Idee
Inspiriert von all diesen kreativen Reisefilmchen, bei denen es bei jedem Schnitt rauscht und knackt und pfeift und swoosht, brachen meine Freundin und ich zu einem Road Trip durch das winterliche Lappland auf. Als jemand, der bis anhin kaum gefilmt hat (ausser natürlich all die Male die es vom Studium her erforderlich war), war ich neugierig, wie schwer es ist, fast schon wahllos, Footage zu sammeln und im Anschluss zu einem zuckenden, zischenden, knackenden und dröhnenden Kunstwerk zusammenzubasteln.
Umsetzung und Technik
Filmisch relativ limitiert, stürzte ich mich mit meiner Nikon D800E ins Abenteuer. 30 Frames bei Full HD oder 60 bei HD ist alles andere als auf dem neuesten Stand der Technik. Sie ist ja auch primär für Fotos da. Mit dem ganzen Krempel, wie 14-24mm f2.8, 70-200mm f2.8 sowie einem günstigen 50mm f1.4 Objektiv, meinem Manfrotto Reisestativ und der Mavic Pro gings los gen Nord.
Herausforderungen
Neben den kalten Temperaturen, die sowohl dem Material als auch mir nach gewisser Zeit zusetzten, war das Wetter allgemein etwas schwierig. Von 7 Tagen, die wir im hohen Norden verbrachten, waren rund eineinhalb Tage mit brauchbarem Licht gesegnet. Dies sorgte für etwas Zeitdruck, da ich neben dem Filmen auch noch Fotos schiessen wollte.
Drohne fliegen bei -30 Grad stellt sich als sehr kurze Angelegenheit heraus. Man plant einen Shot, bereitet im Wagen oder Haus alles vor und hat dann etwa fünf bis zehn Minuten Akkulaufzeit um in schwindelerregende Höhen zu steigen, allfällige Manöver zu fliegen und den ganzen Weg wieder retour zum Landeplatz zu schaffen. Immer mit dem Ziel vor Augen, das kleine Fluggerät nicht im Meter tiefen Schnee in der arktischen Wildnis suchen zu müssen. Ah ja, für alle die mit mehreren Akkus einer Drohne in einem Flugzeug fliegen: Die Akkus müssen ALLE ins HANDGEPÄCK. Sonst findet man Zuhause statt der Akkus nur einen grellen neonfarbenen Zettel der sympathischen Mitarbeiter von der Flugsicherheit.
In der Post verzweifelte ich am Grading. Für die Drohnenaufnahmen filmte ich im «Cinelog»-Modus. Etwas mehr Farbinformation, etwas mehr Kontrast. Leider, wie ich erst im Nachhinein festgestellt habe, hat das Bildzentrum einen wärmeren Ton als der Rest. Das zu korrigieren, hat mich schlussendlich einige Zeit gekostet und irgendwann hab ich es dann doch bleiben lassen. Angesichts dessen, dass ich mit verschiedenen Kameras gearbeitet habe und eher selten einen Weissabgleich machte, war ich auch selbst schuld, nun in der Post herumdoktern zu müssen. Darum passt das jetzige Grading auch nur halbwegs gut zum Film. Full HD Aufnahmen mit der Mavic sind zwar toll, weil man bis zu 96/120 Frames aufzeichnen kann, das Bild wirkt aber schnell «matschig». Bei Bäumen und feinen aber genauen Linienführungen sieht man es besonders stark. Beim Sound Design war vor allem wichtig, dass die Geräusche die den jeweiligen Schnitt begleiten oder untermalen sollten, nicht zu ähnlich aber auch nicht zu verschieden klingen. Mit dem Equalizer war das dann auch irgendwie möglich.
Fazit
Es macht Spass etwas Neues auszuprobieren. Es macht auch Spass auf diese Weise seinen Horizont und sein Repertoire an Skills zu erweitern. Ich werde mich wohl auch noch einige Male darin versuchen, bis das Ergebnis für mich stimmt. Danach werde ich aber eine ausgewogene Mischung aus «speziellen» oder «kreativen» und klassischen Schnitten als meine Lösung verfolgen. Denn nach intensivem Konsum solcher, «kreativ geschnittenen» Reisevideos, habe ich für mich festgestellt, dass das Gefühl für die Reise und die Destination auf die Weise gern verloren geht und nur noch im Zentrum steht wie «geil» einer schneiden kann und wie gut er die Software beherrscht. Filme aus Bali wirken schnitt- und soundtechnisch gleich wie ein Film aus Island oder der Arktis. Schlussendlich bleibt für mich auch hier die Frage offen: Was will ich wem, damit sagen?