Tears of Color – Analog vs. Digital

Titelsequenzen oder Abspanne von Filmen werden heute mehrheitlich mit Hilfe von computergenerierten Effekten erstellt. Doch muss man immer zum Computer greifen? Kann man auch analog genauso beeindruckende Bilder erzeugen?

«Practical Effects», also Effekte, die reell erstellt werden, wurden immer mehr von ihren digitalen Nachfolgern, den «Visual Effects» verdrängt. Nicht nur im Film selbst sind Visual Effects heutzutage beliebter als Practical Effects, sondern auch in Titelsequenzen oder im Abspann. Gerade bei Multimedia Producern sind Plugins (für Programme wie After Effects und Stock Footage) beliebte Hilfsmittel, um beeindruckende Intros oder Credits zu erzeugen.

Als Vorbilder dienen oftmals die neusten Blockbuster, welche mit ihren aufwendig gestalteten Vor- und Abspann-Sequenzen daherkommen. Als Beispiele könnte man das Intro für den neusten James Bond-Streifen oder den Abspann von Star Trek «Into Darkness» erwähnen. Gerade Letzteres wurde komplett in Adobe After Effects realisiert.

Der Computer scheint also oft der einfachste Weg, um Effekten zu erstellen. Jedoch wird vergessen, dass man so manch schöner Effekt auch analog erzeugen kann. Aus diesem Grund haben wir uns an ein Experiment gewagt, und mit Hilfe von Farben und einem Aquarium versucht, beeindruckende Bilder einzufangen, welche für einen Vor- oder Abspann genutzt werden könnten.

(mm)

Kritik
von Fabio Coray und Maic Fankhauser

Aufbau

Zu Beginn des Projektes haben wir uns entschlossen, die Farben auf schwarzem Hintergrund zu filmen. Dadurch haben wir das ganze Set-up in einem dunklen Raum aufgebaut. In dieser Umgebung war die Platzierung des Lichts ein zentraler Faktor für den Dreh. Um Spiegelungen im Aquarium zu vermeiden, haben wir die Lichter auf der Seite und unterhalb des Wassers platziert. Die genaue Platzierung aller Elemente ist auf der unten stehenden Grafik ersichtlich.

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Aufbau für Colors

Vorgehen

Zu Beginn mussten wir das Mischverhältnis der Farben ermitteln. Zu wenig Wasser in der Farbe führte dazu, dass die Tropfen wie Steine auf den Grund des Aquariums fielen, zu viel Wasser und die Farbe schwamm auf der Wasseroberfläche. Als wir ein grobes Rezept ausgearbeitet hatten, konnten wir die Sinkgeschwindigkeit noch feiner justieren, was es uns erlaubte, verschiedene Effekte zu kreieren. Jedoch war alles rund um die Farben ein grosses Ausprobieren frei nach dem Motto “Try and Error”.

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Um die Farben zielgerecht ins Wasser zu bringen, benutzten wir Pipetten. Diese liessen auch eine feine Dosierungen zu. Da sich das Wasser nach kurzer Zeit stark trübte, musste regelmässig das ganze Aquarium geleert, gereinigt und neu befüllt werden. Über den ganzen Tag hinweg durften wir diesen Vorgang etwa 15 Mal wiederholen. Ein kleiner Tipp am Rande: Mit Hilfe eines kurzen Schlauches lässt sich das Wasser schnell abpumpen.
Für die Aufnahmen entschieden wir uns, nebst der Kamera mit dem Makroobjektiv (105mm F2.8) eine zusätzliche Kamera mit einem anderen Objektiv (12mm, F 2.8) zu platzieren. Diese Herangehensweise diente dazu, dass wir mehr Aufnahmen in einem Durchgang machen konnten, da das Wasser wie erwähnt oft gewechselt werden musste.
Für einige Aufnahmen verwendeten wir nebst den 25 Bildern pro Sekunde auch 96 Bilder pro Sekunde, was es uns ermöglichte, Zeitlupenaufnahmen zu filmen.

Postproduktion

Für den Schnitt suchten wir zuerst eine passende Musik, welche die entstandenen Bilder nicht nur unterstützt, sondern die Effekte noch verstärkt. Durch diese passende Musik kamen der Schnitt und die Ideen fast von selbst.

Beim Erstellen von solchen DIY-Effekten kommen Vor- und Nachteile gegenüber digital erstellten Effekten ans Licht. Hier unten eine kleine Auflistung:

Vorteile

  • Renderzeit
  • sehr individuell
  • realistisch
  • keine Softwarekosten

Nachteile

  • an physikalische Gesetze gebunden
  • Vorbereitungszeit
  • Materialkosten
  • Nachbearbeitung eingeschränkt

Fazit

Das Projekt wurde als Experiment aufgegleist und auch als solches von uns betrachtet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den Farben und der richtigen Beleuchtung konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Nach dem Dreh waren wir zuerst verunsichert, ob die gewünschten Aufnahmen so wie wir sie uns vorgestellt hatten geglückt waren. Nach der Sichtung des Materials verschwanden die Zweifel jedoch rasch, da wir Bilder sahen, die unsere Vorstellungen sogar noch übertrafen. Schliesslich sind wir mit dem Ergebnis unseres Experiments durchaus zufrieden und können uns gut vorstellen, dass wir analoge Effekte für zukünftige Projekte in Erwägung ziehen werden.

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