Street View Hyperlapse

Einen «Hyperlapse» zu kreieren, bedeutet im Normalfall, sich auf die Socken zu machen, um Bild- oder Videomaterial selbst zu erstellen. Doch es geht auch anders. Teilweise hat Google diesen Job schon für uns schon erledigt.

Ein Hyperlapse ist eine Timelapse, bei der die Position der Kamera zwischen den Einzelaufnahmen geändert wird, um eine Bewegung im Film zu ermöglichen. Es handelt sich also um eine Art Stop-Motion-Technik. Dank Google Street View gibt es Unmengen an verwertbarem Bildmaterial, welches die Bedingungen für einen funktionierenden Hyperlapse mit sich bringt. Die Schwierigkeit dabei ist, die Bilder von Google Street View auf effiziente Art und Weise zu einem Film zusammenzuhängen. Zwar gibt es Online-Tools, welche dies mit Google’s API zu bewerkstelligen versuchen. Die Resultate, welche beispielsweise mit dem Google-Street-View-Player entstehen, überzeugen jedoch kaum.

Mit etwas Erfindergeist lässt sich aber auch im klassischen Google Street View das nötige Bildmaterial sammeln, ohne sich manuell durch die Strassen zu klicken. Das vorinstallierte Mac-Programm «Automator» übernimmt diesen Job. Automator ist ein sehr einfach programmierbarer Assistent, welcher repetitive Aufgaben am Computer mit Hilfe vorprogrammierten Events und AppleScript übernimmt.

Das Script nimmt somit automatisch ein Bildschirmfoto auf, speichert dieses, klickt in Google Street View ein Frame weiter und repetiert dies in einer Schlaufe in festgelegter Anzahl, oder bis die angegebene Zeit abgelaufen ist.

Die daraus entstandenen Bilder können anschliessend in Premiere Pro oder After Effects zu einem Film weiterverarbeitet werden. Mein Resultat sieht folgendermassen aus:

(mm)

Kritik
von Micha Lips

Idee

Die Idee, aus Google Street View-Material eine Hyperlapse zu machen, ist überhaupt nicht neu. Allerdings gibt es in der Zwischenzeit keine guten Tools mehr, welche befriedigende Resultate liefern. Die ehemals gut funktionierende Webanwendung auf http://labs.teehanlax.com/project/hyperlapse wurde eingestellt, da sie angeblich eine unerlaubte Google-Bibliothek verwendete.

 

Lösung und Kritik

Mein Lösungsvorschlag mit dem Mac Automator-Script hat auch Schwächen und ist als Versuch zu betrachten. So ist sie doch immer noch sehr zeitaufwändig und technisch auch eingeschränkt. So lässt sich beispielsweise die Kameraperspektive nicht verändern. Die dadurch verursachte „Kamerastarre“ lässt sich aber auch als Stilmittel betrachten, denn bei einem klassischen Zeitraffer würde die Kamera stets dem Fahrzeug ausgerichtet, was gerade bei Kurvenreichen strecken einen komplett anderen Look ergeben würde. Zudem habe ich es trotz der Mithilfe eines kleinen Java-Scripts leider nicht geschafft, alle von Google eingeblendeten Beschriftungen aus den Bildern zu löschen, weshalb diese im Video manchmal mit von der Partie sind.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Bildqualität von Google Street View. Zum einen sind die Panoramabilder teilweise unsauber zusammengesticht und variieren qualitativ stark. Ebenso ist es möglich, dass auf einer Strecke Bildmaterial von unterschiedlichen Aufnahmedaten zusammenkommt. Dadurch werden schöne, zusammenhängende Aufnahmen verunmöglicht.

Weiter ist ein anschlissend vernünftiges Colorgrading kaum möglich, da es den Google-Bildern zugunsten von kleineren Datengrössen an Farbtiefe fehlt und es somit schnell zu Kompressionsartefakten kommt.

 

Fazit

Das Resultat und die Technik zur Erstellung der Street-View-Hyperlapse ist sicherlich noch ausbaufähig. Dabei denke ich besonders an die Flexibilät der Kameraeinstellungen und ganz grundsätzlich auch an die zeitliche Effizienz, die mit einer richtig programmierten Webanwendung gesteigert würde. Die technische Hürde zu deren Umsetzung habe ich jedoch noch als zu hoch betrachtet. Der Lösungsansatz mit dem Mac-Automator funktioniert aber und liefert für mich ein grösstenteils befriedigendes Resultat. Schliesslich habe ich für die Erstellung des Bildmaterials keinen Schritt vor die Türe gemacht.

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