider, was der Kunde bestimmt nicht will.
  • Die Nachbearbeitung nahm gut 95 Stunden in Anspruch. Für uns war das ein riesiger Zeitaufwand, mit dem wir nicht gerechnet haben. Dadurch, dass der Abgabetermin nach hinten verschoben wurde, verlangte die Agentur fortlaufend kleine Schönheitsverbesserungen. Ihnen war nicht bewusst, dass bei einzelnen Feedbacks immer wieder viel Zeit fürs Rendern aufgebracht werden musste. Bei einem nächsten Mal werden wir ganz klar kommunizieren, dass uns Änderungen gesammelt übergeben werden sollten. Das spart uns Zeit und der Agentur – bei einem richtig bezahlten Projekt – einiges an Geld. Hilfreich wäre eine Checkliste mit den gesetzten Anforderungen, so kann der Kunde immerhin bereits inhaltlich prüfen ob alles stimmt.
  • Ehrlich sein lohnt sich immer. Durch die Doppelbelastung zwischen Filmauftrag und Studium liefen wir einige Woche lang am Limit. Deadlines konnten wir zur Missgunst unseres Auftraggebers zum Teil leider nicht einhalten. Wir empfehlen: Nehmt euren Mut zusammen und erklärt dem Kunden im Voraus, warum gewisse Abgaben nicht erreicht werden können. Er versteht es wahrscheinlich und zusammen kann eine Zwischenlösung gefunden werden.
  • Solche eigenständigen Projekte machen Spass, werten das eigene Portfolio auf, geben einem wertvolle Arbeitserfahrung in der Branche und man erhält sogar einen Batzen Geld dafür. Wir können es daher grundsätzlich nur weiterempfehlen, selbständig Aufträge zu übernehmen. Natürlich leidet die Motivation gegen Ende etwas und man schon mal die Nase vom Auftrag. Aber das ist im Schlussspurt ja bei fast allen Projekten der Fall. Im Nachhinein betrachtet lohnt sich der Aufwand fast immer.
Kritik
von Urs Rey, Yasmine Sihite und Sarah Vettori

Idee

Durch die Agentur Stimmt AG erhielten wir anfangs Jahr die Möglichkeit ein Projekt für die SRG zu realisieren. Endprodukt sollte ein internes Erklär-/Werbevideo für eine SRG-Player App sein. Content, Text, ungefähres Storyboard und Zielgruppe (näheres zur Gestaltung des Inhalts  wird oben im Beitrag erwähnt) wurde uns von der Agentur bereitsgestellt. Diese Ressourcen ergänzten wir mit eigenen Produkten und Ideen.

Fokus des Films sollte die App und die verschiedenen Funktionen und Unterkategorien sein. Wichtig war auch die Tatsache, dass der Film zunächst nur intern den SRG-Angestellten und der Geschäftsleitung gezeigt werden würde. Deshalb war die Einhaltung des CI/CDs und das korrekte Aufbereiten der Inhalte sehr wichtig.

Produktion und Postproduction

Wie die Umsetzung erfolgt ist, kann im obigen Beitrag gelesen werden. Wir möchten hier nochmals drauf hinweisen, dass man für Projekte dieser Art (mit statischem Set) am besten den Aufbau des Sets mit verschiedenen Tools ausprobiert. So kann man sicherstellen, dass alles stabil und korrekt aufgebaut wird. In unserem Fall hätte man auf jeden Fall einen Kran einsetzen können.
Weiter ist eine Shotlist sehr empfehlenswert. Gegen Schluss hatten wir keinen genauen Überblick der fertigen Takes mehr.
Was immer wieder hilf um schnell heraus zu finden, ob eine Idee funktioniert, ist ein einfacher Prototyp. So wird schnell erkannt ob die Idee überhaupt umsetzbar ist. Weiter hilf ein einfacher Prototyp auch, gewisse Ideen im Team klarer zu besprechen.

SRG Mediaplayer - Prototype

Ist eine Benutzeroberfläche Bestandteil eines Film, sollte man sich im Voraus überlegen ob Hände gezeigt werden sollen. Da mit eindeutigen Animationen (umfärbende Buttons, Sound, Zoom auf Fokuspunkt), die durchgeführte Bewegung auch ohne Hand dargestellt werden können. Manchmal sind die Finger sogar im Weg, verdecken Content.  Wir haben uns am Schluss gegen die Verwendung von Händen im Film entschieden.

Medienwahl

Für die Veröffentlichung auf Digezz haben wir uns gegen ein langes Making-Of entschieden, da der Dreh trotz speziellem Setaufbau eher eintönig verlief. Es wurden sehr viel Gadgets auf das Board gelegt, gefilmt, herumgeschoben und wieder weggenommen. Dieser Vorgang wurde im Verlaufe des Abends noch einige Male wiederholt. Fotos des Drehs ergänzen alle wichtigen Informationen zu dem Abend.

Auch mag die Länge des Textes ein wenig einschüchtern wirken. Uns war es jedoch äussert wichtig, alle Punkte, die wir dazugelernt haben, den Lesern bereitzustellen. Wir haben während dem Projekt viele wertvolle Erfahrungen gemacht und möchten, dass andere von unseren Fehlern profitieren.

Fazit

Storytelling! Ein Prinzip, das wir uns wünschten, ein wenig früher, ein wenig besser gekannt zu haben. So zufrieden wir mit unserem Endprodukt sind, so bewusst sind wir uns auch den Schwachstellen. Was dieser Film dringend gebraucht hätte, ist Spannung und eine gute Geschichte. Als Erklärvideo zu einem bestehenden App hätte dieses Format auf jeden Fall sehr gut gepasst. Doch ein Ziel des Projekts war es, die SRG-Mitarbeiter auf das App einzustimmen. Es sollte sozusagen “appetitlich” gemacht werden. Dieses Ziel hätte wir mit einer Geschichte wohl etwas optimaler erreicht.

Zugegebenermassen waren wir auch ein wenig eingeschüchtert durch die Tatsache, dass wir vorher noch nie mit einer Agentur zusammengearbeitet haben. Im Nachhinein finden wir, dass wir mehr für unsere Ansichten hätten einstehen sollen. Eine Agentur ohne Filmerfahrung hätte von unserem Know-How bei diesem Filmprojekt profitieren können.

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